der rote hat geschrieben:
Nun mal keine Panik, wenn Enke sagt, es gibt keinen Vorvertrag, dann gibt es auch keinen. Und da ja im Prinzip sowohl Enke als auch Hannover 96 ihre Bereitschaft erklärt haben, zu verlängern, wird das ja wohl machbar sein. Also immer mit der Ruhe.
Und falls es nicht klappt, weil unser Verein zu blöd ist, oder Robert unbedingt weg will, wird die Welt auch nicht untergehen.
Ich glaube es ist Zeit, zu sehen, dass die Ruhe doch langsam gefährlich wird. Wenn der Abgang von Enke für Fußball-Hannover kein Weltuntergang ist, weiß ich nicht was der ganze Hype um den angeblich zu schwachen Kader und die angebliche Abstiegsangst überhaupt sollte.
Um zu belegen, dass der Verbleib von Enke trotz seiner Bereitschaft hier zu bleiben ernsthaft in Gefahr ist, werde ich mich jetzt einmal der Mühe des Zusammenpuzzelns von Informationen unterziehen, aus denen ich diese Sorge ziehe:
Für mich sieht es ganz klar so aus, dass trotz der Lippenbekenntnisse zu Enke, Kind nicht bereit ist, das Geld zu zahlen, dass Enke für seine Vertragsverlängerung haben will. Kind hat zwar Kaenzig vorgeworfen, den Kader nicht mit Leistungsträgern verstärkt zu haben, sorgt aber dafür dass die Leistungsträger, die schon da sind, nicht gehalten werden, wie bei Mertesacker. Das Gleiche droht jetzt bei Enke, nur dass wir für den nächstes Jahr nicht mal Ablöse bekommen.
Es ist doch offensichtlich, dass Kaenzig und Vehling trotz ihrer Sparsamkeit bei den Verpflichtungen im Kader, die Priorität bei der Erhaltung der vorhandenen Leistungsträger gesetzt haben. Deshalb die harte Verhandlungshaltung bei Mertesacker, den sie nur bei richtig viel cash gehen lassen wollten und deshalb das frühzeitige Bemühen um eine vorzeitige Vertragsverlängerung von Stajner und anderen im letzten Wintertrainingslager.
Das gilt besonders auch für Enke, für dessen Verbleib bei 96 sie offensichtlich ja auch bereit waren, rund 2 Mio € auszugeben. Im Gegensatz zu Kind erkenne ich hier klar eine Prioritätensetzung und auch ein Konzept für die Mannschaftsgestaltung, die neben der Erhaltung der Leistungsträger auf eine Verstärkung in der Breite angelegt war, um der Verletzungsmisere, die in der Vergangenheit die Mannschaft so geschwächt hatte, etwas entgegenzusetzen.
Im Fall von Enke stimmt es zwar, dass beide Seiten ihre Bereitschaft erklärt haben zu verlängern, aber seit Kind wieder da ist, geht es nicht mehr um Konzepte, sondern ausschließlich ums Geld. Daher hören sich die Bekenntnisse seitens Hannover 96 jetzt so an:
Zitat:
Kind will nachverhandeln (HAZ vom 18.8.)
Hannover (wie). Der Transferfall Per Mertesacker ist gelöst, jetzt nimmt der Klub das nächste Großprojekt (wieder) in Angriff: die Verhandlungen über die vorzeitige Vertragsverlängerung zwischen Hannover 96 und Robert Enke. Bereits seit der Winterpause der vergangenen Saison umwirbt der Klub den 28-jährigen Torwart. (...)
Klubchef Martin Kind ist zwar für die Vertragsverlängerung von Enke, der für ihn ein „Sympathieträger und für Hannover 96 ein sehr wichtiger Torwart mit Perspektive ist“. Trotzdem stimmt Kind dem bisher ausgearbeiteten Vertragsentwurf nicht in allen Punkten zu. „Wir müssen da vielleicht das eine oder andere noch mal nachverhandeln“, sagt der wichtigste 96-Geldgeber. „Aber im Großen und Ganzen können wir auf der Basis der bisherigen Gespräche weiterverhandeln“, meinte Kind.
Bei Kaenzig hörte sich das im Mai noch so an:
Zitat:
Es muss passen, und daran hat der Klub mächtig zu beißen. "Robert ist unser wichtigster Mann. Ein großer Wunsch, ihn lange zu binden", sagt Manager Ilja Kaenzig, aber: "Er erreicht bei uns ein Standing, bei dem wir nicht mit irgendeinem Angebot kommen können" 96 müsste bei der Vertragsgestaltung in neue Dimensionen aufbrechen, finanziell und konzeptionell. Kaenzig: "Die Angelegenheit ist keine Personalie, sondern ein regelrechtes Projekt."
Quelle: kicker.de vom 29.05.06
Auch wenn Enke höfliches Verständnis für den Stillstand der Vertragsverhandlungen nach Kinds Rückkehr äußert, merkt man doch deutlich, dass er sich um Grunde wundert und auch etwas enttäuscht ist. Z.B. an Sätzen wie diesem aus einem Interview mit ihm aus der HAZ vom 11.8.06
Zitat:
HAZ: Eine Folge der Neuordnung im Klub war, dass die Gespräche über Ihre Vertrags- verlängerung erst einmal unterbrochen wurden.
Enke: Das ist aber kein Problem, sondern normal. Auch wenn ich darauf gehofft hatte, dass die Sache vor dem Bundesligastart über die Bühne geht. Und die Gespräche werden auch wieder aufgenommen.
Die Gespräche haben aber bis heute noch nicht stattgefunden. Und bevor hier wieder der tragische Tod seiner Tochter als Grund genannt wird, wie das unsäglicherweise die NP heute macht, sei darauf hingewiesen, dass zwischen dem obigen Interview und dem Tod seiner Tocher schon ca 6 Wochen wieder verstrichen waren. Zwischen den ersten Meldungen, dass der Vertrag schon kurz vor dem Abschluss stünde
Zitat:
BILD Hannover 13.06.06
Fast perfekt! Enke verlängert seinen Vertrag (lief bis 2007)!
Jetzt sickerte durch: Die Geldgeber schießen zusätzliche Kohle nach, um den Vertrag möglich zu machen. Enke verlängert bis 2010, wird mit 1,5 Millionen Euro Top-Verdiener. Dazu darf sich der Torwart selbst vermarkten, private Sponsor-Verträge abschließen. Hat er sich verdient!
und dem Interview vom 11. 8. waren davor auch schon ca 9 Wochen verstrichen. Zwischen dem Rücktritt von Vehling und dem Tod von Enkes Tochter lagen ebenfalls 9 Wochen, so dass Martin Kind genug Zeit hatte, sich um eine der wichtigsten Personalien des Aufgabenbereiches zu kümmern, den er wieder an sich gerissen hatte, weil er angeblich Handlungsbedarf sah. Passiert ist wochenlang nichts Konstruktives - keine Geschäftsführereinstellung, keine Trainerentlassung, keine Spielerkäufe, keine Vertragsverhandlungen mit Enke, der seit Wochen signalisierte, dass er bereit ist, den bis dahin ausgearbeiteten Vertrag zu unterschreiben.
Enke hat oft genug betont, dass er in Hannover bleiben würde, wenn es auch finanziell stimmt. So würde er nicht wegen verbesserter Chancen auf eine Nominierung für die Nationalmannschaft zu einem anderen Verein wechseln oder wegen einer möglichen CL-Teilnahme. Der Versuch, mit diesem Argument zu vertuschen, dass Kind nicht bereit ist, den Marktpreis für Enke zu zahlen, ist mit Enkes eigenen Äußerungen zu diesem Thema schon im Vorfeld widerlegt.
Dazu die Süddeutsche Zeitung vom
Zitat:
Schätzen, was man hat
Das Telefon klingelt, sein (= Enkes) Agent ist dran, es geht um die Vertragsverlängerung in Hannover. Bernd Hoffmann, der Vorsitzende des Hamburger SV, ist ein Fan von ihm, und "natürlich könnte ich, wenn ich es darauf anlege, zu einem größeren Verein wechseln". Aber wenn Hannover das Gehalt zusammenträgt, das seinem Wert entspricht, wird er bei dem mittelklassigen Team bleiben. Er hat gelernt, "zu schätzen, was man hat".
oder Robert Enke wörtlich im HAZ-Interview vom 11.8.:
Zitat:
HAZ:Haben Begriffe wie Vereinstreue im Profifußball ausgedient?
Enke: Es gibt immer Spieler, die längere Zeit in einem Verein sind, so wie Jörg Sievers bei 96 oder Lars Ricken in Dortmund. Aber das wird immer weniger. Für die Fans ist das vielleicht schade. Aber Transfers gehören zum Geschäft dazu und machen den Fußball noch interessanter. Bei mir hat das nichts damit zu tun, was ich dem Verein gebe oder wie ich mich einsetze. Das ist vom ersten bis zum letzten Tag gleich. Jetzt bin ich zwei Jahre in Hannover, gefühlt sind es aber fünf, alles ist vertraut für mich. Das ist ein gutes Zeichen. Ich weiß nicht, wie lange ich noch für 96 spiele. Momentan fühle ich mich sehr wohl, ich bin sogar richtig glücklich und kann mir gut vorstellen, meinen Vertrag zu verlängern. (...)
HAZ:Wie lauten Ihre Vorstellungen?
Enke:Das ist ja kein Geheimnis: Wenn wir einen neuen Vertrag machen, dann geht es um drei oder vier Jahre und gegebenenfalls irgendwelche Möglichkeiten einer Anbindung. Es ist ja nicht so, dass ich in vier Jahren aufhören will mit dem Fußballspielen. In welche Richtung es danach gehen könnte, weiß ich jedoch noch nicht.
HAZ: 96 ist kein Spitzenklub. Taugt Hannover als Sprungbrett für die Nationalmannschaft?
Enke: Warum nicht? Per Mertesacker hat es ja auch geschafft. Andreas Köpke hat mit Nürnberg oft gegen den Abstieg gespielt und ist Europameister geworden. Letztendlich kommt es darauf an, was Woche für Woche auf dem Platz passiert. In der Champions League zu spielen ist in dieser Hinsicht natürlich von Vorteil. Aber das ist keine unabdingbare Voraussetzung, um in die Nationalelf zu kommen.
Von Kind kommen aber keine Bekenntnisse zu Enke, sondern Einschränkungen und das Spielen auf Zeit. Auch jetzt will er laut NP von heute "nach dem Tod von Enkes Tochter Lara auf ein Signal des Torwarts warten. Soviel Geduld muss sein."
Ich finde es abscheulich, den Tod des Kindes überhaupt hier in die öffentliche Diskussion zu bringen, um die eigene Untätigkeit in dieser Sache zu rechtfertigen. "Hannover 96 ist jetzt am Zug" - so hatte es auch kürzlich Enkes Berater Neblung formuliert. Das Signal muss jetzt von Kind kommen und nicht mehr von Enke, der wahrlich genug Signale ausgesendet hat.
"Signale" tauscht man außerdem nicht über die NP aus, sondern zwischen Vereinsführung und Berater. Neblung spricht ja im Moment als Berater auch für Enke, wenn es um die Regelungen in der Nationalmannschaft geht ( z.B. das er einen Tag länger dort bleibt als geplant) und ist offensichtlich auch der Richtige, um angebliche Verhandlungen mit dem Hamburger SV über Enke zu dementieren.
Was wird dem Hannover 96 Fan hier eigentlich von Kind und der NP zugemutet. Werden wir hier wirklich für so blöd gehalten?
Wenn ich als alter NP-Kritiker nun ganz pessimistisch den schlechtesten Fall annehme, könnte ich allein aus der Tatsache, dass die NP als Haus- und Hofblatt von MK über ein angebliches Interesse des HSV an Enke berichtet, darauf schließen, dass der Hannover 96-Fan seelisch schon mal auf eine Trennung von Enke eingestimmt wird. Bestärkt werde ich in dieser pessimistischen Sichtweise durch eine Notiz über Kinds Finanzierungsvorstellungen zu Enke in der Bild vom 24.8.06
Zitat:
Robert Enke (29/Foto) soll bei 96 vorzeitig bis 2010 verlängern.
Das Gehalt des Elfer-Königs der Liga (5 der letzten 6 gehalten) steigt auf rund 2 Millionen Euro im Jahr.
„Neue Dimensionen“ für Präsident Martin Kind (62).
Er geht jetzt Geld sammeln für Enke, will u.a. AWD-Chef Carsten Maschmeyer „anbaggern“.
Das Problem: Maschmeyer ist im Juli parallel zu Kinds Rückkehr aus dem Kreis der 96-Gesellschafter ausgeschieden...
Abschließend sei noch gesagt, dass ich mich über nichts mehr freuen würde, als wenn ich in dieser Sache Unrecht behalte.