Danke,
Discostu, für dein EM-Fazit - spät aber gut. In allen von dir dargestellten Punkten kann ich dir weitestgehend zustimmen, was die Musik angeht, fand ich Frau Stürmers erhöhte Temperatur durchaus hörenswert - obwohl sie Österreicherin ist.
Ich möchte noch einige Aspekte ergänzen, die mir sehr am Herzen liegen.
Die Schiedsrichter
Es gab schwierig nachzuvollziehende Entscheidungen. Es gab viele Abseitsentscheidungen. Ja, es gab auch Fehlentscheidungen. Aber eins gab es nicht wirklich: Eine Schiedsrichterdiskussion. Die UEFA hatte ein glückliches Händchen bei der Auswahl der Teams und hat sich nicht durch eigenwillige Auswahlregularien in Schwierigkeiten gebracht. Der Modus bei der letzten WM führte dazu, dass unerfahrene Schiedsrichter und -assistenten Teams bildeten, die sich ihrer selbst nicht wirklich sicher waren, mit einander nicht kommunizieren konnten und teils wirklich gruselige Leistungen abgeliefert haben.
Diese EM wurde ohne Skandale über die Bühne gebracht, ich bin sogar geneigt über den unnötigen Ausschluss Löws vom Spiel gegen Portugal hinwegzusehen. Ich habe keine Schwalbe gesehen und jeder gegebene Elfmeter war vertretbar. Respekt vor der meistgescholtenen Personengruppe im Fußball.
Die Kommentatoren
Langweilig bis schrecklich. Vielleicht ist es die unsägliche Maxime die Neutralität zu wahren, die dazu führt, dass man sich einen Knopf wünscht mit dem man die Kommentare abschalten aber den Stadionton behalten kann. Wollte man Emotionen transportieren, wurden Kommentare anderer Sender eingespielt; in meinen Augen die Bankrotterklärung des Neutralitätsprinzips. Furchtbar war der kläglich gescheiterte Versuch Réthys, sich als Radiokommentator auszugeben. Wer die zum Teil mitreißenden Kommentare des NDR kennt, weiß, dass dieser Versuch nur als gescheitert betrachtet werden kann. Doch auch der "normale" Kommentar blieb genau so fad, wie
die Bilder:
Danke liebe UEFA, danke, danke, danke! Wenn vorher niemand richtig erklären konnte, warum Unabhängigkeit wichtig ist: Jetzt wissen es (hoffentlich) Alle. Eine Zentral zensi..., pardon: gesteu... äh, zusammengefasste Übertragung kann und wird missbraucht werden. Flitzer, Feuerwerkskörper, spärlich bekleidete Fans und viele Spielszenen sind der scharfen Schere der UEFA-Regie zum Opfer gefallen. Wie oft wurden Großaufnahmen einzelner Spieler oder langatmige Wiederholungen (in Superzeitlupe!) gezeigt, während der Ball im Spiel war! Zusammen mit den schwachen Kommentatoren, die das weiterlaufende Spielgeschehen nicht kommentierten, ging gefühlte eine Halbzeit über das Turnier gerechnet verloren.
Die katastrophale Panne im nicht redundant ausgelegten Verteilzentrum die alle bis auf die Schweizer (es lebe die Unabhängigkeit!) blind machte, war das Tüpfelchen auf dem I. Wenn das mit DFL und Bundesliga auch so läuft, werde ich das boykottieren.
Eine Anmerkung: Die Mediatheken beider Sender boten die Spiele in voller Länge zum Noch-einmal-gucken und analysieren an. Im ZDF mit praktischen Tags zu den Highlights und der Möglichkeit jederzeit weiter vorn oder zurück weiterzugucken versehen. In der ARD muss man sich mit einer Pausefunktion begnügen: Man kann nur pausieren aber nicht springen - weder vor noch zurück. Der Nutzwert war praktisch Null.
Das Rahmenprogramm der Sendeanstalten
war unterschiedlich wie
ungleiche Zwillinge. Im ZDF wirkten Bühne und Mitwirkende lebendig und offen. Sympathische und kompetente Menschen, verständliche Analysen und Spaß aus der Situation machten die ZDF-Berichterstattung insgesamt rund und ansehnlich. Selbst das pseudo-spontane "Nachgetreten" wirkte einfach lebendig. Doch nun zur ARD: Dröge, spröde, unlustig, langweilig bis zu Waldis Promi-Talkshow mit Quoten-Comedian. Aber das ist natürlich nur meine persönliche Meinung.