Herr Rossi hat geschrieben:
[...] denn Kind ist dabei, die Seele des Fußballs kaputt zu machen. [...]
Nein, macht er nicht. Die Seele des Fußballs ist nämlich schon lange kaputt.
Was den Fußball zerstört hat waren das "Bosman-Urteil" und die Einführung der "Champions League". Und das war beides in der Mitte der 90er Jahre.
Warum?
1)
Bis zum Bosman-Urteil galten Verträge noch etwas. Auch bei auslaufendem Vertrag war noch eine Ablösesumme fällig. Als es das nicht mehr gab, mussten Verträge frühzeitig verlängert werden. Immer zu besten Konditionen. Und es mussten Ablösesummen festgeschrieben werden. Möglichst Irrsinnige.
Die Realität zeigt aber, dass selbst Ablösesummen von 222 Mio. € nicht mehr reichen, um einen Spieler zu binden und um Käufer abzuschrecken.
Das Ergebnis war: Die Vereine konnten nicht mehr langfristig planen!
2)
Die Neustrukturierung der Champions-League dagegen hatte zum Ziel, langfristige Planbarkeit wieder herzustellen. Zumindest für die großen Vereine.
Früher konnten beispielsweise die Bayern nicht sicher davon ausgehen, im Landesmeisterpokal zu spielen. Wenn sie 2ter wurden, waren sie nicht drin.
Außerdem gab es die Möglichkeit, schon in der ersten Runde im September rauszufliegen. Dann war Schluss mit Geld verdienen.
Durch die CL wurden diese Sorgen minimiert. Man kann sich auch als vierter noch qualifizieren, man kann in der Gruppenphase nicht rausfliegen... Sicheres Geld bis Februar! Zusammen mit den Setzlisten bei der Gruppenauslosung wird es den großen Vereinen geradezu unmöglich gemacht, vor der KO-Phase aus der CL zu fliegen.
Rummenigge und Hoeneß haben damals auch gerade diesen Vorteil der CL immer wieder in den Medien gestreut.
Aber was hat das jetzt mit 96 zu tun?
Ganz einfach: Die großen Vereine hatten jetzt durch die CL mehr Geld in der Tasche. Und sie konnten mit den Einnahmen langfristig planen.
Und sie konnten es sich dadurch leisten, Spieler aus den Verträgen zu kaufen und die Ablösesummen zu bezahlen, die verlangt wurden.
Andere Vereine konnten das nicht. In Deutschland haben sich mehrere Vereine dabei verhoben, an die Bayern ranzukommen. Der BVB ist an die Börse gegangen, Schalke und Hertha haben nach einer einmaligen CL-Quali gedacht, sie würden jetzt genau so verdienen, wie die Bayern... Pustekuchen! Alle haben sich dabei verhoben.
Die großen haben einen Vorteil: Sie verdienen großes Geld und das sportliche Risiko (und damit auch das wirtschaftliche Risiko) ist gering.
Dadurch ist die Schere in den nationalen Ligen auseinander gegangen: Die großen verdienen, die anderen kommen mit normalem Wirtschaften nicht an sie ran.
Wenn sie eine Rolle spielen wollen, dann brauchen sie Geld.
Und zwar langfristig. Nicht nur mit einer CL-Quali, sondern über Jahre (Du brauchst Spieler, die CL-tauglich sind und die Geld kosten. Die musst Du aber auch bezahlen können, wenn Du rausfliegst).
Mit anderen Worten: Du brauchst auch Kapital ohne Risiko!
Sportlich kannst Du es aber nicht erwirtschaften.
Also brauchst Du Investoren.
Typen, die Geld geben und bei denen der Rubel auch dann läuft, wenn es sportlich nicht läuft.
Und diese Investoren wollen dann aber auch eine Gegenleistung.
Das ist der Sargnagel des Fußballs.
Und der wurde schon vor über 20 Jahren eingeschlagen!
Bei uns fällt die 50+1-Regelung vielleicht als erstes.
Aber nicht als letztes!