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 50+1: Den deutschen Fußball dem Kapitalmarkt öffnen? Moderations-Bereich
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BeitragVerfasst: 25.10.2008 00:02 
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redfred hat geschrieben:
WOB, Leverkusen und Hoffenheim spielen anscheinend nicht in der Bundesliga.


Wann wurde in Hoffenheim die ursprüngliche Grenze von 49% für Hopp überschritten? Mir scheint der Verein in dieser Aufzählung fehl am Platze zu sein.


---



Ebenfalls scheint mir nach wie vor, dass Martin Kinds Vorstellungen von regionalen Sponsoren und der Kontrolle der Weitergabe der Anteile unter Aufsicht bzw. strengen, vom Verein zu ertsellenden Kriterien (Zeitrahmen, Mitsprache bei Nachfolgern von ausscheidenden Anteilseignern eine Art Romantik beherbergen, die sich rechtlich einfach nicht in klagefeste Rahmen bringen lässt. Es geht nicht unbedingt darum, dass Kind uns das Böse bringen will sondern dass er das Böse nicht ausschließen kann. Und das Böse hat auch einen konkreten Namen, den er zu Beginn des ganzen Aktes schon hätte nennen können: Freier Kapitalverkehr!

Aus Gründen des Gesichtsverlustes, der ohnhin erlitten wird aber damit noch nach etwas Steuerung und Gewolltem aussieht, wird jetzt also geklagt. Laienmäßig prognostiziere ich spätestens auf Europaebene einen Sieg.

Danach folgen die regionalen Sponsoren bei Hannover, sofern die bis dahin bei der Stange zu halten sind. Den verschiedenen Interviews sind im Bereich tatsächlicher/erwünschter Etat etwa 30 Millionen Volumen zu entnehmen, die in die Kasse gespült werden. In diesen Interviews bleibt im Übrigen im Unklaren, welche Effekte dabei nachhaltig (in den Jahren nach der Einmalzahlung der Einlagen der neuen Anteilseigner) erzielt werden können und welche Risiken dabei bestehen.

Und dann? Wie wird mir die Furcht genommen, dass nach dem ersten Streit der neuen Investoren einer ausscheidet und der nächste eine Sprache spricht, die meine Tastatur nicht darstellen kann und Geld aus Quellen fördert, die mit "dubios" noch freundlich umschrieben werden?

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"...ein Beruf, der durch eine Vielzahl von Wichtigtuern, Halbgebildeten und Trunkenbolden gestraft ist."

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BeitragVerfasst: 25.10.2008 00:19 
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rostomat hat geschrieben:
scheint mir nach wie vor, dass Martin Kinds Vorstellungen von regionalen Sponsoren und der Kontrolle der Weitergabe der Anteile unter Aufsicht bzw. strengen, vom Verein zu ertsellenden Kriterien (Zeitrahmen, Mitsprache bei Nachfolgern von ausscheidenden Anteilseignern eine Art Romantik beherbergen, die sich rechtlich einfach nicht in klagefeste Rahmen bringen lässt

Aufgrund dieser Frage (ist es so oder nicht?) interessiert mich das, was in den konkret ausgearbeiteten und fast bis in den Wortlauf ausformulierten Vorschlägen steht, die 96 unterbreitet hat, siehe weiter oben.

Erst dachte ich auch so, wie Du es in dem Satz geschrieben hast, aber vorgestern habe ich die Presseerklärung usw. eigentlich anders verstanden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Kind einen Vorschlag ausarbeitet der dann auch nicht klagefester ist als die momentane Regelung, gegen die er notfalls klagen würde. Wo wäre da der Sinn?
:noidea:


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BeitragVerfasst: 25.10.2008 01:13 
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andi30 hat geschrieben:
Wo wäre da der Sinn?
:noidea:


Es würde innerhalb der DFB/DFL-Gerichtsbarkeit bleiben und eine Erweiterung der bestehenden Vereinbarungen auf dem 'kurzen Dienstweg' bedeuten. Dass auch diese Erweiterung immer noch von außen angreifbar wäre, wurde m.E. bewusst verschwiegen.

Was dafür die Gründe sein können? Da fällt mir als erstes und stärkstes Argument das Image des Klagenden ein, welches bei dem nun bestrittenen Weg mit Sicherheit Schaden nehmen wird. Daneben hätte die interne Lösung Zeit gespart und auch die ganz konkreten Kosten eines Prozesses, die sicher nicht gering ausfallen und vorzustrecken sind.

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BeitragVerfasst: 25.10.2008 11:23 
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rostomat hat geschrieben:
Dass auch diese Erweiterung immer noch von außen angreifbar wäre, wurde m.E. bewusst verschwiegen.

Ein interessanter Gedanke: Das könnte, wenn es zutrifft, ja sogar der Grund für DFB/DFL sein, keinen Kompromiss zu suchen? Ein Kompromiss, der angreifbar bleibt, hilft mittelfristig auch nicht weiter. Man hätte kurzfristig vielleicht Zeit gewonnen (und 96 ruhig gestellt), das Risiko einer Klage wäre grundsätzlich aber immer noch da.

Ich glaube das eigentlich eher nicht, auch wenn Deine Argumente dafür natürlich extrem plausibel sind. Wie ich schon schrieb, ich habe hier jenseits der inhaltlichen Fragen ein mulmiges Gefühl, weil ich es schlimm finden würde, wenn die überregionale Berichterstattung über meinen Verein sich absehbar auf Wirtschaftsfragen reduziert würde. Das wird Kind grundsätzlich sicher auch nicht wollen, so gesehen: Plausible Argumente.

Ich kann mir aber eigentlich auch nicht vorstellen, dass Martin Kind viel Zeit und Energie in eine Modifikation des Status Quo investiert, die anfechtbar bleibt. Wäre das professionell? Kind denkt strategisch und langfristig. Und er arbeitet gründlich, so ist jedenfalls meine Wahrnehmung.

Andererseits, noch eine gedankliche Wendung (und deswegen bin ich nicht 100% sicher, was ich nun wirklich denken soll): Es geht Kind vorrangig, und davon bin ich absolut überzeugt, um 96 und grundsätzlich nicht um die Revolution des deutschen Fußballs oder um seine persönliche Reputation. So gesehen wäre 96 mit einem Kompromiss auch dann geholfen, wenn der theoretisch (es müsste ja erstmal einer klagen) anfechtbar bliebe.

Alles Theorie, so lange keiner die konkreten Vorschläge kennt.
Nochmal:
96-Presseerklärung hat geschrieben:
In diesem Zusammenhang hat Hannover 96 mehrere Änderungen der bestehenden Regelungen ausgearbeitet und detaillierte Vorschläge bis zu Formulierungen im Wortlaut einer potenziellen Neuregelung unterbreitet, die einerseits den wirtschaftlichen Notwendigkeiten, zwingenden unternehmerischen Bedürfnissen und den Vorschriften des Handelsrechts Rechnung tragen, andererseits aber auch die Verwurzelung des deutschen Profifußballs im Vereinsleben der Traditionsvereine sowie die berechtigten Überlegungen zu der Begrenzung der Beteiligungsmöglichkeiten berücksichtigen, die ursprünglich der jetzigen Regelung zugrunde lagen.

Das klingt schon sehr umfassend und gründlich: Wirtschaftliche und handelsrechtliche Notwendigkeiten und Vorschriften.
Bei Bosnan ging es allerdings um EU-Recht. Hier auch? Davon steht nichts im Text.


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BeitragVerfasst: 08.11.2008 16:18 
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andi30 hat geschrieben:
...
Bei Bosnan ging es allerdings um EU-Recht. Hier auch? Davon steht nichts im Text.


DAS könnte der Punkt sein.
Wenn sich die Bundesliga mit ihren DFL/DFB-Statuten auf EU-Ebene prüfen lassen müsste, käme vermutl. ein 'Pro-Kind' Urteil heraus.
Allerdings -man weiß, die Mühlen der Gerichte mahlen mitunter sehr langsam- erst nach langer Zeit.
Vielleicht zu langer Zeit für Kind.
Aufzuhalten wäre das aber letztendlich wohl nicht.
Schließlich geht es um die 'Harmonisierung des EU-Rechts'.
Es wäre durchaus schwer zu vermitteln, warum spanische, italienische, britische.... Clubs in einer Weise 'geführt' werden dürfen, deutsche jedoch nicht.

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BeitragVerfasst: 21.11.2008 23:32 
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Eine LuLu-Diskussion !
Wenn MK Milionen inestieren will, dann gibt es die Vermarkter von Sport5, an die er alles verscherbelt hat.

Dann dürfen wir uns offensiv nicht HDI 96 nennen, aber es kommt dem gleich.

Einfluss ?
Mal werden Millionen reingesteckt, mal nicht. So ist das bei den 50+-Unternehmen.
Wenn jemand Power reinstecken will, dann geht das wie bei Bayern und Adidas. Und wenn MK hier Millionen von anderen Eignern reinstecken will, dann geht das auch.

Ein hübscher Nebenkriegsschauplatz, wenn man keine Lösung hat.
Oder wie jetzt in der Liga rumdümpelt.

8)

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Die DFL hat also die Entscheidung vertagt und gar nicht erst abgestimmt – und darüber war Kind nach Angaben der HAZ am Ende sogar „froh“.

Oh, wie das? Ganz einfach, er hätte schlicht keine Mehrheit bekommen.

Aber warum denn nicht? Weil sich viele „Vereine emotional entschieden“ hätten und „Wissensdefizite“ festzustellen waren.

Das kann man sich nur auf der Zunge zergehen lassen. Nach einer zweijährigen Debatte unterstellt Kind den anderen Vereinen Blödheit und spricht ihnen die Fähigkeit zu verantwortungsvollen Entscheidungen ab. Nur er selbst blickt cool durch, ein wahrer Chefchecker.

Doch es besteht Hoffnung. Um die Blödheit zu bekämpfen, lässt Kind den anderen Klubs nun sein Referat und ein „Arbeitspapier“ zukommen. Damit die auf der nächsten DFL-Sitzung dann schlau sind. Meine Güte, der Quatsch wird immer quätscher.

Neben allem anderen Gedöns wird die Angelegenheit extrem peinlich.


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BeitragVerfasst: 22.11.2008 13:35 
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El Filigrano hat geschrieben:
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El Filigrano hat geschrieben:
...Aber warum denn nicht? Weil sich viele „Vereine emotional entschieden“ hätten und „Wissensdefizite“ festzustellen waren.
...
Neben allem anderen Gedöns wird die Angelegenheit extrem peinlich.


Nun ja, es ist schon peinlich für Vertreter von Vereinen zu einer anberaumten 'Tagung' mit festen TOP's zu kommen
und wenig bis gänzlich uninformiert zu sein.
Dann kann man auch nicht mit fundierten Stellungnahmen rechnen.
Aber genauso werden ja einige Vereine in der BuLi geführt.
Rein emotional.

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BeitragVerfasst: 22.11.2008 15:31 

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Es wird immer so dargestellt, daß Hannover 96 von einem Wegfall von 50+1 profitieren würde. Das sehe ich nicht so.

Hannover 96 ist auf dem Kapitalmarkt weniger wert als z.B. Hertha BSC (von den Top-Klubs ganz zu schweigen!). Kind selbst läßt durchblicken, daß er sich durch den Verkauf der Anteilsmehrheit 10 bis 20 Millionen Euro an "frischem Kapital" erhofft. Zum Vergleich: Bayern München hat für zehn Prozent der Anteile 75 Mio. Euro erzielt, also ein Vielfaches davon. So wie die meisten Bundesligaklubs bessere Sponsorenverträge abschließen als 96, könnten diese Klubs auch mehr Geld aus dem Verkauf von Anteilen rausschlagen.

Vorausgesetzt, die von Kind angedeutete Größenordnung stimmt ungefähr, wäre Hannover 96 keineswegs ein Profiteur. 20 Millionen reichen bei weitem nicht aus, um den Rückstand auf andere Vereine aufzuholen. Sogar das "Schnäppchen" Mike Hanke hat dem Verein mit Ablöse, Gehalt, usw. einen zweistelligen Millionenbetrag gekostet. Inzwischen sind die Ablösesummen und Gehälter weiter gestiegen.

Der Profiteur des Wegfalls von 50+1 wäre nicht Hannover 96, sondern das wären die Gesellschafter von Hannover 96, die bereits jetzt Anteile halten. Also Kind, Baum und Co. Ihre Anteile würden aufgewertet, wenn sie auch rechtlich dazu befugt wären, die Geschäftsführung zu stellen (faktisch ist dies bereits jetzt der Fall, aber wenn die Mitglieder wollten, könnten sie Kind wieder entmachten).

Ich will nicht behaupten, daß Kind nicht im Sinne von Hannover 96 handelt, aber Gewinner einer Aufhebung der 50+1-Regel wäre mMn nicht die Gesellschaft, sondern deren Gesellschafter.


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BeitragVerfasst: 22.11.2008 15:39 
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El Filigrano hat geschrieben:
Die DFL hat also die Entscheidung vertagt und gar nicht erst abgestimmt – und darüber war Kind nach Angaben der HAZ am Ende sogar „froh“.

Oh, wie das? Ganz einfach, er hätte schlicht keine Mehrheit bekommen.

Aber warum denn nicht? Weil sich viele „Vereine emotional entschieden“ hätten und „Wissensdefizite“ festzustellen waren.

Das kann man sich nur auf der Zunge zergehen lassen. Nach einer zweijährigen Debatte unterstellt Kind den anderen Vereinen Blödheit und spricht ihnen die Fähigkeit zu verantwortungsvollen Entscheidungen ab. Nur er selbst blickt cool durch, ein wahrer Chefchecker.

Doch es besteht Hoffnung. Um die Blödheit zu bekämpfen, lässt Kind den anderen Klubs nun sein Referat und ein „Arbeitspapier“ zukommen. Damit die auf der nächsten DFL-Sitzung dann schlau sind. Meine Güte, der Quatsch wird immer quätscher.

Neben allem anderen Gedöns wird die Angelegenheit extrem peinlich.


@ ElFi. In dieser Angelegenheit passt kein Blatt zwischen unsere Meinungen.
Dieser extrem niveauvolle thread ist im Übrigen Martin Kind zur Lektüre zu empfehlen. Es würde mich freuen, wenn sein "Referat" und sein "Arbeitspapier" hier mal in voller Länge eingestellt würde. Ich bin sicher, es würden hier nach allen Regeln der Kunst auch seine "Wissensdefizite" aufgearbeitet - vor allem in Hinblick auf die Begriffe "freier Markt" und "Wettbewerbsfähigkeit". Diskussionswürdig sind auch seine "Wissensdefizite" bezüglich Diskussionskultur, Umgangsformen und Respekt gegenüber anderen. Echt peinlich! Schade um die Außenwirkung von Hannover 96!

@ rostomat. Deine Überlegungen treffen einen weiteren wichtigen Punkt.
Kind schwafelt im Zusammenhang mit der Abschaffung der 50+1-Regel einerseits von Wettbewerbsfähigkeit und freiem Markt, andererseits will er nur regionale Sponsoren zulassen, was dem freien Markt schon mal grundlegend widerspricht, weil einer freier Markt keine Zugangsbegrenzungen kennt. Nach einer Abschaffung der 50+1-Regel, regelt dann nicht mehr eine allgemeingültige Regel die Anteilsverhältnisse bei 96, sondern unser Sonnenkönig ganz allein.

Gleichzeitig verhindert er so die angeblich angestrebte internationale Wettbewerbsfähigkeit geradezu. Denn wer wird ernsthaft glauben, dass ein Investorenteam aus mittelständischen Unternehmen der Größenordnung Kind/Madsack/Baum international mit Abramowitsch und saudischen Ölscheichs konkurrieren kann. Es wird nicht mal national mit Wolfburg und Leverkusen, aber auch nicht mit Bayern und dem HSV konkurrieren können. Die großen Hannoverschen Firmen wie Conti, AWD, HDI-Gerling und TUI werden ihr Engagement vielleicht als Sponsor etwas ausweiten. Sie werden aber bestimmt keine Anteile an einem Fußballverein kaufen, der in der Vergangenheit überregional wenig Strahlkraft entfalten konnte. Aber dazu habe ich mich schon im Kind-thread geäußert und will die einzelnen Aspekte hier nicht wiederholen.

Darüber hinaus werden die Vorstandsvorsitzenden solcher Firmen Martin Kind kein Vorrecht bei Entscheidungen einräumen wie es derzeit wohl der Fall ist. Wer gleichviel oder sogar mehr Geld invstiert als Kind will auch das gleiche Mitspracherecht. Das Martin Kind damit nicht umgehen kann, hat er schon bewiesen als er Maschmeyer seine Anteile wieder abgekauft hat. Der AWD positioniert sich seitdem stärker überregional und steckt sein Geld in gleich mehrere Vereine.

andi 30 hat geschrieben:
Andererseits, noch eine gedankliche Wendung (und deswegen bin ich nicht 100% sicher, was ich nun wirklich denken soll): Es geht Kind vorrangig, und davon bin ich absolut überzeugt, um 96 und grundsätzlich nicht um die Revolution des deutschen Fußballs oder um seine persönliche Reputation. So gesehen wäre 96 mit einem Kompromiss auch dann geholfen, wenn der theoretisch (es müsste ja erstmal einer klagen) anfechtbar bliebe.


Ich bin mittlerweile absolut davon überzeugt, dass es Kind nicht mehr vorrangig um 96, sondern um sein bei 96 steckendes Geld und um seine Reputation geht. Er möchte mit 96 auf den Erfolgsweg zurück, auch um den Wert seiner dort steckenden Geldanlage zumindest nicht verbrannt zu haben und längerfristig damit doch noch eine Rendite zu erwirtschaften. Als Geschäftsmann hat seine Eitelkeit sicher sehr gelitten. Denn er hat ja nach seiner Rückkehr ins Amt trotz gegenteiliger Ankündigung seinen eigenen Anspruch nicht erfüllt. Im Zusammenhang mit dem unter seinem Vorgänger erreichten 12. Platz und dem Saisonziel "einstelliger Tabellenplatz" sprach er von "Stillstand ist Rückgang" und "Weg vom 40-Punkte-Denken". Er strebte ganz öffentlich eine Etablierung im oberen Tabellendrittel an. Dies hat er dann recht schnell wieder relativiert. Mittlerweile sind wir offiziell wieder beim 40-Punkte-Denken.

Da er selber kein weiteres Geld bereitstellen will oder kann, ist er jetzt auf der Suche nach neuen Investoren. Vielleicht aber auch nur nach einer Möglichkeit, die jetzigen Investoren zu einer Erhöhung ihrer Einlagen zu überreden. Das ginge mittels einer Kapitalerhöhung auch jetzt schon. Da hat Pageldorf Recht. Aber das scheint keiner der Beteiligten tun zu wollen. Vielleicht liegt es ja wirklich daran, dass der Verein mitbestimmen darf. Aber dem Verein darf man ja erst recht unterstellen, das er das "Wohl" von 96 im Auge hat, insofern ist die Angst vor der Mitbestimmung des Vereins nur verständlich als Angst vor Einmischung in die als Privatsache betrachtete Geschäftstätigkeit im Fußballmarkt.

@ stein. Ich habe gerade erst dein posting gesehen, nachdem ich meins abgeschickt habe. Schön, dass sich nicht alle von Kinds pseudo-ökonomischem Wischi-waschi den Blick dafür vernebeln lassen, wer hier am Ende der eigentliche Profiteur ist.


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BeitragVerfasst: 23.11.2008 12:53 
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Angenehm, dieser Thread.

Es sei nebenbei angemerkt: Mehr Geld bedeutet zumindest bei 96 nicht unbedingt mehr Erfolg. In diesem und im vergangenen Jahr wurde so viel Geld in die Mannschaft gepumpt wie nie zuvor. Der Erfolg bleibt offenbar aus.

Klar, man kann jetzt über die Langfristigkeit diskutieren. Aber dann sollte man auch ein langfristig aufgebautes, EIGENES finanzielles Fundament in Erwägung ziehen.

Dieser Beitrag ohne direkten Zusammenhang zu einem der anderen Beiträge, einfach aus aktuellem Anlaß...

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Das allerdings nur, weil die anderen Vereine auch Umsatzsteigerungen verzeichnen können.
Verein/Umsatz/Bilanzzeitraum/Spielergehaltsetat 2008/09

FC Bayern Munchen/286 Mio.€/2007-08/80 Mio. €
FC Schalke 04/156 Mio. €/2007/52 Mio. €
Hamburger SV/149 Mio. €/2007-08/40 Mio. €
VFB Stuttgart/132 Mio. €/2007/35 Mio. €
Werder Bremen/112 Mio. €/2007-08/38 Mio. €
Borussia Dortmund/90 Mio. €/2006-07/30 Mio. €
Hertha BSC Berlin/76 Mio. €/2007-08/28 Mio. €
Bayer Leverkusen/70 Mio. €/2007-08/35 Mio. €
VFL Wolfsburg/70 Mio. €/2007-08/35 Mio. €
Borussia Mönchengladbach/67 Mio. €/2007/28 Mio. €
Eintracht Frankfurt/65 Mio. €/2006-07/26 Mio. €
Hannover 96/54 Mio. €(geschätzt)/2007-08/24 Mio. €
1.FC Köln/45 Mio. €/2007-08/26 Mio. €
VFL Bochum/39 Mio. €/2007-08/18 Mio. €
Arminia Bielefeld/34 Mio. €/2007-08/15 Mio. €
Energie Cottbus/32 Mio. €/2007-08/12 Mio. €
Karlsruher SC/30 Mio. €(geschätzt)/2007-08/13 Mio. €
TSG 1899 Hoffenheim/******/******/23 Mio. €

Die Vereine VFL Wolfsburg und Bayer Leverkusen sind 100%ige Töchter ihre Investoren von VW bzw. Bayer, für sie wurde von der DFL eine Ausnahme gemacht.
Die Vereine Hannover 96, Karlsruher SC und TSG 1899 Hoffenheim haben dazu noch keine Veröffentlichung ihrer Umsatzzahlen gemacht. Wobei in Hoffenheim eine beachtliche Summe von Herrn Hopp erhalten wird.
Gemäß Grundgesetz §9, Absatz 1 darf ein Verband oder Verein sich eigene Regeln aufstellen. Man würde sehen ob die 50+1 Regel vor dem Europäischen Gerichtshof bestand haben würde, weil nach Medienberichten diese Regelung wahrscheinlich das EU-Wettbewerbsrecht bricht.
Wenn ich das objektiv sehe muss es so sein, dass entweder alle die 50+1 Regel einhalten müssen oder sie wird abgeschafft! :!:


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Die Mitgliederversammlung von Borussia Dortmund hat heute die Satzung in der Weise verändert, daß ein Verkauf der Anteilsmehrheit nur möglich ist, wenn drei Viertel der Mitglieder dem Verkauf zustimmen würden.

http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/234701

Weiß jemand, wie das in Hannover geregelt ist? Könnte Kind die Anteilsmehrheit ohne Zustimmung der Mitgliederversammlung verkaufen?

Ich hoffe doch, daß die Mitgliederversammlung bei einer Entscheidung dieser Tragweite beteiligt wird. Außerdem sehe ich einen möglichen Interessenkonflikt, wenn Kind als Geschäftsführer von Hannover 96 die Anteilsmehrheit an die Sales & Service GmbH verkauft, deren Gesellschafter er ist. Auch aus diesem Grund darf so eine Entscheidung nicht im stillen Kämmerlein getroffen werden.

@ Roter Norden

Die Umsatzzahlen zeigen, daß es nicht möglich ist, mit einem einmaligen Erlös von 20 Millionen Euro auf die anderen Vereine aufzuschließen. Wenn die 20 Millionen über fünf Jahre verteilt werden, könnte 96 den Etat um 4 Millionen pro Jahr erhöhen. Damit käme man noch nicht mal an Frankfurt und Gladbach heran. Dafür würde man sich dann für ewig in fremde Hände begeben. Ob das ein guter Deal für 96 ist?


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@stein

Da keiner von uns weiß, was MK genau vor hat bzw. in der Hinterhand hat ist es schwierig (für uns alle), die Auswirkungen - sowohl positiv als auch negativ - abzuschätzen.
Sicher ist MK bei einigen nicht umumstritten, aber wir dürfen eins nicht vergessen: Er hat aus einem vor der Insolvenz stehenden 3.-Ligisten einen halbwegs solventen 1.-Ligisten geformt. Ich glaube das MK eine Regelung finden will bzw. gefunden hat, die 96 weiter stärken kann. Ich denke hier will er für 96 einen weiteren Schritt machen und handelt, wie er auch in seiner Firma gehandelt hat - positiv abwägend, nach vorn gerichtet.
Was mich außerdem immer wieder pro MK stimmen läßt, ist, das er keine Selbstdarsteller ist und eher im Hintergrund arbeitet.

Ansonsten kann ich in vielen Aussagen von "Roter Norden" und einigen anderen nur beipflichten.

Klarheit für uns alle könnte jedoch nur MK selbst schaffen.


Ach ja, noch ein Spruch, den ich vor über 20 Jahren mal gelesen habe und an den ich mich auch immer wieder gern erinnere:

Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann!

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Manche Leute sagen, Fussball ist ein Spiel auf Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht! Ich kann Ihnen versichern, es geht um viel, viel mehr!


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Bergsteiger96 hat geschrieben:
(...)
Sicher ist MK bei einigen nicht umumstritten, aber wir dürfen eins nicht vergessen: Er hat aus einem vor der Insolvenz stehenden 3.-Ligisten einen halbwegs solventen 1.-Ligisten geformt. (...)


@ Bergsteiger96. Es stimmt, dass Kind den Drittligisten 96 vor der Insolvenz gerettet hat. Aber es stimmt nicht, dass er aus 96 einen halbwegs solventen Erst-Ligisten geformt hat.

Kind hat bei seinem Rücktritt 2005 einen hoch verschuldeten Verein hinterlassen, dessen Sanierung seinem Nachfolger überlassen wurde. Dies gelang V. mit strikter Kostenkontrolle, unpopulären Maßnahmen (Verkleinerung des Kaders, sehr geringes Transferbudget) und Verhandlungsgeschick gegenüber der Fifa, was 96 viel Geld durch die WM in die Kassen spülte.

Diese Fakten kann sich jeder in der Bilanz 2006 ansehen, die per Internet im Unternehmensregister einsehbar ist. Aufgrund der Anpassung des Geschäftsjahres an den Saisonverlauf im Jahr 2006 ist nur der Zeitraum vom 1.1.06 bis Saisonende erfasst, wodurch die Auszahlung der WM-Gelder noch nicht verbucht (aber schon als erwartete Einnahme erwähnt) ist. Dort ist zu sehen, dass 96 am 1.1.06 noch über 3 Mio € Schulden hatte, was nur der kleinere Teil des Schuldenberges sein dürfte, der zu Saisonbiginn 05/06 bestand, weil die Sparmaßnahmen ja gleich zu Saisonbeginn eingeleitet wurden. Bis zum Sommer 06 schrumpften die Schulden auf ca. 800.000 € und nach Auszahlung der WM-Gelder gab es erstmals seit dem Aufstieg in die erste Liga überhaupt einen leichten Gewinn, was Kind auf der später stattfindenden Mitgliederversammlung mit Blick auf das von V. zu verantwortende Geschäftsjahr selbst erwähnte.

Mittlerweile dürfte durch die hohen Transferausgaben der beiden letzten Saisons und den Tabellenabsturz in der laufenden Saison die Schulden wieder mehrere Millionen betragen.

Es ist grundsätzlich nicht sinnvoll das unternehmerische Wirken Kinds in seinem Hörgeräteunternehmen mit seiner Tätigkeit bei 96 zu vergleichen. Das sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe schon allein deswegen weil Fußball ein Luxusgut ist, das beworben werden muss und dessen Verkauf ganz massiv mit dem Erfolg der Mannschaft zu tun hat.

Kinds Hörgeräteunternehmen bietet dagegen ein hochspezialisiertes Nischenprodukt für eine begrenzte Zielgruppe an. Durch unser staatlich reglementiertes Gesundheitswesen bewegt sich Kind zumindest innerhalb Deutschlands auf einem regulierten Markt, der nicht den normalen Wettbewerbsregeln unterliegt.

Die Regelung, die Kind für die Stärkung von 96 gefunden zu haben glaubt, ist die Abschaffung der 50+ 1-Regel. Dies ist aber jenseits aller grundsätzlichen Vorbehalte, die ich persönlich gegen die Abschaffung dieser Regel habe, auch betriebswirtschaftlich nur ein Strohfeuer für 96. Denn der Einstieg von Investoren würde ja bedeuten, dass einmalig eine erhebliche Summe an 96 fließt, womit das Eigenkapital (und damit die Kreditwürdigkeit) erheblich verbessert würde.

Es bedeutet aber nicht, dass jedes Jahr regelmäßig frisches Geld in die Mannschaft fließt. Das geschieht ausschließlich durch Fernsehgelder, Zuschauereinnahmen und den Verkauf von Merchendisingprodukten sowie Sponsoren, die für einen begrenzten Zeitraum eine Leistung von 96 in Anspruch nehmen (Trikot-Werbung, Banden, Logen etc) und dafür einen festen Betrag an 96 zahlen. Das Geld der Sponsoren ist somit erwirtschaftet und kann von 96 weiter investiert werden. Das Geld von Investoren ist und bleibt deren Eigentum, das sie 96 nur zur Verfügung stellen, um damit zu arbeiten. Ein Investor kann sich nach einer gewissen Laufzeit auch wieder zurückziehen und seine Anteile wieder verkaufen..

Eine dauerhafte und solide Finanzgeschäftsführung muss daher nicht nur darauf achten, dass die Eigenkapitaldecke stark genug ist, sondern vor allem darauf, dass die Ausgaben so überschaubar bleiben, dass sie in absehbarer Zeit durch entsprechende Einnahmen gedeckt sind und das geht nur über 4 Dinge :
1.) Fernsehgelder
2.) Zuschauereinnahmen im Stadion
3.) Sponsorengelder
4.) Merchendising (=Verkauf von Fanartikeln u.ä.)

Kann man das nicht gewährleisten, muss die Transferpolitik zwangsläufig an die Finanzlage angepasst werden, weil sonst über kurz oder lang die Insovenz und damit der Lizenzentzug droht.

Martin Kinds Handeln als Finanzgeschäftsführer von 96 ist meiner Meinung nach eben kein vernünftiges wirtschaften, sondern fast schon Harakiri. Als privater Unternehmer kann er Risiko fahren so viel er will. Als Geschäftsführer einer KGaA, dessen Anteilsmehrheit der Verein hat, ist dieses Finanzgebahren nicht in Ordnung. Dass er Geldgeber, Geschäftsführer der KGaA und Präsident des Vereins in einer Person ist, führt dazu, dass er quasi machen kann, was er will. Einhalt könnten allenfalls die Aufsichtsräte gebieten, aber da sitzen auch die Leute, die er selbst ausgesucht hat (außer Veronika van Linteln).

@ stein. Du hast den Interessenkonflikt zwischen Kinds Gesellschafterposition und seinem Amt als Geschäftsführer auch schon herausgestellt. Ich habe mir auf deinen Hinweis hin die Satzung noch mal angeschaut (kannst du auf der offiziellen 96-Seite einsehen). Dort ist die von dir geschilderte Mitbestimmung an einem Anteilsverkauf nicht ausdrücklich geregelt. Es wäre daher sehr wichtig, dass auch die 96-Mitgliederversammlung eine Satzungsänderung beantragt, die einen Verkauf der Anteilsmehrheit ohne Zustimmung einer Zweidrittel oder 3/4 Mehrheit nicht zulässt. Was Borussia Dortmund kann, sollte 96 auch hinbekommen können. Sonst haben wir unter Umständen Abramowitsch durch die Hintertür.


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BeitragVerfasst: 29.11.2008 03:05 
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Sport regional 29.11.2008


„Das Zeitalter der Fußball-Investoren bricht an“

Von Harald Pistorius
Großburgwedel.
Herr Kind, wie würden Sie einem Fan aus der Kurve erklären, dass die Abschaffung der 50+1-Regel sinnvoll ist? Ganz einfach: Ein Fan will attraktiven, erfolgreichen Fußball sehen, mit vielen Emotionen und in einem guten Umfeld. Darauf hat er einen Anspruch.

Will neue Wege gehen: Hannovers Präsident Martin Kind, für den Wettbewerbsfähigkeit unabdingbar ist. Foto: dpa

Ein ganz entscheidender Faktor ist die Wettbewerbsfähigkeit: Alle wollen, dass deutsche Vereine international erfolgreicher sind als zuletzt. Und alle wollen, dass in der Bundesliga die Mehr-Klassen-Gesellschaft aufgelöst wird.


Schließt sich das nicht aus?

Nein. Nehmen Sie unseren Verein, Hannover 96. Wir haben einen Umsatz von 50 Millionen Euro, viel mehr ist mit den herkömmlichen Methoden nicht zu schaffen. Der Branchenprimus Bayern München erzielt 280 Millionen Euro, danach kommen sechs Vereine mit Umsätzen zwischen 100 bis 150 Millionen Euro. Das bedeutet, dass wir trotz aller Anstrengungen einen Schritt über das Mittelmaß hinaus in der Bundesliga nicht schaffen. Nur über die Erhöhung des Eigenkapitals und damit den Einstieg von Investoren haben wir eine Chance, uns weiterzuentwickeln.


Die 50+1-Regel verhindert, dass Investoren in einem Verein die Mehrheit übernehmen können und damit das Sagen haben. Ist das wirklich nötig?

Nehmen wir wieder Hannover: Wir haben sieben Investoren, die bereit sind, eine Kapitalerhöhung durchzuführen. Doch die sagen ganz klar, dass sie nur dazu bereit sind, wenn sie über drei Faktoren entscheiden können: die Besetzung der Geschäftsführung, den Haushalt und die Investitionen.


Warum tut sich die DFL mit Ihrer Initiative so schwer? Warum unterstützen nicht mehr Vereine Ihre Idee?

Was die DFL angeht, da könnte ich nur spekulieren, und das möchte ich nicht. Dort wird oft mit Begriffen wie Solidarität und Tradition argumentiert, aber das trifft nicht den Kern. Aus den anderen Profiklubs gibt es abseits der offiziellen Meinung durchaus Zustimmung, aber da muss noch Überzeugungsarbeit geleistet werden.


Dazu passt nicht, dass Sie manchmal eine juristische Klärung oder den Alleingang Ihres Klubs ankündigen.

Das sind zwei Varianten, die man im Auge behalten muss. Aber das ist letztlich nicht der Weg, deshalb habe ich ja zusammen mit der DFL ein Konsensmodell erarbeitet, das Bedenken ausräumt. Ich habe meine Grundidee eingeschränkt, um alle mit ins Boot zu nehmen. Deshalb bin ich enttäuscht, dass der Ligavorstand trotzdem empfohlen hat, die 50+1-Regel beizubehalten.


Also doch Konfrontation?

Nein, nicht zwingend. Ich will weiter Überzeugungsarbeit leisten, denn das Konsensmodell entschärft viele Vorbehalte. Ich nenne einige Beispiele: Jeder Investor muss sein Engagement auf mindestens zehn Jahre festschreiben. Beim wirtschaftlichen Crash eines Investors fallen alle Rechte an den Mutterverein zurück, und zwar unentgeltlich. Und die Vereinsnamen dürfen nicht angetastet werden.


Der Gang vor die Gerichte bleibt aber eine Option?

Ja, natürlich. Aber ich halte es für sehr viel besser, wenn der Profifußball es schafft, auf die wirtschaftlichen Veränderungen aktiv zu reagieren. Früher gab es im Fußball Mäzene, dann kamen Sponsoren und das Fernsehen, jetzt bricht das Zeitalter der Investoren an. Es ist besser, diesen Prozess mitzugestalten, als passiv zu warten und eine Vorgabe zu bekommen, die einem keinen Spielraum mehr lässt. Das ist beim Bosman-Urteil so gewesen, und man weiß, welche negativen Folgen das hatte.


Fällt die 50+1-Regel, können sich Investoren einen Verein kaufen. Welche Klubs kämen denn für eine Übernahme durch einen strategischen Investor infrage?

Also, erst einmal glaube ich nicht, dass die Investoren Schlange stehen werden. Dann entscheidet ja jeder Verein selbst, welche Gesellschafter er mit welcher Einlagenhöhe aufnehmen möchte. Ich glaube nicht, dass beim FC Bayern München plötzlich ein Investor anklopft. Eher halte ich es für denkbar, dass Investoren sich für Vereine interessieren, die Tradition und ein modernes Stadion haben, die aber sportlich unter Wert stehen. Hier zu investieren wäre sinnvoll.


Ihr bestes Argument heben Sie sich wohl immer bis zum Schluss auf...

Und das wäre?


Der Verweis auf Bayer Leverkusen und VfL Wolfsburg, wo zwei Konzerne mehrheitsbeteiligt sind...

...und so ähnlich dürfte es bei der TSG Hoffenheim auch sein. Diese drei Vereine betreiben das Fußballgeschäft professionell und erfolgreich, ich habe nie von Problemen gehört. Und deshalb sind sie tatsächlich ein gutes Argument für mein Modell.


Kehren wir zum Fan zurück, mit dem wir das Gespräch begonnen haben. Er fürchtet den Verlust an Tradition und Bindung, er hat Angst vor steigenden Gehältern und Eintrittspreisen, und er will nicht, dass die Kluft zwischen reichen und weniger reichen Klubs wächst.

Diese Ängste kann ich nachvollziehen, aber sie sind unbegründet. Gerade Investoren wissen, dass sie mit der Erhöhung der Gehälter allein wenig erreichen können. Und bei den Eintrittspreisen sind wir an einer Obergrenze. Die Tradition gehört untrennbar zu erfolgreichem Fußball und wird immer als elementarer Teil einer Vereinsmarke gepflegt werden müssen.


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BeitragVerfasst: 29.11.2008 03:15 
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danke @fachwerk.
gibt es auch einen link dazu?

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MK hat geschrieben:
Wir haben sieben Investoren, die bereit sind, eine Kapitalerhöhung durchzuführen. Doch die sagen ganz klar, dass sie nur dazu bereit sind, wenn sie über drei Faktoren entscheiden können: die Besetzung der Geschäftsführung, den Haushalt und die Investitionen.

und genau das muß verhindert werden. ich glaube es hackt. :twisted:

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BeitragVerfasst: 29.11.2008 10:47 
Für mich ist diese Aussage der Kern und ich teile diese Ansicht von Kind:

... Aber ich halte es für sehr viel besser, wenn der Profifußball es schafft, auf die wirtschaftlichen Veränderungen aktiv zu reagieren. Früher gab es im Fußball Mäzene, dann kamen Sponsoren und das Fernsehen, jetzt bricht das Zeitalter der Investoren an. Es ist besser, diesen Prozess mitzugestalten, als passiv zu warten und eine Vorgabe zu bekommen, die einem keinen Spielraum mehr lässt. Das ist beim Bosman-Urteil so gewesen, und man weiß, welche negativen Folgen das hatte.

Auch der stärkste Damm wird irgendwann brechen. Sich dem Wandel der Zeit entgegen zu stellen hat noch nie geklappt. Mitgestaltung statt Gestaltungsverzicht ist mE auch eine Frage der Verantwortung - auch und gerade in Fragen der Tradition.

Deutschland wird mit Sicherheit keine Insel der Seligen bleiben. Man kann diese Erkenntnis bedauern. Auf lange Sicht verhindern kann man den Wandel nicht.


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BeitragVerfasst: 29.11.2008 12:45 
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Kuhburger hat geschrieben:
Auf lange Sicht verhindern kann man den Wandel nicht.

ist das ein naturgesetz? :noidea:

merke: alles was der mensch anleiert, leiert sich irgendwann auch wieder aus.

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