Bevor ich berichte, muss ich anmerken, dass für die Reiseberichte ein eigender
Fred existiert. Vielleicht sollte man das besser zusammenfassen.
Weil ich gegen 16:00 Uhr am Flughafen sein wollte, habe ich früher Feierabend gemacht und mein Trikot angezogen und den Schal umgelegt, Mit der Stadt- und S-Bahn ging es zum Flughafen, Bei einigen Mitreisenden war klar zu erkennen, dass wir das gleiche Reiseziel hatten. Am Terminal C angekommen, habe ich erst einmal das ausgefallene Mittagessen nachgeholt und das erste Bier genossen.
Eine Menge Madridreisende waren bereits vor Ort, also erst einmal am TUI-Schalter registrieren lassen und die Reiseunterlagen abholen. Dann begann das große Warten, denn unser Flieger kam verspätet aus Düsseldorf nach Hannover.
Nach dem Einsteigen und den Vorbereitungen auf den Start kam die nächste schlechte Nachricht: Der Kapitän meldete, dass unser Flieger wegen der Verspätung 25 Minuten auf der Parkposition warten müssen, weil der Tower keinen früheren Slot für den Start genehmigt hatte. Das tat der Stimmung nur kurzzeitig Abbruch, denn wir vertrieben uns die Wartezeit mit Singen. Als die Flugbegleiterinnen die Sicherheitsregeln vortrugen, brandete eine Welle nach der anderen durch den Flieger!
Endlich erhielt der Kapitän vom Tower die Freigabe zum Rollen auf die Startbahn. Am Ende Startbahn noch kurz gewartet und dann ging es los Richtung Madrid. Schon bald konnte ich das Steinhuder Meer sehen, danach wurde zu diesig in Deutschland, um auf den Grund zu sehen. Lediglich auf den Monitoren konnte man sehen, welche Strecke geflogen wurde.
Nach dem Erreichen der Gipfelhöhe und Reisegeschwindigkeit wurde das Abendessen (Ravioli und ein Baguette) serviert, danach die Getränke. Die versprochene Pute auf dem Baguette hatte sich allerdings auf wundersame Weise in Käse verwandelt. Später ereilte uns die Schreckensmeldung: Es ist kein Bier mehr da!
Zum Glück gelang es mir noch eine Dose zu ergattern.
Das hatte wohl auch mit der Verspätung zu tun.
Nach über 1.000 Meilen und rund 2 1/2 Stunden den Luftraum von Madrid und die Verzögerungen setzten sich fort, denn der Flieger musste eine Warteschleife fliegen. Nach der Landung mussten wir feststellen, dass der Flughafen in Madrid viel weitläufiger ist als der in Frankfurt. Durch die Verspätung konnte der Flieger nicht an die ursprünglich geplante Position am Terminal 1 andocken, sondern musste über 20 Minuten zum Terminal 2 rollen, gefühlt eine Stadtrundfahrt.
Nach dem Aussteigen ging es gefühlt wieder eine halbe Runde um den Flughafen zum Ankunftsbereich. Danach schloss sich ein längerer Fußmarsch zum Busparkplatz an. Da wir am anderen Terminal als geplant ankamen, musste improvisiert werden. Statt in den geplanten Bus einzusteigen, reichte es, in einen Bus zu steigen, der zum richtigen Hotel fuhr.
Nach 25 Minuten Fahrtzeit erreichte der Bus das Hotel "Rafael Atocha" und ich reihte mich in die Warteschlange zum Einchecken ein. Danach bezug ich des Zimmer und beschloss wegen der vorgeschrittenen Zeit, auf eine Erkundung der Umgebung zu verzichten und stattdessen einen Schlummertrunk ab der Hotelbar zu nehmen.
Keine schlechte Entscheidung, denn die Spanier streiken leidenschaftlicher und intensiver als wir hier in Deutschland. Nach Mitternacht fingen die Streikenden an, durch die Stadt zu ziehen und vor geöffneten Lokalen zu protestieren. Die Wirte haben dann schnell das Mobiliar für die Außenbewirtschaftung in Sicherheit gebracht und die Rollläden heruntergelassen.
Am Morgen zeigte sich, dass ein Kulturbeutel nicht notwendig war, denn bis auf Zahnpasta war im Bad alles, was Man(n) halt so morgens braucht. Gespannt war ich, ob ich ein Frühstück im Hotel erhalte. Das Personal streikte nicht, sondern nach geraumer Zeit die Kaffeeautomaten im Frühstücksraum.
Nach dem Frühstück habe ich im Hotel ausgecheckt und meinen Rocksack für den späteren Transfer zum Stadion eingelagert. Mit einigen Bekannten ging es zum Bummeln in die Stadt. Unterwegs trafen wir auf eine Gruppe von 50-60 Radfahren, die sich als Streikende erwiesen und wohl als eine Art "Fluying Pickets" unterwegs waren. Aber auch 96er waren unterwegs. Wir trafen auf gerade mit dem Bus angereiste 96-Fans, die sich "San Miguel" von den Reisestrapazen erholten.
Am "Plaza Major" rasteten wir und erfrischten uns mit gekühlten Getränken (vorwiegend Bier). Zahlreiche 96er waren ebenfalls da. Später erschienen auch die mobilen Streikposten und skandierten "Huelga General (Generalstreik)", erreichten aber wenig und zogen deshalb wieder ab.
In der Nähe des Platzes gab es einige Läden, in denen Fanartikel von Real und oft auch Barca zu kaufen waren. Lediglich in einem Laden wurden Fanartikel der "Los Colchoneros (die Matratzenmacher)" wie die Spanier die "Los Rojiblancos" von Atlético auch nennen. In Madrid ist die Mehrheit wohl pro Real.
Nun trennten sich unsere Wege, die Anderen wollten ins Bernabéu-Stadion. Das hätten sie auch bequemer haben können, denn beim Auschecken habe ich bemerkt, dass die Rezeption einen Bus zum Bernabéu-Stadion organisierte. Nee, diesen Besuch hebe ich mir auf, wenn wir da gegen Real spielen müssen und der Transfer zum/vom Stadion gesichert ist.
Also bin ich zurück zum Hotel und habe das Kaiserwetter im Garten im Innenhof genossen. Um die Ecke fand sich auch ein kleines Restaurant mit günstigen und leckeren Speisen und Getränken. Abends wurde der Rucksack im Bus verstaut und danach ging es zum Stadion. Das Gepäck blieb im Bus, da es direkt nach dem Spiel zum Flughafen gehen sollte.
Da noch reichlich Zeit war bis zum Stadioneinlass habe ich erst einmal eine Runde um das Stadion gedreht. Dabei bemerkte ich gegenüber zwei Kneipen, vor denen sich 96er versammelt hatten und gesellte mich dazu. Voller Vorfreude wurde viel geredet, gesungen und vorgeglüht. Ein spanisches Kamerateam machte Aufnahmen von den 96-Fans. Je näher der Spielbeginn heranrückte, desto mehr Polizei zog auf. Die Heimfans haben uns in Ruhe gelassen. Lediglich ein paar Jugendliche meinten, ein wenig provozieren zu müssen.
Nach Öffnung der Stadiontore bin zum Gästeeingang und betrat das Stadion. Die Kontrollen waren so wie auch bei anderen Auswärtsspielen. Im Unterrang gab es lediglich einen Stand, an dem man sich mit Speisen und Getränken versorgen konnte. Ein Schinkenbaguette und ein Bier habe ich mir gegönnt.
Die Stimmung im Gästeblock war das ganze Spiel über super, zeitweise haben wir den Heimfans den Schneid abgekauft (Erfolgsfans halt)! Nach dem Ausgleich durch Djouf wurde es noch besser und lauter
Nette Anekdote: Immer wenn Andrea Kaiser am Block vorbei stöckelte, skandierte der Block "Du hast die Haare schön!" Nach dem Spiel verließen die überraschend wenigen Heimfans eilendes das Stadion und wurden vom Gästeblock mit "Hannover ist viel schöner als Madrid" verabschiedet.
Es gab eine Blocksperre von angeblich 20 Minuten, in Wahrheit länger. Die Heimfans waren längst weg und die Stimmung wurde gereizt. Zum Glück kam die Mannschaft und verließ das Stadion durch einen Tunnel durch den Gästeblock.
Die Blocksperre wurde aber immer noch nicht aufgehoben. Unten bedeuteten uns die Polizisten, dass wir über die Rückseite den Unterrang verlassen könnten. Wie viele Andere nahm ich diesen Weg und musste mühsam über ein halbhohes Geländer klettern. Oben angekommen, mussten wir feststellen, dass es da auch nicht weitergeht, weil die Polizei auch da den Ausgang gesperrt hielt und Unmut kam auf.
Nach weiterer quälender Warterei wurde die Sperre aufgehoben und Alle strebten aus dem Stadion. Mein Bus wartete in der Nähe und nachdem alle Fahrgäste an Bord waren, fuhren wir ab zum Flughafen. Bei der Abfahrt bemerkten wir, dass die Polizei weitere Beamte zum Stadion beordert hatte.
Am Flughafen zog sich die Personenkontrolle hin, weil die Kontrolleure dem Ansturm nicht gewachsen waren. Danach musste man wieder lange bis zum richtigen Gate laufen. Während wir auf das Boarding warteten, kam die Mannschaft auf ihrem Weg zum Flieger vorbei und erntete ein großes Hallo, Zustimmung und Aufmunterung.
Der Start unseres Fliegers verzögerte sich, weil es nicht alle Passagiere rechtzeitig in den Shuttlebus schafften. Der Kapitän warnte uns vor, dass es in lediglich 9 Grad C warm sei und es regne. Vor dem Start wurde uns versichert, dass genügend Bier an Bord sei. Ich hatte da wegen des Streiks so meine Zweifel und wurde irgenwie bestätigt, denn statt Bier wurde Heineken serviert!
Dazu wurden Käse-Sandwiches gereicht.
Gegen 4:50 setzte der Flieger in Hannover auf. Am Ausgang des Ankuftsbereichs warteten zwei Fernsehteams auf die 96-Fans, um ein Stimmungsbild einzuholen. Darauf hatte ich keinen Bock mehr und hatte Glück, eine S-Bahn zu erwischen, die mich nach Hause brachte. Zuhause habe ich mir im Frühstücksfernsehen ein paar Bilder vom Spiel angesehen und habe danach ein wenig geschlafen.