... und raus mit dem Rotstift
Kai1896 hatte ich es versprochen und ich hatte mir eigentlich dafür Zeit bis zum Saisonende erbeten …
… aber am heutigen und dem gestrigen Tage habe ich ein paar Stunden erübrigt, um mein Fazit zum Trainer Lienen, meinem diesbezüglichen Rückblick auf die vergangene und meinem Ausblick auf die kommende Saison darzulegen.
Ich bin überdies ohnehin der Auffassung, dass in dieser Spielzeit nichts Weltbewegendes mehr geschehen wird.
Vorweg ist zu sagen, dass mein persönliches Fazit in der Hauptsache auf eigenen Beobachtungen beruht, obwohl meine Einblicke in das tägliche Geschehen bei den Roten relativ gering sind.
Logischerweise bin auch ich in der Informationsgewinnung im Wesentlichen auf die örtlichen Medien angewiesen, allerdings nehme ich die Berichte in der Presse eher zur Kenntnis, anstatt sie zur eigenen Meinungsbildung zu nutzen.
Nach meiner Auffassung hat es Ewald Lienen von Beginn an sehr schwer in Hannover gehabt und er konnte die teilweise übersteigerten Erwartungen trotz dem ersten erreichten Etappenziel „Nichtabstieg“ bisher einfach nicht zur Zufriedenheit erfüllen.
Er löste mit Ralf Rangnick zudem einen Trainer ab, der aufgrund seiner vorherigen Erfolge und auch wegen seiner Art und Weise im Umgang mit den Fans und den Medien viele Freunde in Hannover gefunden hatte und dem eben diese Freunde den Klassenerhalt und einen kontinuierlichen Erfolgsweg auch durchaus zugetraut hatten.
Die Erfolgsquote von Ewald Lienen in den Spielen nach seinem Amtsantritt und auch die Ergebnisse in diesem Spieljahr sowie der Umstand, dass die Entwicklung auch unter dem neuen Trainer (erwartungsgemäß) nicht ohne sportliche Rückschläge vonstatten geht, bestätigt die Freunde dieser Theorie und lässt sie dann doch durchaus berechtigt zweifeln, ob es damalig wirklich die richtige Entscheidung der Vereinsführung war, Ralf Rangnick zu entlassen.
Was viele nicht wissen oder wahrhaben wollen … Rangnick war zum damaligen Zeitpunkt aufgrund der ungeordneten Verhältnisse im Verein und dem üblen Spiel der örtlichen Medien bereits arg gebeutelt und er war im Nachhinein vielleicht gar nicht so unglücklich über seine Entlassung, wie man vielleicht annehmen könnte.
Andernorts kann er nunmehr seine Kompetenz durchaus besser und auf höherem Niveau unter Beweis stellen und solche strukturellen Probleme innerhalb des Vereins, wie sie bei Hannover 96 immer noch vorherrschen, sind dort auch noch gänzlich unbekannt.
Unter diesen Problemen leidet aktuell und im Übrigen auch der Trainer Lienen, jedoch die Ursachen für diese teilweise amateurhaften Umstände sind gewiss nicht bei ihm und auch nicht unbedingt direkt bei der Presse zu suchen.
Von deren Seite werden diese Gegebenheiten nur für die eigenen Zwecke … also für die Auflage ausgenutzt.
Wie auch immer ... Ewald Lienen schaffte mit Hannover 96 den Klassenerhalt und konnte sich für diesen Erfolg mit Recht von den Fans feiern lassen.
Es war allerdings auch mit ihm eine Hänge- und Zitterpartie und die gesamte Saison sowie die Entlassung Rangnicks hatten überdies schon genug Nerven gekostet, weswegen der direkte Applaus für den Trainer auch aufgrund der kaum verbesserten sportlichen Leistungen eher verhalten bis spärlich ausfiel.
Das neue System, welches Ewald Lienen spielen ließ, sorgte zudem nicht gerade allseits für Begeisterung und gerade weil es fußballerisch nicht besonders attraktiv anzusehen war (es sei denn, man mag den „Catenaccio“), war der Erfolg von Beginn an die unbedingte Pflicht, um in Hannover Anerkennung und Akzeptanz zu ernten.
Die neue Saison begann unter diesem Aspekt katastrophal, die Ergebnisse und gezeigten Leistungen waren insgesamt kaum dazu geeignet, die kritischen Stimmen verstummen zu lassen.
In dieser Zeit trat eine Eigenschaft Lienens zu Tage, die er wohl seit ewigen Zeiten innehat und wahrscheinlich niemals so ganz verlieren wird … seine partielle Unfähigkeit im Umgang mit den Medien, insbesondere in „schwereren“ Zeiten.
Ewald wirkte oft beleidigt, fühlte sich offensichtlich unverstanden und reagierte entsprechend unsouverän auf Fragen der Journaille und ebenso auf die öffentliche Kritik, welche doch eben wegen der schlechten Ergebnisse durchaus nachzuvollziehen war.
Das Bild eines miesepetrigen und notorischen Besserwissers, welches nach meinem Bild und dem eigenen Erleben des Trainers mitnichten der tatsächlichen Realität entspricht, lässt sich hierdurch leicht erklären …
… das es für die Presse leicht zu überzeichnen ist und Lienen mit seinem Verhalten in der Öffentlichkeit selbst einen Grundstein dafür legte, ist dabei allerdings unübersehbar.
Auch das führte bereits bei dem nachgeholten Heimspiel gegen Bielefeld zu dem bekannten Stimmungstief und den ersten offenen bzw. laut wahrnehmbaren Unmutsäußerungen gegen den Trainer, der in der Wahrnehmung der Fans bis dahin alles andere als sympathisch dahergekommen war.
Für Ewald Lienen ist das alles keine unbekannte Situation, in Köln und Gladbach musste er bereits ähnliches Ertragen und gerade während seiner Zeit bei der Borrussia hatte er gegen einen Schreiberling und baldigen Intimfeind (ein gewisser Herr Tschoche) aus der Sportredaktion der örtlichen Bild-Zeitung zu kämpfen und verlor letztendlich gegen die Meinungsmache von dieser Seite.
Er hatte den Weg bereitet, hatte es seinen Gegnern im Verein zu leicht gemacht … sich sozusagen in der Defensive verdribbelt und den Ball abnehmen lassen, anstatt einfach mal erfrischend offensiv nach vorne zu spielen.
Eine Analogie der Ereignisse, die sich in Hannover fortzusetzen schien.
Doch an dieser Stelle trat die Überraschung ein, die an eine Weiterentwicklung des Trainers Lienens bezüglich seiner eigenen Persönlichkeit und in seiner Eigenschaft als Fußballlehrer glauben ließ.
Er vollzog den Sprung über den eigenen Schatten, warf den eigenen Grundsatz der defensiven Taktik über Bord und wagte es, den Rückgriff auf den Spieler in der Mannschaft durchzuführen, welcher zuvor bei ihm in Ungnade gefallen war, weil dieser sich selbst (zumindest etwas eher als andere Spieler) als ein Star in der Truppe versteht.
Mit dem Rücken zur Wand in Rostock hatte er eine Initialzündung veranlasst, die in den goldenen Oktober und einer fabelhaften Vorrunde mündete.
Auf einmal war alles gut, die hohen Erwartungen schienen gar über das Maß erfüllt und die Aussichten für die nahe Zukunft waren mehr als rosig.
Lienen genoss diese Zeit der Anerkennung sichtlich, Scherze mit den anwesenden und kurz zuvor noch ungeliebten Journalisten bei Trainingseinheiten und Pressekonferenzen sowie eine gewisse Entspanntheit in der Öffentlichkeit waren sichtliche Anzeichen dafür, dass Ewald Lienen in Hannover angekommen war.
Hatte mich die harsch vorgetragene Antwort des Trainers auf die Frage eines geschätzt fünfjährigen Kindes beim Training und vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Köln in der letzten Saison noch befremdet …
Kind : Herr Trainer, glauben sie, dass wir gegen Köln gewinnen ?
Lienen : Es ist nicht entscheidend was ich glaube, es ist entscheidend, was wir tun !
… war nun eine bislang unbekannte Lockerheit im Umgang mit den kleineren und auch größeren Gästen beim Training zu beobachten.
Nach der Winterpause war es dann allerdings schnell wieder vorbei mit dem Erfolg und die Gründe dafür sind sicherlich vielschichtig und gewiss nicht alleine am Trainer festzumachen.
Aber das ist wohl eher nie so, wenn Spiele verloren werden … unabhängig vom Namen des Trainers.
Es ist allerdings durchaus ein Rückfall „in die alten Zeiten“ zu erkennen gewesen, insbesondere was Taktik und die Aufstellung des Kaders anging, was m. E. enorm dazu beigetragen hat, dass nun der Erfolg wieder ausblieb.
Die negativen Ergebnisse, insbesondere in den Heimspielen, führten dann schnell dazu, dass sich auch die Laune des Trainers in der Öffentlichkeit schnell wieder verdunkelte.
Insbesondere auch, weil sein als Hochkaräter angekündigter und gegen Widerstände im Verein verpflichteter Wunschspieler die versprochene Leistung nicht abrufen konnte und ein anderer etablierter Spieler trotz sichtlicher Bemühungen, seine ihm zugedachte neue Rolle des defensiven Mittelstürmers zu erfüllen, zeitgleich öffentlich demontiert wurde.
Lienens Mann floppte auf der ganzen Linie und er selbst konnte dies augenscheinlich nicht eingestehen, sondern wirkte gegenteilig wieder verbissener und weitaus ungalanter in den Erklärungen zu den gezeigten Leistungen seiner Spieler, insbesondere wenn es um diese Neuverpflichtung ging.
Er brachte ihn zu schnell, nahm ihn dann nicht aus dem Blickfeld und geriet damit auch selbst wieder ins Kreuzfeuer.
Die Spielresultate und Leistungen der gesamten restlichen Mannschaft taten ihr Übriges.
Wieder wirkte es schnell, als wenn er unverstanden und als einziger Experte in der Stadt der nun wieder ungeliebten, weil kritischen, Öffentlichkeit erklären muss, wie Fußball überhaupt geht und darüber so genervt ist, wie als wenn er den Spielerfrauen die Abseitsregel erläutern müsste.
Eigentlich ist dies doch untypisch für einen Menschen, dem es selbst nicht fremd ist, sich einzumischen und Kritik an jeglichen Sachverhalten zu üben … so sollte man jedenfalls meinen.
Ich nehme aus guten Gründen an, dass dies grundsätzlich auch so ist und man mit Ewald Lienen ganz wunderbar offene und freundliche Gespräche oder Diskussionen führen kann, nur leider beherrscht er es nicht, die Bereitschaft dazu auch nach außen zu zeigen und weniger abweisend zu wirken.
Für sein Bild in der Öffentlichkeit hat dies fatale Folgen und das ist einer der wesentlichen Kritikpunkte am Trainer der Roten.
Der Vergleich mit anderen Trainern in der Liga muss an dieser Stelle erlaubt sein und würde jemals eine Liste der sympathisch wirkenden Trainer in der ersten Liga erstellt werden, Ewald Lienen wäre wohl auf den hintersten Plätzen zu finden.
Nun ist das sicherlich kein Kriterium um Fußballspiele erfolgreich zu gestalten, aber die Wirkungszeit eines Trainers bei seinem Verein richtet sich durchaus auch zu einem großen Teil nach seinem Grad an Beliebtheit in der Öffentlichkeit und dem Rückhalt bei den Fans.
Ich möchte aber nochmals heraushebend anmerken, dass ich Ewald Lienen in meinem persönlichen Erleben bei Trainingseinheiten der Roten insgesamt als durchaus angenehmen und offenen Menschen erlebt habe und es schade finde, dass es ihm nicht gelingt, sein eigentliches Wesen in die Öffentlichkeit zu transportieren.
Ein weiterer Kritikpunkt ist der, dass das Spiel der Mannschaft in der taktischen Ausrichtung wieder dem Fußball „vor Rostock“ gleicht und dabei auch noch entsprechend erfolglos praktiziert wird.
Das Spiel der Roten erscheint statisch, leicht auszurechnen und wenig variabel.
Der Gegner stellt sich auf 96 ein, anstatt das dies umgekehrt der Fall ist und die Spieler der Roten wirken dabei wie in einem Korsett, das ihnen nicht immer passt.
Ihre fußballerischen Möglichkeiten sind durch das taktische Konzept, dass im Wesentlichen auf Defensive und Kurzpassspiel beruht, eindeutig beschränkt.
Es ist eine Spielweise und Ausrichtung, in der die Räume sehr eng gehalten werden und in dem sich dadurch die offensiven Kräfte, insbesondere die Außenspieler, naturgemäß schwer tun, da sie nahezu immer ein Übergewicht an Gegenspielern / Verteidigern gegen sich haben und deswegen leichter zu kontrollieren sind.
Der öffnende Pass, ein schnelles Spiel nach vorne über wenige Stationen, überraschende Aktionen und das Spiel in die Breite und Tiefe des Raumes, eben das findet nicht oder kaum mehr statt.
Die Spieler, insbesondere schnelle Außenstürmer und –verteidiger mit individueller Klasse, die dann einen Strafraumspieler bedienen können, sind dabei doch vorhanden und die Spieleröffnung selbst ist wohl eine der größten Stärken von Krupnikovic und vermutlich auch von Sousa.
Ewald Lienen zieht es allerdings vor, sein defensives Konzept durchzusetzen, anstatt das System auch nach den vorhandenen individuellen Stärken einiger Schlüsselspieler oder Spielern, die so leicht in eine solche Rolle geraten könnten, auszurichten.
Manchmal scheint es mir, als wenn man beim Poker stets mit eher geringem Mut spielt und auch mal mit zwei Paaren aussteigt, weil von der anderen Seite schon zu Beginn der Einsatz erhöht wird.
Sicherlich ist es absolut nötig, auch die defensive Spielweise zu beherrschen und dass eine bedingungslose Offensive gegen spielstärkere Mannschaften mit herausragenden Einzelspielern auch zu Katastrophen und schweren Klatschen führen kann, mussten wir bereits schmerzlich erfahren.
Die Mischung, die Variabilität und „Nicht–Ausrechenbarkeit“ ist es, die m. E. erstrebenswert ist.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt … ein Satz, der mir als Beobachter der Auftritte meiner Roten in der letzten Zeit häufiger in den Sinn kommt und eine Art von Fußball charakterisiert, die ich in Hannover schwer vermisse.
Ewald Lienen und die Mannschaft von Hannover 96 haben mich und alle Kritiker dabei doch schon so positiv überrascht … leider jedoch nur in der Hinrunde dieser Saison.
Ein weiterer Punkt, welcher m. E. zu bemängeln wäre, ist der Umgang vom Trainer mit seinen einigen seiner Profis.
Dazu gehört m. E. nicht, dass er von seinen Profis anständige Fettwerte und professionelles Verhalten einfordert, da dies auch nach meiner Meinung durchaus als Selbstverständlichkeit von den Spielern verlangt werden kann und Vorraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist.
Es geht mir darum, dass solche Sachen, wie beispielsweise auch die Vergabe von Trikotnummern über den Trainer in die Öffentlichkeit gelangen oder dort von ihm sogar diskutiert werden.
Spieler wie Mathis, Sousa und Krupnikovic sind nun mal Typen, die eine besondere Behandlung benötigen. Mit solchen „Typen“ muss man auch umgehen können, will man sie zu Höchstleistungen bringen und das Potential dieser Spieler für die Mannschaft und den Verein nutzbar machen.
Es gibt nun mal Menschen, die man zu einer Leistungssteigerung bringen kann, wenn man ihnen das Gefühl gibt, dass sie ab und an ein wenig „gebauchpinselt“ werden und es gehört eindeutig zu der erfolgreichen Menschenführung eines leitenden Angestellten, die jeweiligen Charaktere seiner Untergebenen zu erkennen und entsprechend auf sie einzuwirken.
Eine Mannschaft aus elf „Altin Lala’s“ ist mit Sicherheit leicht trainierbar … aber aus solchen „ehrlichen Arbeitern“ wie Lala, Dabrowski oder Mertesacker, gemeinsam mit den Individualisten und schwierigeren Spielertypen wie beispielsweise Krupnikovic, Mathis, Sousa und auch Christiansen oder gar einem Jan Simak ein schlagkräftiges und erfolgreiches Team zu formen und in dieser Mischung die Spannung zu halten, um so den Erfolg zu bekommen …. dass ist die große Kunst und muss nach meiner Ansicht doch das Ziel eines Trainers sein.
Bei Ewald Lienen müssen sich die Profis hingegen stets nach ihm richten, es gibt anscheinend keine Kompromisse und wer aus der Reihe ausschert, ist schnell in der Ablage „Ungnade“ verschwunden. Es sind die ehrlichen Arbeiter, die gefragt sind … alles andere ist geringwertiger oder kaum gefragt.
Das dabei neben den ungenutzten spielerischen Qualitäten auch noch Kapital vernichtet wird, kann eigentlich nicht im Interesse des Vereins und damit auch nicht im Sinne seines sportlichen Leiters sein, aber Ewald Lienen ist an dieser Stelle – so scheint es mir jedenfalls -ein Gefangener seiner eigenen Prinzipien.
Rebelliert ein Spieler vielleicht auch nur unbewusst, passt er sich also nicht in der geforderten Weise an oder widerspricht gar offen in dieser Hinsicht, so findet er sich außerhalb der Mannschaft wieder, mit geringen Chancen auf eine Rückkehr ins Team und unabhängig seiner vorhandenen Qualitäten.
Dabei war doch gerade Ewald Lienen zu seiner Zeit als Spieler wohl einer der größten Verfechter des mündigen Profis und eigentlich müsste man doch erwarten können, dass ein Mann wie er seine Angestellten viel mehr beteiligt anstatt sie zu befehligen.
Ich bin außerdem der Meinung, dass ein leitender Angestellter sich auch stets weiterentwickeln müsste und Flexibilität beweisen sollte … bei Lienen vermisse ich eben dies, jedenfalls soweit ich das beurteilen kann.
Auch Reizpunkte und Neuerungen im Training sind mir nicht mehr so sehr aufgefallen, es wird hingegen intensiv das trainiert, was für den Konzeptfußball von Lienen notwendig ist …
… Kurzpassspiel auf engem Feld und das Defensivverhalten sind es, worauf gesteigerter Wert gelegt wird und welche somit hauptsächlicher Inhalt der Trainingseinheiten sind.
Routine ist jedoch der naturgemäße Feind von Kreativität und das Ergebnis dieses Umstandes ist nach meiner Auffassung aktuell zu beobachten.
Ich halte Ewald Lienen dennoch für einen fachlich überaus kompetenten Trainer und bei aller Kritik sollte nicht vergessen werden, dass ich hier über einen Spitzentrainer aus der ersten Fußballbundesliga referiere …
… leider kommt er mir zumindest teilweise in seinem Handeln zu festgefahren vor und das bewerte nicht nur ich nun mal nicht als besonders gut sondern als absolut kritikwürdig.
Er ist mit seinem Fußball somit auch weiterhin zum bedingungslosen Erfolg verdammt, denn Durststrecken dürften gerade in der weiteren Fanszene und dem Umfeld kaum noch toleriert werden … und dauert eine solche Zeit des Misserfolges zu lange an, ist das schnelle Ende von Lienens Wirken in Hannover eindeutig bereits heute absehbar.
An dieser Entwicklung ist Lienen jedoch selbst im hohen Maße beteiligt, die Gründe dafür habe ich versucht darzulegen.
Das derzeit eine Medienkampagne gegen den Trainer in Gang gesetzt worden ist, die Ewald Lienen in absolut infamer Weise diffamiert und seine Kompetenz teilweise auch unter Missachtung seiner persönlichen Würde untergräbt, ist selbstverständlich nicht seine Schuld und er ist schließlich auch nicht der erste Trainer in Hannover, der sich nahezu chancenlos gegen diese Willkür der geballten hannoverschen Printmedien erwehren muss.
Die Ursache hierfür sind höchstwahrscheinlich starke Differenzen im persönlichen zwischenmenschlichen Bereich, die Ewald Lienen mit einigen Vertretern dieser Medien hat bzw. hatte und bei denen die Spätfolgen der Auseinandersetzungen ihn nun wie einen Bumerang ereilen.
Da ich einen Großteil dieser Boulevardjournalisten aus dem persönlichen Erleben sowie insbesondere und in der Hauptsache nach dem Studium ihrer Artikel für charakterlose Arschlöcher halte, stehe ich an dieser Stelle uneingeschränkt auf der Seite des Trainers und zähle mich in dieser Hinsicht zu seinen bedingungslosen Verteidigern.
Das er darüber hinaus selbst aus dem Verein heraus immer wieder Steine in den Weg gelegt bekommt (vorzugsweise übrigens durch den Präsidenten, der gerne mit der oder über die Presse kommuniziert, um dann in Krisensitzungen Vernunft und professionelles Verhalten im Sinne und zum Wohle des Vereins Hannover 96 einzufordern), dürfte dem Trainer auch nicht gefallen und kaum zu einem eigenen angenehmen Arbeitsklima beitragen, dass im ohnehin schwierigen „Trainerfeld Hannover“ eigentlich Vorraussetzung sein müsste.
Streitereien in der eigenen Führungsebene mit dem verantwortlichen Manager tun da noch ihr Übriges.
Insgesamt sehe ich nahezu schwarz, was die kommende Saison in diesem Sinne angeht.
Zu hoffen bleibt nur, dass sportlicher Erfolg die m. E. bestehenden und massiven Probleme kaschieren wird und sie in den Hintergrund treten lässt, so dass die Presse nichts mehr zu melden hat, als Ergebnisse …
… und dies solange andauert, bis innerhalb des Vereines Strukturen und Verhältnisse geschaffen oder vorhanden sind, welche sich professioneller als die heutigen Begebenheiten darstellen und dem m. E. durchaus kompetenten Trainer sowie den weiteren sportlichen Verantwortlichen Ruhe für Kontinuität und stetigen Aufbau geben.
Diese Hoffnung ist allerdings verschwindend gering und das nicht nur, weil ich meine, dass auch Ewald Lienen hierzu Änderungen bei sich selber herbeiführen müsste.
Ich würde sehr gerne wissen wollen, wie Herr Lienen selbst darüber denkt und wie er seine Zukunft in Hannover sieht.
Ihm selbst wünsche ich am Ende, natürlich nicht ganz ohne Eigennutz, zunächst den schnellen Erfolg, den Mut zur erneuten Veränderung in seinem System und die Kraft, seine Kritiker anhand langfristiger positiver Leistungen überzeugen zu können.
Verlangen tue ich lediglich den Klassenerhalt und schnell erkennbare Umstände und Signale, die mich glauben machen können, dass dieser auch in der neuen Saison mit dem Trainer Lienen zu schaffen ist.
Dazu benötigt es keinen erneuten „goldenen Oktober“, aber etwas mehr als das, darf es dann insgesamt wiederum auch sein.