http://fanprojekt-hannover.de/Sogenannter_Journalismus.pdfSogenannter Journalismus - Die mediale Darstellung von Fußballfans
Vortrag und Diskussionsabend mit Andrej Reisin
Freitag den 23. August 2013
Einlass ab 18 Uhr
Beginn um 19 Uh
Zitat:
Sogenannter Journalismus: Die mediale Darstellung von Fußballfans
Es gibt ein erstaunliches Missverhältnis bei der Berichterstattung über Fußballfans: Bei kaum einem anderen Thema unterscheiden sich das Erleben der vielen Beteiligten und die mediale Repräsentation der Ereignisse in vielen Fällen derart eklatant.
Zwar bevölkern jede Woche ganze Hundertschaften von Sportreportern die Pressetribünen der
Bundesliga-Arenen, aber nur eine Handvoll hat jemals den Versuch unternommen, tiefer in die Fan (Sub-)kultur einzutauchen oder auch nur in teilnehmender Beobachtung eine Auswärtsfahrt zu einem Risikospiel mitzumachen und damit die andere Seite der VIP-Logen, Haupttribünen, Presseparkplätze und Polizeiketten kennenzulernen. Genau das aber wäre die eigentliche journalistische Aufgabe – wenn man denn schon seine Berichterstattung aufgrund bestimmter Ereignisse vom Spiel auf die Ränge verlagern muss.
Auf der anderen Seite machen viele Fans, gerade aus den Ultra-Szenen, selbst wohlwollenden Journalisten das Leben sehr schwer: Sie sind schwer zu erreichen und selbst wenn bekommt man auch mit guten Kontakten selten eine (schnelle) Antwort auf drängende Fragen. Mit der Geschwindigkeit der medialen Welt, die die meisten Fans in ihrem Alltag durchaus fordern und nutzen (wer wollte schon 3 Tage auf Ergebnisse von anderen Plätzen warten ...?), können sie in ihrer eigenen Außendarstellung nicht mithalten - ganz im Gegensatz zu Polizei und DFL.
So kommt häufig ein einseitiges Bild zustande, was aber gleichzeitig beiderseitige Vorurteile und Feindbilder bestätigt: "Chaoten und Gewalttäter" auf der einen, "sensationsgeile Ahnungslose" auf der anderen Seite. Viele Fans, insbesondere Ultras, sehen "die Medien" mittlerweile sehr stark als Feindbild, ähnlich wie "die Polizei". Doch der Kampf um die öffentliche Meinung wird niemals zu gewinnen sein, wenn man pauschal alle Medien attackiert - und damit jede Chance aufgibt, selbst an der eigenen Außendarstellung mitzuwirken.
Vortrag und Diskussion sollen vermitteln, wie "Realität" entsteht, wie Medien arbeiten - und auch wieso Journalismus häufig von so niederschmetternder Qualität ist. Gleichzeitig soll aber auch eine Diskussion darüber stattfinden, was für einen Journalismus Fans und insbesondere Ultras sich eigentlich wünschen? Einen informierten? Einen fairen? Einen wohlwollenden? Einen unkritischen? Gar keinen?
Und vor allem: Deckt sich die Vorstellung von Berichterstattung über Fußball mit derjenigen, die man über andere Themen gerne hätte?
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