Eintracht Braunschweig gibt auf

1:99


In der zweiten Fußball-Bundesliga spielt eine Weltauswahl. Die Kriterien für die Berufung nehmen der Geschichte aber leider ihren Glanz: Wer war in der Winterpause frei für einen Vereinswechsel und bereit, sich dem abgeschlagenen Tabellenletzten Eintracht Braunschweig anzuschließen? Es fanden sich tatsächlich elf Zugänge, die nun in Südostniedersachsen zehn Nationen repräsentieren - Brasilien, Kroatien, Moldawien, Rumänien, Tschechien, Mazedonien, Kamerun, Ghana und Deutschland.

Finanziert hat diesen Beitrag zur Völkerverständigung - inklusive des neuen Trainers Willi Reimann - der Unternehmer Jochen Staake, der in Braunschweig eine Investmentfirma besitzt. Im Gegensatz zu seinen sonstigen Projekten hat sich die Investition in die Eintracht allerdings nicht ausgezahlt. Das "Wunder von Braunschweig", das Staake nach seiner Machtübernahme im November mittels einer "Task Force" bewirken wollte, ist ausgeblieben. Nach dem 0:1 gegen den 16. aus Essen, der vierten Niederlage am Stück, hat die Eintracht zwölf Punkte Rückstand auf Platz 14. "Jetzt müssen wir uns auf die Regionalliga einstellen", sagte Reimann. "Wenn man Heimspiele verliert, kann man die Klasse kaum halten." Und die Aussichten, die restlichen Spiele erfolgreich zu bestreiten, sind gering. Mittelfeldspieler Patrick Bick gab zu: "Was wir spielen, hat mit Fußball nichts zu tun."

Das alles war zu befürchten: Einige der neuen Spieler kamen verletzt oder mussten lange auf ihre Spielgenehmigungen warten, sie kannten sich nicht, sprachen verschiedene Sprachen. Die beiden neuen Stürmer Valentine Atem und Alexandru Golban wirkten am Freitag gegen Rot-Weiß Essen wie Fremdlinge in einem verwirrten Team, auch ihre Einzelaktionen scheiterten. Reimann erklärte, sie seien körperlich immer noch nicht auf der Höhe. Der neue Verteidiger Martin Horacek hatte vor dem Gegentor einen Aussetzer.

Reimann und elf Neue

"Man kann vom Trainer keine Wunderdinge erwarten", sagt Staake, "er muss die Mannschaft erst formen, so viel verstehe ich von Fußball auch." Dumm nur, dass die meisten Neuen im Sommer, wenn die Mannschaft mutmaßlich schön geformt ist, wieder verschwinden werden - sie haben nur für die zweite Bundesliga Verträge oder sind ausgeliehen.

Staake wird das alles gewusst haben, als er seine Privatschatulle für die Weltauswahl öffnete. "Ich war immer Realist und habe gesagt, die Chancen stehen 50:50", erklärt er in überzeugtem Tonfall. Zumal er sich mit Fußball auskennt, dürfte er geahnt haben, dass sie schon im November eher 1:99 standen. Aber die Gelegenheit war günstig, sich bei seinem Lieblingsklub als starker Mann einzukaufen ("Ich kenne hier viele Menschen, habe viele fragende Blicke gesehen: Kannst du nicht helfen?"). Das muss man nicht verwerflich finden, aber es birgt ein Risiko für den Verein. Es bleibt offen, ob es sich um geschenktes Geld handelt oder zum Teil um zinslose Darlehen.

Inklusive der neuen Spieler Golban (FC Karpati Lwiw), Atem (Ashanti Goldfields), Horacek (Sigma Olmütz), Barukcic (NK Pula), Cimen, Huber (beide Eintracht Frankfurt), Nuredinoski (Pobeda Prilep), Otacilio (Clube do Remo), Zikovic (NK Jadran Porec), Leozinho (Treze F.C.) und Ratkovic (Cibalia Vinkovci) stehen zurzeit 36 Spieler im Kader. Wenn die Eintracht absteigt, werden mindestens zwei Drittel davon gehen. Dann will Staake ein "zweitligataugliches Team" für die Regionalliga, um mit Reimann sofort wieder aufzusteigen. Wie das finanziert werden soll? "Das möchte ich nicht offenlegen, aber wir werden es hinkriegen." Er will den Profifußball in eine GmbH umwandeln - und Aufsichtsratsvorsitzender werden. Er will den nächsten Kraftakt allerdings nicht mehr alleine finanzieren, "Freunde und Geschäftspartner" sollen helfen. Schon jetzt sind einige Unternehmen, in die Staake investiert hat, auch Sponsoren.

Auf das Trikot allerdings, sagt er, würde er schon gerne selbst - mit einem neuen Projekt. Staake hat in Braunschweig den "weltweit ersten vollautomatischen Getränkemarkt" eröffnet. Das scheint ein Projekt mit Zukunft zu sein - es kann zumindest nicht an kreativer Personalplanung scheitern. Markus Schäflein

(SZ vom 26.2.2007)

Elfi: Politiker sind nicht für Loyalität bekannt, dass das bei ihren Fußballvereinen anders ist wundert mich nicht, gerade bei Wulff. Ich würde ihm da jetzt keinen Strick raus drehen.

Ich finde dieses Outfit so überzeugend – tja, vielleicht sollte Herr Ministerpräsident Wulff mal in Erwägung ziehen, bei seinem nächsten Besuch im Niedersachsen-Stadion so aufzutreten.

ElFi - wie bist Du denn in BS aufgelaufen ??
Vielleicht hat unser Ministerpräsident ja auch "nur eine Wette verloren" ...

ElFi - wie bist Du denn in BS aufgelaufen ??
Vielleicht hat unser Ministerpräsident ja auch "nur eine Wette verloren" ...

Kann man hier irgendwelche Parteipräferenzen ablesen?

Gute Frage.

Das ihr das immer noch nicht gerafft habt?

Inkognito natürlich

Das ihr das immer noch nicht gerafft habt?

Inkognito natürlich, trotzdem mit kompletter Charmeoffensive.

Hier ein Foto von cashfieldcats nach Kontaktaufnahme und Absprache des Wetteinsatzes:



Herr Filigrano hat übrigens gewettet das 1+1 gleich 3 sind.