Köln beendet Negativserie und ist in der Liga angekommen München/Köln - Als Schiedsrichter Kircher ams Samstag um 17.23 Uhr im RheinEnergie Stadion abpfiff, da fiel praktisch ganz Köln ein Stein vom Herzen. Denn mit dem 1:0 (0:0) gegen Borussia Dortmund hatte der Aufsteiger endlich, endlich seine fast viermonatige Durststrecke beendet.
Nach drei Niederlagen in der Bundesliga und insgesamt sieben Pflichtspielpleiten in Folge durften die Rheinländer wieder einen Sieg feiern, der zudem der erste im Oberhaus seit dem 3:2 in Cottbus am 4. Mai 2002 war.
"Das war ganz, ganz wichtig. Hätten wir das vierte Mal verloren, wäre es sehr, sehr schwierig geworden", freute sich FC-Trainer Friedhelm Funkel nach seinem 75. Sieg als Bundesligacoach.
Stimmung wie KarnevalDabei geben die nackten Zahlen nur ansatzweise die Bedeutung dieses Erfolgserlebnisses wieder. "Für den Kölner ist jedes Heimspiel wie Karneval", hatte Ex-Nationalspieler Toni Schumacher vor dem Spiel übertrieben. Doch nach dem Schlusspfiff war die Stimmung tatsächlich ähnlich wie in der fünften Jahreszeit, schließlich wäre bei einer weiteren Pleite auch Aschermittwoch gewesen.
Bei Spielern und Anhängern hatte sich nach dem Fehlstart die bange Frage eingeschlichen, ob Mannschaft und Trainer überhaupt erstligareif seien. Genau das hatten nämlich fast alle Kritiker verneint.
Exemplarisch dafür stand nach deren Ansicht die Person von Kapitän Dirk Lottner. Das Kölner Ur-Gestein habe seinen Leistungshöhepunkt überschritten und sei nicht in der Lage, das Team zum Klassenerhalt zu führen.
In der Anfangsphase schien sich dieses harte Urteil zu bewahrheiten, als eine Dortmunder Führung nur eine Frage der Zeit zu sein schien und Lottner kein Bein auf den Boden bekam.
Doch dann gab es Freistoß für den FC und Lottner scheiterte knapp an Weidenfeller. Den nächsten drosch der 31-Jährige aus rund 30 Metern an die Latte. Es kam, wie es kommen musste: Aller guten Dinge sind drei.
Trainingsarbeit belohntDen dritten Versuch zirkelte Lottner in der 57. Minute von der Strafraumgrenze unhaltbar in den Winkel - der Siegtreffer. "Wir hatten es endlich mal verdient, als Sieger vom Platz zu gehen", freute sich der Matchwinner.
"Und es ist natürlich schön, dass die ganze Trainingsarbeit, die ich in diese Freistöße lege, zuletzt belohnt wurde mit zwei schönen Toren."
"Für einen Zweitligaspieler gar nicht so schlecht"Und dann konnte sich Lottner eine Spitze gegen seine zahlreichen Kritiker nicht verkneifen, die seine Genugtuung deutlich zeigte. "Ich denke, dass das für einen etatmäßigen Zweitligaspieler gar nicht so schlecht ist", meinte er und fügte etwas ernster hinzu:
"Die ersten zwei Wochen haben doch sehr weh getan und deswegen bin ich umso erleichterter, dass ich das Ganze ein bisschen widerlegen konnte."
"90 Minuten Gras fressen"Der Sieg rechtfertigte nach Ansicht des Spielführers auch die auf Kampf und Einsatz ausgerichtete und daher ebenfalls heftig gescholtene Taktik von Friedhlem Funkel. "Wir sind nach den ersten vier Spielen alle ziemlich platt, aber nur so können wir Spiele gewinnen", meinte Lottner.
"Wir müssen 90 Minuten Gras fressen, hoch und runter rennen, um die spielerischen Defizite gegen solche scheinbar übermächtigen Gegner durch Einsatz wieder aufzufangen. Dann wird das auch so belohnt wie diesmal."
Zudem konnten sich die Kölner beim Gegner bedanken. Das einzig Konstante am BVB bleibt das Unkonstante. Nachdem das Star-Ensemble in der Anfangsphase leichtfertig die Führung vergeben hatte, fügten sie sich am Ende in die Niederlage.
BVB-Manager Meier sauerKeine Ideen im Spiel nach vorne, auch mit am Ende fünf Stürmern keine Torgefahr und kein Aufbäumen. Während Trainer Matthias Sammer keine Erklärung für die erste Saisonniederlage parat hatte, war Manager Michael Meier mächtig sauer über die Einstellung.
"Diese Vorstellung ist nicht zu entschuldigen. Man müsste zunächst mal an die Ehre der Spieler appelieren", sagte Meier. "Und wenn das nicht hilft, drakonisch dagegen vorgehen. Wenn die Siegermentalität nicht in den Köpfen ist, dann muss man sie eben reinprügeln."
Denn mit der Leistung von Köln droht dem selbsternannten Titelanwärter am Mittwoch gegen den FC Brügge (Hinspiel 1:2) das vorzeitige Aus in der Champions League und damit ein Millionenverlust.
Martin Volkmar