Die Mannschaft ist zerbrechlich“

Vor dem letzten Hinrundenspiel gegen Hannover 96 am Samstag zieht der Trainer von Bayer 04 Leverkusen, Michael Skibbe, Bilanz. Im Gespräch mit Kerstin Thesing erklärt er außerdem, was sich ändern muss, damit die Rückrunde besser läuft.
Frage: Herr Skibbe, in acht Spielen gab es unter Ihrer Leitung bisher sieben Punkte. Wie lautet Ihre Bilanz?

Skibbe: Ich bin natürlich enttäuscht und unzufrieden - nicht mit meiner Arbeit, aber mit den Ergebnissen.

Frage: Warum ist es offensichtlich so schwierig, mit dieser Mannschaft Erfolg zu haben?

Skibbe: Tja, das ist eine gute Frage. Ohne die Spieler in Schutz nehmen zu wollen: Es ist sicherlich nicht einfach, in vier Monaten unter drei verschiedenen Trainern zu trainieren. Ich habe eine hohe Bereitschaft und eine große Aufmerksamkeit bei der gemeinsamen Arbeit festgestellt. Auch die Entwicklung der Mannschaft ist positiv.

Frage: Trotzdem gab es in Ihrer Ägide nur einen Sieg.

Skibbe: Ich hatte gehofft, dass uns das 2:1 gegen den BVB in positives Fahrwasser bringen würde, aber das hat nicht geklappt. Dadurch sind die Spiele gegen den HSV und Hertha zu Entscheidungsspielen geworden. Und dann laufen die Hamburger, die sich eigentlich schon mit dem Unentschieden zufrieden gegeben hatten, einen Konter, . . .

Frage: . . . machen das Tor und Ihre Mannschaft bricht zusammen.

Skibbe: Sie erholt sich von diesen Dingen einfach nicht. Die Mannschaft ist gewillt, aber sie ist zerbrechlich . . .

Frage: . . . und gewinnt nicht.

Skibbe: Unser Problem ist, dass wir im Mittelfeld und im Angriff zu viele Situationen spielerisch lösen wollen. Wir sind einfach nicht robust genug in den Zweikämpfen.

Frage: Liegt das an mangelnder Athletik, also an einer fehlerhaften Vorbereitung im Sommer?

Skibbe: Meinem Vorgänger Klaus Augenthaler kann ich da keinen Vorwurf machen. Wir haben am Dienstag Ausdauertests gemacht, die Werte sind absolut in Ordnung.

Frage: Was also tun gegen die Zweikampfschwäche?

Skibbe: Man muss die Zusammenstellung der Mannschaft verändern, eine Kombination aus defensiver Stärke und spielerischem Element finden.

Frage: Hören Sie es deshalb ganz gerne, dass es zwischen Jens Nowotny und Bayer 04 offenbar eine Annäherung gibt und es sein könnte, dass Sie zur Rückrunde einen weiteren Innenverteidiger zur Verfügung haben?

Skibbe: Das ist nach wie vor eine Sache zwischen dem Verein und Jens, aber ich würde mich freuen, wenn sich diese Angelegenheit in Wohlgefallen auflösen würde. Jens trainiert gut. Man merkt ihm nicht an, dass er körperliche Probleme hatte. Nur die Spielpraxis fehlt ihm natürlich.

Frage: Würde es auch den bisweilen schwach spielenden Juan und Roque Junior gut tun, wenn sie sich ihrem Stammplatz in der Abwehr nicht zu sicher sein könnten?

Skibbe: Es ist grundsätzlich gut, wenn eine Mannschaft durch neue Spieler stärker wird. Das wird sie im Übrigen auch durch die Verpflichtung von Henrik Stenman und Michal Papadopoulus. Und Konkurrenz belebt das Geschäft. Würde er zurückkehren, wäre Jens Nowotny sicher eine Alternative zu Juan oder Roque, dafür hat er ja ewige Zeiten in der Nationalmannschaft gespielt. Er könnte der Mannschaft im defensiven Bereich mehr Stabilität verleihen.

Frage: Sportdirektor Rudi Völler hat Ihnen am Wochenende zwar gute Arbeit bescheinigt, allerdings auch festgestellt, dass Sie sich an Punkten messen lassen müssen. Spüren Sie schon Druck?

Skibbe: Ich gerate nicht momentan bei Bayer unter Druck, als Fußball-Trainer stehe ich ständig unter Druck.

Frage: Sie sind mit Ihrem Vorgesetzten Völler befreundet. Macht es das in Zeiten, wo die Ergebnisse nicht stimmen, einfacher oder schwerer?

Skibbe: Ich finde es einfacher, weil wir vorbehaltlos miteinander umgehen und ehrlich zueinander sind. Ich weiß, was der Rudi denkt und er weiß, was ich denke. Ich bin froh, dass ich ihn an meiner Seite weiß.

Weil er uns mit seinem Tor in der Liga gehalten hat.

Weil er Genie+Wahnsinn in loser Reihenfolge vereint