Halfarsen:
Also wenn ihr die Pille aus der eigenen Abwehr irgendwie raus- und das Mittelfeld in den Griff bekommt, attestiere ich euch recht gute Chancen.

Publikum und Presse von 96 sind auch sechs Jahre nach dem 93-Tore-Aufstieg so offensivfixiert, dass sie kein Auge auf die Balance von Offensive UND Defensive UND deren Zusammenwirken im Gesamtteam haben und damit einen sehr schlechten Einfluss auf den Verein ausüben.

In der zweiten Liga konnte es sich 96 erlauben, nicht zu verteidigen, weil Simak alles zwölffach wettgemacht hat. In der ersten war Simak dann weg, mal kurz zurück und dann wieder weg, trotzdem wurde vom Umfeld weiter Hurra-Fußball verlangt.

Noch jede Führung hat sich dadurch erweichen lassen und vorrangig Offensivspieler verpflichtet, ohne dabei aber auf die Defensive zu achten. Bei diesen offensiven Zugängen (Leandro, Wallner...) ließ man lange Zeit auch jedes Konzept vermissen. In den letzten beiden Jahren ist es zumindest damit etwas aufwärts gegangen und es kamen zahlreiche Leute (Bruggink, Huszti, Rosenthal, Yankov; Hanke, Pinto und Krebs mit Abstrichen), die zwar keine Lauf- oder gar Sprintwunder waren, aber dafür den Ball ziemlich schnell, zweckmäßig und schön laufen lassen und ihn letztenendes auch ins Tor tragen konnten.

Das Abwehrproblem jedoch ist immer nur ausgesessen oder allenfalls daran geflickschustert worden.
Rangnick hat schlichtweg auf Abwehr XXX. Er hat das nicht trainiert und Gegentore einfach hingenommen, obwohl gerade dieses aus blinden Holzern, Schönwetterspielern, Leichtgewichten und damals mittelmäßigem Torwart zusammengesetzte Personal einer Einweisung bedurft hätte.
Selbst in der 36-Gegentore-Saison unter Lienen war unser Defensivverhalten jedoch sehr ungeschickt, es lebte von Zehn-Mann-Überzahl in der eigenen Hälfe, ließ vorausschauendes Stellungsspiel weitgehend vermissen und ging extrem auf Kosten des Angriffs. Einige Neunmalkluge wahnfieberten dann aber, wir hätten nun eine allgemein gute Abwehr, und übten einen Riesendruck auf Lienen aus, er solle mehr nach vorne spielen lassen. Ihm wurde u.a. die Formkrise von Christiansen angelastet, da er diesem zu viel Defensivarbeit auflaste - es stellte sich später heraus: der hatte einen Ermüdungsbruch und konnte nicht laufen, und jeder mit Ahnung von Fußball hat irgendwo auch gesehen, dass da "was war".
Neururer ließ dann wieder mutig stürmen, und es kam, was kommen musste: die Gegentorflut stellte sich von neuem ein. Es war schließlich nie das Problem selbst angegangen worden, nämlich die allgemeine und im Speziellen defensive Langsamkeit im Zusammenspiel von Kopf und Beinen, sondern nur das Symptom von vielen Gegentoren auf wenig Tore verlagert worden. Neururer verlagerte es zurück und wurde selbst folgerichtig in den Arbeitslosenstatus zurückverlagert.
Heckings Amtszeit nimmt nun einen relativ ähnlichen Verlauf wie die von Lienen, außer dass wir uns mittlerweile einen etwas besseren Manager und Scoutingabteilung zugelegt haben und dass maßgeblich aufgrund dessen die Kaderbreite und -substanz im offensiven Bereich zugenommen hat.

Inzwischen ist die ganze sportliche Leitung aber größenwahnsinnig geworden, hat sich vom öffentlichen Klima total anstecken lassen und noch mehr Offensive geholt, deren Abstimmung nun aber nicht so gut läuft, bei nur einem defensiven Neuen (Eggimann). Dazu trägt sie die Klüngelei von Presse und Fans mit einigen Lieblingen (Vinicius, Lala), die jeglichem aktiven und erst recht offensiven Spielsystem, das von jenen eigentlich gewünscht wird, im Wege stehen, mit.

Die Folge:
Vorne keine Abstimmung und hinten genauso schlecht wie zuvor.

Ihr müsst nur die M**** Vinicius bearbeiten, das ist ein klassischer Opferverteidiger, der nur im Raum steht und das auch noch schlecht. Gegen Kuranyi und Gomez hat er schwere KOs erlitten, auch von Friend wird er sich bereitwillig zerstören lassen. Nur seine Lobby rettete ihn vor einem Co-Rausschmiss mit Kleine, war in dem Zeitraum kein Stück sicherer.

Eggimann und auch Ismael in seiner gegenwärtigen Form halte ich nur für einen Tick besser.

Cherundolo, ein klassisches Beispiel, dass man als Carl Lewis nicht unbedingt ein schneller Fußballer wird. Hampelmann ohne jeden Positionssinn und Strategie.

Schulz, der linke Aushilfsverteidiger. Spielend zu überrennen, gehört eigentlich ins Mittelfeld.

Dann Lala, der Super-Ex-Vorbild-Kapitän. Kann nicht kämpfen (kein Ablaufen, keine saubere Grätsche, kein nix) und kompensiert das immer durch Fouls von hinten, lässt auch außerhalb des Spielfelds Affektkontrolle vermissen Zuletzt hätte er einen ihm bekannten Fan, der ihn ruhig und sachlich auf schlechte Leistungen angesprochen hat, beinahe tätlich angegriffen. Dann mimt er auf Wohltätigkeitsveranstaltungen immer den Gutmenschen. Mir geht der Typ nur noch auf den Sack - und nicht nur mir. Bitte kaputtreten, damit wir ihn los sind!

Balitsch, kein defensives Stellungsspiel, ebenso ziellose Aggression wie Lala, Steilpass-Traumtänzer ohne Technik.

Und die gesamte Angriffs-/offensives-Mittelfeld-Abteilung guckt sowieso nur zu, wenn der Gegner den Ball hat.

Spielt sich in der kommenden Unterbrechung unser Kombinationsfluss nicht ein, gewinnt ihr das Ding.

Ich hoffe und bete natürlich trotzdem.

Zu Forssell: Bin mir nicht sicher, ob er in unserer System passt. Nach meinen bisherigen Eindrücken ist er eher der weniger spontane Stürmertyp, der viel läuft, aber auch viel ins Leere, und der sehr stark davon abhängt, dass andere sehr viele Räume für ihn schaffen oder klug, robust, ausdauernd und technisch geschickt darauf warten, dass er denn tatsächlich mal anspielbereit ist. So ähnlich wie Delura oder Hashemian. Solche Spielertypen sind hier eher immer gescheitert. Mit Schlaudraff scheint er aber einigermaßen zu harmonieren, weil der wen bindet. Außerdem bringt Forssell im Gegensatz zu Delura und Hashemian echten Vorwärtsdrang mit. Mal sehen