Im Land der Umlaute

Die Deutschen bereisen respektvoll den exotischen Norden

Glasgow/Torshavn – Die Legenden erzählen, dass auf den 18 Färöer-Inseln im Nord-Atlantik alle fünf Minuten das Wetter grundlegend wechselt, dass außer 47120 Menschen eine unbekannte Anzahl Elfen und Trolle dort lebt, und dass es kein einziges McDonald‘s-Lokal, dafür aber gegrillten Papageientaucher zum Abendessen gibt. Weitere Legenden handeln von der färöischen Fußball-Nationalmannschaft, einer Ansammlung von Fischfabrikarbeitern, Lehrern, Getränkehändlern und anderen Menschen mit ehrbaren Berufen, die heute Abend das deutsche Team im EM-Qualifikationsmatch das Fürchten lehren will. Deutschlands Kapitän und Torwart Oliver Kahn prophezeit deshalb vorsichtshalber: „Wir können unser blaues Wunder erleben.“

Gespielt wird um 19.45 Uhr (20.45 Uhr deutscher Zeit/live in der ARD) im Törsvöllur-Stadion, das allerdings nicht nach dem deutschen Teamchef benannt ist, der seine Tore zu Spielerzeiten gern als „Törchen“ verniedlicht hat. Die Umlaute sind eine Eigenheit der färöischen Sprache, die dem Altnorwegischen entstammt. Ein Flutlicht wird nicht benötigt für das blaue Wunder, das mindestens 7000 Zuschauer live miterleben wollen. Zu dieser Jahreszeit wird es nachts nur zwei Stunden dunkel.

Es ist also ein exotischer Trip, den die deutschen Fußballer gestern Vormittag mit der Landung bei ruhigem Wetter begonnen haben. Aber es bleibt ein normales Fußballspiel, wenngleich den färöischen Spielern auch hier sagenhafte Dinge nachgesagt werden. Bundestrainer Michael Skibbe hat beobachtet, die mit zwei Vierer-Ketten operierende Mannschaft, in der immerhin auch drei Profis sowie ausschließlich „ziemlich große Kerls“ stehen, sei „taktisch perfekt eingestellt“ und profitiere in Begegnungen wie diesen vom Pokalspiel-Phänomen: Und bekanntlich kann ein Regionalligateam, das einen starken Tag hat, eine Bundesliga-Elf, die einen schwachen Tag hat, gewaltig ärgern. „Wir haben Respekt vor denen“, schließt sich auch Oliver Kahn an und will aber nicht übertreiben: „Wir sind die deutsche Nationalmannschaft. Wir müssen das Spiel gewinnen.“ Auch Rudi Völler zeigte sich trotz der mäßigen Vorleistungen beim 1:1 in Schottland gestern „mehr als optimistisch, dass wir das gut erledigen werden“. Der Teamchef hat Offensivspiel verordnet und hofft, dass zwei Änderungen gegenüber dem Schottland-Spiel ihm dabei helfen: Paul Freier ersetzt den gesperrten Torsten Frings und Oliver Neuville spielt wohl für den formschwachen Miroslav Klose.

Oliver Kahn, der die Fußballwelt zur Genüge kennt und am Mittwoch sein 60. Länderspiel begeht, hat sich ein wenig Neugier bewahrt. Er wisse nicht mehr, als dass es sehr windig sei auf den Inseln, sagte er – „ich will mich überraschen lassen“. Womöglich war er ein bisschen enttäuscht: In der Fußgängerzone von Torshavn steht ein Burger King-Restaurant, und zum Abendessen gab‘s Fisch statt Papageientaucher.

pse

Voraussichtliche Aufstellungen

Färöer: Mikkelsen (Molde FK/32/29) – Christian Hagni Jacobsen (Vejle BK/23/16), Joensen (FS Vagar/22/15), Jon Roi Jacobsen (Bröndby IF/20/ 11), Olsen (GI Göta/22/9) – Borg (B36 Torshavn/23/27), Benjaminsen (B68 Toftir/ 25/21), Rogvi Jacobsen (HB Torshavn/23/20), Jann Ingi Petersen (B68 Toftir/19/ 3) – John Petersen (B 36 Torshavn/31/46), Elttör (KI Klaskksvik/20/7).

Deutschland: Kahn (Bayern München/33/59) – Friedrich (Hertha BSC/24/9), Ramelow (Bayer Leverkusen/29/39), Wörns (Borussia Dortmund/31/46) – Freier (VfL Bochum/23/10), Jeremies (Bayern München/29/39), Rau (VfL Wolfsburg/21/4) – Schneider (Bayer Leverkusen/29/25), Ballack (Bayern München/26/33) – Bobic (Hannover 96/31/25), Neuville (Bayer Leverkusen/30/42).

Schiedsrichter: Jan W. Wegereef (Niederlande)

Wir sind die deutsche Nationalmannschaft.

Borg (B36 Torshavn/23/27)

@ rostomat

Die wilden Zeiten sind vorbei.

Wenn sich unsere Buben nicht zu dämlich anstellen sind wir durch.

Aber sei es drum, schau ich bei der WM eben Aserbaidschan gegen den Tschad in Hannover, gibt ja schließlich keine Kleinen mehr...

Jedenfalls haben wir als nächstes ein Auswärtsspiel und zwei Heimspiele...

Wenn sich unsere Buben nicht zu dämlich anstellen sind wir durch.

Ich glaube das letzte richtig geile Länderspiel war bei der WM 90 gegen die Jugos