redfred hat geschrieben:
El Filigrano hat geschrieben:
Redfred, Du schreibst: „(…)Da könnte man durchaus den Verdacht hegen, dass da möglicherweise mal ein Auge zugedrückt wird.“
Genau das ist der Punkt.
Im Übrigen können wir nicht immer alles „dem Staat“ alles aufdrücken. Gefordert ist gerade in diesen Dingen auch Zivilcourage.
In der Auseinadersetzung mit dem Nazi-Pack kann es keine Kompromisse geben. Nicht einen einzigen Millimeter.
Und dann müssen eben – auch wenn dies im Einzelfall hart sein kann – die wegschauenden Pächter und/oder Vereinsvorstände geoutet und die Vorfälle öffentlich diskutiert werden.
Zum Beispiel in den Lokalzeitungen (Leserbriefe), zum Beispiel im Internet.
Ist sicher ne Möglichkeit mit dem Internet. Wenn Ihr Publicity haben wollt, dann macht es mehr Sinn mit Transparenten vor dem Stadion , z. B. beim Bayernspiel zu demonstrieren. Dass sehen genug Leute und die gesamte Medienlandschaft ist auch da. Ich bin mir aber nicht so sicher, ob das 96 so toll finden wird.
Zivilcourage ist sehr gut. Stellt sich nur die Frage, wer die denn hat. Ich sehe größtenteils nur Duckmäuser und "Das geht mich nichts an-Leute".
Ich teile auch grundsätzlich Deine Meinung, was den Staat betrifft. Trotzdem bin ich der Auffassung. das der Staat für zu Zulauf zu den Rechten einen Großteil verantwortlich ist und das er gegen die Rechten nichts unternimmt.
Zivilcourage versus staatliches Eingreifen ist doch keine Frage von entweder-oder. Auch wird Zivilcourage nicht durch mangelnden Erfolg entwertet. Die Geschwister Scholl haben politisch auch nichts bewirkt und für ihre Zivilcourage sogar mit dem Leben bezahlt. Aber wer würde heute behaupten, sie hätten falsch gehandelt oder ihr Einsatz sei sinnlos gewesen? Auf einen Staat, der die Würde des Menschen, die Meinungsfreiheit und schlicht das Leben selbst schützt, konnten sie ja bekanntermaßen nicht zählen.
Von daher finde ich auch hinsichtlich des hier diskutierten Themas kleine Aktionen wie die von Nr 96 oder auch die Geschichte mit den Avatars hier im Forum durchaus sinnvoll, zumal auch sie Teil der öffentlichen Meinungbildung sind. In einem begrenzten Rahmen wie diesem Forum können sie dennoch eine gewisse Multiplakatorenwirkung haben.
Ich selbst hätte es durchaus gut gefunden, wenn auch eine Transparentaktion vor dem Stadion stattgefunden hätte, sofern sie von den organisierten Fanverbänden getragen worden wäre. Wenn man sich allerdings schon vorher fragen würde, "ob 96 (die Clubverantwortlichen) das so toll finden würde", wäre man schon selbst Teil des Problems.
Das soll nicht heißen, dass man nicht die Wirkung einer derartigen Aktion für das Image von 96 vorher abwägen soll. Ich denke aber, dass es unserem Image eher gut getan hätte, wenn eine derartige Fanaktion zeitnah nach dem Vorfall im Vereinsheim stattgefunden hätte. Immerhin hat die Rote Kurve ja jetzt erreicht, dass während der Spiele im Eilenriedestadion niemand mehr von einer Wirtin bedient wird, die sich nicht eindeutig und unumschränkt von der Nazi-Versammlung im Vereinsheim distanziert hat. Auch Kleinvieh macht Mist.
Und viele kleine Einzelaktionen haben "den Staat" schon oft zu Reaktionen gezwungen oder sogar zum Überdenken eines politischen Credos. Man denke etwa an die Menschen im Wendtland, die mit ihren stetigen Protestaktionen gegen Gorleben nicht unwesentlich die Atompolitik beinflusst haben. Auch bin ich mir sicher, dass die Diskussion hier im Forum und bei den Fangruppen über die Nazi-Versammlung im Vereinsheim nicht ohne Einfluss auf die Haltung der Vereinsverantwortlichen geblieben ist.