So, ihr kennt mich alle als massiven DH-Kritiker.
Mir ist jetzt aber endgültig der Spass vergangen.
Alle sachliche Kritik ist an den beiden Protagonisten DH und MK vorbei gegangen. Und nach der definitiven Rettung und der Tatsache, dass unsere Jungs jetzt frei aufspielen und damit locker über 40 Punkte kommen, werde ich einfach mal die ganze Sache aus einer potenziell optimalen Zukunft betrachten.
Ich analyse DH jetzt einfach mal positiv in seiner Entwicklung.
Und die wird sachlich und fachlich ebenfalls stimmig sein.
Also dann:
Ist das Glas halb leer oder halb voll für Hannover 96 ?
Darüber streiten sich die Geister.
Fakt ist, dass Hannover 96 seit der Übernahme von Dieter Hecking, ein etabliertes Bundesligamitglied ist.
Auch diese Saison 2008/2009 wird Hannover 96 der Liga erhalten bleiben.
Die Frage bei den Verantwortlichen und Fans muss lauten: Wie lange will man sich damit zufrieden geben, ein ewiger Verein mit Potenzial zu sein ?
Diese Saison muss- bei den millionen schweren Verpflichtungen- als verpatzt abgehakt werden. Egal wieviele Punkte am Ende herauskommen. Und das können mit dem aktuellen Schwung locker über 40 werden. Inkluse eines respektablen 11. Tabellenplatzes. Übrigens in etwa das Standardergebnis am Ende einer Saison.
Der Unterschied zu den letzten Jahren ist allerdings, dass der Kader für 50 + X Punkte ausgerichtet ist. Bei der Dichte der Bundesliga- die so bleiben wird- kann man je nach Saison 12. oder 5. werden.
Dieter Hecking ist ein Trainer, dem jede Erfahrung im Umgang mit gestandenen und international agierenden Profis fehlt.
Die Stationen Lübeck und Aachen sind nette Gesellenstücke. Aber als Grundlage für die Leitung eines ambitionierten Bundeligaklubs reichte dies nicht.
Jetzt ist Dieter Hecking seit drei Jahren im Amt. Eine Saison wie diese darf sich jeder Übungsleiter mit perspektivischem Anspruch erlauben.
Unterstellen wir, dass Dieter Hecking gereift ist und mit seinem Aufgaben gewachsen ist. Dann bedeutet dies eindeutig, dass Fehler, die diese Saison definitiv aufgelaufen sind, abgestellt werden.
Aktuell weist man eine überragende Heimbilanz- was die Zuschauer freut und den Wahnsinns-Zuschauerschnitt in Hannover erklärt - gegenüber einer haarsträubenden Auswärtsbilanz auf.
Man müsste das eine nur annähernd halten und zu der alten, unter Hecking ebenfalls gesehenen, Auswärtsstärke zurück finden und wir sehen sofort einen Anwärter auf weit über 50 Punkten.
Unterstellen wir weiter, dass Dieter Hecking einfach auch das Händchen für Verpflichtungen fehlt. Und dass er
allein die geballte Unzufriedenheit medial abfedern musste: Wäre ein erfahrener Sportdirektor, der hier Entlastung und intelligente Mitplanung einbringt nicht der entscheidende Punkt für eine Kehrtwende zum Guten ?
Alle diese Möglichkeiten schmälern in keinster Weise den Unmut der Fans.
Denn das Ergebnis diese Saison bleibt unbenommen schlecht. Und die Fehler, die Dieter Hecking machte bleiben bestehen.
Aber eine Kritik ist definitiv ungehörig: Dass Dieter Hecking nicht lernfähig sei.
Bei der Aufgabenvielfalt, den Verletzungssorgen und dem Druck, der aktuell herrscht, ist dies von außen überhaupt nicht zu beurteilen.
Und welche Ausmaße das Gerangel in der Hinrunde mit dem damaligen Sportdirektor Hochstätter und Martin Kind angenommen hat, können auch nur die Beteiligten im Hintergrund beleuchten.
Sachlich betrachtet hat sich Martin Kind entschieden, einen Neuaufbau mit einem unbekannten Neuling zu tätigen. Und wenn er mit seiner Weitsicht einem Newcomer aus der Region, dem der Verein am Herzen liegt und der hier selbst gespielt hat, Recht behält, wird sich bewahrheiten, was man aus seinem Geschäftsleben schon kennt: Ein knorriger alter Mann setzt seine Ideen erfolgreich durch. Rückschritte sind zum Lernen da.
Er hätte es leichter haben können.
Aber vielleicht will Martin Kind einfach nur Recht haben.
Und wie er es kennt: Recht bekommen.
Der Abstieg ist definitiv ausgeschlossen.
Das könnte Part 1 sein in der vielleicht ganz richtigen Mission Schritt für Schritt in den UEFA-Cup zu gehen.
Vor allem, wenn man die Aussagen von Martin Kind und den meisten anderen Bundesliga-Vertretern Richtigkeit zuordnet:
Die Liga ist derart eng zusammen gerückt, dass eine Planung mit den internationalen Plätzen nicht mehr möglich ist. Nach den Bayern kämpfen etwa 11 Mannschaften um die internationalen Plätze. Die Hektik wird dadurch immer größer. Zumal mit Hoffenheim und Wolfsburg zwei weitere Vereine mit Potenzial dazu gekommen sind.
Da ist es logisch, dass bei vielen Vereinen das Gejammer am Ende der Saison ganz groß ist.
Für Vereine wie Frankfurt, Hannover oder Köln und Gladbach, die davon träumen, international zu spielen, wird der Schritt in diese Gruppe immer größer. Die sollten sich erst einmal freuen, den Abstand zu den ständigen Abstiegskandidaten und Neuaufsteigern vergrößert zu haben. Das gibt Planungssicherheit. Dazu gibt es jetzt das Relegationsspiel, das den Abstieg für etablierte Bundesligisten wie Frankfurt oder Hannover fast unmöglich macht. Darum werden auch in Zukunft Vereine wie Bochum, Bielefeld oder Cottbus spielen.
Nächste Saison kann es mit etwas Glück, einem erfahrenen Sportdirektor und einer Mannschaftzusammestellung, die nur in einigen Punkten optimiert werden muss, weil das Gerüst steht, zu einer erfolgreichen Saison kommen.
Wenn..., wenn Dieter Hecking gelernt hat und sich als der erweist, für den ihn viele halten: Ein guter Trainer, der weiß, was er will.
Und der Recht bekommen möchte, wo er meint, recht zu haben.
Und das passt wieder sehr gut zu Martin Kind.
