Den nachfolgenden Beitrag hatte ich vor zweieinhalb Jahren für die Notbremse geschrieben. Anlass war der Überholtag, wir zogen damals in der Ewigen Bundesligatabelle an Aantracht vorbei. Vieles davon hat noch Bestand - und der Betriebsunfall "Aufstieg" wird ja in der kommenden Saison repariert.
Sonnabend, 20. November 2010, 17.21.37 Uhr. Abpfiff, 3:2 gegen Hamburg. Ein ruhmreicher Augenblick. Hannover 96 zieht in der Ewigen Bundesligatabelle an Aantracht Braanschwaich vorbei. Der zufälligste Zufallsmeister aller Zeiten steht da, wo er hingehört. Hinter uns. Von nun an bis in Ewigkeit.
Aantracht
Ein Abgesang in 22 Strophen
1. Draußen vor der Tür Die Bundesliga findet nun schon ein Vierteljahrhundert ohne Braanschwaich statt. Aantracht steigt und steigt einfach nicht auf, kommt nicht aus den Puschen und mit dem Hintern nicht hoch. Aantracht Braanschwaich ist die Verein gewordene Bräsigkeit. Aus Gelsenkirchen ist zu hören, dass Schalker Rentner kurz vor dem Ableben noch schnell Mitglied beim BVB werden, damit „von denen einen abkratzt“. Schwazz-Gelb und Königsblau schätzen und ehren sich gegenseitig als Lieblingsfeinde über alle Maßen, kommen ohne einander nicht aus. Sie spielen in einer Liga, zwei Mal im Jahr ist Feiertag. Im Ruhrpott haben sie es gut.
2. Marketinginstrument In Hannover dagegen läuft es auf dem Derbyfeld nicht so toll. Kein angemessener Gegner in Sicht, niedersachsenweit und breit alles öde und leer. Wolfsburg? Dieser Verein für Leibesübungen ist in Wahrheit gar kein VfL, sondern eine Erfindung von VW. Begegnungen mit einem Marketinginstrument sind Begegnungen mit einem Marketinginstrument. Jörg Sievers wurde mal von einem ungewöhnlich schlecht informierten Sportjournalisten gefragt, ob es denn für ihn etwas Besonderes sei, gegen Wolfsburg zu spielen. Colt pariert souverän, antwortet wie aus der Pistole geschossen: „Wissen Sie was? Für einen Hannoveraner gibt es nur ein Derby. Und das ist gegen Braanschwaich.“
3. Kein Gefallen Doch es gibt keine Derbys mehr. An uns liegt das nicht. Das blau-gelbe Unvermögen speist sich vor allem aus zwei Quellen: Gehässigkeit und Krähwinkelei. Sie krökeln lieber in der Provinz rum, als der Dialektik und der Landeshauptstadt mal einen Gefallen zu tun. Schön ist das nicht. Aber wenn sie es denn so haben wollen, dann sollen sie es sich eben in ihrer Drittklassigkeit gemütlich einrichten. Uns doch egal. Ab dafür. Scheiß Aantracht Braanschwaich.
4. Tabellen lügen Ehe der Vorhang für immer fällt, müssen allerdings ein paar Dinge für die roten Nachgeborenen notiert werden. Denn es geht auch um 96. Ja, Aantracht war einst Teil unserer Geschichte – und das ist mit Abstand das Beste, was über diesen Turnverein aus dem ehemaligen Zonenrandgebiet zu sagen ist. Klar, es war nur eine Episode. Und eine hässliche dazu, von Fairness gibt es da nichts zu berichten. Aber wie sollte das denn auch möglich sein? Lug & Trug sind die ständigen Wegbegleiter dieser bizarrsten Erfindung seit es Fußball gibt. Sogar Tabellen lügen, wenn Aantracht im Spiel ist. Ein Beispiel dafür ist die Ewige Bundesligatabelle. Seit sage und schreibe 47 Jahren wird Aantracht Braahnschwaich vor Hannover 96 geführt. Ein Treppenwitz, verbrochen von jenen DFB-Granden, die Anfang der 1960er über die Premierenzusammensetzung der Bundesliga zu befinden haben.
5. Betonmischer Diese Herren entwickeln ein Faible für Blau-Gelb, ändern im laufenden Verfahren mehrfach ihre eigenen Statuten und finden auch nichts dabei, die frisch erfundenen Regeln immer wieder neu zu interpretieren. Bis sich die Balken biegen: Aantracht ist drin und 96 ausgeschlossen. Schamlosigkeit und Infamie triumphieren, der sportliche Anstand bleibt auf der Strecke. Sofort ist klar: Vor uns liegen lange, harte Saisons. Denn es ist nahezu unmöglich, den Punktevorsprung eines Bundesliga-Gründungsmitglieds jemals aufzuholen. Dass dieser Vorsprung ergaunert ist, spielt keine Rolle. Da hat der DFB Beton angerührt. Na und. Die Aufholjagd wird trotzdem gestartet.
6. Schmierenkomödianten Kaum begonnen, ist das Projekt durch neue dunkle Machenschaften gefährdet. In der Saison 1970/71 werden im großen Stil Spiele verschoben, schließlich fliegt die Sache auf und die Mühlen der (Sport-) Gerichtsbarkeit beginnen zu mahlen. Am Ende werden 52 Spieler, sechs Vereinsfunktionäre und zwei Trainer verknackt. Es hagelt Sperren und Geldbußen, mittendrin statt nur dabei: Aantracht Braanschwaich. Das kann allerdings nicht überraschen, Schiebung zählt zu ihren Spezialdisziplinen. Besondere Verdienste erwerben sich die Sportkameraden Joachim Bäse, Jaro Deppe, Dietmar Erler, Bernd Gersdorff, Klaus Gerwien Wolfgang Grzyb, Friedhelm Haebermann, Eberhard Haun, Peter Kaack, Max Lorenz, Franz Merkhoffer, Burkhard Öller, Michael Polywka und Rainer Skrotzki. Natürlich sind auch die Aantracht-Ikonen Lothar Ulsaß und Horst Wolter mit von der schmierigen Partie. Insgesamt eine reife Leistung. Die Beteiligung von Hannover 96 am Bundesliga-Skandal sieht dagegen ziemlich mickrig aus. Genauer gesagt: Es gibt gar keine Beteiligung. Null, niente, nichts. Wer anständig spielt, hat es natürlich schwerer zu Punkten zu kommen. Das ist so, das haut uns aber nicht um. Die Aufholjagd geht weiter.
7. Doppel-Wunder Punkte müssen her. Also: Ärmel aufkrempeln und Stutzen runter. Zusätzlich und nur zur Sicherheit setzen einige uns auf ein Wunder. In den 1970ern passieren sogar zwei. Doch weder das Wunder von Wuppertal noch die Verpflichtung von Klaus „Cäsar“ Wunder entfalten nachhaltig Wirkung. Aber wir wollen uns hier nicht in Einzelheiten verlieren, das ist Sache der muffelig-miesepetrigen Erbsenzähler vom Oker-Bach. Wichtig sind die langen Linien, die präzise gespielten Bälle in die Tiefe. So bleibt festzuhalten: Auch in den dunkelsten Spielzeiten der 80er und 90er Jahre lassen sich der HSV und seine Anhängerschaft nicht hängen. Die Aufholjagd stockt zwar mitunter, aber das große Ziel wird nie aus den Augen verloren. Es geht weiter, immer weiter.
8. Tabellen lügen doch nicht Wir bleiben am Ball in der Gewissheit, dass der Gott der Fairness ein Roter ist. Und so kommt es, wie es kommen musste: Zum Saisonstart 2010/11 sind wir in Schlagdistanz, Hannover 96 braucht nur noch 22 Punkte, um Aantracht in der Ewigen Bundesliga-Tabelle zu überholen.
9. Catch-22 „Catch-22“ lautet der Titel eines Romans von Joseph Heller. Zweiter Weltkrieg, Captain Yossarian hält es in der US Air Force nicht mehr aus, will sich (geistes-) krank schreiben lassen. Doch das ist ausgeschlossen, denn es greift die nirgendwo fixierte, gleichwohl aber höchst wirksame Regel „Catch-22“. Nach Hause geschickt werden nur Leute, die selber darauf drängen. Wer aber dem Krieg entkommen will zeigt, dass er bei klarem Verstand ist und gar nicht krank sein kann. Im Übrigen ist es völlig normal, auf Feindflügen verrückt vor Angst zu werden. Absurd, grotesk und irrsinnig, das ist Catch-22. Nie wurde die Spätfolge einer breitärschigen DFB-Entscheidung literarisch besser auf den Begriff gebracht.
10. Nebenplätze Aber wir sind hier ja nicht im Roman, sondern in der Wirklichkeit. Wir kämpfen für das Projekt 22. Das unterscheidet uns zum Beispiel auch von den Schwaben und ihrem Sturmlauf gegen Stuttgart 21. Jagutäh. Noch ein kurzer, fragender Blick auf einen anderen Nebenplatz: Die Titanic, Stolz der abendländischen Seefahrt, brattert mit exakt 22 Knoten gegen einen Eisberg. Treffer, versenkt. Und das soll ein Zufall sein?
11. Super-Offenbarung 22 – das ist mehr als eine profane Zahl. 22 – das ist eine Offenbarung. Falsche Propheten, die vom Fußball nichts verstehen und begreifen, mögen das für die religiöse Überhöhung eines finalen fußballerischen Überholvorgangs halten. Doch es ist nicht zu leugnen, dass die Offenbarung des Johannes 22 Kapitel umfasst und am Ende ein Kantersieg des Guten über das Böse steht. Es steht geschrieben: „So wird in einem Sturm niedergeworfen die Aantracht und nicht mehr gefunden werden.“ Für immer und ewig schmort Aantracht in der Verdammnis, eine Wiederauferstehung in der Bundesliga ist nicht vorgesehen: „Draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Unzüchtigen und die Mörder und die Götzendiener und alle, die die Lüge lieben und tun.“ Eine Super-Offenbarung, die Johannes da hingelegt hat. Auch die Kicker-Redaktion ist begeistert und gibt für diese Leistung eine 2 („Internationale Klasse“).
12. Der Überhol-Tag Vollstrecker der Offenbarung ist Mike Hanke. Obwohl Hanke ein traditioneller Strafraumstürmer ist und auch mal auf Schalke gespielt hat, kennt er sich mit Traditionen nicht so sehr gut aus: Er weiß zunächst nicht, dass sein Treffer in der 91. Minute als Ü-Tor in die Geschichte eingehen wird. Doch Hankes kleine Leerstelle fügt sich ganz wunderbar in das Gesamtkunstwerk. Ein traumschöner Kopfball befördert Aantracht ins Land der Vergessenen. Hannover 96 hat sich für den Ü-Tag eine formidablen Saison ausgesucht und nebenbei gleich noch den überkreuzten Trinärcode erfunden: Saison 20102011 Datum 20112010 So, jetzt ist erst mal Zeit für ein
13. Pausenbier Überall in der großen Fußballwelt analysieren die Leute in der Halbzeit die Lage und trinken dazu ein Bierchen. Das ist so und das ist auch gut so. Es gibt deutschlandweit nur einen einzigen Ort, wo das nicht so ist. In Braanschwaich gibt es kein Bier, sondern „Wolters“. Das Etikett auf den Flaschen ist mit einem Sinnspruch garniert: „Nec aspera terrent.“ Das bringt Verständnisprobleme mit sich, denn von den Blau-Gelben hat nur eine kleine Minderheit (im Promillebereich) Latein auf der Kette. Der Plörre-Hersteller kennt offenbar die Defizite seiner Kundschaft. Wolters übersetzt auf seiner Internetseite „Nec aspera terrent“ mit „Sie fürchten sich vor nichts.“ Darauf einen Jägermeister.
14. Clarence 1969 startet das ZDF eine Offensive gegen die Sportschau. Der Matchplan geht auf. Alle, die mit Fußball nichts am Hut haben, gucken am Sonnabendnachmittag eine Sendung mit einem zahnlosen, schielenden und schon etwas alterswunderlichen Löwen namens Clarence. Clarence ist kein Nachkomme des Aantracht-Wappentiers, er ist sein Klon. In Braanschwaich erzielt Daktari die höchsten Einschaltquoten der Republik.
15. Gut gedeckt Neben Clarence und dem dauerbreiten Hirsch spielt in der Aantracht-Historie noch ein drittes Tier eine bedeutende Rolle. Es handelt sich um einen Hengst. Genauer gesagt, um den Deckungshengst, nee Quatsch: Deckhengst von Pferde-Franz Merkhoffer. Dieser Gaul sollte entscheidend dazu beitragen, dass das Engagement von Laber-Paul Breitner im gelb-blauen Leibchen nur eine kurze Episode bleibt. Der Reihe nach. 1977 hat Potato-Fritz bei Real Madrid keinen Bock mehr und heuert aus welchen Gründen auch immer in Braanschwaich an. Das fuballkulturelle Gefälle ist allerdings größer, als er sich das in kühnsten Titelträumen hätte ausmalen können. Paule reagiert, Temperamentsbolzer, der er nun mal ist, mit Tobsuchtsanfällen. Richtig doof findet Breitner, dass eine professionelle Spielvorbereitung bei Aantracht nicht so hoch im Kurs steht. Die übliche Kabinenansprache fällt aus, stattdessen berichtet unmittelbar vor dem Anpfiff Pferde-Franz vom Treiben seines Deckhengstes. Detailfreudig und minutiös. Die Mannschaftskameraden lauschen mit gespitzten Ohren und glänzenden Augen. Breitner kriegt einen letzten Tobsuchtsanfall und verschwindet stante pede Richtung München: "Ich tue euch jetzt den Gefallen und gehe."
16. Nachwuchsarbeit Meistens entwickeln sich Kinder ganz anders als die Eltern das planen. Gut so. Manchmal allerdings tragen erzieherische Anstrengungen doch die erhofften Früchte. Eine Sternsekunde in dieser Hinsicht durfte ich auch schon einmal erleben. Und zwar am Sonntag, den 11. Dezember 1988. Es klingelt, überraschender Kaffeebesuch. Unser dreijähriger Sohn begrüßt seinen Onkel aus dem Zonenrandgebiet freudestrahlend mit einem knackigen „Sseiß Aantracht Braanswaich“. Ein paar Jahre nach dem vorweihnachtlichen Zwischenfall beginnt ein Zeitabschnitt, in dem keine „Sendung mit der Maus“ ausgelassen wird. Die Lieblingsfigur unseres Ältesten ist Hein Blöd. Er muss immer schon lachen, bevor Hein Blöd irgendetwas veranstaltet hatte. Das Bild von Hein Blöd reicht. Break. Selbstverständlich haben wir unsere Kinder korrekt, mehrfach und nachdrücklich darauf hingewiesen, dass es sich nicht gehöre, Namenswitze zu machen. Dennoch kringelt sich unser Ältester auf dem Teppich als er rausbekommt, dass in Braanschwaich mit Mathias und Uwe gleich zwei Haine ihr Wesen treiben und die Torhüterei auf ganz eigene Weise interpretieren. Ich habe nichts gemacht, ich habe keine Schuld. Es besteht überhaupt kein Anlass, die Sache mit den frühkindlichen Prägungen doch noch mal zu überdenken.
17. Eier, sie brauchen Eier Überhaupt: Aantracht und die Spielernamen, das ist schon ein Kapitel für sich. 2006 wollen sie das offensive Mittelfeld verstärken – und, wen verpflichten sie? Bekim Kastrati. In der blau-gelben Chefetage ist während der Kastrati-Zeit unter anderem ein Dr. Dockter zugange. Ein Fußballfachmann wie man ihn sich nur wünschen kann, passt exakt zur Aantracht. Skalpellscharf analysiert Manager Dr. Dockter die Lage und fasst seine Eindrücke mit einem schlichten „Pygmäentruppe“ zusammen. Der Doc untermauert seinen Befund mit dem Hinweis, dass der 17. Tabellenplatz den Laktatwerten der Akteure entspreche. Dr. Dockter wird in der Clarence-Stadt stark angefeindet, erhält aber auch Unterstützung. So lamentiert der Spieler Patrick Bick in einem lichten Moment: „Was wir spielen, hat mit Fußball nichts zu tun.“ Bekim Kastrati aber hat unter den Nachwirkungen seines Engagements in Braanschwaich noch zwei Jahre später zu leiden und zieht sich in Düsseldorf einen Hodenriss zu. Ob er den Doppeldockter zur Verantwortung zieht, steht nicht auf dem Spielberichtsbogen.
18. Fankultur Dieses Kapitel ist schnell abgehandelt. Es gibt in der Küchenstraße eine Art Lokal. Nach selbst verfassten Internet-Bekundungen ein „angesagter Treffpunkt“ mit einem „Funky Raucherbereich“, der sich „auch nach 15 Jahren größter Beliebtheit“ erfreut, „vor allem donnerstags“. Seit 15 Jahren wird in diesem angesagten Treffpunkt das deutsche Liedgut gepflegt und vor allem donnerstags „Am Tag als Conny Cramer starb“ gespielt. Das Publikum passt immer gut auf und kann bereits den Refrain mitlallen. Allerdings mit einer kleinen Modifikation. „Am Tag als 96 starb…“ Am Schluss dieser Darbietung sind die Sänger über ihren Einfallsreichtum jedes Mal ganz außer sich vor Freude und schütten Wolters bis zur Besinnungslosigkeit in sich rein. Nec aspera terrent. Einmal aber hat das Küchenstraßen-Publikum doch einen starken Moment, das soll allein schon aus Fairnessgründen nicht verschwiegen werden. Im Oktober 2006 verliert Aantracht 0:2 gegen Greuther Fürth und festigt den erreichten Abstiegsplatz. Der Mob intoniert: „Nie mehr zweite Liga, nie mehr, nie mehr.“ Jau. Steht auf, wenn ihr Hirsche seid.
19. Abseits (I) Adolf Hitler will 1932 Reichspräsident werden. Doch selbst bei einer gewonnenen Wahl wäre eine Niederlage gewiss – Voraussetzung für die Präsidentschaft ist ein deutscher Pass. Schlechte Karten für einen in Österreich geborenen Staatenlosen. Abhilfe schafft der Freistaat Braunschweig. Die Nazis sitzen hier schon in der Landesregierung. Über einen trickreichen Umweg – wie denn auch sonst? – wird Hitler eingebürgert. Heute wäre so etwas natürlich nicht mehr möglich. Auch nicht in einer Version light. Braunschweigs Oberbürgermeister war zwar früher ein NPD-Aktivist und stellvertretenden Bundesvorsitzender der NPD-Studentenorganisation. Aber das ist lange her und eine lässliche Jugendsünde. Auf keinen Fall käme Gert Hoffmann auf die Idee, beispielsweise Jörg Haider einzubürgern. Allein schon deswegen nicht, weil Haider stramm gegen einen Betonpfeiler gedonnert ist und infolgedessen nicht mehr unter den Lebenden weilt.
20. Abseits (II) Hannover avanciert 1692 zum Kurfürstentum im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Künftig dürfen die Hannoveraner Obermotzen den allerobersten Obermotzen (Kaiser) mitwählen. Braanschwaich dagegen bleibt ordinäres Herzogtum, nix is mit Wählen usw. Der Abstieg in die Drittklassigkeit beginnt. 1714 erbt der Hannoveraner Kurfürst auch noch die britische Königskrone. Hannover rules the Empire. Bis 1837 sind einheimischen Bosse gleichzeitig die Kings von London und Drumherum. Eine Personalunion wie sei im Taktik-Lehrbuch steht. Die Provinzler werden vor Neid gelb und blau. Zum 300jährigen Jubiläum soll es 2014 über die Zeit der Personalunion eine Ausstellung und einige „Satellitenausstellungen“ geben. Eine dieser Satellitenausstellungen, so der Plan, geht in Braanschwaich über die Bühne. Die Gesamtkonzeption wird im Dezember 2009 auf einer Pressekonferenz vorgestellt, dazu eingeladen ist auch der Herr Oberbürgermeister Gert Hoffmann. Der kommt aber nicht. Er sagt schriftlich und in vollem Ernst ab. Begründung: „Die Erlangung der Kurwürde für Hannover war für die braunschweiger Linie damals ein großer Affront.“ Irgendwas kann jeder und der Braanschwaicher an sich kann gut mucksch sein. 296 Jahre mucksch – das ist aber denn doch bemerkenswert, das ist Weltrekord. Glückwunsch, Herr Obermuckscher Gert Hoffmann.
21. Fußballherz, was willst Du mehr Christian Wulff hat ein großes Herz. Ein sehr großes. Da passen gleichzeitig der VfL Osnabrück, Marketing Wolfsburg, 96 und Aantracht rein. Das Gute an einem so großen Herzen: Egal, wo man sich gerade aufhält – überall ist Heimspiel. In Braanschwaich zeigt sich der damalige Ministerpräsident gerne mit einem blau-gelben Schal und einer dazu passenden Narrenkappe. Heute ist Herr Wulff ja Präsident ohne Minister davor. Sofern es sich mit der Würde des neuen Amtes vereinbaren ließe, wäre es für jeden Roten gewiss ein tolles Schauspiel, Herrn Bundespräsidenten Wulff mit blau-gelbem Schal und Narrenkappe im Niedersachsenstadion bewundern zu dürfen. Da ist Heimspiel-Atmosphäre garantiert. Nicht unerwähnt bleiben soll, dass sich Christian Wulff kürzlich auch noch als Gladbach-Fan geoutet hat. Na also, geht doch. Schwarz-Weiß-Grün ein Leben lang.
22. Das nächste Spiel ist immer das letzte In der Hamburger Straße hat Aantracht eine würdige Heimstatt gefunden. Unmittelbar in der Nähe ihres Bolzplatzes residiert ein Bestattungsinstitut. In riesengroßen Lettern steht auf der Hauswand: „Wir kümmern uns um Trauerfälle.“
Dank Viele von uns haben für diesen Beitrag in ihren Erinnerungen gekramt und wertvolle Informationen geliefert. Ein roter Dank geht an AndréMeistro, Bemeh, Carpaccio, CashfieldCats, Discostu, Herr Rossi, marVin, Peter Später, Red Willy, Roddman und Stichie1979. Wobei CashfieldCats keiner von uns ist, aber dennoch Humor besitzt. Erstaunlich – für einen Aantrachtler.
_________________ „Dass wir den Aufstieg nicht schaffen, wird nicht passieren." Martin Kind
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