Ein graues Derby anonymer Kämpfer

Nur ein Mückenschwarm bringt Bewegung in das lahme Mailänder Duell zwischen Inter und Milan

Mailand – Vielleicht ist ja auch alles eine Frage der Perspektive. Francesco Coco jedenfalls hatte sich amüsiert. „Ein unterhaltsames Spiel“, fand der Inter-Kicker, der früher auch mal für Milan angetreten war, nach dem ersten Mailänder Stadtderby in der Champions League. Beruhigend, dass die grausame Nullnummer wenigstens auf dem Platz Spaß gemacht hat. Wenn von 78000 Menschen im Stadion immerhin 22 ihr Plaisir hatten, darf man nicht allzu kleinlich sein. Der russische Schiedsrichter Iwanow schwieg sich lieber aus. Ihm ist es zu verdanken, dass nach einer vielversprechenden Anfangsphase noch eine Andeutung von internationalem Flair im Meazza-Stadion blieb, ansonsten gab es nämlich ein stinknormales Derby, bei dem in erbitterter Konfusion um jeden Ball gekämpft wurde – und sonst gar nichts.

Ein großes Fußballfest hätte es werden sollen, noch nie da gewesen seit jenem Landesmeister-Derby vor Urzeiten, 1959 in Madrid, die Erneuerung Mailands als europäische Fussballhauptstadt nach Jahren der Diaspora. Die Klubpräsidenten Berlusconi und Moratti waren mit Vize und Vize-Vize, mit Kind und Kegel auf die Vip-Tribüne gezogen, der Milan-Manager Adriano Galliani hatte dem Anlass entsprechend eine knallgelbe Glücksbringer-Krawatte umgebunden, und trotz der 30 Grad heißen Abendluft trugen alle feines, schweres Tuch. Am Ende waren die Mienen versteinert und die Mundwinkel zeigten steil nach unten. Vermutlich sehnte sich mehr als einer nach den Zeiten, in denen man nach einer solchen Zumutung zur inneren Katharsis auch den Daumen nach unten senken durfte.

Silvio Berlusconi wenigstens hatte sich in der Pause Luft gemacht und war in die Kabine gestürmt. „So kann man nicht spielen“, soll der Präsident seine Angestellten angebrüllt haben, und: „Schickt gefälligst Serginho!“ Der kam dann auch, allerdings erst eine Viertelstunde vor Schluss, und er hatte wohl einen kleinen Mann im Ohr, denn er zog sofort gewaltig los, aufs Tor. Bis dahin hatte der AC Mailand genau eine Torchance gehabt, als der Georgier Kachaber Kaladze dem Ukrainer Andrej Schewtschenko eine Flanke verpasste. Schewtschenko stand quasi auf der Torlinie, erwischte den Ball aber nur mit dem Knie, und Torwart Francesco Toldo war schneller. Inter hatte vor der Pause tatsächlich zwei echte Sturmattacken gezeigt, bevor sich die Mannschaft Hector Cupers darauf besann, dass die Treffer im Rückspiel ohnehin schwerer wiegen. Also schonte man alle offensiven Kräfte und hangelte sich bis zum Schlusspfiff durch. Milans Gattuso vermeldete hinterher: „Wir haben’s versucht.“ Auch das eine Frage der Perspektive. Ein Derby ohne Protagonisten, ein graues Spiel anonymer Kämpfer. Nicht von ungefähr fielen einzig die Kapitäne Paolo Maldini und Javier Zanetti auf, der eine Abwehrchef bei Milan, der andere der beste von acht Defensivspielern bei Inter. Die Langeweile verdichtete sich wie die tropische Luft im Stadion, und wäre nicht ein gewaltiger Mückenschwarm zwischen die Zuschauerränge gefahren, hätte man zeitweise null Bewegung vermelden müssen. „Um zu sagen, dass das ein hässliches Spiel war, brauchen wir nicht den Sarkasmus der Auslandspresse“, urteilte in der Repubblica der Star unter Italiens Sportjournalisten, Gianni Mura. „Wir kommen von selbst darauf.“

Wer wollte das bezweifeln? In wenigen Tagen ist Rückspiel, Stunde der Wahrheit, und vielleicht lassen sich die Kontrahenten noch einfallen, auf jene bewährten Kräfte zurückzugreifen, die am vergangenen Dienstag nach ausgiebigem Abendessen den Rasen von San Siro betraten und – Fußball spielten. Es waren Massimo Moratti, seine Frau Milly, seine Schwester Bedy und andere Interisti gegen Milans Galliani, den Mailänder Bürgermeister Albertini sowie weitere Säulen des AC Mailand. Im Tor stand Berlusconis Chauffeur. Moratti, berichtete ein Teilnehmer, sei aufgeregt gewesen wie ein Schuljunge und habe gesagt: „Ich fühle mich wie bei einer Entweihung.“Alles eine Frage der Perspektive. Genau das erledigten nämlich seine Jungs am folgenden Tag.

Birgit Schönau

Es ist unterhaltsamer, an einer Haltestelle auf den Bus zu warten, als sich so ein Fußballspiel anzusehen.

Moin Männers!
Heute Abend is wieder mal Fußballabnd. Was meinen denn die 96er Fans, wie das Spiel heute ausgehen wird? Ich sage mal, Juve gewinnt heute sang- und klanglos mit 3:0!Habt ihr gestern auch das Spiel gesehen?Das war jawohl völlig fürn Arsch!

Supergroby

Wer konnte denn ahnen das dieses derby so langweilig wird? naja jetzt hoffe ich auf ein besseres rückspiel.

Whiskey