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 Reiseberichte aus Sevilla und von der Vierschanzen-Tournee Moderations-Bereich
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 Betreff des Beitrags: Re: Reiseberichte aus Sevilla und von der Vierschanzen-Tourn
BeitragVerfasst: 01.12.2011 13:27 
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Ich seh das etwas anders. Vielleicht vorab: ich habe seit vielen Jahren eine Dauerkarte, bin Mitglied bei 96 und der Roten Kurve und seit meiner fruehen Jugend in jedem Jahr bei 25 bis 30 Spielen, sowohl von 96 als auch bei anderen Teams aus Fussballbegeisterung heraus.

Vor dem Spiel hab ich auch mit dem Kopf geschuettelt ob der Vorgaben durch die belgische Polzei und den Ordnungsdienst, da 'wir' uns ja immer gut benehmen und als Gast behandelt werden moechten. Nach der gestrigen Busfahrt muss ich leider festhalten, das es immer noch viele Idioten und Dummkoepfe gibt, die im nachhinein die belgische Vorsicht verstaendlich erscheinen lassen. Ich halte fest: ein vollgekotzter Bus, obszoene Schlachrufe und Drohgebaerden gegen unbeteiligte Gastgeber und Polizisten bei Ankunft, nicht nur Bengalos sondern auch abgeschossene Raketen und Boeller (ich stand nur 10 Meter daneben), beim Rausgehen Flaschenwuerfe auf eine Reihe von Polizisten am Ausgang mit dem Ergebnis der Traenengasaktion. Mir fehlt da jegliches Verstaendnis fuer diese Kindskoepfe (und die Zuendler waren hoechstens so um die 20) und die Spaetpubertierer, die hier Raeuber und Gendarm spielen wollen. Und wahrscheinlich fuehlen die sich im Nachhinein noch im Recht- ich hab das anders erlebt. Ich moechte nicht wissen, wie das Ganze ausgegangen waere, wenn sich diese Leute einen halben vor so einem Spiel in Horden ueber den Luetticher Weihnachtsmarkt hermachen.

Selbst in Kopenhagen war das grenzwertig- ich fand das jedenfalls nicht toll, wie auf dem Marsch zum Stadion Hunderte von Leuten an die Haeuserwaende in der Innenstadt urinierten, ihre Bierflaschen zerdeppern und cool ihre leeren Bierdosen durch die Gegend werfen. Die Strasse sah nachher aus wie nach einer Woche Schuetzenfest, und mir taten die Muelleute auf meinem Rueckweg leid, die wagenweise den Mist zusammengekehrt haben. Das kann man alles anders machen, aber bei beiden Europacupspielen haben wir als Hannoveraner und ( aus Sicht der Gastgeber) als Deutsche kein schoenes Bild abgegeben. Neben der Strafe fuer dieses schwachsinnige Zuendeln wird sich die UEFA auch die anderen Sachen nicht lange ansehen. Wir muessen aufpassen, dass wir nicht auf einmal mit drastischeren Dingen (kein Ticketkontinget oder gar Spielstrafen) konfrontiert werden.

Warum kann man nicht einfach friedlich zu einem so tollen Event fahren, gemeinsam mit Gastgebern das feiern und anschliessend zivilisiert nach Hause fahren? Ich schaeme mich jedenfalls fuer das Verhalten dieser Leute- wohlwissend, dass es natuerlich Minderheiten sind.

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Der Ball ist rund!


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 Betreff des Beitrags: Re: Reiseberichte aus Sevilla und von der Vierschanzen-Tourn
BeitragVerfasst: 01.12.2011 14:20 

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Darf ich erfahren, in welchem Bus du gefahren bist? Gerne auch per PN...


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 Betreff des Beitrags: Re: Reiseberichte aus Sevilla und von der Vierschanzen-Tourn
BeitragVerfasst: 01.12.2011 14:23 
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Danke für Eure Eindrücke. Im Nachbarforum weichen die Schilderungen/Wahrnehmungen ebenfalls stark voneinander ab - es gibt jedenfalls bislang kein einigermaßen in sich stimmiges Bild.

Vielleicht könnten sich noch weitere Lüttich-Fahrer äußern?

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 Betreff des Beitrags: Re: Reiseberichte aus Sevilla und von der Vierschanzen-Tourn
BeitragVerfasst: 01.12.2011 14:48 

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@methusalem

Ich kann nur über Kopenhagen sprechen. Da muss & möchte ich dir aber Recht geben.
Wer so durch eine fremde Innenstadt zieht ... fremde Häuser anpisst, Mengen von Müll und Scherben hinterlässt und so ziemlich jeden Mülleimer anzündet ... die normale Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt (so das diese die Flucht ergreifen) ... der muss sich in der Tat nicht wundern, wenn andere (überzogene) Verbote aussprechen.

"Problemfans" gibt es überall ... warum aber beruhigt mich das nicht wirklich ?

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Wer sich nicht mehr wundern und in Ehrfurcht verlieren kann, ist seelisch bereits tot. Albert Einstein


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 Betreff des Beitrags: Re: Reiseberichte aus Sevilla und von der Vierschanzen-Tourn
BeitragVerfasst: 01.12.2011 15:44 
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Der Erlass ist schon vor Kopenhagen herausgegeben worden und
wurde angeblich aufgrund der Vorfälle im Hinspiel gegen Lüttich
veranlasst.
Das Spiel war aber am 15. September warum man erst nach der
Planung der Sonderzugreise solch einen Erlass herausgibt
erschließt sich mir dadurch nicht.

Zu den Vorfällen auf dem Parkplatz nach dem Spiel kann ich
nicht sagen ob Hannoveraner das ganze provoziert haben
oder nicht. Ich weiß nur das dieser ganze Sicherheitsapparat
mit Wawe und Hubschrauber etc. schon bereit stand was
ich für maßlos übertrieben halte dort so "aufzufahren".
Das das dabei bei einigen dazu führt das sie anfangen zu pöbeln
usw. ist eher wahrscheinlich als bspw. bei einer deeskalierenden
Taktik wie die Polizei in Kopenhagen.
Auch in Sevilla gab es nicht einen solchen Aufriss.

Auch mir wurden gestern abend Schläge angedoht weil nach
dem Wawe Aufmarsch neben mir jemand meinte die "Pinkelinsel"
umzuschmeißen. Auf meine Frage was der Mist denn Soll bekam
ich wie gesagt Schläge angedroht. ganz groß..... :x


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 Betreff des Beitrags: Re: Reiseberichte aus Sevilla und von der Vierschanzen-Tourn
BeitragVerfasst: 01.12.2011 17:13 
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El Filigrano hat geschrieben:
Danke für Eure Eindrücke. Im Nachbarforum weichen die Schilderungen/Wahrnehmungen ebenfalls stark voneinander ab - es gibt jedenfalls bislang kein einigermaßen in sich stimmiges Bild.

Vielleicht könnten sich noch weitere Lüttich-Fahrer äußern?


Dann gibts von mir auch mal eine klurze Zusammenfassung. Wr mit einem üstra-Bus unterwegs, vom Reisebüro und nicht von der RK. Komisches Gefühl, an der Grenze so zusammengesammelt zu werden, aber4 im Prinzip nicht so wild. Ausweise wurden bei Fahrtantritt eingesammelt, die belgische Polizei wollte das wohl so. Letztlich wurde aber zumindest IM Bus niemand kontrolliert. Und naja, wie oft fährt man schon in einem Konvoi unter Polizeischutz :mrgreen:

Was nach dem Spiel geschehen ist, kann ich nicht genau sagen. Ob Hannoveraner den Ärger angefangen haben, will ich nicht ausschließen - auf jeden Fall standen am vielleicht viertel nach 11 diverse Hundertschaften auf dem Parkplatz und waren in Auseinandersetzungen involviert. Pfefferspray, Wasserwerfer, Schlagstöcke - angeblich auch Hunde, die hab ich aber nicht gesehen.
Pfefferspray wurde definitiv eingesetzt und was ich so von Mitfahrern gehört habe, wohl auch gegen Unbeteiligte. Da sollen die Belgier wohl nicht so zimperlich gewesen sein. Das hat dann alles dazu geführt, dass wohl einige "fremde" Fans aus anderen Bussen in unseren "geflüchtet" sind und bis zur Autobahn stehend bei uns mitfuhren. Bis wir dann aufm Standstreifen dann die Mitfahrer wieder neu sortiert haben - so hat es für mich zumindest ausgesehen.

Alles in allem: Keine Stadt, die ich wieder besuchen werde. Unfreundliche Leute, Gastfreundschaft ein Fremdwort. Und das Stadion so steil, dass man aus dem Oberrand die Torauslinie nicht sehen kann. Toll.

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 Betreff des Beitrags: Re: Reiseberichte aus Sevilla und von der Vierschanzen-Tourn
BeitragVerfasst: 01.12.2011 19:28 
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Auch Euch beiden, 96fan1 und SL40, Dank für Eure Berichte.

Es s c h e i n t ja so gewesen zu sein, dass zunächst ein paar Vollpfosten nach Spielschluss übel rumprovoziert haben, was dann von der Polizei dankbar aufgenommen worden ist - nach dem Prinzip einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung.

Einfach nur Scheiße.

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 Betreff des Beitrags: Re: Reiseberichte aus Sevilla und von der Vierschanzen-Tourn
BeitragVerfasst: 01.12.2011 19:32 

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Von mir auch mal ein kurzer Reisebericht: Ich bin mit zwei Holländischen Freunden gestern spontan nach Lüttich gefahren. Parkplätze am Stadion? Fehlanzeige, irgendwo haben wir dann in einer Wohngegend ein Paar Kilometer vom Stadion entfernt das Auto abgestellt. Zuvor hatte ich noch ein etwas mulmiges Gefühl, als mir ein Polizist an der Ampel irgendwas gestikulierte, ich dachte schon, er würde mich wegen meines Hannoverschen Kennzeichen wieder aus der Stadt schicken wollen. Stattdessen wollte er mich nur kurz aufhalten, um den grade ankommenden Rote Kurve Bus Konvoi vorzulassen. Nochmal Glück gehabt...

Dann ab zum Stadion, Tickets auftreiben. Da leider nicht mehr soviel Glück... Am Tickethäusschen konnten die Mitarbeiter weder Deutsch, Holländisch, Flämisch oder Englisch. Was für ein behämmertes Land! In der Schweiz spricht der Großteil sowohl Deutsch als auch Französisch. Wie kommt man eigentlich in einem Land zurecht, in dem man noch nicht mal mit 50% seiner Mitmenschen kommunizieren kann? Als sich dann doch noch ein schlecht-englisch sprechender Ticketverkäufer gezeigt hat, wurde uns leider gesagt, dass Tickets nur an Belgier verkauft werden. Ich dachte er würde spaßen, aber das meinte er vollkommen Ernst. Wir waren ja völlig zivil gekleidet und hatten alle keine Deutschen Personalausweise. Nochmals: was für ein behämmertes Land! Wie kann man in einem Land leben, in dem man die Belgische Staatsbürgerschaft besitzen muss, um Güter- und Dienstleistungen zu erwerben?

Der ultimative Lösungsvorschlag von dem Herrn an der Kasse: Wir sollen doch einfach mal den Mann mit grauer Mütze aufsuchen, der verkauft Tickets für nur 50 Euro. In Belgien wird man also als Ausländer direkt an den Schwarzmarkt weitergeleitet. Danke dafür!


Edit:
Um meinen Reisebericht noch ein kurzes Ende zu setzen: Im Stadion waren wir dann leider in verschiedenen Blöcken, ich habe allerdings in der Nähe des Gästeblocks (im dritten Rang) noch andere 96 Fans getroffen, zu denen ich mich gesellt habe (die hatten Karten durch einen belgischen Freund bekommen). Nach dem Spiel bin ich dann direkt zu unserem vereinbarten Treffpunkt, und wir sind dann zusammen wieder zurück zum Auto, an sämtlichen Lütticher Szenekneipen vorbei. Ich trug aus Sicherheitsgründen keinen 96 Schal, wenn man alleine an Hooligan Gruppen vorbei geht, weiß man ja nicht was einem alles so passiert ist. Von den Randalen am Gästebereich habe ich natürlich nichts mitbekommen. Im Übrigen waren so gut wie gar keine Polizisten sonst zu sehen, höchstens ein Paar, die den Verkehr geregelt haben, der Rest war wohl beim Gästeparkplatz tätig.


Zuletzt geändert von Maxy1896 am 01.12.2011 21:56, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Reiseberichte aus Sevilla und von der Vierschanzen-Tourn
BeitragVerfasst: 01.12.2011 20:03 

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Ja und wart Ihr dann drin oder seid Ihr wieder weggefahren,
unverrichteter Dinge?

PS: El Filigrano, wie hast Du denn dieses "Einfach nur Sch...." oben
durch die Wortsperre bekommen, so gänzlich wohlbehalten?


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 Betreff des Beitrags: Re: Reiseberichte aus Sevilla und von der Vierschanzen-Tourn
BeitragVerfasst: 01.12.2011 20:13 

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Wir haben dann tatsächlich Karten auf dem Schwarzmarkt kaufen müssen...


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 Betreff des Beitrags: Re: Reiseberichte aus Sevilla und von der Vierschanzen-Tourn
BeitragVerfasst: 01.12.2011 20:17 

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Na dann ist Dein/Euer Bericht aber nur halbfertig.
Wie war's im Stadion, wie war's nachher draußen?

@ El Filigrano: habe die Antwort eben selber gefunden,
siehe unter Anregungen im Thread Neue Mods.
Da habe ich erstmal gedacht: ach Du Sch....! :wink: :lol:


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 Betreff des Beitrags: Re: Reiseberichte aus Sevilla und von der Vierschanzen-Tourn
BeitragVerfasst: 01.12.2011 20:23 
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HAZ-Artikel zu den Randalen
Bildergalerie zu den Randalen

@maxy: Der Verkäufer wird auch nur nach Anweisung gehandelt haben - mir persönlich wäre es immernoch lieber, an einen Schwarzhändler verweist zu werden als unverrichteter Dinge wieder abzureisen...

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 Betreff des Beitrags: Re: Reiseberichte aus Sevilla und von der Vierschanzen-Tourn
BeitragVerfasst: 01.12.2011 21:51 

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Wir sind mit dem Gold-Paket gefahren (einmal im Leben wollte ich mir das gönnen). Schlips hat übrigens nur der Busfahrer getragen, ansonsten ein sehr gemischtes Publikum, dazu gleich mehr. Los gings am Mittwoch morgen um 8 Uhr, die Grenze haben wir gegen 13 Uhr passiert, ohne angehalten zu werden. Davon waren alle überrascht, auch die Reisebegleiter, die uns auf unangenehme Kontrollen vorbereitet hatten. Nachmittags gab es ne kleine Stadtführung. Als wir gegen 17 Uhr über den Weihnachtsmarkt geschlendert sind, war alles ruhig. Viel Polizeipräsenz, alle hatten (wohl demonstrativ) einen Ring mit großen Kabelbindern zum Schnellfesseln an der Jacke und sind immer wieder die nach draußen offenen (Megamegawatt-Heizpilze!) Bistros suchend abgelaufen. Passiert war in der Stunde als wir da waren nix.

Wir sind mit den beiden Bussen kurz nach 20 Uhr in den abgeschotteten Pakrplatzbereich am Stadion gekommen. Nach etwa 10 Minuten Wartezeit im Bus wurde der Durchgang zur Haupttribüne für Heimfans zugemacht und wir durften rein. Ein halbstarker Vollpfosten aus unserem Bus zeigte den wartenden Heimfans erstmal beide Mittelfinger und schwenkte eine Deutschlandflagge. Eine Ordnerin riss ihn weg vom Zaun und schrie ihn auf französisch an, sinngemäß: "Bleib ruhig, hör mit dem Mist auf, sonst musst Du gleich gehen." Er hat gerinst, ich bin hin wollte übersetzen, aber er wollte nicht. Naja. Während dem Spiel hat er weiter cool mit den Mittelfingern in den nebenan liegenden Heimblock gewunken und seine Deutschlandflagge gewedelt (Schlipsträger-Gold-Paket!;-). Als sein Kumpel angefangen hat, den rechten Arm zu stramm gen Tribünendach zu strecken, hat ihm mein Kumpel etwas unsanft den Kopf geschüttelt.

Nach Abpfiff sind wir runter. Der Käfig war zu, nur ein sichtlich wütender Martin Kind durfte von UEFA-Personal geleitet raus. Er hatte von der Haupttribüne aus sicher guten Blick auf die Anzeigetafel und die Bengalos. Auch die Böller waren zu hören... Der Käfig blieb schätzungsweise 20 Minuten zu, da war uns schon mulmig zumute. Wir standen da auf dem Präsentierteller hinter dem Zaun ohne Fluchtmöglichkeit, und die Stimmung der vorbeiziehenden Heimfans war teilweise agressiv. Wären da von der einen oder anderen Seite Steine oder Flaschen über den Zaun geworfen worden, hätten die wenigen anwesenden Ordner nichts ausrichten können.

Schließlich wurde die Schleuse für die Heimfans dichtgemacht, und wir durften über den Korridor vorbei an deshalb wütenden Heimfans zum Busparkplatz. Dort war normale Stimmung, halt nicht so doll nach so einem Spiel von 96. Weil unser Bus total eingeparkt war und noch kein wegkommen in Sicht war, wurde auf dem Platz davor geraucht, Bier (aus vielen, vielen Flaschen) konsumiert, übers Spiel diskutiert, telefoniert usw.. Nach weiteren 20 Minuten haben wir einige Schreie aus Richtung rechts der Schleuse hinter den Bussen gehört. Irgendwann habe ich zu meinem Kumpel gesagt: "Was da über dem Bus wabert, das sind aber keine Abgase." Dann haben wir Flaschen hinter den Bussen fliegen sehen. Wie das entstanden ist, haben wir nicht meitbekommen. Plötzlich hat sich das aber genau in den Korridor vor unseren Bussen verlagert. Wir sind lieber rein, und schon tauchte auf der links vom Bus eine Hundertschaft behelmter und reichlich CS-Gas-sprühender Polisten (auch mit Hunden) auf, rechts vom Bus waren, nicht mehr ganz sichtbar von uns, die 96-"Fans". Man hat es nur gesehen und gehört, weil von dort aus unaufhörlich Bierflaschen auf die Polizisten geworfen wurden.

Und dann verfolgten wir direkt vor uns im Bus (mit erhöhtem CS-Gas-Gehalt im Innenraum;-), wie draußen die Schlacht tobte, sich Manche, die in andere Busse geflüchtet sind, von Bus zu Bus zu ihren gebuchten Bus durchschlugen. Als der Wasserwerfer kam, war die Sache dann wohl entschieden, das konnten wir aber wie gesagt nicht sehen. Bizarre Randnotiz: Der auch vom Hubschrauber grell erleuchtete Platz war jetzt von Polizei umkreist, da stieg unser Fahrer aus, holte einen Besen aus dem Kofferraum und fegte sich einsam einen Weg durch die Glasscherben - wir waren die letzten verbliebenen Busse.

Unangenehme Randnotiz (von wegen VIP-Reise): Einige Idioten im Bus trommelten von innen gegen die Scheiben, als eine Polizeistaffel direkt neben dem Bus eine neue Formation einnahm (als die Schlacht schon vorbei war), und brüllten irgendwas von Hannover-Invasion usw... Soweit ich das beobachtet habe, wurden die Bullen schon langsam aufmerksam drauf. Zum Glück ist einer von vorne aus dem Bus irgendwann nach hinten gelaufen, hat sich vor denen aufgebaut und sie angebrüllt. Sie seien feige Idioten und sollen aufhören, die Polizei noch weiter zu provozieren, von ihrem sicheren Platz im Bus aus. Beinahe hätte es im Bus gekracht, aber es ging gerade noch mal gut. Ich zu meinem Teil war froh, das der Typ die Klappe aufgemacht hat und habe mich im nachhinein geärgert, warum ich da nicht selbst drauf gekommen bin. Zumnindest hat er uns eventuell davor bewahrt, dass die armierten Polizisten uns aus dem Bus geholt haben. Schlussendlich konnten wir gegen 0 Uhr zum Hotel fahren.

Also wer was eskaliert hat, haben wir nicht mitbekommen. Ich habe aber zumindest kein fehlerhaftes oder Eskalation provozierendes Verhalten der Polizei mitbekommen. Allerdings haben wir wie gesagt den Anlass auch nicht gesehen. Aber zumindest bleibt es für mich einfach nur dumm und sinnlos, bei einem europäischen Gastspiel Polizisten mit Flaschen und anderem zu bewerfen. Meine erste europäische 96-Reise war deshalb vielleicht auch meine letzte.


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 Betreff des Beitrags: Re: Reiseberichte aus Sevilla und von der Vierschanzen-Tourn
BeitragVerfasst: 01.12.2011 21:54 

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@96Fan1: Ist aber trotzdem eine blöde Anweisung. Meine zwei Begleiter waren keine 96 Fans, und wollten einfach nur ein gutes Spiel sehen, und nur weil sie keine Belgischen Pässe haben, durften sie das nicht? Was ist das für eine bescheuerte Regelung? :mad: Bei uns in Deutschland gäbe das einen riesen Aufschrei von wegen Rassismus.


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 Betreff des Beitrags: Re: Reiseberichte aus Sevilla und von der Vierschanzen-Tourn
BeitragVerfasst: 01.12.2011 22:13 
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So dann werd ich meinen Reisebericht nun auch mal vervollständigen.

Wir waren eine der wenigen , die es gewagt haben sich ohne die busreise, sondern auf eigene faust in die höhle des bösen zu begebeben. Sind ca 2 stunden vor Spielbeginn zum Stadion mit taxen gefahren , um kein Risiko einzugehen. Jedoch konnte der Taxifahrer, aufgrund von Straßensperren nicht direkt ans Stadion fahren , sodass wir Ca.300 Meter zwischen Hunderten lüttich Fans zu Fuß bewältigen. Da wir alle zivil gekleidet waren , ging das auch gut. Nach den einlasskontrollen merkte man die hitzige Stimmung spürend an .

Erste "kleine" Randale gab es vor dem spiel neben dem Getränkewagen am Zaun . Auf der anderen Seite des Zaunes wedelte ein Lütich Fan seine Fahne und provozierte somit einige der 96 Fans . Dumm nur das sich seine Fahne beim Wedeln im Stacheldraht verfing , und jeder konnte sie erkennen . Daraufhin wurfen gleich mehrere Anhänger Bier über den Zaun und Pöbelten wie verrückt . Glück für die Fans das die Aktion keiner der Ordner / Polizisten gesehen hat .

Während des Spiels fand ich die Stimmung gut bis sehr gut . Gefallen hat mir die Parodie unsere Fans auf die torhymne von Standard lüttich, dort wurde dem griechischen Ex Premier Papandreou ein neues liedchen gewidmet ;-)

Nach dem Spiel blieben wir bis ganz zum Schluss im Block da wir von dem Polizei Einsatz hörten . Als sich die Lage wieder beruhigte vertrauten wir uns ein paar belgischer Polizisten an und baten sie uns ein Taxi zu bestellen. Die waren alle freundlich zu uns und fragten auch nicht warum wir nicht in den Bussen sind .

Dann mit dem Taxi zurück zum Hotel und den Abend / Nacht mit belgischen Bier / dartspielen ausklingen lassen in einem pub in der Nähe vom Hotel .

Fazit : interessante reise aber bitte liebe Belgier : lernt englisch sprechen , das war teilweise echt n Problem mit der verständigung !

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 Betreff des Beitrags: Re: Reiseberichte aus Sevilla und von der Vierschanzen-Tourn
BeitragVerfasst: 01.12.2011 23:22 
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Kurze Frage : Weiß jmd. Warum nach Ende des Spiels immer ,,scheiss St. Pauli " gesungen wurde ? Hat sich mir nicht ganz erschlossen ..

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 Betreff des Beitrags: Re: Reiseberichte aus Sevilla und von der Vierschanzen-Tourn
BeitragVerfasst: 01.12.2011 23:29 
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Standard Lüttich und St.Pauli haben eine Fanfreundschaft


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 Betreff des Beitrags: Re: Reiseberichte aus Sevilla und von der Vierschanzen-Tourn
BeitragVerfasst: 02.12.2011 00:07 
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Ich war auch mit einem Freund im "Gold-Bus", der aber so gar nicht VIP-mäßig war. Schön war die Bier-Flatrate während der Hin- und Rückfahrt. :D

Den kleinen Stadtrundgang fand ich angenehm und die Leute waren zu uns auch einigermaßen freundlich. Allerdings haben wir uns auch bemüht, unsere französischen Sprachkenntnisse einigermaßen zu reaktivieren. Feindliche Stimmung uns gegenüber gab es in der Stadt jedenfalls nicht, eher haben uns die Leute angeschaut wie Aliens. Touristengruppen gibt es dort wohl nicht so häufig.

Unangenehmer war es dann bei Ankunft im Stadion. Wie beschrieben mussten die Busse in einem umzäunten Bereich vor dem Stadion parken und wir wurden von Ordnern direkt in den Block auf der Hauptribüne gebracht. Absurderweise gab es dort aber dann keinerlei Fantrennung mehr, etwa auf dem Klo oder beim Bierverkauf. Ärger gab es aber keinen, dagegen ein paar kleine Gespräche, die meist an den Sprachkenntnissen scheiterten. Das Stadion fand ich irgendwie cool. Echter Fussball, keine Event-Scheisse.

Zum Spiel: Das war furchtbar und macht mir Angst für die Bundesliga.

Nach dem Spiel ging es zurück in den umzäunten Parkplatz. Die Atmosphäre dort war sehr unangenehm. Flutlicht, ein kreisender Hubschrauber, sehr viel Polizei in Kampfausrüstung, Hundegebell. Deskalation geht anders. Gastfreundschaft auch. Zudem mussten wir ziemlich lange warten. Mit der Nachricht über das Kopenhagen-Spiel stieg allerdings die ziemlich miese und agressive Stimmung wieder etwas an.

Dann ging das Gerücht um, dass einige Trottelköppe die Polizei angegriffen hätten. Momente späte wabberte schon Tränengas über die hinteren Busse. Dann kam die Polizei in Riotgears, die von Bierflaschenwürfen empfangen wurde und es wurde spätestens mit dem anrückenden Wasserwerfer richtig hektisch. Wer angefangen hat, kann ich nicht sagen. Allerdings habe ich jedes Verständnis für die Polizei eines fremden Landes, die hart gegen Flaschen- und Steinwürfe vorgehen. Da scheinen mit einige der agierenden Volltrottel (von 96er Fans möchte ich nicht reden), sehr glücklich davon gekommen zu sein. Denn die Polizei hätte sehr gut auch noch die Busse auseinandernehmen können. Jedenfalls spielte sich direkt vor unserem Bus eine Straßenschlacht ab, was wirklich sehr surreal war.

Verständnis habe ich für die Aussetzer auf "unserer Seite" nicht. Da waren einige so dermaßen aufgeheizt und regelrecht voller blankem Hass, ich hatte wirklich Schwierigkeiten, dass noch nachzuvollziehen. Mit solchen Vollidioten macht das keinen Spass!

Allerdings hat auch die belgische Polizei alles getan, um Agressionen zu steigern und wirklich jedem im Stadion das Gefühl zu geben, nicht willkommen zu sein. Nach Lüttich zieht es mich jedenfalls nicht noch einmal.

Fazit: Hauptsache weiter! :fan:


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 Betreff des Beitrags: Re: Reiseberichte aus Sevilla und von der Vierschanzen-Tourn
BeitragVerfasst: 02.12.2011 07:38 
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Schade, dass es überhaupt Randale geben muss. Danke für die Berichte.
Diejenigen die da gegen die Polizei vorgegangen sind, sind keine 96-Fans. Das ist beschämend was da wohl abgelaufen ist.
Dass die Polizei nicht gerade wie es so schön heisst deeskalierend agiert.....
ist natürlich nicht so schön. Aber wenn ich mit Flaschen etc. beworfen werde, würde ich vielleicht auch anders reagieren.

Wenn man in den Berichten über die Besuche unserer 96er in Kopenhagen genau liest, dann ist wohl auch dort das eine oder andere "passiert"

So wird 96 nicht gern gesehen sein in Europa.

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Neuaufbau einer echten Mannschaft!


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 Betreff des Beitrags: Re: Reiseberichte aus Sevilla und von der Vierschanzen-Tourn
BeitragVerfasst: 02.12.2011 10:06 
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für (glas?)flaschenwerfer habe ich kein verständnis. wenn das nicht aus echter notlage heraus geschah, dann gehören diese typen zukünftig vom fußball ausgesperrt.

allerdings,
für polizei, die "militärisch" hochgerüstet (kampfanzug, schlagstock, spray, hunde, wasserwerfer und hubschrauber!) gegen zwei dutzend randalierer vorgeht, habe ich noch weniger verständnis.
der bürgermeister von Lüttich, der gleichzeitig auch polizeichef ist :roll: , gehört ohne wenn und aber in den knast.

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