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BeitragVerfasst: 25.11.2009 03:19 
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Vol(l)96 hat geschrieben:
Mein absoluter Lieblingsteil - zwar kein einzelner Beitrag, sondern ein ganzer Thread - ist die Digicam-Diskussion mit lennardbvb...
http://forum.hannover96.de/viewtopic.php?t=14977



Ich schieß mich weg :laugh: :laugh: :laugh:

aerope hat geschrieben:
Falls allerdings die Rede von einer Spiegelreflexkamera mit Zoom-Objektiv ist, solltest Du lieber den Rat von Hypnos befolgen.


lennardbvb hat geschrieben:
hypnos was das? bei meiner kamera handelt es sich um meine rollei rcps8
die kamnnn man mit rein nehmen aber batterien darf man die auch



:laugh:

_________________
1

Pro Slomka.


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BeitragVerfasst: 25.11.2009 11:38 
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96fan1 hat geschrieben:
Vol(l)96 hat geschrieben:
Mein absoluter Lieblingsteil - zwar kein einzelner Beitrag, sondern ein ganzer Thread - ist die Digicam-Diskussion mit lennardbvb...
http://forum.hannover96.de/viewtopic.php?t=14977



Ich schieß mich weg :laugh: :laugh: :laugh:


Den Thread lese ich immer mal wieder, wenn ich in schlechte Stimmung zu verfallen drohe.
Immer wieder aufs Neue ein Riesenspaß!

_________________
"Ist das Schubert?"
"Nein. Irgendjemand von einem Bratfett-Preisausschreiben."
"Ach." (Loriot)


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 Betreff des Beitrags: Tagesmenü der Forenkantine
BeitragVerfasst: 25.11.2009 11:47 
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Guus hat geschrieben:
Na gut, dann möchte ich wissen was das Menü der Forenkantine so her gibt.

Mal ein Versuch.

Vorgericht:
Weisheitsuppe (nur mit Löffeln gefressen).

Hauptgericht:
Hirnspaghetti garniert mit Besserwisli in Soße mit Quatsch.

Nachtisch:
Knalltüte, wobei der Empfanger entscheidet was in der Tüte war.


Fragen Sie ihr Arzt oder Apotheker, alle Angaben sind ohne Gewahr.

Dieser Beitrag aus dem Thread Klima im Forum geich hier umme Ecke, ist ein wirkliches Highlight. Das hätte ElFi kaum besser schreiben können :wink2:

Danke Guus!

_________________
Nicht jammern, nörgeln, nölen - hingehen, anfeuern und unterstützen!


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BeitragVerfasst: 25.11.2009 11:50 
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:oops: Danke. Ich hätte nicht gedacht, dass ich es mit dem Beitrag in diesem Thread schaffen würde.


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BeitragVerfasst: 26.11.2009 17:32 
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Dann ab hier damit:

Roter Bruder hat geschrieben:
tauri hat geschrieben:
bzw: ob bei Lill oder Kregehr,
schneller geht es doch nicht mehr. :wink:


Was noch zu widerlegen wäre:
Lill, mach' Rakete aus 'ner Mähre!

Ob Hand, ob Schulter ist egal,
woher auch kommt das Potential.

Lill wird sich bald als gut erweisen,
wenn wir die Gegner all' verspeisen.

Geht's Hand und Schulter richtig fein,
ist das auch gut für Fuß und Bein.

Und die Moral jetzt von das Ganze:
gebt Lill doch bitte eine Schanze.


Oh, Gott.


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BeitragVerfasst: 20.01.2010 00:46 
✝ Unvergessen
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Jenni at work:

"Gäbe es eine Kategorie 'Bester Knackhintern Ü30' wäre ich wohl auch dabei."


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BeitragVerfasst: 29.03.2010 01:12 
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Scout-H hat geschrieben:
...ich könnte mir einen Neuaufbau folgendermaßen vorstellen.

Martin verkauft entnervt seine Anteile.....Konsortium aus AWD und Rossmann übernimmt............Schröder und Putin ziehen die Fäden von hinten......der Drogeriekönig macht zuküntig "den Martin" und ist für widersprüchliche Statements beim NDR zuständig.

Abt. Sport mit Slomka & Co bleibt, das hat man in Götzes Herrenrunde beschlossen......Teammanager und Sportdirektor müssen gehen......Altin wird Assistent unter Franz Gerber.......Valle Marketingdirektor und Mile läuft in Zukunft ne Maschseerunde weniger, da er den Job als Fanbeauftragter neuerdings auch übernehmen wird, da der Vorgänger immer noch auf dem Schreibtisch schläft und bislang noch nicht aufgewacht ist.

In der verwaisten Arena, finden nun in Zukunft endlich Samstagnachmittags richtige Hightlights statt......Zweitligaspiele sind ja bekanntlich schon um 14:45 Uhr beendet, sodaß im Anschluß daran endlich wieder Kirchentage oder Radquerfeldeinrennen durchgeführt werden können........damit hat sich auch der Job des fleissigen Greenkeepers erübrigt, es wäre sowieso zu teuer gekommen, den Mann nach zukünftigen Ligaspielen am Montagabend zu Überstunden zu zwingen.

Die Ebene der leeren Logen wird umfunktioniert, da kommen nun schalldichte, vergitterte Einzelzellen ........so für verbeisterte Stimmungs-VIPs a la Müller, Zigarrenfredo, Bock oder Hochsympath Utz Claassen......den Rest übernehmen dann die VIP-Partner Hanomag, Polygramm,Telefunken und Karstadt.

Ganz oben in der Arena, wird die VW-Bulli-Lounge nun zum Wohnzimmer für verdiente Altinternationale....so für Schatz, Surmann, Obermeier & Co, so die Chefscouter und Berater.....Liegesessel mit Einzelbedienung und direktem Anschluß zur Gilde-Bierleitung.......denn hier wird ja die Tradition verzapft.

Gespart wird endlich auch mal auf den von selbstüberschätzten Posten der 96-Marketingabteilung, die im Kampf gegen Sportfive sowieso schon überlastet zu sein scheint.........der .Mediendirektor hat bereits seinen Abflug schon bestätigt,.....den Vorsitz übernimmt wahrscheinlich nun ein Zeitungsverkäufer oder ein Praktikant .

Die Geschäftstelle wird ab sofort geräumt, da macht der Gregor Baum nun ein Altersheim mit Seeblick von.....nun ja, gehört ihm ja auch.....eigentlich ne pfifige Idee......die Lage ist prima und Ruhestörungen durch lauten Torjubel sind in naher Zukunft sowieso nicht zu befürchten.

Die restlichen Mitarbeiter des Vereins, siedeln in die gerade vor wenigen Tagen insolvent gegangene Vereinsrestauration an der Clausewitzstraße über..........dort wird der sensationelle Karrieretyp Dirk Köster das Zepter übernehmen.....sollten die übriggebliebenen Kollegen nicht schon vorher die Flucht ergriffen haben.

Merchandising wird auch nicht mehr gebraucht....die paar Trikots werden in Zukunft wieder über Admiral Theos Enkel vor C & A verkauft......Schals werden wieder von Oma selbstgestrickt , Wimpel kommen vom Flohmarkt.........und den "Bundesliga-Kurier" gibts auch wieder in schwarz-weiss.

Ach ja....die Kommunikationszentrale.......falls es die überhaupt schon jemals gab.......wird wohl wieder durch die Abt. Altherrenschaft übernommen werden, der "Chefbegrüßer" vom NLZ soll ja weiterhin im Boot bleiben um den ehemaligen Kirchenvorsteher aus dem Aufsichtsrat bei neuen weiteren Aktivitäten zu unterstützen, wie z.b. den 15. Kreissaal im Friederikenstift einzuweihen.

Ansonsten machen wir das aus Kostengründen alles wie früher.....nix elektronisches Ticketing.....das wird abgeschafft, ebenso wie die Ordner der Protec-Fraktion..........es gibt wieder selbstgedruckte Papierkarten, die kann man dann durch den Zaun weitergeben, damit das Stadion wieder schön voll wird.

Die Sparmaßnahme trifft auch den kulinarischen Fan im Stadion.....in Zukunft gibt es nur noch Flaschenbier von Gilde......nix mehr mit bunten Plastikbechern.......das Leergut kann man direkt nach Spielschluss dann noch bei seinem Kaufmann des Vertrauens abgeben...Zeit ist genug, Zweitligaspiele laufen meist ganz früh........ansonsten wirds wie früher, "Mandeln,Nüsse, Geleefrüchte, saure Drops" und nach Spielschluß "2 Beutel 1 Mark".


......auch wenn es schöne alte Traditionen dabei gab......ich möchte das Szenario nicht erleben..............es wird aber wohl so kommen :)


Quelle - Fred: Martin Kind - was nun...?

_________________
Paso del Sapo (Krötenpass)...


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BeitragVerfasst: 09.04.2010 23:12 
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Nicht ganz meine Meinung :wink: aber ein schöner Beitrag.

El Filigrano hat geschrieben:
Bemerkenswert: Die Traditionsvereine (Bayern, Hamburg) reißen sich zusammen und bringen es, die gepuderten Kunstprodukte ka.cken ab. Lev und SAP in der Liga, VW in Europa. Kein Herz, keine Seele, keine Fans, kein Nichts. Nur Knete.

_________________
Da hab ich gedacht, ich tu ihn ihm rein in ihn ihm sein Tor. Horst Hrubesch

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BeitragVerfasst: 27.04.2010 15:31 
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Die persönlichen Animositäten haben hier nichts verloren.
Bitte zurück zum Thema. :roll:


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BeitragVerfasst: 12.05.2010 01:34 
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Diese wunderbare Liebeserklärung an den Fußball, 96 und die niedersächsische Kindheit von El Filigrano darf in dieser Sammlung nicht fehlen.
El Filigrano hat geschrieben:
BeitragVerfasst am: 10.05.2010 08:07 Titel: Antworten mit Zitat
Der nachfolgende Text wurde in der „Notbremse“ (Nr. 53, April 2010) veröffentlicht. Einige haben nun (zum Teil ziemlich massiv, mannomann) angeregt, das Teil ins Netz zu stellen. Gut, dann will ich nicht länger rumzicken, es sei.
Allerdings habe ich eine Bitte. Unterstützt die „Notbremse“ in der kommenden Saison noch stärker als dies bislang der Fall ist. Die Leute haben das verdient, sie machen gute Arbeit, finde ich.
Ach so, kann sein dass von aktuellen Ausgabe noch ein paar Exemplare vorhanden sind. Kontakt: www.notbremse.de



96 – Alte Liebe
Erinnerungen an den 21. August 1965


Ganz klar

Walter Rodekamp schießt uns fast im Alleingang durch die Aufstiegsrunde und gibt die sportliche Antwort auf die am grünen Tisch erlittene Schmach. 96 ist im Frühsommer 1964 da, wo 96 hingehört. Da gibt es keine zwei Meinungen im Dorf, jedenfalls unter den Jungs. Die Mädchen haben eher keine Meinung, sie stürzen sich lieber auf die Erlebnisse von Hanni und Nanni. Und bei Enid Blyton zählt Fußball nicht zu den besonders herausragenden Themen.

Keiner von uns Neun- und Zehnjährigen ist jemals in Hannover, geschweige denn im Stadion gewesen. Hannover liegt über 50 Kilometer weg. Eine Weltreise, mit 30 Pfennig Taschengeld in der Woche nicht zu realisieren. Und allein schon gar nicht, da passen die Mütter auf.

Trotz der Riesenentfernung sind wir alle 96er, denn die anderen Bundesligastädte liegen noch weiter weg. Außerdem haben wir gerade in Heimatkunde gelernt, dass wir echte Niedersachsen seien. In der Landeshauptstadt steht das Niedersachsenstadion, das ist also unser Stadion, ganz klar.


Nie gehört

Unser Dorf heißt Freden, beherbergt etwa 4000 Menschen und liegt an der Leine. Ein klassisches südniedersächsisches Industriedorf. Kali-Bergbau, Glasindustrie, eine Papiersackfabrik, die Faserstoff und ein Gleisbauunternehmen. Das meiste davon gibt es heute nicht mehr.

Freden ist nicht sehr berühmt, hat aber dennoch einmal fast den Sprung in die Weltliteratur geschafft. In „Alles in Butter“, einer „Familienchronik aus wirtschaftswunderlichen Zeiten“, beschreibt Dieter Zimmer die Gegend so: „Bei Göttingen wurde die Autobahn einspurig, und bei Northeim endete sie. Auf der Bundesstraße 3 ging es durch Städte, von denen Thomas nie gehört hatte, und morgens, kurz nach sieben, ließ ihn der Fahrer in Hannover aussteigen.“

Freden ist kommunalpolitisch bereits seit Jahrzehnten eine Einheit, doch die Leine trennt nach wie vor Groß- und Klein Freden. Wobei Klein Freden stets größer und mächtiger war und ist, nur um das gleich mal klarzustellen.

Trotz der Klein Fredener Dominanz ist es nicht ganz ungefährlich, wenn man nach Groß Freden zum Einkaufen geschickt wird. Spätestens auf dem Rückweg lauern ganze Kohorten dieser feigen Westufer-Bande vor der Leinebrücke. Dann gibt es eine Abreibung. Warum? Das weiß keiner so genau, es ist schon immer so gewesen. Vermutlich nur und allein deswegen, weil man existiert.

Ja gut, wenn sie auf unserer Seite rumstrolchen, dann kriegen sie selbstverständlich zurück. Mit Zinsen.


Schacht gegen Sibirien

In den Sommerferien wird die Leinebrücke-Abreibungsregel vorübergehend außer Kraft gesetzt. Wir treffen uns auf dem Sportplatz (liegt in Klein Freden, selbstverständlich) und boken von morgens bis abends auf einem Kleinfeld mit Handball-Toren.

Da treten aber keineswegs nur die Groß- und Klein Fredener Auswahlmannschaften gegeneinander an, nein, die Angelegenheit ist schon etwas komplizierter. Um die Ehre kämpfen Straßen oder allenfalls Straßenzüge gegeneinander.

Fünf bis sechs Mannschaften sind regelmäßig dabei. Die Truppe aus der Kolonie heißt aber nicht Kolonie, sondern wird allgemein „Sibirien“ genannt. Vor 1933 hatte die Kolonie überwiegend kommunistisch gewählt.

Ich gehöre zu den „Schachtern“. Schachter, bitteschön, nicht Schlachter. Schachter leitet sich ab von Schacht. Der Bergbau ist zwar schon lange platt, aber die Zechensiedlung steht noch. Die Jungs aus der Salinenstraße kriegen nie eine Mannschaft zusammen, deshalb dürfen sie bei uns Schachtern mitmachen.

Nie wieder sollte ich in dermaßen intensiven Fußball-Spielen mitmischen. Es wird geholzt und geschrotet nach allen Regeln der Kunst. „Knochen spitz hacken“ heißt das. Gleichzeitig jedoch kommen immer wieder die Techniker zum Zuge und spielen mit den hüftsteifen Bäckerburschen aus Sibirien Jojo.

Mein Freund Ecki hat einen ganz besonderen Trick drauf. Er knallt die Murmel aus Nahdistanz seinem Gegenspieler gegen das Schienenbein, in derselben Bewegung folgt eine halbe Drehung, der zurückprallende Ball wird mit der Hacke Gegenspieler Nummer 2 durch die Hosenträger gespielt – der Weg zum Tor ist frei.

Dieses Kunststück gelingt ihm in diesem Sommer fünf oder sechs Mal. Dass Ecki für jeden Tunnel mit Bande die Knochen extrem spitz gehackt werden, scheint ihm nichts auszumachen. Ich glaube sogar, er begreift das als eine spezielle Art der Anerkennung.


Keine Fanta

Unser Sommertrainingslager ist eine ziemlich harte Schule, die aber bestens vorbereitet auf die Anforderungen im organisierten Fußball. Dieselben Jungs, die es sich eben noch bis zum Anschlag gegeben hatten, kämpfen und spielen nun gemeinsam im roten Trikot des SV Freden gegen die Grünen aus Alfeld - die Mutter aller Derbys im Altkreis.

Auch mit Schiri können Spiele sehr intensiv sein, zudem ist die Regelauslegung, nun ja, schrotig-liberal. Denn die Männer an der Pfeife sind auch im Knaben- und Jugendfußball in erster Linie Männer, die keine Fanta trinken.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, aber zunächst einmal ist nach dem Spiel alles vergeben und vergessen - dies allerdings bringen uns die Anti-Fantamänner, Betreuer und Trainer sehr gründlich bei. Gut auch, dass damals am Spielfeldrand keine kreischenden Mamas und ausrastenden Papas Unfug treiben. Schon erstaunlich, wie viele Eltern heute in dem Wahn leben, ihr Nachwuchs sei mindestens bundesligatauglich, nur weil die Pille zufällig mal unfallfrei fünf Meter gerade aus gespielt wird.


Reißer Rodekamp

Die Bundesliga-Saison 1964/65 verfolgen wir also aus der Ferne, sind aber ständig auf der Suche nach Informationen. Ein besonders wichtiger Informant ist Opa Schreiber. Der wohnt zwar in Sibirien und schimpft in einer Tour über die Revanchisten und Imperialisten in Bonn und Washington, weiß aber im Fußball bestens Bescheid. Das erkennt auch mein Opa an, obwohl er ansonsten mit Kommunisten nichts zu tun haben will. Alles „rotlackierte Nazis“, das hat schon Opas viel zu früh verstorbener Parteivorsitzender Kurt Schumacher gesagt.

Wir wissen nicht so ganz genau, was das bedeuten soll. Wie auch immer, von Opa Schreiber erfahren wir jedenfalls, dass Walter Rodekamp ein „Reißer“ sei, der bald in der Nationalmannschaft spielen werde. „Garantiert. Helmut Schön kommt an Walter nicht mehr vorbei, er muss ihn endlich berücksichtigen.“

Eine andere bedeutende Informationsquelle ist der „Kicker“. Ecki, Siggi, Wolle und ich verzichten hin und wieder auf Fußball-Sammelbilder („Sickers“), legen das Gesparte zusammen und investieren in den gemeinsamen Kauf der Fachzeitschrift.

Ernst Huberty von der „Sportschau“ mögen wir überhaupt nicht. Wir halten ihn für einen noch vielen größeren Armleuchter, als es selbst ein Groß Fredener je sein könnte. Wie sonst wäre es zu erklären, dass er seine Reporter ewig und immer zum 1. FC Köln und nur zum 1. FC Köln schickt?

Wir wollen einen Beschwerdebrief verfassen, das Projekt scheitert aber daran, dass wir die Adresse nicht rauskriegen. Außerdem hätte so ein Schreiben nach Eckis Auffassung sowieso keinen Zweck, weil Huberty sich damit höchstens den A.rsch abwischen würde. Ecki hat einen älteren Bruder, der die Dinge schon sehr präzise auf den Punkt zu bringen weiß.

Am Saisonende kommt ein fünfter Platz heraus, Walter Rodekamp macht elf Buden und ist Nationalspieler. Außerdem haben wir die Blau-Gelben aus dem Zonenrandgebiet weit hinter uns gelassen. Das sind zwar auch Niedersachsen, aber trotzdem Armleuchter. Huberty ist höchstwahrscheinlich gebürtiger Braunschweiger. Die Lage im Mai 1965: Alles prima, besser geht es kaum.


Schluckbeschwerden

Und 1965/66 geht es gleich wieder gut los. Zum Auftakt ein 1:0 in Köln, Huberty guckt belämmert aus der Wäsche. Jetzt kommt der amtierende deutsche Meister, 96 gegen Werder Bremen, das ist der Knaller des zweiten Spieltags. Die Tipps werden wie immer mit jedem Tag optimistischer. Am Donnerstag wird nur noch über die Höhe des Sieges und die mutmaßlichen Torschützen diskutiert.

Freitag, 20. August, Abendbrot. Wie nebenbei fragt Papa, was ich denn am Sonnabendnachmittag so vorhabe. Ach du große Sch.eiße. Die Frage bedeutet: Helfen bei der Gartenarbeit. So oder so. Hoffentlich sind wir bis zur Sportschau fertig. „Öhm, alsoo, öhm, nichts weiter.“ - „Das passt sich ja gut, dann kannst du ja mitfahren. Hier ist Deine Karte.“

Angeblich bin ich ja ein ziemlich temperamentvolles Kind, ein Zappelphilipp, habe schon vier Knochenbrüche hinter mir (zwei davon zählen allerdings nicht richtig, es handelte sich um so genannte Grünholzbrüche) und nach Omas Auffassung steht mein Mundwerk nie still.

Jetzt aber kriege ich kein Wort raus, keinen Bissen und keinen Schluck Nesquik runter. Ich bekomme eine knallrote Birne, der Puls hämmert, Mama macht sich völlig unbegründete Sorgen und guckt vorwurfsvoll zur Decke.

Allmählich beruhigt sich die Situation, doch ich kann keine einzige Sekunde schlafen, glaube ich, und stelle mir immer wieder aufs Neue vor, wie es denn wohl sein werde.


Blinker für Winker

Das Spiel beginnt um 16.00 Uhr, der 15.30-Anpfiff wird erst später eingeführt. Einer von Papas Kumpeln besitzt ein Auto, Onkel Werner zählt zu den ersten VW-Kutschern vom Schacht. Er fährt aber nicht wie verabredet Punkt 13.00 Uhr vor. Onkel Werner arbeitet in der Alfelder Papierbude, da kloppen sie Tag und Nacht, die Maschinen stehen nie still. Wie sich später herausstellt, hat ein Kollege nicht so früh abgelöst, wie das fest vereinbart war. Ein ganz feiner Kollege, dieser Herr. Na warte, der kommt auch noch mal an unserer Miste saufen.

Mit einer knappen halben Stunde Verspätung rauscht Onkel Werner vor. Der Käfer enthält bereits vier Mann, irgendwie passen wir aber auch noch rein. Ich sitze ziemlich unbequem auf Papas Knie, das macht aber überhaupt nichts, so ist das eben, wenn man zum Fußball nach Hannover fährt.

Die fünf Männer sprechen über den VW. Sie finden es gut, dass die Winker durch Blinker ersetzt worden sind. Besonders im Winter sind Winker nämlich großer Mist, die frieren immer ein. Ein weiterer Vorteil ist, dass die alten Seilzugbremsen endgültig im Technikmuseum gelandet sind und die Wolfsburger jetzt Hydraulikbremsen einbauen. Ich weiß zwar nicht, was Hydraulikbremsen sind und wie die funktionieren, aber dass die besser sind als Seilzugbremsen, das ist völlig klar.

Wir sind jetzt auf der B 3 und fahren genau durch jene Dörfer und Städte, die der Dichterfürst Dieter Zimmer nicht kennt. In Banteln ein Riesenstau vor dem Bahnübergang. Das ganze Leinetal ist offensichtlich auf dem Weg ins Niedersachsenstadion. Der Käferbesatzung schimpft über den Schrankenwärter. Diese faule Socke könnte ruhig einmal mehr und etwas schneller kreckeln. Aber bei der Bahn haben sie’s ja nicht nötig. Alles Beamte.

Wenige Kilometer weiter, kurz vor Elze, das gleiche Schauspiel. Auch hier versperrt uns eine Schranke den Weg. Heute Vormittag verging die Zeit überhaupt nicht, jetzt rast der Sekundenzeiger wie Jim Clark im Lotus. Ich werde zappelig, innerlich, sage aber nichts. Papa wirft in die Runde, man liege ja gut in der Zeit.

Jetzt sprechen die Männer im Käfer über Gemini 5, VW-Chef Nordhoff hatten sie offenbar genug gelobt. Eigentlich sollten Cooper und Conrad schon seit zwei Tagen im Weltall sein, doch der Start wurde wegen des schlechten Wetters auf den heutigen Sonnabend verschoben. Man spekuliert, ob die Amis es schaffen würden, bis Ende des Jahrzehnts einen Astronauten auf den Mond zu bringen, so wie von Kennedy angekündigt. Einige bezweifeln das, doch die Optimisten siegen mit 3:2.

Den Ausschlag gibt Onkel Alfred. Er hatte nach dem Krieg Glück gehabt und war in amerikanischer Kriegsgefangenschaft gelandet. Als USA-Experte versichert er glaubhaft, dass es zappenduster wird, wenn der Ami seine Kräfte konzentriert und richtig hinlangt. Frage nicht nach Blütenstaub.


Geheimparkplatz

Nun kreist das Gespräch um das Spiel. Man ist vor allem auf Stefan Bena gespannt, ein Neuzugang von München 60. Bena ist mit den 60ern bis ins Finale im europäischen Pokalsiegerwettbewerb gekommen.

Unter dem Strich erfahre ich nicht sehr viel Neues, Opa Schreiber hatte die Top-Informationen bereits vorab geliefert. So werfe ich lässig ein, dass Herr Kronsbein wohl im Großen und Ganzen der in Köln siegreichen Elf vertrauen werde. Also: Podlasly – Steinwedel – Bohnsack – Mittrowski – Laszig – Bena – Heiser – Gräber – Rodekamp – Nix – Bandura.

Leider bekomme ich kein Echo, nur Papa brummt irgendetwas, das sich mit viel gutem Willen als Zustimmung interpretieren lässt. Allzu vorlaute Zehnjährige werden von der Käfermannschaft ganz schnell ins Abseits gestellt.

Häuser, Häuser, Häuser, jede Menge Häuser – das muss Hannover sein, endlich sind wir da. Onkel Werner kennt einen Geheimparkplatz, von dort kommt man nachher schnell weg, da kann die Hütte noch so voll sein. Wie, was, welche Hütte? Ach so.

Auch in all den Jahren danach habe ich keinen einzigen 96-Fahrer kennengelernt, der nicht auf einem Geheimparkplatz parken würde. Woher kommen dann aber die vielen Autos auf dem Schützenplatz? Ein Mysterium.

Vom Geheimparkplatz irgendwo in Ricklingen folgt ein knapp halbstündiger Fußmarsch und schon müssen wir mal wieder warten. Die Schlangen sind länger als vor dem Elzer Bahnübergang. Es ist kurz vor 15.00 Uhr, aber wir liegen ja gut in der Zeit. Außerdem können die sowieso nicht anfangen ehe alle drin sind. Sagt Papa. Na gut.

Dann sind wir drin. Das Niedersachsenstadion haut mich um.


Scharf gebügelt

So viele Leute auf einen Haufen und alle halten zu 96. Das ist zuviel, mir schießen Tränen in die Augen, kann mich aber in allerletzter Zehntelsekunde doch noch zusammenreißen. Memmen brammen, Jungs nicht. Wie viele Zuschauer es sind, wird auch später nicht exakt zu ermitteln sein. Die Zeitungsangaben schwanken zwischen 70.000 und 78.000. Der Verein selbst geht traditionell etwas lax mit den Zahlen um. Onkel Werner entwickelt dafür Verständnis, man muss schließlich dem Finanzamt nicht alles in den Rachen schmeißen. Genau.

Unsere Plätze sind in der Kurve, direkt hinter dem Tor. Auf der anderen Seite kann man das Rathaus sehen. Es ist viel größer als das in Freden und hat ein besonderes Dach, das nennt man Kuppel. Im Stadion brodelt, blubbert, brummt und summt es an allen Ecken und Enden. Wir können uns aber trotzdem gut verstehen, denn diese alles übertönende Musikbeschallung gibt es noch nicht. Erregung und Aufregung wachsen in den nicht-messbaren Bereich.

Auf der Laufbahn sitzen in mehreren Reihen aberdutzende Männer in Rollstühlen. Papa erklärt, dass denen im Krieg die Beine weggeschossen worden sind. Arme Schweine. Mit Krieg verbinde ich eine Zeitlang die Vorstellung, es gehe den feindlichen Soldaten vor allem darum, sich gegenseitig die Beine wegzuschießen. Fürchterliche Sache, denn danach kann man ja Fußball nur noch gucken und nicht mehr selber spielen.

Beim Abkreiden durfte ich schon mal helfen, deshalb weiß ich, wie und wo die Linien auf einem ordentlichen Fußballplatz gezogen werden. Aber von oben habe ich das noch nie gesehen. Fünfer, 16er, Elfmeterpunkte, der Mittelkreis – es fügt sich alles ganz wunderbar zusammen. Perfekt, ein großartiger Anblick. Zumal auf dem ganzen Spielfeld Rasen wächst. Auch vor den Toren ist alles grün. Zu Hause steht im Strafraum kein Halm, dort ist es immer entweder bretthart oder schlammig.

Urplötzlich geht es los, fast hätte ich den Anpfiff verpennt, weil ich wohl mal wieder in der Weltgeschichte rumgeguckt habe. Alte Schwäche. 96 in weißen Stutzen, schwarzen Hosen und roten Trikots mit „96“ drauf. Mehr nicht, alles klar und eindeutig, kein Schnickschnack. Werder ebenfalls schlicht: Grün-Weiß, Raute, fertig. Von Orange keine Spur.

Die Torwarte sehen so aus, wie ich mir das gedacht hatte – weil alle Torwarte so aussehen. Horst Podlasly also im schwarzen Trikot und schwarzer Hose, beide Teile scharf gebügelt, dazu weiße Stutzen und dann ist da noch die Schiebermütze. Ich bin unsicher, ob Polly diese Mütze auch zu meinem Debüt-Besuch getragen hat, aber meine Erinnerung will es so.


Sack Zement

Alles passiert unglaublich schnell, garantiert doppelt so schnell wie bei der „Ersten“ des SV Freden, schätze ich. Auch bei Höchstgeschwindigkeit verspringen die Bälle nur ganz selten. Und erst die Dribblings! Die Pille wird noch enger am Fuß geführt als selbst Ecki das könnte. Ich beginne zu ahnen, was Bundesliga bedeutet. Das Spiel nimmt mich völlig gefangen. Dennoch registriere ich ganz genau, was um mich herum sonst noch so passiert. Alle Sinne arbeiten auf Hochtouren.

Zu meiner Überraschung sind die Leute ständig am Nölen und Meckern. Noch größere Überraschung: Die Schimpferei gilt der eigenen Mannschaft. Einige Spieler werden immer wieder aufgefordert, die „Position zu halten“ und nicht ständig „vorne rumzuturnen“. Andere wiederum stehen rum „wie angenagelt“, die sollen endlich mal „ihren A.rsch bewegen“, beim Geld abholen seien die doch auch ganz fix.

Zwei Reihen vor uns äußert ein älterer Herr mit Schlips – überhaupt haben viele Zuschauer einen Schlips umgebunden – nach jedem Ballverlust lautstark die Vermutung, der „S.aftsack“ habe wohl mal wieder „zu lange auf der Mutter gelegen“. Onkel Werner weiß auch nicht, was das bedeuten soll.

Über manche Akteure tauschen Sitznachbarn ausschließlich verzweifelte Fragen aus. Wie man sich nur, Sack Zement, eine „dermaßen große Sch.eiße“ zusammenspielen könne?

Die irritierende Wirkung dieser Ausbrüche hält nicht sehr lange an und weicht einer bahnbrechenden Erkenntnis. Es ist alles gar nicht so gemeint, es handelt sich um spiegelverkehrte Anfeuerung. Das ist eine hannöversche Spezialität. Die Schimpferei darf nicht zum Nennwert genommen werden, vielmehr verschafft sich die tiefe Sorge vor einer Niederlage Luft. Ganz klar.

Halbzeit, 0:0, noch ist alles drin. Das Stadion ist zufrieden, klatscht Beifall. Aber nicht lange. Dann wird nachdrücklich der Hoffnung Ausdruck verliehen, Kronsbein möge den Schl.appschwänzen in der Pause mal ordentlich den Marsch blasen.


Der Beweis

Der Meistertrainer beherzigt diesen Ratschlag - und schon fällt das 1:0, etwas später das 2:0, da passiert nichts mehr, Gegentreffer, macht nichts, der Sack ist zu. Schluss und Jubel. Die Stehgeiger im roten Trikot werden mit Beifall zugeschüttet. Ich schreie völlig außer mir Rodekamp-Rodekamp, obwohl mein Hauptheld an diesem Tag keine Wundertaten vollbracht und nichts gerissen hat. Völlig egal.

Ich wusste zwar schon vorher, dass Hannover 96 der beste Verein überhaupt ist. Doch nun war der endgültige Beweis erbracht: Wer den Meister schlägt, ist der Allerbeste. Das steht mal fest.


Zwischenblende

Mein Vater hat mir sehr viel später erzählt, dass ich das Spiel in völliger Anspannung, fast schon in Trance, verfolgt hätte. Zwischenzeitlich habe er sich Vorwürfe gemacht – Mutter sei wohl doch im Recht gewesen, ein Stadionbesuch komme für einen Zehnjährigen vom Dorf ein wenig zu früh.

Nun, bleibende Schäden habe die Angelegenheit ja nicht hinterlassen, die Laufbahn eines Fußballbekloppten hätte ich so oder so eingeschlagen.
Trotz dieser absoluten Aufmerksamkeit kann ich mich heute nur noch an sehr wenige Spielszenen klar und deutlich erinnern. Die Zeit fordert den üblichen Tribut, Vieles überlagert sich mit diesem oder jenem Moment aus den zighunderten Spielen, die ich seither verfolgt habe.

Haften geblieben ist der Flugkopfball von Jürgen Bandura zum 2:0. So etwas hatte ich nie zuvor gesehen. Ecki und ich haben die Nummer dann etwa eine Millionen Mal trainiert. Im Spiel hat es nie geklappt, ein paar Dinger sind knapp vorbei oder drüber gerauscht, einmal hat Ecki den Pfosten getroffen, das war’s.

Stefan Bena habe ich noch im Gedächtnis. Ich befürchte allerdings, er ist mir weniger wegen seines Spiels aufgefallen, sondern vor allem, weil er richtig braungebrannt ist. Der gute Stefan hebt sich schon insofern von den anderen ab, ist leicht zu erkennen.

Wie auch immer, angesichts der Leistung des Neuzugangs läuft auch die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ zu Hochform auf und schreibt: „Dieser Bena ist doch ’ne Wucht!“ Der „Kicker“ hat eine „famose Achse Nix-Bena“ ausgemacht und „ein gutes, zum Teil gar ausgezeichnetes Spiel“ gesehen. Für die „Alfelder Zeitung“ ist 96 die „Mannschaft der Stunde“.

Ich lese mir die Artikel zig Mal durch, schwarz auf weiß steht da geschrieben, was ich selbst erlebt habe. Kaum zu fassen.


Durchkreuzte Rechnung

Rückmarsch zum Geheimparkplatz, wir kommen an einer Bretterbude mit offenem Fenster vorbei. In der Butze hängen Fahnen und Wimpel von allen Bundesliga-Vereinen, die meisten allerdings sind in schwarz-weiß-grün gehalten, in der Mitte ein Kreis mit 96 drin. Schals gibt es noch nicht. Die vermisst aber auch keiner. Wer will schon im Sommer mit Schal rumlaufen?

Onkel Werner kauft einen Wimpel. Insgeheim rechne ich mir aus, wie lange es dauern würde, wenn ich mein Taschengeld eisern sparen und – ich bin mit meiner mathematischen Operation noch nicht ganz zu Potte gekommen, da hält mir Onkel Werner den Wimpel hin. „Hier, zur Erinnerung.“

Zum zweiten Mal innerhalb 24 Stunden bin ich sprachlos. Das ist noch nie vorgekommen. Solch ein Geschenk und das einfach so, ohne Geburtstag oder Weihnachten. Ich weiß gar nicht, wohin vor lauter Glück. Ich platze. Aber nur fast, eine leichte Kopfnuss holt mich in die Wirklichkeit zurück. Papa weist nachdrücklich darauf hin, dass man sich für ein Geschenk ruhig auch bedanken dürfe. Ja, klar.

Und schon setze ich mit schamroter Birne zu einer großartigen Dankesrede an, werde aber von Onkel Werner locker gestoppt. „Lassma, iss schon in Ordnung.“ Den Wimpel habe ich heute noch und halte ihn in Ehren. Er hängt allerdings nicht mehr über meinem Bett, das sei eingeräumt.


Rezepte

Und dann passiert noch etwas, dass ebenfalls weder auf dem Erwartungs- noch auf dem Hoffnungszettel stand. In Pattensen kehren wir ein. Pattensen - nie gehört, das war in Heimatkunde noch nicht dran gewesen. Oder ich hatte nicht aufgepasst, so wie Dieter Zimmer.

Es ist mein erster Kneipenbesuch, schon wieder ein Debüt. Onkel Alfred bestellt eine Runde Rezepte. Rezepte? Rezepte sind doch die kleinen Zettel, die Oma vom Arzt verschrieben kriegt und ich muss damit mal eben zur Apotheke laufen und die Medizin holen.

Dann stehen fünf Bier und fünf Korn auf dem Tisch. Für mich gibt es kein Rezept. Aber eine Cola. Sensationell. Und noch ein Debüt, das nimmt ja gar kein Ende mehr mit den Debüts. Ich hatte noch nie eine Cola trinken dürfen, weil Cola nicht gut für den Magen ist und einen ganz rappelig macht. Ich gucke fragend zu Papa, bekomme aber keinen Blickkontakt, weil der gerade seine Overstolz sucht. Onkel Alfred sagt, ich könne die Cola ruhig trinken, die Amis machen das den ganzen Tag. Die haben auch keine anderen Mägen als wir und das Zeug schmecke gut. Recht hat er, es schmeckt sogar saugut. Astronauten und Cola, Amerika scheint ein tolles Land zu sein.

Es werden noch ein paar Ladungen Rezepte bestellt und das Spiel diskutiert. Diesmal werde ich nicht ins Abseits gestellt, jedenfalls nicht ganz. Für meinen Einwurf, dass Herr Kronsbein den Schl.appschwänzen in der Halbzeit wohl ordentlich den Marsch geblasen habe, ernte ich einen anerkennenden Schulterklopfer von Onkel Werner.

96 liegt mit 4:0 Punkten und 3:1 Toren ungeschlagen hinter Stuttgart und den Löwen auf dem dritten Platz. Diese Saison wird die Schale nach Hannover geholt, ganz klar.

Es gibt noch ein Abschlussrezept und dann gute Nacht, Marie.


Verlängerung

In unserer Klasse sind 37 Schüler, unser Lehrer heißt Herr Pfennig. Herr Pfennig ist schon über 70, unterrichtet aber immer noch gern. Hat er Mama mal verraten. Würde er in Ruhestand gehen, wären die Klassen noch größer, es gibt zu wenig Lehrer. Der Spitzname von Herrn Pfennig lautet Opa Groschen.

Jeden Montag beginnt der Unterricht mit einer Erzählstunde. Drei oder vier Schüler müssen dann nach vorne und den anderen berichten, was sie am Wochenende gemacht und erlebt haben. Die Schilderungen sollen möglichst „farbig und spannend“ sein. „Äh“ ist tabu, die Sätze sollen auch nicht alle mit „und dann“ anfangen.

Meistens melden sich die Mädchen freiwillig und erzählen aus ihrem neuesten Hanni-und-Nanni-Buch. An diesem Montag aber trumpfe ich mit 96 groß auf. Hydraulikbremsen, faule Socken, Geheimparkplatz, Wimpelbude, Rezepte, alles kommt vor, nichts wird ausgelassen.

Opa Groschen unterbricht nur ein einziges Mal. Er glaubt mir zwar, dass Jürgen Bandura seinen A.rsch in der zweiten Halbzeit besonders schnell bewegt und eine Traumbude gemacht habe, das könne man im Stadion auch ruhig so sagen, im Klassenzimmer aber nicht. Opa Groschen schlägt vor, „Jürgen Bandura ist ein pfeilschneller Spieler und hat ein besonders schönes Tor geköpft“ zu formulieren, ob ich mich damit anfreunden könne. Ja, klar.


Ein Leben lang

"Ich verliebte mich in den Fußball, wie ich mich später in Frauen verlieben sollte: plötzlich, unerklärlich, unkritisch und ohne einen Gedanken an den Schmerz und die Zerrissenheit zu verschwenden, die damit verbunden sein würden."

Das ist das wohl bekannteste Zitat aus der Fan-Bibel „Fever Pitch“ von Nick Hornby. Die Sache mit dem Schmerz und der Zerrissenheit – tja, das ist so. Einem 96er braucht das ohnehin keiner zu erzählen. Andererseits gehört das dazu, ist Teil des Ganzen. Wer das nicht aushält, hat vom Fußball nichts verstanden.

Verliebt in den Fußball war ich nie, ich habe das Spiel von Anfang an geliebt. Genau genommen gibt es nicht einmal einen Anfangspunkt, die Liebe war einfach immer schon da. Sicher, es gibt unterschiedliche Lieben und es ist in der Tat nicht dasselbe, als zehnjähriger Schachter hinter der Murmel her zu rennen oder heute in W 15 zu hocken. Aber es gibt auch eine Konstante, ein wesentliches Moment: Fever Pitch – und der 21. August 1965 war ein erster Siedepunkt.

Zuletzt bearbeitet von El Filigrano am 10.05.2010 21:46, insgesamt einmal bearbeitet


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Wahnsinn :nuke:


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GROSSARTIG!
Der Tag fängt gut an - sehr, sehr gut.
Danke El Fi, und bitte mehr davon! :D


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ein wunderschöner einblick, ...... hab vielen dank, el filigrano.


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Eule hat geschrieben:
Wahnsinn :nuke:


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Wunderbar!
Vielen Dank dafür!

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"Ach." (Loriot)


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✝ Unvergessen
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Auch hier:
Ganzh herzlichen Dank für Eure freundlichen und freundschaftlichen Reaktionen.


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BeitragVerfasst: 12.05.2010 14:13 

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Ein sehr anschaulicher Zeitzeugenbericht. Nicht nur dem Historiker in mir geht bei einem solchen Text das Herz auf, der Verfasser möge dies bitte unvoreingenommen zur Kenntnis nehmen.

Den Aufruf zur Unterstützung der Notbremse möchte ich unterschreiben, es ist immer lesenswert.

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Gruß Paco


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BeitragVerfasst: 12.05.2010 14:23 
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Wirklich wunderbar El Filigrano. Vielen Dank :)

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BeitragVerfasst: 12.05.2010 21:22 

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Einfach nur schön....
Habe es mehrmals gelesen, eigene Erinnerungen (Zeitgeist) werden wieder deutlicher....
Habe es bestimmt nicht das letzte Mal gelesen !

Vielen Dank!

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moin,moin!


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BeitragVerfasst: 12.05.2010 21:46 
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Nun ist es aber gut, sonst bildet sich der Autor noch was ein. :wink:

Nicht weitersagen. Ich bin immer noch ganz begeistert.


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