Das nächste Fußballjahr wird grandios!Eine ziemlich beflockte Weihnachtsgeschichte.
Es war einmal eine kleine Schneeflocke.
Heiligabend, leise rieselt der Schnee auf die Erde nieder, wo wir Roten sind.
Einsam, wegen der auch am Himmel geltenden Abstandsregel, steuerte die kleine Schneeflocke Santa durch die Dunkelheit auf ihr Reiseziel zu. Ihr Herz schlug ganz aufgeregt bei ihrem langsamen Abstieg. Sie versuchte sich zu orientieren und schaute gespannt nach unten. Allmählich bekamen die schemenhaften Umrisse Konturen. Häuser mit dampfenden Kaminen waren plötzlich zu erkennen. Autos fuhren, wie auf einem Ameisenhaufen, in jede nur erdenkliche Himmelsrichtung und transportierten scheinbar völlig unkoordiniert bunt verpackte Pakete in die entlegensten Winkel. Bunte Lichter erhellten die große Stadt und tauchten sie in ein warmes Licht. Hier und dort bildeten Sie kleine Lichterinseln, auch im fernen Großburgwedel. Wege waren plötzlich zu erkennen. Die kleine Schneeflocke war ganz aufgeregt und freute sich. Lange schon hatte sie sich auf ihre große und einzige Reise gefreut. Sie erinnerte sich: „HDL! Vorwärts nach weit! Coming soon…“, rief sie laut und freute sich diebisch.
Was war geschehen und wohin steuerte unsere Schneeflocke?
Nun, es begann vor einigen Monaten. Santa saß mit ihren Geschwistern zusammen. Gespannt lauschten sie den Ausführungen ihrer Mutter. Die Mutter blickte in große Schneeflockenaugenpaare. Im Hintergrund flimmerte eine PowerPoint Präsentation, um dem ganzen einen gehaltvollen Rahmen zu verleihen.
Sie hob an: „Ihr habt nur diese eine, finale Reise und die muss richtig schön für euch sein.“ teilte ihnen Mutter Schneeflocke mahnend mit. Die Schneeflocken nickten zustimmend.
Santa hatte sich daher direkt daran gemacht sich akribisch auf dieses finale Erlebnis vorzubereiten. Sie erinnerte sich an ihre lange Planung.
Nachdenklich blätterte Santa mit einer Fanta in einem dicken, schweren Reisekatalog, den ihr Mutter Schneeflocke gegeben hatte. Sie hatte es sich im familieneigenen Doppelhausiglu der Marke Heiz von Heizen gemütlich gemacht. Die Heizung war auf Minus 12 gestellt und es war für eine Schneeflocke sehr behaglich. Sie studierte aufmerksam die bunten Informationen im Katalog.
„Wo soll es hingehen?“ fragte sie sich zunächst ein wenig ratlos.
Der bunte schwere Katalog schien ihr die Wahl des Reiseziels zusätzlich zu erschweren.
„Bielefeld“, las sie da.
Nein, auf diesen ausgelutschten Trick würde sie nicht hereinfallen. Sie blätterte weiter.
Hawaii? Unmöglich, da gibt es kein Bier. Sachsen? Zu gefährlich, da könnte sie in eine Fackel fallen.
Sie blätterte weiter. Unter der Rubrik schillernde Metropolen fand die Flocke schließlich Hoffenheim, Leverkusen und Wolfsburg.
Die Schneeflocke schüttelte den Kopf: „Mogelpackungen. Kleine aufgeblasene Dörfer. Die sehen irgendwie künstlich aus.“, dachte sie.
Sie blätterte schließlich weiter zu den Schnäppchen und dort blieb ihr Blick auf einem ganz besonderen Angebot stehen.
„Potztausend, das ist es!“, rief sie plötzlich freudig aus, „Hannover, die Stadt der Sänger und Kinder und… die Stadt der Liebe. Dort ist man niemals allein.“
Sänger, wieso Sänger? Klaus Meine ich zum Beispiel (Anm. d. Verf.). Hier wird ein Bogen zwischen Musik und Kind/ern gespannt, denn der rote Sparfuchs St. Martin wird indirekt besungen, indem er
vorangehen soll oder so…
Kinder, wieso Kinder? Überrascht fiel ihr auf den Fotos der kleinen St. Martín auf. Ein Kind mit altem Gesicht, aber der Frisur eines Neugeborenen mit verrutschtem Flaum.
„Hmmm… ein alter Knabe, aber Irgendeinen Haken muss ein Schnäppchen ja haben.“, dachte sie und zuckte mit den flockigen Schultern.
Martin hatte sie noch nie in Echt gesehen, aber der Name machte sie neugierig. Außerdem soll es dort in Hannover einen Fußballverein geben, der von dem kleinen Martin geführt wird.
„Heißa! Kinder an die Macht!“ rief sie verzückt.
In ihrer Phantasie entwickelte sie viele schöne Bilder.
„Aber Moment! Was ist Fußball?“
Um sich näher zu informieren, schaute sich die Flocke auf ihrem VHS-Recorder ein spannendes Fußballspiel der Roten an. Feine Sportsleute kämpften aufrecht und mit edlem Charakter um ein teures Sportgerät. Fußball verstand die Schneeflocke nicht (so wie dieser 96dokl aus dem fernen NRW, Anm. d. Red.).
Aus Kostengründen schien es beim Fußball nur ein Sportgerät zu geben und so entbrannte verständlicherweise ein zumeist über 90 Minuten andauernder Streit mit Körpereinsatz, wahrscheinlich, so die Vermutung der Flocke, weil man sich nicht auf das Besitzrecht einigen konnte. Zusätzlich lief ein schwarz gekleideter Mann auf dem Feld herum und zeigte kein Interesse am Sportgerät. Während des Spiels musizierte er manchmal auf einem kleinen glänzenden Instrument. Was sie sehr in Erstaunen versetzte war die Tatsache, dass die Spieler bei mehrfachem Erklingen des Tons aus dem Instrument des schwarzen Mannes, plötzlich vom runden Gerät abließen, weil sie scheinbar ihr Interesse verloren hatten und vom Kampfplatz gingen.
„Seltsam“ dachte die Flocke.
Der schwarze Mann pflückte die Kugel dann immer vom Rasen. Niemand hielt ihn davon ab. Manchmal überreichten ihm edle Sportsleute den Ball sogar freiwillig.
„Sind die doof. Was für ein faszinierender Trick!“ dachte die Flocke.
Nach einer Viertelstunde jedoch hatten es sich die Spieler scheinbar wieder anders überlegt und kamen zurück. Der schwarze Mann machte wieder ein wenig Musik und die Spieler bewegten sich wahrscheinlich wegen der für Menschen niedrigen Temperaturen wieder schneller. Fasziniert betrachtete sie das Treiben und wunderte sich, dass die Spieler nun in eine andere Richtung liefen. Christstollenbewehrte Fußumhüllungen halfen dabei standhaft zu bleiben. Dies half zudem dabei die runde Lederkugel aufrecht laufend vor sich herzutreiben um sie schließlich geschickt in fischernetzähnliche Fangvorrichtungen zu bugsieren. Allerdings, das fiel der Schneeflocke auf, meistens nur auf einer Seite… Und all das passierte zum Fest der Liebe in der HDL-Arena unter den Augen eines Kindes. Was die Schneeflocke allerdings nicht verstand, war die Tatsache, dass das Spiel in Hannover immer nur in eine Richtung ging.
„Egal! Bei dem Preis muss man zuschlagen!“, dachte die Schneeflocke und ihr wurde ganz warm ums Herz.
„Sie spielen halt in der sogenannten HDL-Arena? Hab dich lieb Arena! Was für ein schöner Name zum Fest der Liebe.“, dachte die kleine Schneeflocke. „Hannover ist die richtige Stadt zum Fest der Liebe!“ rief sie. Ihre Entscheidung war getroffen, Hannover sollte es sein!
Und so begann ihr Abstieg und wenn sie nicht getaut ist, so schwebt sie auch noch heute.
In diesem Sinne wünsche ich euch und euren Angehörig:innen dennoch ein schönes und besinnliches, vor allem gesundes Weihnachtsfest und hoffe ähnlich naiv wie die Schneeflocke auf eine Wendung zum Besseren.
Da aber in mir, einem passionierten Pessimisten, dennoch ein kleiner, schneeflockengroßer Optimist schlummert, will ich diese kleine Geschichte mit einem positiven Ende beschließen, denn vielleicht wird es ja
UNSER JAHR, gemäß dem Titel der Band „The Zombies“.Und wenn es heute in dieser Heiligen Nacht ganz still geworden ist, werde ich mir auf diesen irgendwie doch ganz großen Weihnachtswunsch heute Abend einen kühlen Wodka-Dabrowski unter unserem kunstlichtilluminierten Weihnachtsbaum genehmigen. Auf, dass er in Erfüllkrug geht!
Ich bin mir sicher: Es wird irgendwie grandios!