Guus hat geschrieben:
...denn: Solange die Schulden existieren, ist der Verein vom S&S abhängig. Egal wie man zu Kind&Co. steht: Diese Situation muss beendet werden, weil er relativ Zeitnah aufhören wird.
1. Du meinst statt Verein sicherlich die KGaA. Bitte nicht verwechseln.
2. Ich kann nicht nachvollziehen, warum Du oder auch andere drauf spekulieren, daß Kind "relativ zeitnah" aufhören werden.
Es gibt dafür keinerlei "natürliche" Anhaltspunkte.
Mit "natürlich" meine ich seine Gesundheit und seine egoistische Motivation, was den Besitz (Eigentum) von H96 angeht. Zum Vergleich: Kühne als Investor beim HHSV wird nächsten Monat 82 (Kind: frisch 74) und hat keinerlei Ambitionen, sich zurückzuziehen (und ich habe beide persönlich kennengelernt).
Fazit:
die Auseinandersetzung mit Kind & Rossman & Konsorten wird noch Jahre dauern, darauf hat man sich einzustellen.
Das aber nur als Randbemerkungen.
Und jetzt wird es sehr ausführlich.
Parallel zur Bundesliga-Konferenz habe ich mich mal ein wenig in die veröffentlichte Bilanz der KGaA eingelesen (danke Odin96 für den Hinweis).
Für die Finanzprofis hier wird das alles nichts neues sein.
Wenn ihr das trotzdem lest und Fehler findet, freue ich mich auf Hinweise.
Ich wollte das einfach mal für mich klar machen, um welche Bilanzposten, Summen, usw. es geht.
Gerade auch in Hinblick auf die kommende neue Zweitliga-Saison und der dafür geltenden finanziellen Auswirkungen . Denn die Bilanz 16/17 ist ja die Bilanz für die damalige Saison in der 2. Liga.
Die wichtige Info des Abschlusses 16/17 steht im Anhang unter 3. Finanzbereich:
Zitat:
Im Geschäftsjahr 2016/17 wurde aus dem operativen Geschäft ein deutlicher Mittelabfluss (T€ -16.215) verzeichnet, der aus den vorhandenen liquiden Mitteln bestritten werden konnte. Der positive Cashflow aus den Abgängen von Gegenständen des immateriellen Anlagevermögens (+T€ 10.728) wurde durch die Investitionen in immaterielle und materielle Vermögenswerte fast vollständig aufgezehrt. Der Finanzmittelbestand verringerte sich somit um T€ 14.746 auf T€ 2.789.
D.h. die typischen Aussagen u.a. von Kind bezgl. eines „Verlustes“ in der 2. Liga, die immer in der Presse genannt wurden, sind mindestens ungenau.
Man kann es laienhaft zusammenfassen:
selbst für die Zweitligasaison 16/17 mußte weder die S&S noch Kind/Roßmann persönlich irgendwelche Gelder in die KGaA investieren, um den Spielbetrieb zu sichern.
Der im Vergleich zum Durchschnitt der 2. Liga hohe Finanzbedarf für die Spielergehälter und die Geschäftsstelle konnte vollständig durch die Spielerverkäufe im Sommer 2016 und den vorhandenen Gewinnen der Vorjahre ausgeglichen werden.
Und bei einem ausgewiesenen Jahresfehlbetrag von 12 Millionen Euro betrug das eigentliche buchhalterische Minus nur ca. 1,7 Millionen Euro.
Also ein fast vernachlässigbarer Verlust. Aber im Fußball-Business mit aberwitzigen Steigerungen bei Spielerwerten und Fernsehgeldern natürlich ein Ausdruck der Mißwirtschaft unter Martin Kind.
Jetzt ist das Problem bei Fußballunternehmen wie der H96 KGaA, das die öffentlichen Bilanzen nur wenig über den tatsächlichen "Wert" des jeweiligen Unternehmens aussagen.
Denn die eigentlichen Werte bei den 1. und 2. Ligavereinen stecken in den Spielerwerten, die aber erst bei Verkauf mit Ablöse in den Bilanzen sichtbar werden.
Damit meine ich eben nicht den Bilanzpunkt "Spielerwerte".
Sondern es geht um den Wert der stillen Reserve, der irgendwo zwischen dem Wert im Bilanzpunkt "Spielerwerte" und den Phantasiewerten bei Portalen wie transfermarkt.de steht.
Nebenbemerkung:
Alleine die Grundstücke und Gebäude (primär das neue NLZ, nehme ich an) stehen mit 16,5 Millionen Euro in der Bilanz. Bei einem Gesamtumsatz in der damaligen Saison von ca. 45 Millionen also ein prägender Posten.
In Summe und trotz des (kleinen) bilanziellen Jahresverlustes und der bestehenden Verbindlichkeiten gegenüber dem verbundenen Unternehmen S&S war die KGaA im Sommer 2017 noch ein sehr werthaltiges Unternehmen. Wenn man die stillen Reserven durch die (gestiegenen) Werte einzelner Spieler im Gegensatz zu deren (teilweise abgeschriebenen) Werten in der Bilanz berücksichtigt.
Bei den Summen (bei H96 traditionell eher gering), welche die Transfers ausmachen, sieht man aber, wie leicht man die Bilanz der Unternehmen, welche die Bundesliga Kader beinhalten, verzerren kann und wie wenig aussagekräftig diese sind.
Zum folgenden Geschäftsjahr 17/18 (der JA ist noch nicht veröffentlicht) gibt es z.B. diese Quelle:
http://www.spox.com/de/sport/fussball/bundesliga/1709/News/martin-kind-hannover-96-verlust.htmlDatum: Montag, 04.09.2017 | 08:22 Uhr
Zitat:
Zitat:
Nach einem Jahr in der zweiten Liga ist Hannover 96 zurück im Oberhaus des deutschen Fußballs. Billig war dies aber nicht. Wie der Präsident von den Roten, Martin Kind, erklärte, wird 96 in diesem Jahr ein Minus von rund zehn Millionen Euro einfahren.
"Wir werden wieder deutlichen Verlust machen in dieser Saison. In einer ähnlichen Größenordnung wie letztes Jahr. Das tut weh", sagte Kind gegenüber der Bild. Dies liegt auch am umtriebigen Sommer von 96 auf dem Transfermarkt. Rund 17 Millionen Euro wurden in die Hand genommen, unter anderem 8,5 Millionen für Stürmer Jonathas, der bei seinem Debüt gegen Schalke 04 umgehend traf.
Diese Aussage von Kind (wenn sie so fiel) ist reine Polemik.
Ich bin überzeugt, er meinte mit diesen 10 Millionen ausschließlich die Transferbilanz des Sommers 2017. Der Mini-Ablöse für Hoffmann standen nämlich die zu zahlenden Ablösen für Esser, Korb, Bebou und Jonathas gegenüber. Auch wenn natürlich die exakten Zahlen nicht öffentlich sind, würde die Summe von 10 Millionen ungefähr mit den kolportierten Zahlen übereinstimmen.
Für die noch nicht veröffentlichte Bilanz gilt aber:
1. die Fernsehgelder 17/18 betrugen 31.340 Millionen, also ziemlich genau 20 Millionen mehr als 16/17. Quelle:
http://www.fernsehgelder.de2. Laut Bilanz 16/17 (2. Liga) lagen die Gehälter ca. 10 Millionen unter 15/16 (1. Liga).
> für 17/18 kann man also näherungsweise erneut von einem Anstieg um 10-12 Millionen auf das Erstliganiveau von 2015/16 ausgehen.
Die Fernsehgelder sollten also (zumindest theoretisch) die gesteigerten Gehälter und das Transferminus ausgleichen. Dazu kommen noch die in der 1. Liga gesteigerten Einnahmen aus Ticketing und Werbeerlösen.
Außerdem fließen die 10 Millionen Transferausgaben für die neuen Spieler in das Anlagevermögen, sorgen also nicht für einen Verlust im eigentlichen Sinn.
Fazit:
Ich würde mal darauf tippen, daß der Bilanzverlust 2017/18er annähernd 0 ist. Da lasse ich mich mal überraschen.
Jahresabschluß 2018/19:
auf den werden wir wohl noch mindestens 14 Monate warten müssen.
Laut diversen Quellen, u.a.
https://www.sportbuzzer.de/artikel/hann ... krug-kind/gibt es zwei interessante Aussagen:
Datum 24.10.2018 / 08:37 Uhr
1.
Zitat:
Kind rechnet 18/19 mit einem Umsatz von 82 Millionen
; das wären 3,5 Millionen weniger als die 85,5 Mio Euro in der letzten Erstligasaison/Erstligabilanz 2015/16.
Weniger im Wirtschaftswunderland Bundesliga … wieder ein Ausdruck der Unfähigkeit von Martin Kind, ordentlich im Fußball-Business zu wirtschaften
2. Zitat:
Zitat:
"In der aktuellen Saison (Hinweis: 18/19) schreibt 96 rote Zahlen und macht laut Kind „ein deutliches zweistelliges Minus. 15 Millionen Euro Verlust werden es.“
> und diese Aussage kann ich noch in keinster Weise anhand der bisherigen Bilanzen nachvollziehen
Weil:
Laut öffentlichen Aussagen hatte Held ja die Vorgabe, daß die Sommertransferbilanz 2018 ausgeglichen sein sollte. Stimmen die öffentlich genannten Zahlen dazu ungefähr, dann paßt das auch so ungefähr: den Erlösen der Transfers von Harnik, Klaus und Sané stehen die Ausgaben für Elez (nachträglich), Walace und Muslija gegenüber.
Bei fast gleichbleibend hohen Fernsehgeldern (18/19: 32.573 Mio):
Wo soll dann aber in dieser vergangenen Erstliga Saison ein (operativer) Verlust von 15 Millionen Euro herkommen? Ich nehme schon an, daß die Ausgaben für die Spielergehälter nochmals zugenommen haben durch die ganzen Leihen. Aber diese werden nicht derart gestiegen sein, daß diese einen „Verlust“ von 15 Millionen ausmachen.
Aber man weiß halt nicht, was Kind meint, wenn er von „Verlust“ spricht.
Vielleicht erfahren wir das eben erst in 15 Monaten. Oder vielleicht sickert etwas bei den Planungen für 19/20 durch.
Ausblick Saison 2019/2020:
da H96 ja das Szenario Abstieg gerade erst vor 3 Jahren hatte, kann man sich das schon näherungsweise aus dem Jahresabschluß 16/17 der KGaA im Bundesanzeiger herleiten.
Zu den Mindereinnahmen stand dort:
Ticketing:
Zitat:
Im Geschäftsjahr lagen die Zuschauereinnahmen bei 75,3 % des Vorjahres. Der Abstieg und die damit einhergehende Senkung der Ticketpreise, als auch eine geringere Auslastung der HDI Arena sind hier als Hauptgründe zu nennen, wobei am Ende der Spielzeit 16/17 mit einem Zuschauerschnitt von ca. 36.500 Zuschauern die Planzahl von 30.500 weit übertroffen werden konnte.
Fernseherträge:
Zitat:
Die Fernseherträge per 30. Juni 2017 lagen bei 31,2 % im Vergleich zum Vorjahr. Hier spiegelt sich der Abstieg am deutlichsten wieder, da in der 2. Fußball-Bundesliga wesentlich weniger Fernsehgeld an die Teilnehmer ausgekehrt wird. Auch eine deutliche Steigerung der TV-Erlöse DFB-Pokal konnte die Einbußen aus dem Ligaspielbetrieb nicht einmal ansatzweise ausgleichen.
(Hinweis von mir: Fernsehgelder: 16/17: 11,4 Mio Euro; 15/16: 32 Mio Euro; Prognose laut
http://www.fernsehgelder.de für 19/20: immerhin noch 22,7 Mio Euro, wodurch Die Differenz zu jetzt dieses Mal nur ca. 10 Mio betragen würde )
Werbeerträge:
Zitat:
Die Werbeerträge erreichten zum 30. Juni 2017 mit 59,1 % des Niveaus der Vorsaison. Die Rückläufigkeit im Vergleich zum Vorjahr kann am Abstieg in die 2. Bundesliga festgemacht werden, da in allen Vereinbarungen Reduzierungen des Sponsoring Fees für den Abstieg vereinbart waren.
Fazit:
Interessant und wichtig für die Liquiditätsplanung ist die Tatsache (wenn die Quelle stimmt), daß die Mindereinnahmen bei den Fernsehgeldern dieses Jahr nur 10 Millionen betragen (16/17 waren das ca. 20 Millionen weniger als vorher).
Angenommen, die Gehaltsstruktur bewegt sich 19/20 ungefähr auf dem Niveau von 16/17, dann müßte die KGaA nur ca. 6 Mio außerplanmäßige Transfererlöse erwirtschaften (zur Erinnerung: 2016/17 wurde im operativen Geschäft ein deutlicher Mittelabfluss (T€ -16.215) verzeichnet, der aus
Transfererlösen (+6 Millionen) und den
Gewinnen der Vorjahre (ca. 10 Millionen) ausgeglichen werden konnte).
Für 19/20 heißt das: man bekommt 10 Millionen mehr Fernsehgelder + 6 Millionen Transferüberschuss.
Wenn ich hier jetzt nicht (ganz) falsch liege, dann sind die 6 Millionen Überschuss bereits durch die Verkäufe von Bebou und Füllkrug mehr als erlöst.
Wichtige Erkenntnis:
aus den vorliegenden Zahlen läßt sich also nicht belegen, daß weitere Verkäufe für den Erhalt der Lizenz nötig sind.
Dazu paßt auch, daß ja die genauen Vorgaben der DFL im Lizenzierungsverfahren überhaupt nicht öffentlich sind. Um welchen Finanzbedarf geht es überhaupt?
Nach dem Durchrechnen der Zahlen sieht das Ganze für mich wieder nach einem typischen Manöver von Kind aus, der gezielt etwas an die Öffentlichkeit gibt, um Unsicherheit und Druck zu verbreiten. Und es gibt auch keinen Journalisten, der das mal hinterfragt.
Eine sinnvolle Erklärung wäre z.B., daß die Gesellschafter der S&S eben in der Tat eines oder mehrere ihrer Darlehen an die KGaA fällig gestellt haben. Oder sie haben ihre "Privatdarlehen" an die KGaA fällig gestellt, mit denen Kind und Roßmann die Winterleihen ermöglicht haben.
Aber das klingt öffentlich natürlich schlecht.
Also kolportiert Kind lieber, daß die KGaA Geld für den Spielbetrieb brauche.
Fazit:
Ich teile daher nicht die Aussagen, die KGaA sei pleite.
Durchaus hat die KGaA immer noch relativ hohe stille Reserven. Jemand aus meinem Bekanntenkreis, der sich professionell im Fußballbusiness auskennt, schätzt den realen (also nicht die Phantasiesummen á la Transfermarkt) monetarisierbaren Kaderwert
(ohne Bebou, Füllkrug, Anton, Walace) von H96 auf ca. 25-30 Mio Euro.
(Zum Vergleich: den monetarisierenden Kaderwert des HHSV schätzt er nach Ablauf dieser Saison und abzüglich der bevorstehenden „Zwangsverkäufe“ von Santos, van Drongelen und Arp) auf 10-15 Millionen). Aber Sorge muß einem das Fehlen der sportlichen und wirtschaftlichen Kompetenz machen, die zumindest mich daran zweifeln läßt, daß die Verantwortlichen mit den immer noch vorhandenen (Spieler)Werten die richtigen strategischen Entscheidungen treffen können, um eine
a) sportlich schlagkräftige Mannschaft zusammenzustellen, die 19/20 wieder um den Aufstieg mitspielen kann
b) erneut stille Reserven durch kluge Transfers in der KGaA aufbaut
Denn klar ist:
Ende kommender Saison 19/20 gibt es nur 2 Szenarien:
a) kein Wiederaufstieg:
die Werte der stillen Reserven sinken automatisch durch Vertragsende und den Verbleib in der 2. Liga. Es gibt dann keine auflösbaren Reserven mehr, um einen überdurchschnittlichen Kader zu finanzieren
b)der Aufstieg gelingt:
auf dem Papier wird H96 Ende der Saison 19/20 keinen erstligatauglichen Kader besitzen
Dies steht bereits heute fest. Die Erfahrung haben wir ja nun diese Saison gemacht, als nicht ausreichend in den Kader investiert wurde.
Anders wäre es nur, es gäbe Investoren, die bereit wären, in die KGaA zu investieren. Ein Szenario, das mit der bestehenden Investorenkonstellation ausgeschlossen werden kann.