Zu Q-Burgers Artikel:
http://www.zeit.de/2015/18/fussball-bundesliga-fc-bayern-qualitaetIm ersten Teil will uns der Autor suggerieren, dass Gladbach gegen Wolfsburg grundsätzlich sehr defensiv agiert hat. Dass sie gegen eine Mannschaft, die speziell offensiv mit De Bruyne, Caligiuri, Peresic und Vieirnia ihre Stärken in der Geschwindigkeit hat, nicht auf Höhe der Mittellinie verteidigen ist jetzt kein taktischer Geniestreich. Aber diese Passage:
Zitat:
Halten wir am Tablet das Standbild fest: In diesem Moment sind, inklusive dem Tormann, sieben von elf Gladbachern in der eigenen Hälfte – und nur drei Wolfsburger. Nach ein paar Stationen ohne Raumgewinn lupft der Gladbacher Innenverteidiger Roel Brouwers den Ball hoch, weit, ungenau auf seinen Stürmer. Eine leichte Beute für die Wolfsburger Abwehr.
finde ich dann bemerkenswert.
Die erweckt den Anschein, dass Gladbach im Spielaufbau außer langen Bällen nicht viel zu bieten hat und sich nur auf das Verteidigen beschränkt. Genau das Gegenteil ist aber der Fall. Gladbach operiert am wenigsten mit langen Bällen über die Abwehr. Und wenn, dann nur, wenn Spieler wie Stranzl fehlen oder auf anderen Positionen ran müssen. In diesem Spiel hat zusätzlich noch Jantschke gefehlt, das verändert das Aufbauspiel zwar nicht grundsätzlich, ein Browers wird aber auch kein Hummels mehr.
Zitat:
Das Spiel hat gutes Bundesliga-, aber kein Champions-League-Format, weder technisch noch taktisch.
Sagt/beurteilt wer? Was und wie spielen denn Monaco, Chelsea oder Turin? Womit kommt der FC Basel seit Jahren regelmäßig in´s 1/8 Finale?
Gerade taktisch kenne ich zur Zeit kaum eine andere Mannschaft, die wie Gladbach variabel die Taktik auf den Gegner ausrichtet. Wenn z.B
Mauern unten hinten drin stehen ein Garant für Punkte gegen Bayern, Hoffenheim, Wolfsburg oder Dortmund sind, warum spielt dann nicht die halbe Liga um die CL? An den Spielern allein kann es ja nicht liegen. In der Verteidigung hat Gladbach keinen einzigen Nationalspieler (außer Yann Sommer).
Zitat:
Doch hier spielen die beiden besten deutschen Mannschaften nach den Bayern gegeneinander. Warum soll man sie nicht mal am höchsten Standard messen? Gladbach wird nächste Saison wahrscheinlich in der Champions League antreten, Wolfsburg sehr wahrscheinlich.
Denkt der Autor das ernsthaft? Ein
zur Zeit wäre vll. sinnvoller gewesen. Die Tabelle spiegelt nur eine Momentaufnahme wider. Und ich sehe auch keine Verpflichtung von Gladbach, dem Anspruch des Autoren auf "schönen Fußball", wie er ihn versteht, zu erfüllen. Wie haben ihm im Vergleich wohl die Spiele der Bayern gegen den BVB, Schalke und den HSV gefallen? Speziell in der Hinrunde, als sie noch nicht so viel Verletzte hatten? Und was war mit dem ersten Spiel gegen Gladbach?
Zitat:
So scheu und schüchtern Favre schaut und spricht, so lässt er seine Mannschaft spielen. Defensive ist sein Gebot. Beim 2:0-Sieg in Bayern im März zum Beispiel kam es schon beim Stand von 0:0 vor, dass acht von zehn Feldspielern im eigenen Strafraum verteidigten. Der Führungstreffer war der erste Gladbacher Torschuss. Favres Strategie ging auf, aber kann sie auf Dauer gutgehen?
Aha. Auch hier die Frage: Warum punktet kaum eine Mannschaft in und gegen München? Woran liegt das, dass Favre als Fohlen Coach überhaupt erst in 5 Jahren zwei von 10 Spielen gegen die Bayern verloren hat? Und warum verteidigen wohl 8 von 10 Feldspielern um den eigenen Strafraum? Ganz einfach, weil Favre IMMER das Spiel von dominanten Mannschaften vor dem eigenen Strafraum zulässt und sogar dem Gegner die Außenpositionen "schenkt". Weil Flanken, das findet der Favre nämlich auch, sehr einfach zu verteidigen sind. Die Innenverteidigung muss bei Flanken am wenigsten arbeiten und wenn die ihr Handwerk einigermaßen verstehen und taktisch nicht vollblind sind, passiert bei Flanken gar nichts. Am Rande: Gladbach hat diese Saison noch keinen Gegentreffer nach Ecken oder Flanken außerhalb des 16ers bekommen. Alles Zufall oder Glück?
Ist dem Autor zudem nicht aufgefallen, dass der Gegner bei all dem schönen Ballbesitz um den Gladbacher Strafraum, kaum gefährliche Aktionen herausspielt? Selbst die Super-Bayern nicht? Zudem in der Region so gut wie keine Freistöße verursacht? Was sagt der Autor dazu, dass Gladbach kaum foul spielt bei Balleroberung? Macht das auch jede andere Mannschaft?
Man fragt sich wirklich, wie lange er sich schon Fußballspiele von
verschiedenen Mannschaften anguckt?
Zitat:
Zu einer modernen Taktik gehört das Vorrücken der Abwehr in bestimmten Situationen, um den Mittelfeldspielern zu helfen, das Spiel eng zu machen, den Ball zu holen. Das ist essenziell. Eine gute Abwehr reagiert immer auf das Spiel vor ihr, selbst wenn der Ball weit weg ist. Favres Abwehr steht aber meist nahe am eigenen Tor, rückt nur behutsam auf. Erobert Gladbach den Ball, ist dann der Weg zum anderen Tor sehr weit. Das kann mal klappen wie beim zweiten Tor gegen Dortmund im April, als Patrick Herrmann zwei Drittel des Spielfelds geradeaus rannte und Raffael auflegte. Dass Gladbach ein Tor gelang, lag aber vor allem daran, dass einem die Defensive des BVB zurzeit keine Glanzleistungen abverlangt.
Ein Knüller! Was spielt eigentlich Wendt für eine Position, Herr Frittsch? Falls Sie es noch nicht wissen: Außenverteidiger. Wenn der noch offensiver spielt, kann Favre gleich von Beginn an mit Dreierkette spielen lassen. Was er in 2/3 der Spiele übrigens machen lässt.
Das weiß man allerdings nur, wenn man nicht aus Versehen die s.g. Topspiele mit Gladbacher Beteiligung anschaut.
Weil Gladbach neben den Bayern die Höchste Ballbesitzquote der Liga hat. Auch hier ein Tip: Einfach mal Spiele gegen vermeintlich schwächere Gegner schauen. Herr Frittsch, Sie werden überrascht sein, dass sich tatsächlich mehr als drei Spieler der Fohlen in der gegnerischen Hälfte befinden. Es sind nämlich eher 8.
Würden Schalke, Leverkusen und der BVB über diese taktische Variabilität verfügen, müsste man sich nicht über Gladbach in den Top 3 echauffieren, die haben nämlich alle einige Nationalspieler mehr
Zitat:
Schießt Favres Elf nicht das 1:0, gewinnt sie selten. Verteidigt der Gegner, gehen der Mannschaft die Mittel aus. So verlor die Borussia im Pokalviertelfinale in Bielefeld im Elfmeterschießen. Noch bedenklicher: Während des Spiels sah man kaum einen Unterschied zwischen dem Erst- und dem Drittligisten.
Oh! Wenn sie nicht das 1:0 schießen, gewinnen sie selten. Sensationelle Betrachtung. Wer ist denn in dieser Statistik der Primus? Gibt es eine Mannschaft, die in dem Bereich ganz vorne liegt? Also praktisch auf Rückstand spielt, weil sie im
Spiele drehen ihre Stärken hat?
Und was der Autor, mein lieber Freund Herr Frittsch, so bedenklich findet, das Ausscheiden einer Bundesligamannschaft gegen einen Drittligisten, muss seine Fußballwelt arg erschüttert haben. In der er offensichtlich seit 1,5 Jahren lebt.
Zum Glück passiert das nur spielerisch armen Vereinen wie Gladbach. Da kann einem Angst und Bange werden, sollten die wirklich...also nein, das wollen wir nicht glauben.
Denkt dieser Fußballfachmann wirklich, dass alle anderen Erstligisten inklusive dem Stern des Südens, ausscheiden obwohl sie in dem Spiel deutlich besser waren? Es gibt für den Underdog doch nur die eine Chance zu gewinnen. Den Gegner auf das eigene Niveau herunterziehen, Räume eng machen, laufen bis zum Umfallen und möglichst jeden Zweikampf gewinnen. Also Kaiserslautern light quasi. Und natürlich gelingt das nur, wenn der Erstligist dazu nicht seinen besten Tag hat.
Zitat:
Im Europa-League-Sechzehntelfinale schied Gladbach gegen die (zugegeben starke) Elf des FC Sevilla aus. Es war nicht Favres erstes frühes Aus im Europapokal. Daher sind Zweifel angebracht, ob in Mönchengladbach eine europäische Spitzenmannschaft heranwächst.
Danke, sehr großzügig darauf zu verweisen, dass Sevilla keine Thekenmannschaft ist. Bedenklich: Gladbach war sogar in beiden Spielen besser, im Hinspiel war es (bis auf die Tore) die beste Auswärtsleistung international gegen einen starken Gegner überhaupt, die ich gesehen habe. Und was konnte man entdecken: Offensives verteidigen, Torchancen en masse und Spielkontrolle der Gladbacher. Auswärts in Sevilla, Donnerlütjen. Wie konnte das passieren?
Auf das Gefasel von einer europäischen Spitzenmannschaft will ich jetzt nicht eingehen. Es tut mir aber leid, dass Gladbach diesen Wunsch des Autoren nicht erfüllen kann. Macht ja aber nichts:
Außer dem FC Bayern haben wir da eh nichts zu bieten. Woran das wirklich liegt, kann uns dann Herr Frittsch in 10 Jahren beantworten. Wenn er sich mal etwas mit Fußball beschäftigt hat.