Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  Seite 1 von 3 | [ 41 Beiträge ] | Gehe zu Seite 1, 2, 3  Nächste
 Lucien Favre - ich glaub, die haben einen guten Fang gemacht Moderations-Bereich
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Lucien Favre - ich glaub, die haben einen guten Fang gemacht
BeitragVerfasst: 21.09.2007 02:01 

Registriert: 10.11.2005 01:19
Beiträge: 5178


Offline
Wollte mal kurz etwas zu Lucien Favre schreiben, hatte letztens mal die Gelegenheit, ein komplettes Nachmittags-Training von ihm zu sehen (beim Olympiastadion). Bin jetzt kein direkter Hertha-Fan, mich hat vor allem das Thema Training interessiert.

(@ Eule: Du hast mich da etwas zu animiert, mit Deinen Berichten zu anderen Trainern und Deinen Vergleichen!)

Also mir hat das dortige Training ziemlich Eindruck gemacht. Favre trainiert, soweit mein erster Eindruck, deutlich "kleinteiliger" als Hecking. Das heißt, Favre konzentriert sich noch mehr auf einige ausgewählte Inhalte innerhalb gleichbleibender Einheiten, während das Training bei Hecking mir komplexer erscheint.

Also ich glaube, die können sich dort über den Trainer freuen, auch wenn es vielleicht noch etwas dauern wird, bis er größere Erfolge hat (dauerte ja bei ihm meist eine Weile, mit Zürich war er am Anfang auch mal Tabellenletzter).

Favre scheint einen sehr dichten Kontakt zu den Spielern aufzubauen, spricht sehr viel fast während des gesamten Trainings (wobei er sehr stark "schweizert" :) ). Er scheint insgesamt mehr zu loben und zu motivieren (mindestens hundert "Ja's!" pro Stunde, oder: "korrekt!", "das ist ein Paß!!" usw.), ohne daß es mir störend vorkam.

Er siezt übrigens die Spieler. Die "Störenfriede" der letzten Saison scheinen aussortiert zu sein. Die Stimmung ist sehr diszipliniert, was mir übrigens auch bei Karsten Heine auffiel, wo ich nachher noch bei der U 23 vorbeischaute. Dort scheint es sogar recht streng zuzugehen. Die Eskapaden der Nachwuchsleute sind sie wohl bei Hertha mittlerweile endgültig leid.

Geübt haben sie bei Favre Verschieben, Flachpaß, dann in einem Spiel kompaktes Stehen und Angriffspiele über Außen, zum Schluß Torschüsse aus der Drehung heraus. Am meisten hat mich die Stimmung beeindruckt, Favre kriegt einfach einen sehr guten Kontakt hin, wie es aussieht. Es hat fast ein bißchen eine hypnotische Art, wie er seine Leute anspornt, wenn man nachher drüber nachdenkt.

Ich geb' mal die Prognose ab, daß Favre langfristig sehr positiv überraschen wird (nachdem er am Anfang Nr. 1 bei Entlassungswetten war), wenn dort nicht außergewöhnliche Dinge schief laufen).


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 16.10.2007 21:40 

Registriert: 10.11.2005 01:19
Beiträge: 5178


Offline
Also ich wandele etwas "auf Eules Spuren" und habe mir umständehalber noch zwei Favre-Trainingseinheiten zum Vergleich reingezogen.

Für Trainingsfreaks oder solche, die es werden wollen. :lol:

Mittlerweile bin ich nicht mehr so pur von Favre begeistert und habe eher so einen fatalistischen Eindruck des "entweder - oder": dieses Training wird entweder irgendwann scheitern, weil es zu lange dauert und nicht hart genug für die 1. Liga ist - oder aber, er bekommt auf diese Weise die Kiste wirklich mal richtig ins Laufen, dann werden die doch noch Meister bei Hertha werden oder anderes Großes leisten, womit keiner im Moment rechnet.

Meine Skepsis kommt daher, weil ich mittlerweile mehr als beim ersten Trainingsbesuch denke, das ist alles sehr langfristig angelegt, was Favre macht. Nicht auf den schnellen Erfolg aus, sondern von den Grundlagen aus aufbauend, auch wenn das ziemlich lange dauern kann. Es kann natürlich sein, daß in der Bundesliga so viel Zeit einfach nicht vorhanden ist.
Außerdem sieht manches für mich jetzt fast etwas zu klein-klein aus, was er üben läßt: er trainiert z.B. hammerhart einfach in Zweiergruppen Paßspiel in verschiedenen Varianten (gestoppt, direkt, flach, hoch, mit Brustannahme, mit hochtropfender Fußannahme, über 30m, seitlich, vorwärts und rückwärts beim Zweierpärchen, per Kopf usw. - merkwürdiges und großes Kino...).

Einerseits genial, wie Favre dabei auch alle Spieler ausdrücklich auf Beidfüßigkeit (!) trimmt, andererseits etwas gaga, wenn gestandene Ligaspieler lange Zeit mit solchen Grundlagenübungen verbringen (wobei man es sich bei manchem Rumpelfußball der Liga ja oft wünscht, daß mal einfach Pässe geübt werden).

Wenn das aber mal wirklich anfängt zu ziehen, müßte da gigantisch was bei rauskommen, ähnlich wie bei einem begabten Musiker, der vorher monatelang nur Etüden und Tonleitern übt, bis er auf einmal absolut die Technik für das große Konzert hat.

Ehrlich gesagt bin ich mir nicht ganz sicher, was die Spieler dort selber über die Übungen denken. Auch darin liegt ein Unsicherheitsfaktor: wenn alle voll mitziehen und hinter Favre stehen, kann man wieder auf großen Erfolg tippen. Wenn hinter den Kulissen Unzufriedenheit mit dem ausgeprägten Grundlagentraining aufkommt, weil das zu harmlos und zu jedermannmäßig sei, könnte es auch irgendwann den Vertrauens-GAU geben. Ich weiß es wirklich nicht.

Man muß auch dazu sagen, daß der Kader dort nicht so überragend zu sein scheint, Spieler wie Lutzenberger oder wie er heißt kann ich z.B. noch gar nicht einordnen, Lucio fällt ja nach der schweren Verletzung aus, und viele neue Transfers hatten sie ja sonst nicht.

naja, das waren jetzt mal nur so ein paar vergleichende Gedanken. Insbesondere Eule gewidmet. :wink: :)


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 16.10.2007 21:53 
Moderator
Benutzeravatar

Registriert: 16.01.2003 21:01
Beiträge: 19845
Wohnort: Regionär Hannovers


Offline
Danke Danke. War ähnlich interessant zu lesen, wie Eules Trainingseindrücke. Ich denke mal, es ist immer mal gut über den Tellerrand zu schauen. Du weist aber, dass Du Dich soeben dafür qualifiziert hast, uns die berliner Trainingseindrücke beim Abschlußtraining vor den Spielen gegen uns zu liefern? ;) :lol:

_________________
„Kriminelle haben im Fußball nichts zu suchen!"
― Uli Hoeneß


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 16.10.2007 23:08 

Registriert: 10.11.2005 01:19
Beiträge: 5178


Offline
ja ok, mach ich dann irgendwie under cover, damit's nicht vorschnell verpufft - Merke:
induktiv trifft deduktiv, wer ist der beste Detektiv? -

ist wirklich sehr interessant, und das Beste ist ja nachher der Spaß beim Spielegucken selber, wenn man erst mal auf dem vorherigen Beobachtungstrip war. Mittlerweile gucke ich auch schon Hertha-Spiele, nur um zu sehen, ob Favres Training anschlägt (schäm' :oops: :oops: ) .

danke, Discostu, für Deine großherzige und interessengeleitete Toleranz! :lol:

PS: bei Hertha (ich war wirklich nie ein Fan von denen, es kommt alles nur durch Eule :P ), also bei Hertha waren sogar einige Kiddies mit Fahnen beim Training dabei - kann mich nicht erinnern, daß das bei 96 auf der MKA auch mal so war, oder? :lol:


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 17.10.2007 09:25 
Benutzeravatar

Registriert: 01.02.2006 18:55
Beiträge: 4437
Wohnort: Schwäbisch Gmünd


Offline
tauri, besten Dank für die interessanten Eindrücke. Zu Favre kann ich eigentlich keinen Beitrag liefern, da er für mich ein total unbeschriebenes Blatt ist. Seinen Vorgänger kann ich besser beschreiben, denn den hatte ich schon bei 1860 und auch in Berlin beobachtet. Favre fehlt es wohl, unabhängig von seinem Fachwissen, etwas an Ausstrahlung und Sprache (kein persönlicher Vorwurf, denke dabei lediglich an die öffentliche Wirkung). Bei Dieter Hoeneß sehe ich da schon klarer. Ein Machtmensch und Poltergeist, der aus meiner Sicht nicht ansatzweise an die Qualität seines Bruders heran kommt. Sein wohl größtes Manko, die personellen Einschätzungen und Entscheidungen. Vermutlich sind kritische Geister und schwierige Leute nicht unbedingt sein Fall.

Ja, das Trainergeschäft ist schon interessant. Es würde mir zu viel Zeit kosten, wenn ich meine gesammelten Eindrücke beschreiben sollte. In diesem Jahr habe ich noch die Stationen Köln, Gelsenkirchen (vielleicht auch nebenbei Dortmund), Nürnberg, Fürth und München im Programm. Besonders gespannt bin ich auf Bruno Labbadia. Von ihm habe ich bereits in Darmstadt einiges sehen können (war da einige Monate bei T-Online Interimsmanager). Der Mann hat bei mir alle Sinnesorgane beschäftigt. Faszinierend, wie er vielfältige Methodik, Leidenschaft, Emotionen und messerscharfe Ansprache miteinander verbinden konnte. Eine geballte Ladung Trainer. Ich hatte übrigens nach Neurures Rauswurf die stille Hoffnung, ihn bei den "Roten" sehen zu können. Wie gesagt, es fehlt etwas Zeit, denn über Vogts mit Funktionsteam bei Leverkusen, Daum, Slomka, Meyer und Hitzfeld könnte ich noch einige Seiten füllen.

Sei's drum, irgendwann, lieber tauri, sieht man sich. Dürfte klar sein, worüber wir reden würden, gell? :D


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 17.10.2007 09:52 
Benutzeravatar

Registriert: 18.07.2004 20:02
Beiträge: 9886
Wohnort: Wijchen/NL


Offline
Ich finde es sehr interessant mal zu lesen wie es woanders in der Bundesliga zugeht. Ich muss eingestehen, dass ich bei Favre nicht unbedingt einen guten Eindruck hatte. Das war aber nur eine schnelle Analyse aufgrund seinen katastrophalen Medienauftritten. Ich habe übrigens nicht verstanden warum Hoeness Favre haben wollte (was hat der Mann bis dann geleistet?), aber wenn ich Eules Beitrag lese, verstehe ich jetzt auch warum. Wenn er keine kritischen Leuten um sich herum duldet ist das in seiner Position unheimlich gefährlich.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 17.10.2007 13:42 

Registriert: 10.11.2005 01:19
Beiträge: 5178


Offline
@ Eule: worüber wir reden könnten? na über Wetter, Landwirtschaft, Reisen, Restaurants... :wink:

@ Guus: waren die Medienauftritte von Favre wirklich so katastrophal? mir ist nur aufgefallen, daß sein Deutsch noch ziemlich bruchstückhaft ist (Frage eines Jugendlichen am Ende des Trainings an ihn: "Wie geht es Lucio?" Favre: "er braucht ein paar Zeit").

-

Favre macht allerdings Sachen auf dem Trainingsplatz, die ich mir als "Laie" auch oft überlegt habe. Zum Beispiel die Überlegung, warum soll man nicht auch mit Vollprofis intensive Grundlagenarbeit machen. Ein Profimusiker übt ja auch täglich stundenlang Fingerübungen usw., oft vier oder fünf Stunden.

insofern fand ich es schon klasse, wie da auf dem Trainingsplatz verstreut immer Zweierpärchen standen und nichts anderes als das Paßspiel übten. Favre hat sie praktisch alle die ganze Zeit unter Beobachtung gehabt, und sobald es irgendwo langsamer wurde oder ein Ball daneben ging, hat er Dampf gemacht. Eindrucksvoll dabei, wie er das gesamte Team auf Beidfüßigkeit trimmt. Man sieht dabei dann sofort, daß praktisch jeder Spieler ein bevorzugtes Schußbein und ein schwächeres Standbein hat.

Sobald das umgestellt wird, fängt es bei fast allen an zu hapern, schon das Umlegen vom Ballannahmefuß auf den passenden Fuß dauert dann länger und wirkt weniger elegant, wenn es anders rum als gewohnt durchgezogen wird. Genau das fordert Favre aber.
Er läßt dann häufig auch die Richtung ändern, also Paßzirkel links herum oder rechts herum. Es wird einem dabei sehr deutlich, wie limitiert das Mannschaftsspiel bleibt, wenn ein Spieler immer bevorzugt rechts oder links schießt (und dann meistens ja auch auf dieser Seite um den Ball geht).

Ich denke, Favres Ideal ist, daß jeder Spieler auf jeder Position in der Lage ist, entweder links herum oder rechts herum zu gehen. So daß sich viel mehr Varianten ergeben. Im übrigen hat er auch das Fußballtennis auf einem Niveau trainieren lassen, daß ich auf der MKA niemals gesehen habe (Dreierteams gegeneinander, das ging minutenlang hin- und her wie beim Volleyball, mit Fallrückziehern usw.).

Was bisher zu fehlen scheint, ist körperorientiert hartes Zweikampfverhalten und komplexes Taktiktraining aus dem Großspielfeld heraus, wie Hecking es dauernd macht.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 17.10.2007 16:02 
Benutzeravatar

Registriert: 07.10.2006 16:06
Beiträge: 11487


Offline
@tauri Favre macht allerdings Sachen auf dem Trainingsplatz, die ich mir als "Laie" auch oft überlegt habe. Zum Beispiel die Überlegung, warum soll man nicht auch mit Vollprofis intensive Grundlagenarbeit machen. Ein Profimusiker übt ja auch täglich stundenlang Fingerübungen usw., oft vier oder fünf Stunden.

eben :!: täglich :!: wieso bekommen bei uns die profis nach dem stuttgart spiel 2 tage frei....nur weil sie einen guten job gemacht haben......das macht keine bäckerei, keine kanzlei oder sonnstwer :roll:

Ich denke sie haben noch unwahrscheinlich viele defizite in der ballannahme, dem genauen passspiel u.s.w.

_________________
Da hab ich gedacht, ich tu ihn ihm rein in ihn ihm sein Tor. Horst Hrubesch

Bild


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 17.10.2007 20:01 
Benutzeravatar

Registriert: 18.07.2004 20:02
Beiträge: 9886
Wohnort: Wijchen/NL


Offline
@tauri: du hast recht. Bei mir ist aber eine Aussage unmittelbar hängen geblieben: Die Aussage er kenne den deutschen Spielermarkt nicht. Wenn das stimmt, finde ich sowas unverständlich. Diese Aussage hat er gemacht als am Anfang der Saison bereits eine Minikrise in Berlin war. Ansonsten kenne ich ihn nicht. Deine Berliner Trainingsberichten helfen mir allerdings ein gewogenes Urteil zu fällen.

Das er nur Grundlagen trainiert, muss nicht unbedingt schlecht sein. Schon öfter habe ich auf der niederländischen Fußballtrainer Wiel Coerver hingewiesen. Ich glaube, dass er tatsächlich zurück zu den Grundlagen gegangen ist, als er Profivereine trainiert hat. Damit hatte er tatsächlich Erfolg. Das größte Problem ist vielleicht noch, dass das jetzige Profifußball so schnelllebig ist, das für sowas kaum Zeit ist, wenn das nicht möglichst schnell in bare Punkte umgesetzt wird.

Edit: Vielleicht sogar, dass ich durch deine Berichte noch mal zum Favre-Verehrer werde.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 17.10.2007 23:55 

Registriert: 10.11.2005 01:19
Beiträge: 5178


Offline
@ Guus: Also ich bin jedenfalls ziemlich hin- und hergerissen von dieser Grundlagen-Arbeit. Da ist jemand, der sich wirklich die Zeit und die Ruhe nimmt, mit Vollprofis lange Trainingseinheiten einfach dem Paßspiel und Ballannehmen mit beiden Beinen zu widmen. !

Andere Trainingsbeobachter, mit denen ich etwas klönte, meinten: "DIE haben vielleicht am Anfang GEGUCKT!" (zur Reaktion der Spieler auf dieses Basis-Training).

Das geht speziell im übrigen noch etwas weiter, da Favre offenbar ein trockenes, dropkick-artiges Paßspiel aus dem Lauf heraus besonders bevorzugt (Markenzeichen: die Pässe knallen dann akustisch ziemlich). Auch das Eindrehen in den Ball hat er öfter üben lassen, einfache Sequenzen, immer und immer wieder, z.B. indem er selber dem Spieler den Ball hoch in den Rücken wirft, der muß sich drehen und dann mit seinem schwachen Fuß annehmen, schießen usw.

Naja, sind alles nur Eindrücke nach nur wenigen Besuchen dort. Aber es wird wohl sehr in die Richtung Wiel Coerver gehen. Vom System her scheint es bei Favre auf ein festes 4 - 4 - 2 rauszulaufen, wenn ich es richtig sehe, mit flachem Mittelfeld und viel über die Außen nach vorne. Man wird sehen, wie sich das entwickelt, und wer später im direkten Zusammentreffen stärker sein wird, 96 oder diese "Paßübe-Truppe" :wink:

Die Aussage von Favre zum deutschen Spielermarkt klingt natürlich ziemlich katastrophal. Da weiß man mal wieder, was man an Hecking und seinen oft sehr vernünftigen und sachlichen Spielkommentaren und anderen Interviews hat! Von der Öffentlichkeitsdarstellung halte ich Hecking für weiter...


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 18.10.2007 09:36 
Benutzeravatar

Registriert: 18.07.2004 20:02
Beiträge: 9886
Wohnort: Wijchen/NL


Offline
tauri hat geschrieben:
@ Guus: Also ich bin jedenfalls ziemlich hin- und hergerissen von dieser Grundlagen-Arbeit. Da ist jemand, der sich wirklich die Zeit und die Ruhe nimmt, mit Vollprofis lange Trainingseinheiten einfach dem Paßspiel und Ballannehmen mit beiden Beinen zu widmen. !

Andere Trainingsbeobachter, mit denen ich etwas klönte, meinten: "DIE haben vielleicht am Anfang GEGUCKT!" (zur Reaktion der Spieler auf dieses Basis-Training).

Das geht speziell im übrigen noch etwas weiter, da Favre offenbar ein trockenes, dropkick-artiges Paßspiel aus dem Lauf heraus besonders bevorzugt (Markenzeichen: die Pässe knallen dann akustisch ziemlich). Auch das Eindrehen in den Ball hat er öfter üben lassen, einfache Sequenzen, immer und immer wieder, z.B. indem er selber dem Spieler den Ball hoch in den Rücken wirft, der muß sich drehen und dann mit seinem schwachen Fuß annehmen, schießen usw.

Naja, sind alles nur Eindrücke nach nur wenigen Besuchen dort. Aber es wird wohl sehr in die Richtung Wiel Coerver gehen. Vom System her scheint es bei Favre auf ein festes 4 - 4 - 2 rauszulaufen, wenn ich es richtig sehe, mit flachem Mittelfeld und viel über die Außen nach vorne. Man wird sehen, wie sich das entwickelt, und wer später im direkten Zusammentreffen stärker sein wird, 96 oder diese "Paßübe-Truppe" :wink:

Die Aussage von Favre zum deutschen Spielermarkt klingt natürlich ziemlich katastrophal. Da weiß man mal wieder, was man an Hecking und seinen oft sehr vernünftigen und sachlichen Spielkommentaren und anderen Interviews hat! Von der Öffentlichkeitsdarstellung halte ich Hecking für weiter...


Ob er sich zu viel Zeit nimmt um die Spieler die Grundlagen des Fußballs beizubringen weiß ich nicht, vielleicht hast du da recht.

Was du über die "Passknaller"und den Technik schreibst, hört es sich an, als ob er gerne sieht, dass der Ball bei Ballannahme möglichst wenig, am Besten nur einmal, berührt wird. Wenn das auf den Rasen umgesetzt werden könnte, ist es für den Gegner ziemlich schwierig den Ball zu bekommen. Für die ballführende Mannschaft ist es dann relativ einfach, weil ziemlich wenig gelaufen wird. Ich glaube, dass Louis van Gaal diese Art und Weise gerne praktiziert. Aber: es dauert immer ein bisschen bevor das richtig umgesetzt wird. Mal sehen ob Favre in der schnelllebigen Bundesliga die Chance bekommt das umzusetzen. Und ob es stimmt was ich denke.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 18.10.2007 22:53 

Registriert: 10.11.2005 01:19
Beiträge: 5178


Offline
@ Guus: ja so ist es, dieser "One-Touch-Football" steht wohl dahinter als Favres Ziel, gespielt am besten aus dem Lauf heraus. Etwas tragisch ist natürlich, daß gerade Lucio damit wohl am besten klar kam und nun bis auf weiteres ausfällt.

Das Vorbild von Favre scheint eine Mannschaft mit möglichst beidfüßigen, vielseitigen Spielern zu sein, die auch auf verschiedenen Positionen spielen können. Deshalb läßt er viele Abläufe wie Flankenläufe zwei mal üben, beim zweiten Mal dann "spiegelbildlich".

Vom System her scheint er ziemlich stur auf das 4-4-2 zu setzen, mit Doppelsechs, dazu zwei viel nach außen gehende schnelle Mittelfeldspieler und zwei Stürmer.

Du scheinst übrigens recht zu haben, die Außendarstellung bei Favre scheint ziemlich umstritten zu sein. Das ist ein Bereich, wo wir unseren Dieter gar nicht genug schätzen können für seine bodenständige, meistens sehr kontrollierte Art. Lustig fand ich, daß Favre sich eine Zeit lang ziemlich mit Lothar Matthäus gefetzt haben soll (oder umgekehrt, Matthäus mit ihm). Gegenüber der Schweizer Presse hat Favre dann angeblich mal außerhalb des regulären Interviews gesagt: "Der hat doch einen IQ von 0,1". Das wurde dann aber doch gedruckt. :lol:


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 19.10.2007 20:36 
Benutzeravatar

Registriert: 18.07.2004 20:02
Beiträge: 9886
Wohnort: Wijchen/NL


Offline
Deine Berichte über Favre haben mich dazu gebracht noch mal ganz schnell im Internet zu recherchieren. Dabei fand ich in der Berliner Morgenpost folgendes Porträt über ihn:

http://www.morgenpost.de/content/2007/05/30/sport/902505.html

Vollständigheidshalber habe ich die Aussage über den deutschen Markt recherchiert:

Lucien Favre im Kicker vom 10.8.2007 hat geschrieben:
In einem Interview auf der Website der Berliner sagt Favre zu weiteren Neuverpflichtungen: "Die Transferperiode läuft noch bis zum 31. August. Ich habe aber keine Zeit, Spieler immer selbst zu beobachten, das machen andere. Den deutschen Markt kenne ich auch nicht gut, er ist sehr groß. Aber ich rede viel mit Dieter Hoeneß und Michael Preetz. Das ist wichtig, denn jetzt noch gute Spieler zu finden, ist schwer.


Der ganze Artikel: http://www.kicker.de/news/fussball/bundesliga/startseite/artikel/368549/


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 20.10.2007 22:19 

Registriert: 10.11.2005 01:19
Beiträge: 5178


Offline
@ Guus:

Danke für die links! Es ist schon interessant, sich mal mit anderen Vereinen zu beschäftigen, man bekommt einen viel besseren Vergleich zu seinem eigenen Verein.

Was die Trainer-Beurteilung angeht, sehe ich das im Moment schon wieder nüchterner, als da wo ich den ersten Beitrag zu Favre geschrieben habe. Ehrlich gesagt hat Hertha in den Ligaspielen, so wie ich es sah, bisher nur sehr wenig vom Training Favres umgesetzt, höchstens ein paar Prozent.

In der Außendarstellung fand ich Favre, seit ich die letzten Tage darauf geachtet habe, weniger geschickt als die gesamte Zeit bei Hecking. Vieles erscheint mir bei Favre etwas zu ehrlich und direkt, z.B. das Riesenlob an Werder Bremen vor dem Spiel (erinnert etwas an Trainer wie Lienen, die immer die andere Mannschaft stark redeten). Anderes Beispiel: Seine Aussage, es wäre ein "schwerer Fehler" von Lucio gewesen, schon nach einer Woche wieder live im Stadion zu erscheinen, fand ich außerordentlich unglücklich - für Lucio selbst war es sicher eine Herzensangelegenheit, um in dieser schweren Situation Kraft zu tanken, und sogar der Hertha-Arzt hat nachher widersprochen.

Die Mannschaftsaufstellungen von Favre kann ich bisher nur teilweise verstehen. Die defensive Mannschaft gegen Cottbus fand ich total falsch eingestellt.

Der Wille, der Mannschaft Kampfgeist einzuimpfen, scheint mir bei Hecking irgendwie größer. Bei Favre ist das alles mehr Langzeitprogramm. Wenn ich jetzt entscheiden müßte: was wurde bei Hecking nach dem Training im jeweils nächsten Spiel umgesetzt?, und was bei Favre?, dann würde ich Hecking doch deutlich mehr Punkte geben, insbesondere weil er die kämpferische Einstellung in vielen Fällen besser vom Training ins Spiel rüberbringen konnte. Bis die technischen Einmaleins-Übungen von Favre richtig ziehen, müßten wohl noch viele Monate vergehen.

Ich vermute auch, Favre hat die Situation in der Bundesliga ein wenig unterschätzt. Seine größte Chance dürfte sein, wenn er sehr viel Zeit bekommt, aber das ist ja eigentlich doch eher selten in der Bundesliga. Also Du siehst, da tut sich auch wieder manche Ernüchterung auf. -


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 26.10.2007 19:51 

Registriert: 13.08.2003 13:22
Beiträge: 1735
Wohnort: Hannover-Calenberger Neustadt


Offline
wenn ich mir die derzeitige tabelle anschaue, nebst torverhältnis, also naja, seine trainingsarbeit kann man dort nicht ablesen. bis jetzt nicht. kann ja noch kommen. aber ich glaube es nicht. hertha wird wohl wieder eine gurkensaison spielen. nix halbes, nix ganzes.

_________________
beton ist nicht häßlich - es kommt darauf an, was man daraus macht - tribute to ewald lienen.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 26.10.2007 20:56 
Benutzeravatar

Registriert: 18.07.2004 20:02
Beiträge: 9886
Wohnort: Wijchen/NL


Offline
96-Ente hat geschrieben:
wenn ich mir die derzeitige tabelle anschaue, nebst torverhältnis, also naja, seine trainingsarbeit kann man dort nicht ablesen. bis jetzt nicht. kann ja noch kommen. aber ich glaube es nicht. hertha wird wohl wieder eine gurkensaison spielen. nix halbes, nix ganzes.


Das ist gerade was gemeint war, 96-Ente. Der Erfolg soll noch kommen. Und jetzt ist die Frage: Bekommt er die Zeit dafür? Und wann kommt der Erfolg?

Abwarten und Tee trinken.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 02.11.2007 02:24 

Registriert: 10.11.2005 01:19
Beiträge: 5178


Offline
also hop oder top, was anderes glaube ich jetzt auch nicht mehr. Bisher soll Favre ja auch bei den vorigen Stationen immer ein halbes Jahr oder länger gebraucht haben, bis er mit der Mannschaft in Gang kam (mit Zürich war er zunächst glaube ich Letzter).

Ich sehe immer noch das gute Grundlagen-Training vor mir, aber viele konkrete Aktionen von Favre bei den Pflichtspielen habe ich dann auch gar nicht verstanden. Und die Pleite in Wuppertal oder wo das im Pokal war ist auch ziemlich peinlich.

Man merkt wieder einmal, wie gut unser Hecking doch in der Außendarstellung ist. Sauber abgegrenzt, redet wenig Sch..., läßt sich auch nicht zu sehr reizen, bleibt nach Niederlagen öffentlich sehr kontrolliert. Da ist er sicher einer der Besten der Zunft, Favre würde ich da wesentlich schwächer einschätzen.

Taktisch und vom Team her scheint sich bei Hertha noch nichts wirklich gefunden zu haben, ist alles noch im Experimentier-Stadium. Und Geduld bei der Medienlandschaft hier, das kann man kaum glauben. All' das zeigt, daß auch das beste Grundlagentraining in so einer Situation erstmal nicht viel bringt. Vielleicht hätte Favre zunächst etwas "kurzfristiger" arbeiten sollen.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 02.11.2007 09:23 

Registriert: 21.01.2003 11:54
Beiträge: 8150


Offline
...oder Favre übernimmt demnächst Herthas Amateure und die A-Jungend. Da kann er perspektivischer arbeiten

_________________
You can change your partner,
you can change your religion,

but you can never change your team


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 02.11.2007 21:35 
Benutzeravatar

Registriert: 18.08.2007 11:33
Beiträge: 231


Offline
chelsea hat geschrieben:
...oder Favre übernimmt demnächst Herthas Amateure und die A-Jungend. Da kann er perspektivischer arbeiten


Naja ich weiß nicht ob der sich das antun wird 8)


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 11.11.2007 23:48 

Registriert: 10.11.2005 01:19
Beiträge: 5178


Offline
das ist eher andersrum bei Hertha, bei der U23 mit Karsten Heine als Trainer wird meistens, wenn ich auf dem Trainingsgelände war, gebolzt, gebolzt, gebolzt, gebolzt und nochmal gebolzt, immer auf kleinem oder mittleren Spielfeld.

Bei Favre wurde in der Woche vor dem 96-Spiel wohl nur auf Kraft tanken trainiert, bis auf einen Tag immer nur vormittags einmal. Ich meine, man hat das am Ende der Partie wirklich gemerkt, weil Hertha da noch mehr Kraft zu haben schien.

Der Schachzug, Lima auf dem Schneeboden einzuwechseln, war ziemlich mutig bis verrückt, und ich sehe hier noch einen Unterschied mehr zwischen Hecking und Favre: Favre neigt stärker als Hecking zum Experimentieren und zu etwas "verrückteren" Entscheidungen.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  Seite 1 von 3 | [ 41 Beiträge ] | Gehe zu Seite 1, 2, 3  Nächste


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast


Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Suche nach:
Gehe zu: