PS: Erstliga-Fußball im Playmobil-Stadion?

Immer noch besser als die Frankfurter.

Mainz wie es singt und lacht. Das 3:2 in der 89 Min ist hochverdient und hoffentlich bleibt es dabei.

Die Helau-Armee

Mainz 05 vor dem Aufstieg: Zwischen Trauma und Karneval

Mainz – Wahrscheinlich lagen sich in dem bacchantischen Durcheinander wirklich wildfremde Menschen in den Armen, als der historische Sieg endlich feststand. An diesem für den FSV Mainz 05 so glückstaumelnden Montagabend erwachten selbst altbackene Plattitüden noch einmal zum Leben. Am Bruchweg wackelten die Tribünen (zumindest jene aus Stahlrohr), brannte der Baum – oder war es die Luft? Ganz egal. „Diesen elektrisierenden Fußball wollen wir jetzt immer haben“, sagte Vereinspräsident Harald Strutz. Was so schön ist, soll halt nicht aufhören.

Genau sieben Jahrzehnte mussten vergehen, ehe Mainz 05 wieder einmal gegen Eintracht Frankfurt gewinnen konnte. 1933 hatte es einen 7:3-Sieg in der Gauliga gegeben, danach waren sich beide Klubs bei aller räumlichen Nähe in Pflichtspielen selten begegnet. Schließlich gehörte die Eintracht lange zu den Noblen des deutschen Fußballs, während Mainz 05 erst seit 14 Jahren überhaupt mal zweitklassig ist. Doch mit dem 3:2-Sieg über Frankfurt könnte diese Ordnung nachhaltig umgestürzt werden, denn drei Spieltage vor Saisonschluss steht Mainz 05 mit drei Punkten Vorsprung auf einem Aufstiegsplatz.

„Geil“ fand Jürgen Klopp die Stimmung beim Rhein-Main-Derby, bei dem 90 Minuten auf den Rängen gesungen und getobt wurde wie nie zuvor am Bruchweg. „Geil“ fand der Mainzer Trainer, wie sein Team die Gäste durch ein Tor von Benjamin Auer in der vorletzten Minute niedergerungen hatte. Bis zur Erschöpfung fighteten beide Mannschaften, machten das Spiel zu einem englischen Fußballerlebnis, und Mainz konnte durch den Sieg die Schatten der Vergangenheit ein wenig vertreiben. Auf den Tag genau ein Jahr zuvor hatte das Team bei Union Berlin den Aufstieg in die Bundesliga verspielt, immer wieder waren die Spieler zuletzt an dieses Scheitern erinnert worden. „So etwas muss erst einmal verarbeitet werden, und das hat die Mannschaft geil gemacht“, sagte Klopp. So geil das alles sein mag, noch ist das Trauma nicht ganz bewältigt. „Wir haben einen Schritt gemacht, aber keinen großen“, sagte Mittelfeldarbeiter Christof Babatz nüchtern, als wäre am dritten Spieltag Oberhausen bezwungen worden. „Nichts in mir schreit ‚Juhu‘ oder ‚Vorentscheidung‘“, sagte Klopp.

Rotbackige Novizen

Beim Abstiegskandidaten Ahlen tritt Mainz am kommenden Wochenende an, dann kommt Lübeck, und schließlich geht die Reise zum designierten Absteiger Braunschweig. Ein lösbares Programm ist das, doch Klopp wollte daraus nicht mehr ableiten, als „dass wir bis zum Ende dabei sein werden.“ Trotzdem könnte sich die Bundesliga schon einmal mit der Idee eines Aufsteigers Mainz 05 befassen. Schwer fallen dürfte das nicht, denn in vielerlei Hinsicht erinnert Mainz 05 an den SC Freiburg vor zehn Jahren, als der Klub mit Volker Finke zum ersten Mal in die Bundesliga aufstieg. Wie einst Freiburg ist Mainz noch auf dem Weg, eine Fußballstadt zu werden, selbst wenn Präsident Strutz vorrechnet, dass sich die Zuschauerzahl in nur drei Spielzeiten fast verdreifacht hat. Das Stadion am Bruchweg hat der Verein ausgebaut für ein begeisterungsfähiges Publikum, das noch nicht durch jahrelanges Auf und Ab im Profifußball übellaunig geworden ist, sondern sich mit der Rotbäckigkeit von Novizen freuen kann.

Eine Nische fürs Anderssein ist ebenfalls gefunden. „Wir sind nur ein Karnevalsverein“ heißt die Losung und „Helau“ der dazu gehörige Schlachtruf. „Am Rosenmontag bin ich geboren“ singen Tausende vor dem Anpfiff, und schießen die Mainzer ein Tor, donnert aus den Stadionlautsprechern karnevalistisches Humtata. Vielleicht ist die Fasnacht bei Mainz 05 etwas überkommuniziert, aber Vereinspräsident Strutz mag recht haben, wenn er sagt: „Sollten wir aufsteigen, würde uns das sehr viel Freunde bringen.“ In der Bundesliga gibt es halt ein Bedürfnis nach den Netten und Niedlichen, die kleinen gallischen Dörfern gleich den große Potentaten trotzen. Die Öko-Kicker aus Freiburg haben das bewiesen, die Totenkopf-Piraten aus St.Pauli, warum nicht auch eine rot- weiße Helau-Armee aus Mainz?

Den Trainer dazu könnte man kaum passender besetzen. Wie Finke ist Jürgen Klopp ein Coach, dessen Mannschaft man auf dem Platz seine Idee von Fußball ansieht; nur so können geringere Geldmittel sportlich ausgeglichen werden. Zudem fällt der 35-Jährige aus dem üblichen Schema von Profitrainern, weil er nicht nur bemerkenswert eloquent ist, sondern sich im dritten Jahr auf der Bank noch eine humorvolle Leichtigkeit bewahrt hat. Diese zu verlieren hat er jedoch auch schon eine Option: Klopp wird als zukünftiger Trainer von Leverkusen gehandelt.

Christoph Biermann

Eines aber finde ich hat der dritte Aufsteiger mit Freiburg und Köln gemeinsam: Sie sind deutlich schwächer als wir.

Dachte erst, ich habe eine Wiederholung vom Spiel Manchester United gegen Real Madrid gesehen. Ein tolles Spiel, von beiden Mannschaften. Frankfurt hat jetzt wohl die besten Karten, wenn ich mir das Restprogramm so anschaue.