......Denn mein Hass auf BS ist schlimmer als die Sympathie mit Pauli
Ich hab ein Problem, wer kann mir helfen????

Fußball: Der 18. Ball geht im Maisfeld verschütt

1300 Zuschauer machen Freundschaftsspiel zwischen FC St. Pauli und der SG Middels/Ardorf zum Volksfest / Regionalligist siegt 11:1

Gerhard Janssen hält seine Kamera aus dem schrägen Dachfenster des Vereinsheims in Richtung Sportplatz. „So viel Leute hat Middels noch nie gesehen“, will der Initiator des sportlichen Top-Ereignisses die Massen aus der Vogelperspektive im Bild festhalten. FC St. Pauli heißt der Magnet, der am Freitag Abend 1300 Menschen zum Fußball-Freundschaftsspiel anlockt. Gegner ist die SG Middels/Ardorf. Das Ergebnis: Nebensache. Der Form halber: die Hamburger gewinnen standesgemäß mit 11:1 Toren.

Dabei hat SG-Trainer Jakob Schulze so gehofft, nicht zweistellig zu verlieren. Aber egal. „Alle haben klar den Unterschied zwischen dem Kreisligisten und dem Regionalligisten gesehen. Dafür hat sich meine Mannschaft noch achtbar geschlagen“, sagt er, bedankt sich bei seinem Torhüter Andreas Fahle, dass die Niederlage nicht noch deutlicher ausgefallen ist und hakt die Partie aus sportlicher Sicht unter einer „sehr guten Konditionseinheit“ ab. Immerhin ist es für die SG das fünfte Testspiel innerhalb der vergangenen sechs Tage gewesen.

Von dem Erlebnis an sich aber wird in Middels wohl noch lange geredet. Obwohl der FC St. Pauli in Ostfriesland bei weitem nicht so viele Anhänger hat wie zum Beispiel der SV Werder Bremen und auch leistungsmäßig dem nicht Paroli bieten kann, ist das Team von Trainer Franz Gerber in seinem einmalig markanten, braun-weißen Dress ein Zugpferd. St. Pauli ist einfach kult.

Und nicht nur auf dem Dorf. Selbst in der Weltstadt Hamburg. Welcher andere Regionalligist kann schon stolz behaupten, mehr als 11 000 (in Worten: elftausend) Dauerkarten verkauft zu haben? „Das heißt, wir haben zu jedem Heimspiel so um die 14- bis 16 000 Zuschauer“, sagt St. Pauli-Präsident Corny Littmann ganz nüchtern.

Zahlen, von denen die Konkurrenz allenfalls träumen kann, wenn der Gegner St. Pauli heißt. Klar, so viele sind es in Middels dann doch nicht. Aber eine stattliche Kulisse und rührige Ausrichter vom TuS Middels sorgen für ein Volksfest. Angefangen von der Feuerwehr, die im Vorfeld für das Wässern des Rasens zuständig gewesen ist. Zum satten Grün hat es zwar nicht gereicht. An manchen Stellen ähnelt der Rasen eher der Trikotfarbe der Paulianer. Spielt aber keine Rolle.

Über die Fest- und Flüssignahrung-Verpflegungsstände bis hin zur Blaskapelle, die in der Halbzeitpause aufspielt.

Die Fans haben es sich rund um den Platz und auf den Wällen gemütlich gemacht und lassen den Abend einen netten Abend sein. Würde Platzsprecher, die Kickers-Emden-Stimme Gerd Krauledat, nicht bei jedem Tor auch den Spielstand ansagen, hätten sie wohl Schwierigkeiten beim Zählen bekommen. Aber ein Treffer ist auch schöner herausgespielt als der andere. Echt sehenswert.

SG Middels/Ardorf: Fahle, Böttger, Mackensen, Gerdes, Gregor, Peters, Knipper, Jakobs, Kopp, Zippel, Eden, Janssen, Veith, Eiben, Romanowski.

FC St. Pauli: Hollerieth, Brückner, Mayer, Sager, Mölzl, Ansorge, Uilacan, Albrecht, Hinzmann, Miletic, Musci, Dröge, Nascimento, Morena, Matthies, Hanke, Gärtner, Bobrowski, Kruse, Knezevic.

Tore: 0:1 Musci (1.), 0:2 Mölzl (3.), 0:3, 0:4, 0:5 Albrecht (24., 30., 33.), 0:6 Dröge (43.), 0:7 Hanke (55.), 0:8 Uilacan (60.), 0:9 Albrecht (68.), 0:10 Gärtner (79.), 0:11 Hanke (82.), 1:11 Eden (85.).

Zuschauer: 1300

Ein weltweit seltenes und geliebtes Phänomen

von Corny Littmann

Es gibt Hobbies und Leidenschaften. Und es gibt den FC St. Pauli. Ein einfacher Hamburger Fußballverein? Mitnichten! Unser FC St. Pauli ist ein einzigartiger Club mitten im Herzen unserer Stadt. Das heimatliche Millerntor-Stadion, direkt am Heiligengeistfeld, ist nicht das Schönste, hat aber die beste Lage zwischen Schanzenviertel und Reeperbahn. Fußball wird hier traditionell mit dem Herzen und außergewöhnlich viel Leidenschaft gespielt.

Die Mitglieder und Fans des FC St. Pauli sind so bunt und vielfältig wie der Stadtteil St. Pauli bei Nacht. Unser Verein ist eben ein echter Stadtteil-Fußballverein - ein selten gewordenes und deshalb auch bundes- und weltweit geliebtes Phänomen im deutschen Profifußball. Auch und gerade jetzt in der Regionalliga, die wir bald wieder in Richtung Bundesliga verlassen wollen.

Ein Besuch im Stadion am Millerntor, das ist für viele Hamburger mittlerweile weit mehr als das Erlebnis eines hautnahen Fußballspiels. Das ist Ekstase pur, wenn unsere Mannschaft das Tor trifft. Ekstase, die sich mit abnehmender Erfolgsfrequenz umso mehr steigert. Das ist die spontane Nähe, wenn man dem oder der zufällig Nächsten um den Hals fällt. Das ist das Erlebnis des kollektiven Stöhnens über eine vertane Chance - das kam in der Vergangenheit öfter vor. Das ist die Gänsehaut, wenn die höllischen Glocken zum Einlaufen der Mannschaften erklingen. Kommt immer vor. Das ist die seltene Geruchsmischung von Männerschweiß und Marihuana auf der Gegengerade. Kommt immer öfter vor.

Fußball am Millerntor - das ist der Bankdirektor, der zumindest für neunzig Minuten Punk sein darf. Oder sich wenigstens so fühlen. Da darf der Lude noch er selbst sein. Und die Friseuse endlich richtig kreischen. Da darf gereimt und gerufen werden, was das kreative Hirn hergibt. Alles, nur nix Braunes. Das ist die Farbe des Trikots. Mehr nicht.

Millerntor - das ist mehr als 90 Minuten das pralle Leben. Da bleibt der Nadelstreifen zu Hause im Schrank und statt Kontoauszügen gibt es kühles Astra satt. Und Dom und ein Hauch von Reeperbahn. Da öffnet sich für eine scheinbare Ewigkeit das Tor zur Welt.

Kurz und gut: Am Millerntor, beim FC St. Pauli, da muss der Hamburger endlich mal nicht Hamburger sein. Deshalb geht er hin.

Der Autor, Corny Littmann (50), ist seit dem 5. Dezember 2002 Präsident des Fußball-Regionalligisten FC St. Pauli.

FC St. Pauli: Weniger Heimspiele am Millerntor?

Sicherheit: Innenbehörde und Kiezclub bestätigen Diskussion um mehrere "Problemspiele".

Von Christian Pletz, Alexander Laux

Hamburg - Die Cluboberen des FC St. Pauli hoffen. In diesen Tagen entscheidet sich in Gesprächen mit der Innenbehörde, der Polizei und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB), ob der Regionalligaclub seinen Heimvorteil für das Regionalligaderby gegen den HSV am 26. August behält. Das Abendblatt erfuhr: Es geht sogar um mehrere Heimspiele. Aus Sicherheitsgründen wurde schon vor Wochen die Empfehlung ausgesprochen, mindestens vier "Problemspiele" nicht am Millerntor auszutragen: gegen Dresden, HSV, Essen (13.9.) und Braunschweig (22.11.). "Auf Grund diverser Erfahrungen gab es derartige Überlegungen", bestätigte Thomas Model, Pressesprecher der Innenbehörde. Auch St. Pauli sind diese Ideen nicht fremd. Stadionchef Sven Brux: "Ja, wir wissen davon."

Das Thema ist trotz des reibungslosen Ablaufes der Partie gegen Dresden noch nicht gänzlich abgehakt. Für das Spiel gegen Dynamo hatte es erheblicher Überzeugungsarbeit bedurft, um den Austragungsort Millerntor zu sichern. Nun sollen sich die positiven Berichte der anwesenden DFB-Sicherheitsinspektoren und der Polizei pro FC St. Pauli auswirken. "Wir gehen davon aus, dass wir alle Spiele am Millerntor austragen werden", sagt Vizepräsident Guntram Uhlig. Speziell für das Derby fügt Pressesprecher Christof Hawerkamp hinzu: "Für uns steht nur der Spielort Millerntor zur Diskussion, wir werden einer Verlegung nicht zustimmen."

Doch ganz so eindeutig ist die Sachlage noch nicht. Auch im Falle eines positiven Bescheides für das Derby - die definitive Entscheidung soll in dieser Woche fallen - wäre das kein Freibrief für künftige Partien. "Die Sicherheitslage wird immer wieder neu erörtert", so Model. Und ob die Innenbehörde in der Lage ist, mehrmals in der Saison 1287 Beamte als Sicherheitspersonal aufzubieten, ist mehr als fraglich.

Der DFB geht derzeit davon aus, dass St. Pauli noch nach einem Ausweichstadion für das Regionalligaderby sucht. Martin Spitzl aus der DFB-Abteilung Sicherheit: "Sollte ein Verein nicht in der Lage sein, ein Ausweichstadion zu finden, dann würde als letzte Möglichkeit das Heimrecht getauscht werden." Ein Umzug in die AOL-Arena kommt für St. Pauli aber schon finanziell nicht in Frage, weil der HSV neben hoher Miete auch 50 Prozent für die Verlegung eines neuen Rollrasens verlangt. Für den Fall einer Zwangsverlegung, die die Polizei anberaumen müsste, sind deshalb weiter Bremen, Hannover und Celle im Gespräch.

Vielleicht haben wir es gar nicht so weit:



Immer her damit!