Dortmunder Modell soll Bayer retten

Leverkusen. Den Abgrund vor Augen will Bayer Leverkusen offenbar nach dem letzten Strohhalm greifen. Nach dem 0:1 im Kellerduell beim 1. FC Kaiserslautern und dem Sturz auf Platz 17 traut die Vereinsführung offenbar Thomas Hörster nicht mehr allein zu, den Klassenerhalt zu sichern.

Dem vor fünf Wochen zum Cheftrainer ernannten Hörster wurde zwar das Vertrauen bis zum Saisonende ausgesprochen, aber möglicherweise nicht als allein verantwortlicher Coach. "Ich kann nicht ausschließen, dass wir für die letzten Bundesligaspiele noch einen erfahrenen Mann holen. Ich möchte am Ende dastehen und sagen können, dass wir alles probiert haben", erklärte Reiner Calmund.

Dem Bayer-Manager schwebt offenbar das Dortmunder Modell vor, mit dem der BVB in der Saison 1999/2000 den Klassenerhalt schaffte. Die Borussia holte damals für die letzten fünf Spiele Trainer-Altmeister Udo Lattek aus dem Ruhestand, der den BVB zusammen mit Matthias Sammer zum Klassenerhalt führte.

In Leverkusen soll aber nicht Lattek an die Seite des unerfahrenen Hörster gestellt werden. Der 68-Jährige schloss für sich ein Comeback auf der Trainerbank aus, riet Hörster aber zum Rücktritt: "Es ist nur eine Frage der Alternativen. Wenn ich ihn so sehe, wirkt er für mich wie ein verschüchtertes Würmchen."

Wer der Retter sein könnte, ließ Calmund offen. Der Name Kalli Feldkamp ist bisher nur eine Spekulation. Otto Rehhagel, den Calmund bereits als Sportdirektor verpflichten wollte, steht als Nationaltrainer in Griechenland momentan nicht zur Verfügung.

@GiftenMeute

Mir fällt da noch Jemand ein. Man sollte Ihn schnellstens vom Golfplatz holen. Den saagenumworbenen und vollpepackt mit Fußballverstand ausgestatteten herrn Ribbeck von Ribbeck zu Ribbeck.

Oder Erwin unseren Schnabel, der könnte das dann vom Sofa aus machen und Hörster würde nicht öffentlich zurückgestuft.

Es kann nur einen erfahrenen geben, der so ein Himmelfahrtskommando übernehmen kann:

Rudi Gutendorf

@ Giften
Den mit Peter Alexander und "Jan Schimack" (Na, wenn du ih in lautschrift schreibst, wird er vielleicht mal richtig ausgesprochen.. ob er dann besser spielt??!! ) hab ich nicht verstanden

Bayer: 700.000 Euro für die Rettung

Jetzt profitieren die Profis noch vom Schlamassel

Von THOMAS GASSMANN und ALEXANDER HAUBRICHS

Leverkusen – Eigentlich will Reiner Calmund zu dem Thema überhaupt nichts sagen. Aber es ist schon durchgesickert: Bayer Leverkusen lobt eine Nichtabstiegsprämie aus. Warum den Bayer-Geschäftsführer das fuchst, ist auch klar: Jetzt profitieren genau diejenigen noch finanziell von Leverkusens Schlamassel, die den Karren so tief in den Dreck gefahren haben: Die Profis selbst.
Vor der Saison haben wir logischerweise so etwas nicht ausgehandelt, da der Kader so bestückt ist, dass man ganz andere Ziele erreichen muss. Deswegen kassiert die Mannschaft auch ab Platz acht keine Prämien mehr – Ziel war ja das internationale Geschäft“, sagt Manager Ilja Kaenzig.

Aber: „Nun muss man drüber nachdenken, von Spiel zu Spiel auch nochmal finanzielle Anreize zu setzen. “

Warum jetzt doch bezahlt wird, kann man auch bei Reiner Calmund erfahren. „Wir wollen uns nachher nicht vorwerfen lassen, nicht alles probiert zu haben“, predigt er seit Wochen über das Krisenmanagement in Leverkusen.

Deshalb das Umdenken vor dem ersten von acht Endspielen am Samstag gegen Hertha BSC Berlin: Bayer greift zum letzten Strohhalm Rettungsprämie – auch weil einige Spieler ja im Falle des Abstiegs durch ihre Ausstiegsklauseln wirtschaftlich profitieren könnten. Diese Gedanken wollen die Verantwortlichen möglichst vertreiben, damit sich alle Profis voll auf den Existenzkampf in der Bundesliga konzentrieren können.

Neben der von Jürgen Kohler ausgelösten Aufbruchstimmung stehen also auch rund 700 000 € für die Rettung bereit, um im Fall des Klassenerhalts ausbezahlt zu werden. Kaenzig: „Aber wie hoch die Prämie genau sein wird und wann wir sie tatsächlich ausloben werden, muss Jürgen Kohler bestimmen. Er hat jetzt mit allen gesprochen und weiß am besten, wann es Sinn macht.“ Und ob es noch Sinn macht…

Bayer mit Trainer-Troika

Verhindert man so den Abstieg?

Von ALEXANDER HAUBRICHS

Leverkusen – Die Sensation ist perfekt: „Cheftrainer“ Thomas Hörster bekommt bei Bayer nach Sportdirektor Jürgen Kohler auch Udo Lattek vor die Nase gesetzt. Nur die Funktion ist noch unklar.
So fuhr Bayer-Geschäftsführer Reiner Calmund bereits am Mittwoch zum ehemaligen Erfolgstrainer ins Allgäu, um die Modalitäten eines Engagements auszuloten. Wohl auf Drängen von Sportdirektor Jürgen Kohler, der in dem 68-Jährigen „einen Mann mit riesiger Erfahrung und einen väterlichen Freund“ sieht. Kohler: „Wir wären ja verrückt, seine Hilfe auszuschlagen.“

So gehört Lattek de facto zur nun zur Troika mutierten sportlichen Leitung. Er soll per Ferndiagnose Kohler Tipps geben, wie die Rettung gelingen kann, aber auch eine Rückkehr auf den Trainingsplatz ist im Falle einer Pleite morgen gegen Schalke möglich. „Cheftrainer“ Thomas Hörster macht gute Miene zum bösen Spiel: „Ich war über die Sache mit Udo Lattek informiert. Alles, was helfen kann, muss man in Betracht ziehen“, sagt er über den, der ihn vor Wochen noch als „verschüchtertes Würmchen“ karikierte.

Aber er kann die Entscheidung nicht mehr verhindern, Lattek sitzt Sonntag vielleicht schon auf der Tribüne. „Es kann ihm ja keiner verbieten, ins Stadion zu kommen“, grinst der Sportdirektor vielsagend. Doch Kohler sollte wissen, was er tut – denn Calmund baut schon vor: „Wenn es nach mir geht, gibt es keinen Trainerwechsel. Wenn aber Kohler kommt und sagt, dass wir die Reißleine ziehen sollen, dann reden wir darüber.“

Calli weiß, wieso: Es ist äußerst fraglich, ob man mit Latteks Ratschlägen wie „den Spielern den Arsch aufreißen“ und ihnen „richtig was auf die Birne geben“ den Abstieg verhindert. Oder ob das Ganze nicht der nächste Akt purer Hilflosigkeit gegenüber einer zunehmend untrainierbaren Mannschaft ist…