DAS LETZTE SPIEL IM GELIEBTEN NIEDERSACHSENSTADION

PS: In aktuellen Navigationssystemen von PKW heißt das Stadion bei der Zieleingabe übrigens noch immer "Niedersachsenstadion" (erlebt in nem neuen Audi und BMW). Dazu sag ich nur: AWD-Arena.

Ein Witz mit Cris

Von Christian Zaschke



Alle schönen und tiefen Dinge haben ihren Ort. Nehmen wir die Ordnung, sie ist hier bei uns zu Hause, in Deutschland. Der Humor wohnt in einem kleinen Dorf in England. Der Fado lebt in Lissabon, der große Roman über alles in Russland, und möchte man den Fußball zu sich einladen, dann schreibt man einen Brief und adressiert ihn nach Brasilien. Dort wohnt der Fußball mit der Samba in einer Wohngemeinschaft. Auch die hässlichen Dinge haben ihren Ort, der Kopfschmerz zum Beispiel haust in Leverkusen. Dort haben sie deshalb eines Tages begonnen, die schönen Dinge einzuladen und einzukaufen, besonders Vertreter des Fußballs, damit der Schmerz erträglicher würde. Tita brachte die Sonne und den Uefa-Cup in die Chemie-Stadt, Emerson führte das Spiel in herrliche Höhen, Zé Roberto zauberte im Schatten der Schornsteine. Wann immer der Kopfschmerz zu groß wurde, nahm man in Leverkusen nicht mehr Pillen vom Werk, sondern bestellte Brasilianer. Manager Calmund ging zu Juan Figer, einem Spielervermittler, und der zeigte ihm all die Könner. Auch diesmal sagte Calmund: „Hol’ mir einen.“

Es gibt nur eine logische Erklärung, wie Cris zu den Fußballern gelangte. Als die Einladung aus Leverkusen gegen Mittag in die Wohnung des Fußballs und der Samba kam, waren die Fußballer gerade alle unten am Strand und spielten. Cris war da, er erholte sich vom Tanzen. Er nahm den Brief. Er dachte: Leverkusen? Fahr’ ich mal hin. Das Ergebnis: Er zerstört die deutsche Abwehrordnung in einer Weise, dass sie in Leverkusen nun den traurigsten Fado anstimmen. England und Europa lachen derweil ob dieses wunderbaren Witzes: Cris, der Fußballer.

Munter verschuldet der angebliche brasilianische Nationalspieler Gegentor um Gegentor, er steht herrlich an den falschen Orten des Feldes herum, er staunt über das seltsame Spiel, das um ihn wogt. Leverkusen hat es mit Cris geschafft, zur witzigsten und unterhaltsamsten Mannschaft der Champions League zu werden. Dafür gebührt ihnen Dank. Das beste ist: RTL ist aufgrund der Fernsehverträge gezwungen, in drei Wochen das Spiel von Bayer gegen Inter Mailand zu zeigen, live, in voller Länge. Wenn die Fernsehmenschen klug sind, fordern sie, was jeder Freund der schönen Dinge, des Fußballs, der Samba und vor allem des Humors sich für alle Zukunft wünscht: Cris auf dem Platz.