Mal etwas fürs Sommerloch.

Wie modern ist der moderne Fußball? Was bedeutet überhaupt „modern“?

Ja gut, klar: Hochgeschwindigkeit, vertikales Spiel, One Touch, auch defensiv sind ständig alle in Bewegung, machen u.a. den Platz klein und stellen Passwege zu usw. usf.

Die Frage allerdings ist, ob sich diese Nummer mit durchschnittlich besetzten Mannschaften einstudieren lässt oder ob das erfolgreich nur mit absoluten Topleuten geht. Und: Um diese extrem kraftraubende Spielweise eine ganze Saison durchhalten zu können – sind da nicht gleichwertig besetzte Riesenkader plus Rotation erforderlich?

Schließlich: Unter Hochgeschwindigkeit liegt die Fehlerquote nun mal zwangsläufig höher – mit fatalen Folgen. Was gibt es für jede Kompakt-Truppe Schöneres als den sich in der berühmten Vorwärtsbewegung befindlichen Gegner auszukontern?

Beispiel Hoffenheim. Vom Zauberfußball der Hinrunde war in der Rückserie nicht mehr viel zu sehen. Gründe u.a.: Langwierige Verletzungen von Top-Leuten, keine Kompensation aus dem relativ kleinen Kader möglich; dazu wirkte das Team zunehmend ausgelaugt – ein Tribut der Dauerrennerei? Rangnick scherte das nicht sonderlich und verfolgte konsequent seine Philosophie. Mit den entsprechenden Ergebnissen?

Rückblende. Ende der 60er/Anfang der 70er haben die Holländer den „Total Football“ erfunden. Ajax und dann auch die Nationalmannschaft versetzten die Fußballwelt ins Staunen. Was war die Idee? Zunächst die Aufgabe des Spezialistentums, prinzipiell sollte jeder Spieler verteidigen und stürmen können, ein ständiger Positionstausch war angesagt. Dann eine neue Raumökonomie (Spielfeld verdichten) und Pressing, auch etwas ganz Neues. Und natürlich war das ganze offensiv angelegt. Ruud Krol (aus der Erinnerung zitiert): „Unsere Auffassung war, dass wir nicht unser Tor verteidigen, sondern an der Mittellinie attackieren.“ Insgesamt finden sich im Total Football schon viele Elemente des heute modernen Spiels.

Ach ja, eins noch. Der große Johan Cruyff und die anderen Oranjes spielten bei der WM 74 einen Superball. Auch im Finale führten sie ihren Gegner regelrecht vor. Ein Spielzug schöner und gefährlicher als der andere. Am Ende hatten sie allerdings 1:2 vergeigt. Deutschland spielte mit Libero und Manndeckern nach Altvätersitte.

Viele Jahre später wurde Griechenland Europameister. Mit Steinzeitsystem und sogar ohne Superstars à la Maier, Beckenbauer und Müller.

So genug provoziert. Für heute jedenfalls.

Wenn ich Dich richtig verstehe, ElFi, dann ist der von Dir skizzierte "moderne" Fußball erstens nicht nur bereits ein alter Hut (könnte der von Hecking sein ) zweitens nicht der Stein der Weisen sondern lediglich eine Modeerscheinung, wobei drittens fraglich bleibt, ob er überhaupt wirklich erfolgreicher ist.

Und in der Tat: Bei näherer Betrachtung ist es nie das überlegene "Spielsystem", was sich durchsetzt. Wer konnte damals das erfolgreiche Spiel der Griechen (bei ihrer EM) anschließend kopieren? (Bzw. wollte das... ) Und wer konnte die Spielweise der Spanier nach ihrer EM kopieren? Eben. Niemand. Jedwedes Spielsystem ist dann erfolgreich, wenn man dafür die richtigen Akteure hat. Und es ist so lange erfolgreich, bis jemand den Schlüssel für seine erfolgreiche Bekämpfung gefunden hat.

Also wird umgekehrt ein Schuh daraus: Man sehe sich an, welche Spieler man zur Verfügung hat und übe dann ein für diese Spieler passendes Spielsystem ein. Und zwar so, dass jeder Spieler im Kader es verstanden hat, damit Sperren und Verletzungen nicht so stark ins Gewicht fallen.

Die abgelaufene Saison haben in der Hinrunde insbesondere Hoffenheim und Leverkusen in Sachen Spielweise beeindruckt. Beide Teams sind in der Rückrunde eingebrochen. Die Meisterschaft gewonnen hat die Mannschaft (Hinrunde Platz 9) mit der besten Fitness. - Auch ein Fingerzeig.

Hierzu mal ein kleines Zeitdokument zum genießen und manchmal auch zum Schmunzeln. Die Szene bei 0:13 hat schon was.

http://www.2trix.de/1b/video/M5YLG57a2GE

Das Spiel fand übrigens im Niedersachsenstadion statt.

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RE1

Opa raus!!!

Schöner link, DerRoteCoyote.

„Alter Hut“, Kuhburger, nein das wäre mir zu scharf. Ich sage nur, dass einige wesentliche Elemente des modernen Fußballs sind neu nicht sind.

Insgesamt bin ich mit meinem Urteil noch nicht fertig. So gerne ich den offensiven Tempoball sehe, hmmh, ich weiß wirklich, wer außer - sagen wir mal: - Arsenal diese Spielweise über eine ganze Saison praktizieren könnte.

Und, in der Tat, der moderne Ball ist extrem risikoreich. Wenn einer mal pennt oder einen Fehler macht, hat das unmittelbar ganz fatale Wirkungen. Erfolg in Form von Pokalen und Meisterschaften ist, jedenfalls im Augenblick, kein Argument für den Hochgeschwindigkeitsfußball.

Ajax unter Louis van Gaal hat das eine ganze Saison über auch hinbekommen. Johan Cruijff sagt immer, dass wenn man im 4-3-3 spielt sogar er als Fußballspieler in Rente noch locker mithalten könnte .

Vielleicht liegt die Wahrheit in der Mitte, um ein Phrasenschwein-taugliches Argument zu verwenden. Es sollte nicht Hochgeschwindigkeit ja oder nein heißen, sondern wo steht man auf der entsprechenden Skala zwischen ganz langsam und ganz schnell.

Technik, Spielwitz, Taktik und Tempo sind die Elemente des Fußballs, je mehr von jeder einzelnen Komponente, desto besser das Gesamtwerk. Natürlich kann man nicht alles gleichzeitig in höchster Ausprägung haben, ist die Technik im Mittelpunkt, leidet vielleicht das Tempo. Gefragt sind Spieler, die bereits von Jugend an perfekte ballbehandlung mit hohem Tempo kombinieren. Die erforderliche Taktik und Disziplin kann man später noch intensiv schulen.

Spanien und speziell Barca haben es aktuell am besten geschafft, diese Anforderungen umzusetzen. Andere werden sicherlich folgen, nicht aber sofort. Der Prozeß braucht seine Zeit. Wir Deutsche werden etwas länger brauchen, weil wir schon immer, sozusagen traditionell, etwas hölzerner sind.

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Seit Jahren in einer Scheinwelt lebender und krachend gescheiterter Moderator

Deine Barca-Einschätzungen teile ich, Bemeh.

Nun habe ich die Truppe seit Ewigkeiten nicht mehr im Stadion gesehen – nach den TV-Eindrücken spielen die Jungs alles andere als vertikalen Tempofußball. Die lassen vielmehr die Murmel so lange zirkulieren bis die Gegner einen Brummkreisel im Kopf haben. Und dann explodieren ihre überragenden Einzelkönner.

Sehr richtig, ElFi. Erinnert mich fast an den "Schalker Kreisel". Also so richtig neu ist das nun auch gerade nicht.

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Da hab ich gedacht, ich tu ihn ihm rein in ihn ihm sein Tor. Horst Hrubesch

Die Hohe Geschwindigkeit, von der im ersten Post die Rede ist, existiert im Fußball aber schon einige Zeit und ist keines Falls eine Modeerscheinung. Welche Probleme sogar die deutsche Nationalmannschaft mit Kadern hat, die extrem schnelles Passspiel udgl. betreiben, hat man ja bei der Europa Meisterschaft gesehen.

Anhand des Erfolges unserer Mannschaft kann man aber auch erkenne, dass Schnelligkeit keine Universalwaffe ist. Außerdem schlägt das enorm auf die Kondition, nichteinmal ein Kader mit vielen gleichwertigen Reservespielern wird diese Spielart unendlich durchhalten können.

Den komplettesten Fußball spielen, meiner Meinung nach zumindest, schon seit jeher die Holländer. Technisch auch unserer Mannschaft überlegen, fehlt es ihnen jedoch an Effektivität. D.h -> ES LEBE DER "Oldschool Fußball" *gg*.

ralle rangnick erklärt wo die entwicklung im fussball hingeht:
http://www.spox.com/de/sport/fussball/t ... chser.html

Hier mal ein Beitrag zu unseren sogenannten Konzepttrainern.

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Seit Jahren in einer Scheinwelt lebender und krachend gescheiterter Moderator

Ich finde er beschreibt das sehr gut. Und ich hoffe, dass es noch zu weiteren guten Entwicklungen kommen wird.

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Parken am Flughafen Stuttgart

dieser Bericht von Ralf Rangnick ist aber schon 1 Jahr alt! Aber immer noch neu....

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Neuaufbau einer echten Mannschaft!