96Sachse hat geschrieben:
Die ordnende Hand und ihre Kinderfilme, geil

Pfff ... schon lange nicht mehr. Die ordnende Hand meine ich. Ich hab den Job geschmissen und schaue halt ab und zu noch vorbei ... ziemlich entspannt, weil es mir mit der Zeit zu aufwändig wurde und ich halt andere Sachen zu tun habe.
Wir beide kennen uns ja auch persönlich, daher weiss ich auch ein Stück weit, wie Du die Sache hier siehst. Und ich verstehe Dich sogar. Was ich allerdings nicht verstehe, ist warum Du ... trotz Deines Lebensalters und Deiner einhergehenden Lebenserfahrung hier seit einiger Zeit meinst, Trubel verursachen zu müssen.
Du meinst, es gibt eine Forumselite ... einen elitären Kreis? Logisch. Du hast Recht, es gibt eine Gruppe von Usern, die sich zu den Alteingesessenen zählen. Das tun sie sogar mit Recht und da ist auch erstmal nichts Verwerfliches dran.
Worum es hier eigentlich geht und welche Rolle Du dabei eingenommen hast, ist leicht zu verdeutlichen.
Stellen wir uns mal eine Dorfgaststätte vor. Es gibt zwar einen Wirt, aber der ist nie da und deswegen hat er nur ein paar Angestellte, die hinterm Tresen stehen. Die bringen den Müll raus, waschen die Gläser und räumen die Tische ab. Es erübrigt sich eigentlich zu sagen, daß sie dafür einen Hungerlohn bekommen. Sozusagen eigentlich nix.
Jeder der hier rein kommt, ist freiwillig gekommen ... der Eintritt ist frei und hier gibt es das beste Bier im Ort. Ein reges Treiben herrscht in dieser Kneipe, in den Gesprächen an den Tischen geht es meistens um den örtlichen Sportverein.
Es gibt einen Stammtisch, hier sind irgendwie immer die gleichen Gesichter zu finden. Einige von denen, die jetzt hinter dem Tresen stehen, sind so auch zu ihrem Job gekommen ... sie waren ja sowieso immer da und irgendwann haben sie halt angefangen, die Stühle umzudrehen und 'nen Besen in die Hand gedrückt bekommen. Oder sogar den Schlüssel.
Am Stammtisch erzählt man sich Witze, einige kennen sich mittlerweile auch aus dem Schützenverein oder von der freiwilligen Feuerwehr. Oder man kannte sich schon vorher, wie auch immer ... man schätzt sich und trifft sich gerne hier.
Weil man an einer viel befahrenen Straße liegt, kommen ab und an mal völlig Fremde vorbei. Wenn die sich dann betrinken und sich daneben benehmen, werden sie rausgeschafft. Ab und an kommt das auch mal mit Leuten aus dem Dorf vor, entweder schneit einer der Dorftrottel rein oder irgendjemand hat schon einem im Tee gehabt, bevor er reinkam.
Manchmal packen die alten Haudegen dann mit an. Das gehört dazu.
Aber man fängt selber keinen Streit an. Fremde sind grundsätzlich gerne gesehen, man quatscht mit Ihnen, wer freundlich ist bekommt auch mal ein Bier ausgegeben oder wird an den Tisch gebeten. Man kann einfach sitzenbleiben, wenn man möchte oder man geht, der Platz wird frei gehalten und man wird freundlich begrüßt. "Habt Ihr schon gehört, hast Du schon gehört, was meint Ihr dazu" ... so fangen die Gespräche dann meistens wieder an.
Wenn es dann um den Sportverein geht, kommen die Alten schnell in Fahrt.
Manche wissen alles, was in dem Club jemals geschehen ist und können sämtliche Spiele minutiös skizzieren. Die besseren Trainer sind sie sowieso alle, aber das nimmt eh jeder für sich in Anspruch, sobald es um Fussball geht. In den Nachbardörfern und auf der ganzen Welt ist das schließlich genauso.
Einer von den Alten kennt sogar die Großmutter vom Zeugwart. Ein anderer ist der Neffe vom Milchmann der Schwippschwägerin des Liberos und wieder ein Anderer hat schon mal beim Italiener um die Ecke gegessen. Also da, wo der Präsident des Clubs vor zwei Jahren auch schon mal war. Ab und an redet er mit dem Kellner und holt sich so seine Insiderinformationen.
Ist schon eine besondere Truppe, keine Frage.
Aber eines kann man Ihnen nicht vorwerfen, nämlich das sie unfreundlich wären. Im Gegenteil. Man kann sehr leicht mit Ihnen ins Gespräch kommen, jeder kann das.
Und man muss sich wundern, sie wissen tatsächlich eine Menge.
Erwähnenswert ist dabei auch, das man sich weit ausserhalb eines Stammtischniveaus befindet ... deswegen kommen auch viele andere Gäste, bestellen sich ihr Bier, setzen sich einfach dazu und kommen stets gerne wieder.
Es gilt halt das "Ruf in den Wald-Prinzip" ... wie überall. Wer das nicht beherrscht, bekommt auch schnell die passende Antwort. So ist das nun mal.
Natürlich gibt es auch hier gelegentlich richtig hitzige Gespräche, insbesondere wenn die Trümmertruppe am Wochenende wieder verloren hat ... aber man klopft sich im Nachhinein auch auf die Schulter und bestellt eine neue Runde. So zeigt man, daß man sich respektiert. Die Alten die Jungen und umgekehrt.
Jetzt kommt seit einigen Tagen aber immer wieder ein Handlungsreisender rein, der schon in Pöbellaune die Gaststube betritt, sich zwei Tische weiter hinsetzt und erstmal 'ne Fanta bestellt.
Er beobachtet die Alten mit einem abfälligen Blick und ruft gerne mal dazwischen, das diese doch gar keine Ahnung hätten. Obwohl er die Omma vom Zeugwart Fritze gar nicht kennt, erwidert er, daß die senile Alte eh nur Mist erzählen würde und er alleine den Durchblick habe, wie der Hase im Ort und bei der Dorfriege laufen würde.
Wenn die Alten dann was entgegnen, kommt eine abfällige Handbewegung oder ein schäbiges Lächeln. Argumente folgen eher selten, an einer sachlichen Diskussion scheint er kaum interessiert.
Anschließend beschwert er sich beim Mann hinterm Tresen, dass am Stammtisch jawohl das allgemein gültige Rauchverbot einzuhalten sei.
Er scheint wohl zu wissen, wie man sich "Freunde" macht.
Danach bestellt er sich ein Exportbier und wundert sich, daß er immer noch auf seine Plörre wartet, während am Stammtisch schon die nächste Runde eingeläutet wird.
Da ist es dann Zeit für die nächste Beschwerde. Erst bei der Tresenkraft, danach verlangt er noch nach dem Wirt.
Die anderen Gäste schütteln schon mit dem Kopf. Nicht alle, natürlich nicht.
Unzufriedene finden sich schließlich überall, selbst am schönsten Ort der Welt ist das so. Da werden Kleinigkeiten bemängelt und angeführt, das ist Bier mal zu kalt oder mal zu warm. Die Tresenkraft verschwunden oder einfach auch mal patzig gewesen. Was auch immer.
Einem Kumpel hat er dann mal von den Doofen erzählt. Der sitzt seitdem gerne mal am Tresen und nickt mit dem Kopf, wenn er einen seiner vermeintlich witzigen Zwischenrufe platziert hat. Oder er furzt. Hat auch nicht gelernt, daß man in einer Gesellschaft dafür das WC aufsucht.
Worauf das letztendlich alles hinausläuft, ist allen klar ... 'ne einfache Kneipenschlägerei.
Es stellt sich aber die Frage, wer mit dem Sums nun angefangen hat und wer das wissentlich bzw. vorsätzlich verursacht.
Die Alteingessenen oder der Kerl, der von sich sagt, daß er sich gar nicht wichtig nehmen würde und gleichzeitig darüber sinnniert, das ihm das Inventar genausowenig passt wie die anwesenden Gäste?
Abgesehen davon schmeckt ihm das Bier dann auch nicht und es müsse sich erstmal einiges verändern, bevor
er sich hier wirklich wohlfühlen würde. Der Stammtisch würde als erstes rausfliegen und überhaupt, seine Forderung seie ja auch absolut legitim, er sei schließlich Mitglied im Sportverein und habe von früher auch noch ein Sparfach.
Mehrheitsentscheide interessieren ihn dann anscheinend doch nicht so sehr, wie es der "Kämpfer für die Gerechtigkeit und die Freiheit" (ein Schild, das ihn als solchen ausweist, trägt er einiger Zeit auf der Brust) propagiert.
Ohnehin ist schon jedem objektivem Beobachter klar geworden, das der vermeintliche Freiheitskämpfer nur seine eigenen Interessen durchboxen will ... oder schlicht Streit sucht, weil ihm das Spass macht und er offensichtlich sonst nix mehr zu tun hat.
Tja ... was ist denn nun der einfachste Lösungsvorschlag in so einem Fall?
Meiner Meinung nach sollte man sich eine Kneipe suchen, die einem gefällt. Oder man macht 'ne eigene Spelunke auf.
Wie auch immer .... die Tür macht man ganz leise hinter sich zu.