Was soll der Löw noch alles so machen? Ja, ist schon gut. Also wo sollte Löw denn so spielen?

(...) Nun war dieser 3:0-Testspielsieg gegen Malta ein etwas anderes Testspiel. Hier ging es nicht darum, die öffentlichen Erwartungen zufriedenzustellen. Und auch nicht darum, eingeübte Spielformen auf dem Platz umzusetzen oder sich aneinander zu gewöhnen. Jeder auf dem Platz hatte nur ein Ziel: Eigenwerbung.

Die Intentionen von Bundestrainer Joachim Löw für dieses Spiel waren klar. Seine Aufstellung war durch die Ausfälle der in Pokal und Champions League aktiven Bayern- und Werder-Profis stark vorgegeben - also wollte er all jenen, bei denen er sich unsicher ist, die Chance geben, sich noch einmal zu beweisen. Um dann zu entscheiden, ob es für einen Stammplatz reicht oder zumindest für die Nominierung im endgültigen Kader.

Was Löw aus dem Spiel gefolgert hat - darüber hat er nicht viel gesprochen. Aber er hat einige Zeichen gesetzt. Sie geben Hinweise auf seine absehbaren Entscheidungen. (...)

Jérome Boateng zum Beispiel. Er wurde erst in der zweiten Halbzeit eingewechselt. Das ist nicht als Misstrauensvotum zu verstehen, sondern als Vertrauensbeweis. Bei ihm ist sich Löw schon sicher. Er kennt seine Fähigkeiten. Boateng hat drei der vier letzten Länderspiele von Beginn an bestritten, im wichtigsten Spiel der vergangenen zwei Jahre gegen Russland war er ebenso dabei wie zuletzt gegen Argentinien.

Nur im bedeutungslosen Spiel gegen Finnland durfte Andreas Beck den gelb-rot gesperrten Noch-Hamburger vertreten. Beck allerdings hat seine Chance nicht genutzt, weder damals noch nun gegen Malta. Ein Bankplatz steht zu erwarten oder gar die Ausbootung aus dem WM-Aufgebot der Nationalmannschaft.

Davon kann auch deshalb ausgegangen werden, weil Löw ein weiteres deutliches Signal gegeben hat: Er hat Arne Friedrich zum Kapitän gemacht. Wenn er an ihm zweifeln würde, hätte er das Amt von vornherein an Lukas Podolski vergeben (so wie nach Friedrichs Auswechslung geschehen). Also wird der Mann mitfahren. Er spielt auf der rechten Verteidigerposition zumindest so solide, dass er Boateng gegebenenfalls vertreten kann. Und sollte sich in der Innenverteidigung durch Verletzungen ein Notstand ergeben, kann er auch da aushelfen.

Derzeit stehen dort drei Spieler vor Friedrich. Per Mertesacker ist über jeden Zweifel erhaben. Aber der Mann neben ihm wird noch gesucht.

Gegen Malta begann Serdar Tasci neben Friedrich. Der Schalker Heiko Westermann saß zunächst nur auf der Bank - und kann dies ebenfalls als Vertrauensbeweis werten. Nicht er ist auf dem Prüfstand, sondern der wenig konstante Tasci. Dieser hatte im Spiel zwar keine größeren Ausfälle, wusste aber auch nicht zu überzeugen. Westermann, im vergangenen Jahr neben Mertesacker am häufigsten in der Innenverteidigung eingesetzt, hat die besten Chancen, im ersten WM-Spiel gegen Australien in der Startelf aufzulaufen.

Die Verteidigung komplettiert auf der linken Seite Philipp Lahm. Ein Fragezeichen stand bislang nur hinter seinem Ersatzmann. Und da hat sich gegen Malta einer in den Vordergrund gespielt, der als ein möglicher Streichkandidat galt - und eine sehr durchwachsene Saison hinter sich hat: der Hamburger Dennis Aogo. Über ihn sagte Löw ziemlich offen: "Aogo hat als Debütant seine Sache sehr gut gemacht, starke Flanken und auch präzise Freistöße geschlagen. Er hat gute Chancen, in Südafrika dabei zu sein."

In der Offensive waren die meisten maßgebenden Protagonisten gegen Malta nicht dabei. Lukas Podolski zeigte, dass man in einem 4-2-3-1-System mit ihm auf der linken Seite planen kann. Toni Kroos ist für Löw - abstrakt gesprochen - Manövriermasse. Er kann im linken offensiven Mittelfeld Podolski ersetzen, er kann in der Zentrale Mesut Özil ersetzen, und er wird sich mit Thomas Müller um die Position auf der rechten Seite bewerben.

Das am Donnerstag gespielte 4-4-2-System wird wohl eher in Ausnahmefällen bei der WM zum Einsatz kommen. Zu stark waren die Leistungen von Bastian Schweinsteiger als einer von zwei defensiven Mittelfeldspielern bei Bayern München in dieser Saison, als dass Löw diese Stärke ungenutzt lassen würde. Für Piotr Trochowski bedeutet dies trotz allen Engagements, dass er mit der Bank Vorlieb nehmen muss - wenn überhaupt.

Und so tritt die offensichtlichste Debatte, die besonders nach einem schwachen Spiel gegen einen völlig unterlegenen Gegner reflexartig geführt wird, in den Hintergrund: die Diskussion über die Stürmer. Hier hat Löw seine Entscheidung schon lange gefällt. Es geht nicht um Cacau. Es geht auch nicht um Stefan Kießling. Beide sind in der Stürmerhierarchie auf den hinteren Plätzen.

Löw hat sich schon früh festgelegt und Miroslav Klose als einen von fünf Spielern auserkoren, die eine feste Achse seiner Mannschaft bilden sollen. Im 4-2-3-1-System mit einem Stürmer bleibt damit nur Platz für ihn.

(...)

DFB: Ballack fällt für die WM aus
Bänderverletzung stoppt Kapitän

Michael Ballack steht der deutschen Nationalmannschaft bei der WM nicht zur Verfügung. Dies ist das Ergebnis einer Kernspintomographie. Bei dem DFB-Kapitänwurde ein Riss des Innenbandes und ein Teilriss der Syndesmose im Sprunggelenk festgestellt.

Sein rechtes Sprunggelenk wird für vier Wochen in einem Gipsverband ruhig gestellt worden, danach soll eine weitere Ruhigstellung in einem Spezialschuh erfolgen.

Acht Wochen Pause

Nach der aktuellen Diagnose von Nationalmannschaftsarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt ist mit einer völligen Heilung der Verletzung zu rechnen. Der Wiedereinstieg ist für Ballack allerdings frühestens in acht Wochen möglich.

Der 98-malige Nationalspieler Ballack war bereits am Sonntagabend in Absprache mit den Medizinern seines Vereins FC Chelsea und Müller-Wohlfahrt in die bayerische Landeshauptstadt geflogen. Die Verletzung hatte Ballack am vergangenen Samstag im FA-Cup-Finale mit Chelsea gegen den FC Portsmouth nach einem Foul des gebürtigen Berliners Kevin Boateng erlitten. Dieser hatte für das Foulspiel lediglich eine Gelbe Karte kassiert.

Ich war zwar nie ein großer Ballack-Fan, aber so um die letzte WM gebracht zu werden ist tragisch, zumal Ballacks Karriere ohnehin reich an Rück- und Tiefschlägen war.

Tut mir sehr, sehr leid.

Träsch oder Khedira als Ballack-Ersatz, wenn ich, dass schon wieder höre. Da vergeht mir die Lust.