Zweite Liga - und keiner darf hin
Skandalspiel Aachen gegen Nürnberg wird ohne Zuschauer wiederholt

Von Udo Muras

Fast vier Stunden dauerte die Verhandlung vor dem DFB-Sportgericht über die Wertung des Zweitligaspiels Alemannia Aachen gegen 1. FC Nürnberg (1:0), ehe verkündet wurde, das Spiel ohne Publikum in Aachen zu wiederholen.

Wäre es nach Christoph Schickhardt, dem Anwalt des 1. FC Nürnberg gegangen, hätte es noch länger gedauert, denn auf dem komödiantischen Höhepunkt der Veranstaltung zog er alle Register. Gerade hatte Aachens Trainer Jörg Berger dem Richter weis machen wollen, dass der Einfluss von Vertretern seines Berufsstandes ziemlich gering sei während des Spiels, denn als er selbst im Krankenhaus gelegen habe, hätte ihn sein Assistent doch auch gut vertreten. Ein Vergleich, der spürbar hinkte. Ging es ja im vorliegenden Fall darum, dass sein Nürnberger Kollege Wolfgang Wolf während des Spiels (!) ausgeschieden war, da ihn ein Wurfgeschoss am Kopf getroffen hatte. Erst nach zehnminütiger Unterbrechung war Nürnberg am 24. November wieder angetreten, Wolf dagegen mit Kreislaufkollaps in der Kabine geblieben, er bekam Infusionen.

Da also intervenierte Schickhardt: "Ich weise Ihnen genau nach, dass Herr Berger in den letzten zehn Spielen der Alemannia sehr wohl Einfluss auf das Spiel genommen hat." Vorbereitet war er darauf nicht wirklich, aber Richter Rainer Koch fürchtete wohl einen langatmigen Vortrag und bat Schickhardt, davon Abstand zu nehmen.

Das war auch schon der größte Dissens des überraschend harmonischen Abends, an des es letztlich für beide Vereine um wichtige Punkte für den Aufstieg in die Bundesliga ging. "Die Verhandlung war ein Beitrag zum Rechtsfrieden. Es ist hier keine ewige Feindschaft entstanden", strahlte Schickhardt. Der 1. FC Nürnberg nahm sogar davon Abstand, einen zusätzlichen Protest wegen Dopings einzulegen. Denn der im Spiel gegen Bielefeld für Aachen eingesetzte und positiv auf Cortison getestete Daniel Gomez spielte auch gegen den Club. Schickhardt: "Es gab eine theoretische Chance. Wir hätten das lange offen lassen können." Aber auch den schwierigen Nachweis erbringen müssen, dass Gomez noch in diesem Spiel, in dem er nicht getestet wurde, gedopt gewesen war. Das aber war nicht im Sinne von Wolfgang Wolf, der sagte:"Ich will nichts geschenkt, wir wollen Punkte auf dem Rasen holen."

Mit der Wiederholung vor leeren Rängen, wohl Ende Januar, sind die Nürnberger zufrieden. Die Aachener, die zusätzlich 50 000 Euro wegen Vernachlässigung der Sicherheitspflicht und die Verfahrenskosten bezahlen müssen, auch. Sie hatten zwar Freispruch beantragt, aber Punktabzug befürchtet. "Mein Rechtsempfinden ist nicht verletzt", sagt der Präsident des entthronten Tabellenführers, Horst Heinrichs, "ich bin betroffen, kann das Urteil aber nachvollziehen. Es ist ein Signal, dass Gewalt im Stadion nichts zu suchen hat. Pech, dass wir die Ersten sind, die es trifft."

Weil Feuerzeuge in allen Stadien fliegen, wollen die Aachener laut Heinrichs nun verstärkt "darauf achten, was denn geschieht, wenn so was anderswo auch passiert. Bleiben wir die Einzigen, dann fühle ich mich auf gut Deutsch verarscht, das wäre Wettbewerbsverzerrung."

Picard,

Sicher ist die Entscheidung einer Neuansetzung richtig. Aber vor leeren Rängen? Dadurch wird weder irgendein Verein etwas lernen, noch diejenigen im Stadion, die Dinge auf's Feld werfen. Letztlich bringt man dadurch nur die Fans – und zwar vor allem die, die sich von soetwas distanzieren – gegen die Funktionäre auf. Fußball ist Volkssport – ohne Volk, kein Fußball!

Eine Neuansetzung ist Ok. Doch sollte die auf neutralen Boden und für einen guten Zweck (Eintrittsgelder) ausgeführt werden.

Was hätte uns denn passieren können ?? Verloren haben wir doch sowieso...