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Der Stimmung eine Chance!
Bericht zur Diskussion über die Verbesserung der Stimmung auf der Südtribüne im Westfalenstadion
Ort so mancher guten Diskussion: "Die Sonne"
In der Gaststätte „Zur Sonne“ hatten sich am Dienstag- und Freitagabend jeweils ca. 30 BVB-Fans eingefunden, um über die Pläne von „The Unity“ zur Verbesserung der Stimmung zu diskutieren. Lange schon ist in Fankreisen die immer schlechter werdende Stimmung bei Heimspielen ein emotionales Gesprächsthema, doch bisher kam es nie zu konkreten Vorschlägen, die von der Masse der Fans akzeptiert wurden. Das sollte nun anders werden.
Nun haben sich die aktivsten Fans unter Federführung der Fangruppierung „The Unity“ (TU) erneut über dieses Problem den Kopf zerbrochen und Pläne als Ergebnis dessen an den Tag gefördert, über die es nun zu diskutieren galt. Bisher nannte die TU den oberen Bereich der Blöcke 12 und 13 ihr zu Hause und galt dort auch als „Stimmungsbrennpunkt“ auf der Süd. Allerdings hat diese zentrale Position nicht nur Vorteile. So können beispielsweise die Fans unterhalb von TU zwar hören, was sich über ihnen abspielt, mussten sich aber bei Choreos und Klatschaktionen bisher immer umdrehen, um überhaupt an diesen Aktionen vernünftig und zeitnah mitwirken zu können. Außerdem hat man von vielen Plätze der beiden Süd-Ecken entweder kaum oder gar keine Sicht auf „das Treiben“ der Anpeitscher, denn der größte Teil der Fangesänge wird inzwischen vom jeweiligen Capo per Megaphon vor- bzw. angesungen und breitet sich dann recht langsam auf die Südtribüne aus. Nachteil: Es kommt erst dann auf der ganzen Tribüne an, wenn es beim Initiator bereits wieder aufgehört hat. Jedoch ist die Bereitschaft vieler Fans zum Support davon abhängig, wie es gerade unten auf dem Platz steht. Ein weiteres, immer ausufernderes Unding ist die Teilnahmslosigkeit vieler, die es nicht lieber vorziehn, sich fortwährend etwas zu Essen in den Mund zu stopfen oder in Ruhe zu Rauchen. Genau das sind auch Kritikpunkte, die in vielen Foren und auch von der Unity selbst immer wieder aufgeführt wurden.
An diesen beiden Punkten - „schlechte“ Position und nur minder bereitwillige Fans – gilt es nun den Hebel anzusetzen. Wenn es nach den Initiatoren geht, dann hat man (eventuell) schon für beide Probleme eine Lösung gefunden.
Geplant ist der Umzug der TU (mehrere Hundert Fans) vom oberen Bereich der Blöcke 12 und 13 in den unteren Teil der Tribüne, auf Höhe der untersten Eingänge. Der Capo soll demnächst auf der großen Stufe (ca. 2 m breit) an den unteren Aufgängen stehen. Davor in einem V wird sich die TU, inklusive Desperados und anderer angeschlossener Supporter gesellen. Damit wäre die Sicht von der gesamten Süd und den beiden Ecken auf die anpeitschenden Fans gegeben. Nun könnten auch bei Klatschchoreos, oder Ähnlichem, die gesamte Südtribüne mitmachen und nicht wie bisher nur ab Mitte der Ränge aufwärts. Das andere Problem - die schlechte Beteiligung - will man mit der gleichen Klappe schlagen und so wirksam eindämmen.
Mit dem Umzug und der besseren Sicht auf die anskandierenden Akteure, will man nun durch Vorleben der Stimmung vielfach andere Fans zum „aktiven Mitmachen“ animieren. Was bisher nur für den Oberrang funktionierte, könnte jetzt für die gesamte Südtribüne gelingen. Dass mit so einer Aktion nicht jeder Fan „umzupolen“ und zum Gesang und Geklatsche animiert werden kann ist den Initiatoren der TU jedoch klar: „Es wäre Utopie, wenn man glaubte, dass jetzt jeder mitmachen würde“
Vom Erfolg dieses Umzuges ist man jedoch bei der Unity überzeugt. Sogar alt eingesessene Hasen der TU haben ihre Sitzplatz- für Südtribünenkarten eingetauscht, hat man doch schon bei vielen Auswärtsspielen die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, wenn die Stimmung von unten angeheizt wird und sich dann nach oben ausbreitet. Letztes und bestes Beispiel ist hierfür das Auswärtsspiel in München Ende der vergangenen Saison.
Der Umzug nach unten bringt aber auch Probleme mit sich, die auch in der Diskussionsrunde offen angesprochen wurden: wo sollen die Fans hin, die sich bereits im unteren Teil der beiden Blöcke befinden und dort zum Teil schon seit Jahren ihren Stammplatz eingenommen haben. Hier soll laut TU jedoch keine „feindliche Übernahme“ und Verdrängung stattfinden. Vielmehr ist man der Meinung, dass unten noch genug Platz für mind. 400 Personen sei und das man sich durch Gespräche mit den „Betroffenen“ zum Wohle der Stimmung schon einigen könne.
Wird dieser Wunsch diesmal von allen unterstüzt?
Außerdem soll die Verwirrung über die immer strenger durchgeführte Blockbildung der Aktion zu Gute kommen. Laut TU wird sich durch die Blockbindung einiges auf der Süd verschieben, da mutmaßlich nicht viele Fans so vorausschauend waren und den Block für ihre Dauerkarte getauscht haben. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ hieß es bei der Diskussion, man ist also entschlossen diese Chance zu nutzen. Außerdem will man durch „Leistung überzeugen“ und die unten stehenden einfach in die Stimmungsmache integrierend einbeziehen. Es soll also keiner verdrängt werden, man muss höchstens etwas näher zusammenrücken. Fast so wie in alten Zeiten auf unserer guten, alten „kleinen Süd“.
Durch den Umzug ergibt sich aber ein weiteres Problem für die Unity: der neue Standpunkt, der fast unten am Rasen und ca. 20 Meter tiefer ist als der alte Platz. Somit sind die Distanzen zur Ecke und dem Oberrang wesentlich größer und es bedarf entweder einer schnellen Reaktion des gesamten Publikums auf der Süd, das dann den Gesang sekundenschnell aufnimmt und in die Ecken trägt, was aber auch zu unsynchronen Gesängen führen kann, oder aber man benutzt andere Mittel, um möglichst viele Fans gleichzeitig zu erreichen.
Diesen neuen und letzten Weg wollen die TU'ler jetzt gehen und mit Hilfe einer mobilen Soundanlage die Erreichbarkeit des Capos weiträumig erweitern, denn das bisherige Megaphon war in seiner Wirkung da wohl eher wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Diese Soundanlage sei auch für TU nicht optimal, aber man wolle so versuchen das die gesamte Tribüne von der Stimmung unten etwas mitbekommt. Sobald sich Block 12 und 13 zu akzeptierten Stimmungsblöcken entwickelt haben, will man das Ganze gerne wieder zurückschrauben und ggf. sogar ganz einstampfen. TU selbst habe sich lange gegen eine Soundanlage gewehrt, man sei sich aber bewusst, dass es ohne ein derartiges technisches Hilfsmittel schwer ist, diese riesige Tribüne zum kollektiven Support zu animieren.
Vielschichtige Zusammensetzung: Fans "auf Süd"
In einschlägigen Foren wurde gegen dieses Vorhaben schon reichlich gewettert und Vergleiche mit Stuttgart gezogen, die mehr schlecht als recht mit der Soundanlage arbeiten. Allerdings könne man das Gottlieb-Daimler-Stadion auch nicht mit unserem Westfalenstadion vergleichen. Überall klingt es anders und man müsse jetzt erst einmal ausprobieren, wie mit solch einer Anlage zu arbeiten ist, meint ein Sprecher der Unity. Da es noch keine Erfahrungswerte für die Süd gibt, könne es schon ein paar Spiele dauern, bis die Anlage richtig einstellt sei.
Selbst Ticketverkäufer und „Altborusse“ Dirk „Ruppi“ Rupprecht, machte nach seinen etwas kritischen Worten darauf aufmerksam, dass man den aktuellen Zustand dringend ändern müsse. „Schlimmer kann es ja nicht mehr werden." Etwas überraschend dann die Reaktionen im Saal auf den Beitrag des Kirsche-Redakteurs, dass viele Fans einfach kein Bock darauf hätten sich vorschreiben zu lassen, was sie zu tun oder zu lassen hätten. Weder von Pausenclown Norbert Dickel noch von „The Unity“. Antwort: "Dickel kann man leider nicht abstellen - noch nicht!“ - Ziel sei einfach die Fans wieder zu gewinnen, sie von der Idee zu begeistern aus der Südtribüne wieder das zu machen was sie mal war...
Sobald jedoch deutlich würde, dass sich Umzug und Soundanlage als Flop erweisen, würde das Projekt sofort gestoppt und alles rückgängig gemacht, denn auf Biegen und Brechen will man dieses Projekt nicht durchsetzen. Und die Stimmung kaputt machen oder verschlechtern möchte man erst recht nicht. Außerdem hofft TU auf ein großes Feld vielfältigster Unterstützung, denn ohne einen großen Teil aller Fangruppierungen der Südtribüne im Rücken zu haben, wird dieses Projekt seitens der Initiatoren erst gar nicht angegangen werden können. Die richtige Schlussfolgerung wurde sogleich bereits an Ort und Stelle gegeben: „Wir sind nur ein kleiner Teil der Südtribüne“
Deshalb hatte „The Unity“ federführend auch zu diesem Diskussionsabend geladen, an dem sich einzelne Personen von organisierten, aber auch unorganisierten Fangruppierungen von Nah und Fern, einfanden. Zwar gab es auch kritische Fragen und auch andere Vorschläge, die Stimmung war dennoch durchweg positiv, optimistisch und neugierig. Die Kritiker aus den Foren zogen es wohl lieber vor, in ihrer Kritik anonym zu bleiben und der Konfrontation lieber aus dem Weg zu gehen. Doch das Klima war gut, Stimmung und Leidenschaft prächtig. Jeder kam zu Wort und konnte seine Fragen stellen oder Kritik äußern. So wurden auch vorgeschlagene Alternativen zur Soundanlage besprochen. In Foren und auch bei der Diskussion kam der Vorschlag, dass man anstelle der Anlage möglicherweise sogar mit mehreren Capos nebeneinander arbeiten könne.
In München hatte die TU bereits diese Variante getestet und war direkt auf Hindernisse gestoßen. Das größte Problem dabei scheint wohl die Abstimmung zu sein. Es ist schwer zu lösen, dass zwei oder drei Capos – noch dazu synchron - ein und dasselbe Lied anstimmen. Somit schien es am Ende dieser sehr informativen und interessanten Diskussionsrunde allen Beteiligten einzuleuchten, dass die Pläne der TU im Umfeld der Szene durchaus Aussicht auf Erfolg haben könnten. Die Reaktionen der jeweils anwesenden Fans, waren durchweg positiv was den Umzug als solches betrifft.
Neue Feierstimmung in der Saison 2006/07 ?
Dieser Umzug soll höchstwahrscheinlich zur ersten Bundesligabegegnung im Westfalenstadion und nicht schon zum Tottenham-Spiel vollzogen werden, da man die Saisoneröffnung am 06.08. noch zur Information der Fans nutzen möchte. Totto von der TU verdeutlichte in einem abschließenden Gespräch, dass TU nicht will, dass der Umzug einzig ihr Werk werden soll, sondern eines der gesamten Fans - im Sinne aller. Der Umzug so versicherte er, sei eigentlich eine beschlossene Sache. Bereits zum Freundschaftsspiel gegen Tottenham Hotspurs wird wohl bereits ein Teil der „Unity“ unten zu finden sein.
Die Saisoneröffnung will man anschließend nutzen, um mit den Fans über den Umzug zu reden. Alle(!) TU'ler haben ihre Karten auf die Blöcke 12 + 13 umschreiben lassen (dafür gehen weniger 12er und 13er Karten in den freien Verkauf) und der endgültige Kauf einer Anlage wird Anfang nächster Woche intern besprochen. Nun darf man gespannt sein, wie der Rest der Tribüne, insbesondere die Fans auf den Stammplätzen in den Blöcken 12 + 13 auf die Maßnahmen reagieren und ob die Stimmung dadurch tatsächlich besser wird. Ein Versuch ist es allemal wert !!
Andreas Gollisch und Christoff Strukamp
Also haben andere Vereine auch ein Problem.