... um es Bemeh nachzutun:
in (m)einem früheren Leben war Fußball nicht die absolute Nr.1, es gab Konkurrenz:
Motorsport !
Da konnte es schon mal passieren, dass man in die Bredouille kam,
wenn das Flugplatzrennen in Wunstorf sich mit 96-Spielen zeitlich überschnitt.
Ich weiß es wirklich nicht mehr, doch glaube ich, es hat dann doch immer gepasst.
Auswärts war man seltener dabei, Heimspiele jedoch Pflicht -
naja und dann war da ja noch die legendäre Sportschau.
Zu dem 6,3 Liter fällt mir ne Episode aus meiner Region ein, wo ich aufgewachsen bin -
der Harz.
Als es noch nicht verpönt war mit Autos die Umwelt zu verblasen,
gab es in den 60er/70ern im Westharz sogenannte Bergrennen.
Da wurde in verschiedenen Klassen angetreten
und die Zuschauer konnten/durften ? sich schöne Plätzchen im Wald aussuchen
um das Gedröhne aufzusaugen. Wir haben das einfach gemacht.
Eigenes Auto vernünftig geparkt - und dann ab ins Unterholz, mit Blick auf eine Kehre.
So war gewährleistet, dass man die "getunten Kisten" ankommen sah:
Anbremsen, Runterschalten, Feuerstöße beobachten, Fehlzündungen inclusive, Reifenquietschen - manchmal hat es auch leicht gescheppert -
wow -
danach das Herausbeschleunigen, teilweise im (un)freiwilligen Drift, je nach Talent und Training.
Satisfaction guaranteed ...
Das war der Moment, wo ich begann, bestimmte Treibstoffe auch als Duft zu empfinden.
Das muß die Zeit gewesen sein, wo sich mein Auto-Fimmel entwickelte ...
nee, entwickelt war der da schon, aber ich begann in auszuleben.
In diesen Jahren habe ich viel Geld für dieses Hobby verbraten - alles futsch -
egal, es war für uns, ne Weile, einfach das Höchste.
Schön, dass ich meine Fachzeitschriften aufgehoben habe.
Insider werden sie noch kennen: rallye-racing ... Auto Motor Sport sowieso.
Da waren die wendigen NSU Prinz am Start die unzähligen Käfer,
von Oettinger aufgemotzt.
Karmann Ghia, Porsche 356, Simca 1000, Fiat Abarth, Alfa Romeo, Autobianchi,
Mini Cooper, Renault Alpine, Triumph Spitfire.
Etliche Modelle von Opel und Ford und so mancher Borgward war dabei.
Die meisten liebevoll in stundenlanger Freizeit auf Hinterhöfen
und in Mucklerbuden zurechtgemacht.
Einige Exemplare waren allerdings auch von echten Profis getunt.
So manches größere Autohaus fand dabei Erwähnung, VW/Goslar und der Opelfritze aus BS.
Ein Schulfreund, wir nannten ihn liebevoll "Victor B.",
der Name stand leicht bewundernd für Vitamin B,
hatte einen Vater, der Mediziner war.
Ein hochangesehender Mensch, der sich spezialisiert hatte.
Heute würde man ihn Neurologe nennen, der Ausdruck damals,
war im Volksmund weniger fein ... sag ich aber nicht.
Dieser Doc war für sein schrilles und kostspieliges Hobby bekannt - wertvolle, edle Autos.
Der hatte mehrere Vehikel unter anderem einen Volvo 6-Zyl. mit Overdrive
und allen weiteren Schikanen, die der Markt damals hergab.
Nicht Bachmann, Turner, Overdrive - die kamen zwar auch 1970
zu einem gewissen Bekanntheitsgrad,
aber Overdrive steht hier für ein Automatikgetriebe.
Mit diesem besonderen Wagen machte er auch seine Besuche und Erledigungen.
Beobachtete man dabei seinen Gesichtsauszug, dann konnte man seine Begeisterung ablesen.
Seine weiteren Automobilschätze standen in wohlgehüteten Räumen,
trotz mehrerer Bitten, haben sich die Türen für mich nicht geöffnet,
da konnte auch Kumpel Victor nur die schlacksigen Schultern zucken.
Onkel Doktors Sohnemann durfte jedoch sonst so ziemlich alles,
der hatte mit 9 Jahren schon eine NSU-Quickly,
ein stinkendes Moped, mit dem er stundenlang den Hausberg hoch- und runter knatterte.
Als diese Quickly nicht mehr genehm war, ging sie in meinen Besitz über,
der Victor war großzügig, ok, mit voller Hose ist gut stinken.
Ich habe das anerkannt und schwer genossen und ihn bei Billard gewinnen lassen,
da lag ich nämlich vorn.
Eine blaue Victoria, Typ Vicky Luxus, war danach für mich angesagt.
Diese erneute "Schenkung" hat er förmlich forciert, weil er partout die Florett Kreidler
von seinem Alten haben wolle. Hat wie immer geklappt -
heute würde man sagen: "just in time".
Diese Moped-Kombo, klasse, mein Vater hätte für dieser Art Späsken nichts rausgetan.
Später nahm er mich häufiger, als Sozius mit zur Penne. Stichwort: Honda 50, frisiert.
Er war ein lässiger Bursche, der bei seinen Mitschülern nicht deshalb angesagt war,
weil Dad sich doof und dämlich an anderer Leute schwachen Nerven verdiente,
nein, er war ein richtiger Typ.
Der wußte haargenau, dass man sich zumindest mit einigen schulischen Dingen
nicht nur die Laune versauen, sondern auch wertvolle Zeit verplempern konnte.
Zeit, die man besser unter Hebebühnen und Motorhauben verbringen konnte.
Erfolgserlebnisse hatte der Bengel reichlich,
jedenfalls war er auf diesem Gebiet ein anerkannter toller Hecht.
Dass er die Penne nicht überbewertete hatte gewisse Auswirkungen ...
durch Ehrenrunden war er etwas älter - nicht unbedingt reifer.
Immerhin durfte er offiziell in Kinofilme, die wir uns hätten verkneifen müssen,
aber auch früher wurde viel getrickst und auch gemogelt.
So hatte Victor, mit Abstand, als erster von uns den Führerschein Klasse 3.
ergo fast logisch, das dieser Jungmann auch Vadders Benz zum Bergrennen anmelden,
und sogar starten durfte.
Wieviel Vitamin B hier dabei war und ob überhaupt,
weiß ich nicht, allerdings hatte er die Fahrerlaubnis und das Finanzielle passte ja eh.
Dieser Benz war wohl das mit Abstand aufsehenerregende Auto in unserer Kleinstadt.
Obwohl es eine absolute Schnapsidee war, mit diesem Dickschiff dort zu starten,
der Wahnsinns-Mercedes mit seinen unverschämt breiten Tiefbettfelgen
und den 8 !! fetten Scheinwerfern war die Attraktion schlechthin.
Dieser Metalliclack - ein sehr helles silbergrau - zeitlos, find ich heut' noch klasse.
Der klang dermaßen geil, das ging schon in Richtung sittenwidrig - damals,
heute sagt der gemeine Proll: is doch voll normal ey ...
Er war auf den schmalen Straßen zwar völlig chancenlos, aber der Sound,
der dabei durch die Wälder knallte, dröhnte und brüllte - den vergisst man nie,
wenn man so gepolt ist, wie ich es bin.
Ich werde jetzt nicht wetten, doch bin ich mir ziemlich sicher,
bei der aufgemotzen edlen Kiste hatte AMG seine Tuninghände mit im Spiel.
Jedenfalls hörte ich diesen Namen fortan immer häufiger.
Schnell fand der 6.3 auch Eingang im Tourenwagen-Rennsport und im Rallye-Sport.
Der Wagen wurde auch ein beliebtes Tuning-Objekt,
da der Motor trotz seiner hohen Leistung spezifisch sanft ausgelegt war
und Experten ihm ohne Mühe weitere Leistung entlocken konnten.
Die so genannte „Rote Sau“, ein im Tourenwagensport eingesetzter 300 SEL 6.3,
motorisiert mit einem auf 6,8 Liter Hubraum aufgebohrten V8-Motor mit über 295 kW,
war das erste Produkt des Tuners AMG.
Das AMG steht als Abkürzung für die ehemaligen Daimler Benz-Mitarbeiter
Hans-Werner Aufrecht und Erhard Melcher und den Geburtsort Aufrechts, nämlich Großaspach .
https://www.youtube.com/watch?v=9EiVxgfSnMkhttps://www.youtube.com/watch?v=lIMBKqajRqcZurück zu meinem Kumpel,
Victor B. machte allerdings nur wenige Runden richtig Randale,
danach hatte sein Geschoss arge Probleme, stand er doch kurz vorm Hitzekollaps.
Wir mußten ihn später regelrecht aufbauen, so sehr hat er gelitten,
dass ihm die ganz große Schau verwehrt blieb.
Er wird es verwunden haben, denn leider hatten diese Rennen keine Zukunft,
sicherlich aus mehreren Gründen.
Kurz danach begann die Ölkrise und es wurde vieles hinterfragt, was vorher durchgewunken wurde.
Schön, dass meine Freunde und ich dabei waren - weniger schön, es gibt keine Fotos davon.
So bemüht man halt seine Omme, bzw. das Internet, dann kommt man zurecht.
Was ich immer noch jedes Jahr auf dem Zettel habe,
sind die Oldtimerveranstaltungen in unserer Umgebung.
Das interessiert auch mein "Schönweibchen" -
denn Autoglotzen macht zu zweit bedeutend mehr Spaß.
Termine für 2015 z.B.:
Bad Pyrmont - 17.-19. Juli 2015
Celle - 30. Aug. 2015