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Von der Null zum Helden

Gerhard Tremmel hat sich in Hannover einen Namen gemacht

München - Die erste Zeit war hart. Als Gerhard Tremmel nach langem Hickhack erst am zweiten Spieltag aus Unterhaching zu Hannover wechselte, stand der 24-Jährige vor einer ihm völlig neuen Situation: Allein in einer fremden Stadt, ohne Rückhalt - und das alles mit der fragwürdigen Reputation, mit dem Ex-Klub zweimal in Serie abgestiegen zu sein. Die Aussichten der neuen Nummer zwei: Bescheiden. Als er erstmals zum Kader gehörte und der Stadionsprecher das Team vorstellte, schwiegen die Fans einzig bei seinem Namen. "Mich kannte keine Sau. Das war der peinlichste Moment meiner Karriere", erinnert sich der Geschmähte.

Ein halbes Jahr später hat sich Gerhard Tremmel in Hannover einen Namen gemacht. Am heutigen Samstag gegen den FC Bayern wird er zum 50. Mal in der Bundesliga das Tor hüten, seit elf Spielen ist er die Nummer eins. Seitdem er im Kasten steht, hat sich Hannover von einem Abstiegsplatz bis auf Rang zehn vorgearbeitet. Das ist auch sein Verdienst. Tremmel: Von der Null zum Helden.

Nachtschwärmer aus Frustration

Dabei hatte es lange gar nicht danach ausgesehen, als würde es noch ein Happy-End in der Beziehung Hannover-Tremmel geben. Bei 96 sind in den letzten 13 Jahren etliche Ersatzkeeper angetreten und unverrichteter Dinge wieder gegangen - an Jörg Sievers, Kapitän, Führungskraft und Publikumsliebling in einem, war keiner vorbeigekommen. Es dauerte nicht lang, da sah es so aus, als würde der frühere Hachinger das Schicksal seiner Vorgänger teilen.

Der mehrfache Junioren-Nationalspieler ist jung, ehrgeizig, talentiert. Haching hatte er verlassen, weil ihn ein Jahr in der Regionalliga weit entfernt hätte von den großen Zielen, die er verfolgt. Mit seinem Wechsel zum Bundesligisten richtete er eine Internet-Homepage ein, auf der er die Fans über fußballerische Großtaten unterrichten wollte, stattdessen konnte er monatelang bloß von der Wohnungssuche erzählen und davon, welchen Umzugskarton er gerade ausgepackt hatte.

Der Rest: Trainieren und warten. Frustrierend. Tremmel wurde als Nachtschwärmer erwischt, kam zu spät zum Training, Trainer Ralf Rangnick ermahnte ihn mehrfach. "Ich habe daraus gelernt und alles in die richtigen Bahnen gelenkt", sagt Tremmel, von dessen Fähigkeiten Rangnick schließlich trotz aller Nebengeräusche überzeugt war.

Am 17. Spieltag, Hannover hatte viermal in Folge verloren, erhielt er die Bewährungschance. Tremmel: "Es war das schwerste Spiel meiner Karriere, es hätte so viel schief gehen können." Nichts ging schief. 0:0 gegen Bielefeld - das Fazit des Torwarts: "Kein Gegentor, kein Fehler." Rangnick sah es genauso. Das Ende der Ära Sievers.

Die Nationalelf im Hinterkopf

Zeit für neue Ziele. Kurzfristig: "Klasse halten." Mittelfristig: "Uefa-Cup mit Hannover - in zwei, drei Jahren realistisch." Und langfristig: "Bei der WM 2006 bin ich 27. . . aber reeller stehen die Chancen danach. Man sollte sowas immer im Kopf haben, träumen darf man." Wo doch das Primärziel gut geklappt hat: Tremmel fühlt sich mittlerweile voll akzeptiert von den Kollegen. Seine Kommandos werden anerkannt ("das ist keine Frage des Alters, sondern der Leistung"), der Stammplatz ist gefestigt. "Und nach Sievers ruft keiner mehr im Stadion."

ANDREAS WERNER

Mal gucken, vielleicht hält er sich ja heute ganz tapfer unser Tremmel

Zurzeit dürfte der Keeper sowieso nervlich angeschlagen sein: bei beiden Toren der Bayern sah er nicht gut aus.

Also wir sollten nicht auf Tremmel draufhauen,auf der anderen Seite stand der Welttorwart Kahn im Tor und der war auf keinen Fall besser als Tremmel.