Herrlich:

hat geschrieben:
Beckham für zehn Euro
Von Christian Zaschke
Wann immer die Marketingleute von Real Madrid sich zuletzt ein wenig einsam fühlten, schauten sie raus auf die Straße. Sie fühlten sich vermutlich oft einsam, denn ihr Verein reist gerade durch China, um, wie es heißt, den „asiatischen Markt“ zu erobern. Natürlich mussten die Marketingleute mit auf diese Reise; drei Wochen fernab der Heimat, da ist es okay, sich dann und wann einsam zu fühlen. Doch wenn sie auf die Straße schauten, sahen sie lauter Chinesen in Trikots von David Beckham, und das ließ ihre Marketingherzen höher schlagen und sorgte für breites Marketinggrinsen allerorten. Viele Chinesen in vielen Beckham-Trikots gleich viel Geld. So hatten sich die Marketingmenschen das ausgerechnet, und da die Rechnung offensichtlich so wunderbar aufging, wurden sie froh in der chinesischen Ferne.
Dann aber klingelte das Telefon, und David Hatchwell Altaras war in der Leitung und sagte: „90 Prozent der in Asien gekauften Trikots sind gefälscht.“ Der Mann ist Chef von ASD, dem Hersteller der Trikots von Real, und im Grunde bedeutet seine Aussage, dass der Kauf von Beckham ein Reinfall ist. Sportlich braucht Real den Engländer nicht. Beckham spielt rechts im Mittelfeld, und da er ein eher beschränkter Fußballer ist, spielt er ausschließlich dort. Diese rechte Seite ist bei Real mit Luis Figo hervorragend besetzt. Der Kauf Beckhams war von Beginn an einer, den die Marketingabteilung ausgeklügelt hatte. Ziel: Real auf dem asiatischen Markt zu etablieren, auf dem bislang Manchester United das Geld verdient. Allein durch den Verkauf von Trikots, so rechnete Real, sollte der Transfer Beckhams zum größten Teil finanziert werden. 60 Euro kostet ein Original-Dress des Engländers, zehn Euro eine Fälschung, die haargenau so aussieht wie das Original. Klar, wofür sich die Chinesen entscheiden.
Von den rechtlichen Umständen der Trikotfälschung soll hier gar nicht die Rede sein. Doch es ist ein ziemlich passendes Bild, wenn die Leute in gefälschten Trikots eines Spielers von Real Madrid herumlaufen, dieser Karikatur einer Fußballmannschaft, der Showtruppe, der, wenn man so will, unechten Mannschaft. Immerhin hat Beckham jetzt sein erstes Tor im neuen Jersey erzielt, im Trainingsspiel im chinesischen Kunming. Ein Eigentor.
Spricht mir aus ganzem Herzen, danke!