Gerade habe ich diesen Beitrag fertig, da sehe ich den neuen von Redfred, der genau zu meinem passt. Danke und Glückwunsch @redfred. Auch der Bild.de-Beitrag gefällt mir (wider Erwarten), da er sachlich ist, und Insider un Experten zu Wort kommen lässt!
Hier im Thread über Dieter Heccking - so meine ich - sollte es jetzt nicht um Leertasten, Körpergröße von Spielern oder um "Speedy-Gonzales-Faktoren gehen,

sondern um die anstehenden, existenziellen Fragen, die die momentane Situation unserer 96-er und unseres Trainers betreffen.
(Tut mir leid, wenn es dem einen oder anderen mal wieder zu lang ist. Dann könnt ihr Euch ja anderen Themen widmen.)
Die Problemlage: Warum herrscht nun mehr Ratlosigkeit als das vielzitierte "Konzept", das wir alle nicht so richtig in Inhalten, Maßnahmen und Zielen erkennen können? (s. Beitrag 40jahre96er)
Dazu haben etliche Forumsmitglieder schon Erhebliches geleistet. ( Wie ich gerade feststelle, haben wir in 12 Tagen 45 Seiten alleine im "Dieter Hecking"-Thread produziert!)
Ich möchte mal versuchen, daraus jene auf den Punkt zu bringen, die Aufschluss über das "Unerklärliche", die erkennbare Ratlosigkeit, bringen könnten. Dazu habe ich (aus Zeitgründen) nur einige der Zitate, etwa seit dem Frankfurtspiel, ausgewählt, die mE
den Kern des Problems ansprechen:
lifecycle: "..., aber das Problem ist nur zum Teil im physischen Bereich. Den Leuten mangelt es in der Psyche. Mag sein, dass Dieter Hecking versucht, Freiraum zu schaffen, damit die Spieler sich nicht verrennen.
kennst Du vielleicht auch aus dem Beruf.
Wenn Du immer nur kritisiert wirst und jeden tag Angst hast, was falsch zu machen, dann wirst Du irgendwann gar nichts mehr können. Allein aus Angst. Und vorher warst Du vielleicht mal ein richtig Guter."
Jasse: "1893 hat ja auch bereits betont, dass es da Parallelen gibt: Man arbeitet nicht mit toten Gegenständen wie einem Fahrrad oder einem Reck, sondern mit
Lebewesen, die je nach Charakter Lob, Erfolg, Motivation, Konsequenz, Streicheleinheiten oder auch mal einen Tritt in den Allerwertesten benötigen. Sonst machen sie dicht, verspannen, mucken auf oder resignieren. Können die einfachsten Dinge nicht mehr, werden hektisch, verlieren das Vertrauen, gehen ihren eigenen Weg und lassen einen - als Trainer am Spielfeldrand oder als Reiter im Sattel - einfach verhungern."
Königstiger: "Hecking hatte die Wirkung eines Stabilisators; von Fortschritt kann hier noch lange nicht die Rede sein,
so lange nicht bis auch erst Hecking höchstpersönlich den Schritt nach vorne wagt, und diese Zaghaftigkeit, ja gar Ängstlichkeit ist es, die er auch letztendlich auf die Mannschaft übertragen hat. Eine gewisse Wesensähnlichkeit zwischen Hecking selbst und der Mannschaftsmentalität ist hier wohl nicht zu leugnen."
Bemeh: "1. ... So viele Spiele am Stück ohne spielerische Linie können kein Zufall sein. Das ganze geht einher mit generell abfallendem Niveau unter demselben Trainer, und das trotz nominell besserer Spieler.
2. Wie hier intensivst diskutiert - und teilweise brilliant vorgetragen durch Eule vor allem -
scheint die soziale Kompetenz von Hecking nicht gerade seine Stärke zu sein. Belege sind sind immer grimmiger Gesichtsausdruck, seine Haltung im Stile eines Feldwebels, seine steifen Interviews, seine Maßnahmen beim Training, die nicht unbedingt ermutigen, sondern eher abstrafen.
Es kann nicht angehen, dass individuell hervorragende Spieler wie Lauth, Hanke, Yankov, um mal die wichtigsten zu nennen,
keine Leistung unter Hecking bringen. Ich vermisse das Eingehen auf die Fähigkeiten und Stärken der Spieler, ich sehe das reinpressen in das System, teilweise auf ungeliebten Positionen. Ich höre höchstens von "muß sich im Training anbieten", vermisse jedoch "ich habe ihm seine Stärken erklärt, ihm mein Vertrauen ausgedrückt und werde ihn die Stärken zum Wohle der Mannschaft einbringen lassen", ich vermisse das Wort "Spielfreude".
3. Ich vermisse eine Handschrift. Mir scheint, Trainingsinhalte laufen zu schematisch, zu allgemein ab. Will heißen, dass das auch mit jedem anderen Kader passieren würde. Man erkennt nicht die besondere Ausrichtung auf unsere Spieler mit ihren individuellen Fähigkeiten.
Zur Handschrift gehört auch die entsprechende Zusammenstellung des Kaders, in dem die einzelnen Räder ineinandergreifen und nicht als Einzelspieler auf ihrer Position erstarren. Es gehört dazu, sich Spieler zu beschaffen, die - wei Rangnick es zu sagen pflegte - Waffen haben, die sie hinsichtlich bestimmter Fähigkeiten über den Durchschnitt heben, sei es durch die Schnelligkeit, die Schußtechnik, das Kopfballspiel. Solche Waffen im Zusammenspiel machen den Erfolg einer Mannschaft aus, siehe Hoffenheim. Unser Kader hat nur wenige dieser Waffen, allen voran Huszti mit seiner Schnelligkeit, Schlaudraff ebenfalls (wenn er denn will), Forssell mit seiner Torgefahr, Yankov könnte eine sein, wenn er denn richtig dürfte.
Diese wenigen Waffen werden jedoch nicht geschliffen, sondern teilweise in den Schrank gestellt oder zweckentfremdet benutzt.
..."
Soccerfriend: "Den Fehler, den Hecking gemacht hat, sehe ich darin, dass er
• 1.) keine klare Linie erkennen lässt.
• 2.)inkonsequent ist im Umang mit Spielern, indem er den einen
• zwischen Stammplatz und Tribüne springen lässt und andererseits
• unabhängig von der Leistung Lieblinge bevorzugt.
Das erzeugt bei den
• Spielern den Eindruck von Unberechenbarkeit und Ungerechtigkeit. Die
• Konsequenz daraus ist Resignation bis hin zur Demotivation bei den
• Spielern. (nach dem Motto: es bringt sowieso nichts, wenn ich mich
• reinhänge. x wird sowieso vorgezogen)
•
3.) schwerwiegende kommunikative Defizite hat, aber nicht daran
• arbeitet. Die zwangsläufig auftauchenden Probleme werden durch
• autoritäre Maßnahmen, wie das Abschaffen des Spielerrats und der
• Bestimmung des Kapitäns durch ihn statt durch die Mannschaft
• beantwortet. Autorität erwirbt man sich aber nicht durch autoritäres
• Handeln, sondern durch Konsequenz und Berechenbarkeit sowie durch
• Bestimmtheit im Auftritt unter Beibehaltung eines respektvollen
• Umgangs mit dem Spieler.
•
4.)Disziplin mit Gehorsam verwechselt. Wird der Sinn von Strafmaßnahmen
• nicht eingesehen oder als ungerecht empfunden, solidarisieren sich die
• Spieler unbewußt gegen diese Maßnahmen und der Trainer büßt an
• Achtung ein. Der Frust entlädt sich in kleinen und großen Disziplin-
• losigkeiten. Z.B. in auffällig vielen roten Karten.
• 5.) erkennbare Schwächen aus dem Spiel im Training nicht aufgearbeitet
• werden ( diese Einschätzung unter dem Vorbehalt, dass die
• Trainingsberichte im Forum das Training richtig widergeben
•
6.) zu sicherheitsorientiert ist und diese Haltung auch nicht aufgibt, wenn
• es erkennbar nichts bringt.
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Herzbube96 Verfasst am: 13.11.2008 17:25 Titel: Rätselhafter Angsthasenfußball
"100minus4 hat Folgendes geschrieben:
Was sagte mir einmal ein Spieler, der DH als Trainer hatte ?
"DH hat vor jedem Spiel unsere Gegner so stark geredet, dass wir alle mit weichen Knien auf den Platz gerannt sind !"
Name und Verein dieses Spielers spielen hier keine Rolle;
jedoch lässt sich hieraus ganz deutlich auch die Handschrift seiner
Aufstellungen/Auswechslungen sowie das Auftreten bei unseren Roten erkennen.
So eine Aussage / Information erwartete ich schon lange! Danke dafür @100minus4! Lässt sich das belegen, vielleicht sogar mehrfach bestätigen? Wenn ja, also wenn dies so immer noch ist, weil es Dieters Art ist, dann erklärt das vieles, was uns - wie hier geäußert - "rätselhaft" und "unglaublich" vor kam.
Du weist ganz richtig auf die ungeheuerliche psychologische Wirkung so einer Einstellung hin, die - egal wer auf dem Platz ist und welches System gespielt wird - nur zu dem so oft beklagten "Angsthasenfußball" führen kann. Es sorgt auch dafür, dass die so vorgewarnten Spieler, wenn der Gegner die beschworenen Stärken in Tore umsetzt, DHs Spieler einknicken, denn er hatte ja davor gewarnt und nun haben seine Jungs trotzdem was falsch gemacht.
Ich hege schon lange den immer wieder durch neue Beobachtungen geschürten Verdacht, dass genau so eine psychologisch völlig falsche Vorbereitung zu eben dem führte und führt, was man auf dem Platz beobachten kann und was hier so oft beklagt wird, wobei es einem rätselhaft und unerklärbar erscheint.
Nicht zuletzt deshalb hatte ich schon im Sommer dafür plädiert, einen Sportpsychologen zu engagieren. Dessen Aufgabe bestünde wohl zunächst mal zu 50% darin, Dieter Hecking zu coachen, um ihn auf solche Fehler aufmerksam zu machen und ihm beizubringen wie er diese vermeiden und künftig das Gegenteil bewirken könne. *gen Himmel fleh*
100minus4 hat Folgendes geschrieben:
Ich erwarte Vertrauen in die eigene Stärke, Selbstbewusstsein und den Willen zum Sieg und nicht ..... siehe oben.
Du triffst wohl den Nagel auf den Kopf! Genau darum geht es wohl, dem Dieter dies zu vermitteln!"
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Meine Theorie hierzu: DH wird als ehrgeiziger, akribischer Arbeiter bezeichnet. Wenn seine Taktik aufgeht, ist alles eitel Sonnenschein. Aber was passiert mit und in ihm, wenn etwas schief geht? Er hat offenbar
eine übertriebene Aversion vor Gegentoren und natürlich stehen Niederlagen gegen seinen Erfolgsanspruch. Er kennt sicher auch sehr genau die psychische Wirkung von Gegentoren, die er auch bei seinen Mannschaftsteilen unterstellt.
In diesem Bereich liegt mE der Hase im Pfeffer, der dann als Angsthase immer wieder in den Spielen auftaucht und das Selbstvertrauen und die Spielfreude aus der Truppe nimmt, der es auch sehr viel schwieriger bis unmöglich macht, sich erfolgreich gegen eine drohende Niederlage zu stemmen.
Dann werden gute Fußballer verunsichert, unkonzentriert und vermeiden riskantere Ballkontakte wo es geht. Sie werden schlecht und das Spiel geht verloren. Seit der 2. oder spätestens der 7. Spielminute auf Schalke im 1. Buli-Spiel der Hinrunde verfolgt uns dieses Phänomen.
Recht bald wäre (am besten von einem (Sport-) Psychologen zu klären:
- Wovor genau hat Dieter Hecking Angst, wenn er an den nächsten Gegner denkt, auf den er sich und seine Taktik vorbereitet sowie seine Spieler hin trainiert und sie auch mental einstellt?
- Wie geht er dabei mit dieser Angst um? Zu welchen Maßnahmen, Erklärungen und Einstellungen führt das?
- Welche Auswirkungen hat das auf jeden einzelnen Spieler und deren Vorbereitung auf das Spiel, die dann auch während des Spiels zum Tragen kommen?
- Welche Konsequenzen ziehen solche für DH traumatischen Erlebnisse für die Spieler nach sich?
Die Antworten auf solche Fragen sollten Erkenntnisse hervor bringen, die DH seine Fehler erkennen lassen. Damit hängen dann auch Umgang und Verhalten für die Trainingsarbeit und Vorbereitung auf das nächste Spiel zusammen.
Hätte zumindest ein Coach / Sportpsychologe Trainer Hecking und seine Mannschaft in dieser Hinrunde von Anfang an begleitet und beraten, wären wohl viele Fehler vermeidbar gewesen, die allein in der Vorbereitung und Einstellung der Mannschaft für und während eines (jeden) Spieles zum tragen kamen. Noch ist es nicht zu spät. Ab sofort könnte gehandelt werden, um die Winterpause für eine deutliche Verbesserung der Rückrunde auch in diesen Punkten sinnvoll zu nutzen!
Diese "Analysebeiträge" möchte ich den Herren Kind, Hecking, Bremser und Hochstätter ans Herz legen, um sie zu verifizieren oder zu falsifizieren, wenn Sie sich an Ihre Analysearbeit machen.
Unser Problem als Außenstehende besteht darin, dass wir zwar vieles sehen, lesen und hören, aber doch auch über vieles nicht informiert sind. Wir sind weder Augenzeugen noch Insider und verfügen schon gar nicht über die hier angesprochenen Spezialistenkenntnisse. Allein das zugeneigte Interesse an Hannover 96, Beobachtungsgabe und einige gesammelte Portionen "gesunder Menschenverstand" bleibt uns, hier unseren Beitrag zu einem besseren Gedeihen Ihrer Arbeit zu leisten.
Sollten sich diese Thesen bestätigen, gibt dies wohl Anlass, sich schnellstens psychologische Unterstützung zu suchen. Wenn allerdings Herr Hecking diese weiter ablehnt und darin uneinsichtig bleibt, sehe ich nur noch schwarz und das nicht nur für ihn selbst.
Mit sportlichen Grüßen
Herzbube96