Eindrücke vom/beim Training Moderations-Bereich |
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El Filigrano
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 23.01.2007 17:11 |
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✝ Unvergessen |
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Registriert: 02.02.2003 11:22 Beiträge: 11154 Wohnort: Southside
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Sauber, Eule.
Den Beitrag werden wir wohl immer mal wieder hochziehen.
Um dann Vergleiche anstellen und hoffentlich einen Defizitabbau bejubeln zu können.
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Roter Bruder
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 23.01.2007 17:48 |
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Registriert: 14.11.2004 12:28 Beiträge: 8456 Wohnort: Hannover
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@Eule:
Zum wiederholten Male: vielen Dank. Du schließt mit Deinen Eindrücken vom Training eine Informationslücke. Jetzt aber nicht übermütig werden. 
_________________ "Da sprach der alte Häuptling der Indianer (respektive der indigenen Volksgruppe): wild ist der Westen, die Roten sind die Besten!" (frei nach Gus Backus, Ehren-Medizinmann vom Stamme der Roten Riesen).
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Alter96er
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 23.01.2007 18:30 |
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Registriert: 11.02.2005 11:55 Beiträge: 2489 Wohnort: Hannover
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@Eule und Bemeh: Da kommt man aus dem Urlaub und bekommt sogleich Eure Trainingseindrücke zu lesen. Jetzt weiß ich, was ich vermisst habe! Klasse!
Wenn unsere Roten so aus der Winterpause durchstarten wie Eule mit seinen Eindrücken vom Training, können die Werder-Spieler froh sein, wenn sie am kommenden Wochenende ein Pünktchen gegen uns entführen.
_________________ Half of the people can be part right all of the time. Some people can be all right part of the time. But all the people can´t be all right all of the time.
I think Lincoln said that.
I let you be in my dreams if I can be in yours.
I said that. (Dylan)
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octo2001
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 23.01.2007 23:10 |
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Registriert: 04.05.2006 15:27 Beiträge: 1931
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Eule hat geschrieben: Bemeh, toller Bericht! Wie sieht der Trainingsbetrieb unter Dieter Hecking aus? Wo liegen seine Schwerpunkte?...
Eule...danke Super!!!
Bin froh das Du so detailliert schreibst.
Es macht echt Laune Deine Berichte zu lesen.
Die eine oder andere Frage hätte ich aber doch noch an Dich. Da ich das Training bisher nur einmal besuchen konnte...noch unter Schjönberg...bevor DH kam.
Wie siehst Du die Fortschritte in der Mannschaft jetzt nach dem Urlaub?
Macht der eine oder andere einen besonders guten Eindruck?
Was machen die Spieler, wenn DH das Spiel unterbricht und den Jungs die Spielsituation erklärt bzw. verbessert??? Wie nehmen Sie das auf???
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Waltrud
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Betreff des Beitrags: Highlight Verfasst: 24.01.2007 00:08 |
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Registriert: 12.09.2004 20:37 Beiträge: 447
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Für mich sind Eule's Trainigsberichte DIE Highlights im Forum, DANKE!
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Picard96
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 24.01.2007 00:22 |
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Registriert: 07.06.2003 11:44 Beiträge: 11831 Wohnort: Südlich von Hannover
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chelsea hat geschrieben:
Armer armer Chelsea. Weil RR einfach ein guter Trainer ist. Der will was aufbauen, hat ein eigenes Konzept. Hat Spass an der arbeit. Deswegen.
Und an Eule:
Wirklich Klasse der Bericht. Danke schön !
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tauri
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 24.01.2007 03:21 |
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Registriert: 10.11.2005 01:19 Beiträge: 5178
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@ Eule: speichere am besten Deine Beiträge vor dem Absenden, damit keiner dieser Beiträge verlorengeht.  (dies als Kompliment zu verstehen)
Fast alles erscheint mir plausibel und gut beobachtet. Man kann diese Beobachtungen auch sicher ohne Probleme aus der Freizeit in den Beruf bzw. auf Amateurtraining hin verlängern, wenn man auch sonst mit Fußball zu tun hat.
Angesichts der dürftigen sonstigen Infos über Trainingsmaßnahmen, Stile, Übungen usw. muß man eben manchmal zur Selbsthilfe greifen.  Ich habe zwar ab und zu sehr lange Interviews von Trainern gefunden, z.B. ein superlanges Interview von Rangnick in der Weihnachts-TAZ vom 23.12.2006 - darin zieht er eine Art Fazit seines bisherigen Trainerlebens und stellt die Vermutung an, daß er der bisher einzige deutsche Bundestrainer ist, der alle Spielklassen trainiert hat, von der Bezirksliga bis zur Bundesliga, und darüber hinaus alle Alterstufen von der D-Jugend bis zur A-Jugend.
Aber abgesehen von solchen Interviews, nach denen man auch lange fahnden muß, gibt es aus meiner Sicht viel zu wenig fundiertes Material zum Training. Und der DFB erweckt bei mir oft einen etwas elitären Eindruck, wie er die Infos dazu verwaltet und in gewisser Weise auch nur elitär weitergibt. Außerdem scheint der DFB, was Trainer angeht, viel zu sehr auf verdiente Spieler zu setzen - und zu wenig auf Menschen, die selber nicht mindestens 200 Bundesliga-Partien und 50 Länderspiele absolviert haben.
Nun noch eine Anregung: es gibt aus meiner Sicht noch ein ganz großes Defizit bzw. dunkles Thema bei der ganzen Trainingsgeschichte, und dazu gibt es auch tausend Mißverständnisse: das ist der ganze mentale und psychische Bereich.
Hier scheint bei den Bundesliga-Trainern magisches Denken und althergebrachte Überzeugung immer noch sehr zu dominieren. Und es ist sehr unklar, was mental überhaupt geübt oder angestrebt wird. Neururer meinte ja mal, er mache den psychologischen Bereich alleine, und er sei ein so toller Psycho-Fuchs. Ich fand ihn aber gerade darin grottenschlecht, diesbezüglich vielleicht der schlechteste aller Bundesliga-Trainer der letzten zwei Jahre. Er hat so ziemlich immer den Gegner mehr motiviert als die eigenen Spieler mit seinen Sprüchen und Provokationen. Außerdem verstand er keinen Spaß bei sich selber - Stadionverweis gegen Schjönberg am Ende oder vorher die überzogene Kritik an Brdaric nach dessen Aussage, es sei für ihn als Stürmer besser, ein 4:4 als ein 1:0 zu erzielen (Brdaric sagte das in einer Talkshow!), wofür Neururer überhaupt kein Verständnis zeigte. Darüber brauchen wir nicht mehr reden.
Wie ist es hier mit anderen Trainern? Magath hat mal gesagt, er halte auch nicht viel von dem ganzen mentalen Quatsch, die wichtigsten Faktoren im psychischen Bereich seien immer noch die Angst und das Adrenalin, das freigesetzt werde, wenn es ernst würde (er meinte das frei von Ironie).
Anderswo scheint im mentalen Bereich sehr Seltsames gelaufen zu sein, so bei Schalke, wo sie in der Hinrunde den Psychoguru im Hintergrund gefeuert haben (Name habe ich gerade vergessen, war schon ein älterer Typ). Der hatte über alle Spieler sogar sehr persönliche Spielerprofile angelegt, u.a. mit sexuellen Vorlieben, vielen Temperamentsfragen usw. und mußte dann gehen, weil er in Ungnade gefallen war oder sich zuviel einmischte.
Rangnick scheint z.B. jemand zu sein, der das Mentale sehr hoch stellt. Er hat sich in Hoffenheim wieder die Dienste von Hans-Dieter Herrmann gesichert, der auch mit Klinsmann und dem WM-Team 2006 zusammengearbeitet hatte. Was Herrmann eigentlich genau macht oder welchen Ansatz er verfolgt, entzieht sich meiner Kenntnis. Das einzige, was ich mal in einem Interview von ihm hörte, war, daß er sich sehr auf die Konzentration bezogen hat - also ein kognitiver Ansatz, z.B. in den letzten 5 Minuten sollten die Spieler 100% unabgelenkt und fokussiert bleiben, und das könne und müsse man auch üben.
Rangnick arbeitet in Hoffenheim aber auch mit dem Ex-Hockeytrainer Bernhard Peters zusammen. Und Peters hat seinerseits offenbar einen ganz ausgeprägten Sinn für die mentalen Abläufe. In einer Fernsehsendung hat Peters (ich glaube, es war bei Kerner?) z.B. dargestellt, daß er überall die präzisen, konkreten Abläufe mehr üben würde, also die Übungen so weit wie möglich im Training üben lassen würde, wie sie auch im Spiel ablaufen, also 1:1 nachbilden und dabei auch Übungen in Teile zerlegen und automatisieren.
Das Thema drängt ja nun darauf, wie es mit solchen Ansätzen bei 96 aussieht. Ich habe hier in erster Linie den Eindruck (deckt sich mit anderen Berichten hier im Thread), daß Hecking sehr stark auf Konzentration setzt und ansonsten auf das Einlernen von flexiblen Automatismen - z.B. die Verschiebungen bei Ballbesitz und bei Ballverlust, womit er sofort bei Amtsübernahme begonnen hat. Das deckt sich übrigens erstaunlich mit der Herangehensweise bei Daum. Letztens hat bild.de mal die Taktiktafeln von Daum veröffentlicht, da ging es mit den Farben grün, rot und gelb oder so ähnlich hauptsächlich um das Verhalten bei Ballbesitz, bei Ballverlust und um das jeweilige Verschieben der Spieler, mal nach vorne, dann wieder dichtmachen nach hinten und kompakt stehen (daß die Kölner es bisher umsetzen, kann man allerdings nicht gerade sagen  )
Leider hat Hecking ansonsten wohl auch etwas "schwarze Pädagogik" drauf, das heißt er scheint auch teils auf Straf- und Drohreize zu setzen, z.B. bei seinen T-Shirts - wobei die ja jeweils von einem Spieler vergeben werden, also insofern noch die Zusatzgefahr, daß der Zusammenhalt etwas leiden könnte. Andererseits hatte Neururer viel drakonischere Strafen (Katalog).
Auch scheint Hecking ein Fan davon, manches möglichst geräuschlos zu verrichten. Mit der Presse scheint er es nicht gerade zu haben, und die mürrisch-verschlossene Art, mit der er sich den Weg durch die Fans bahnt, hat manchmal schon etwas leicht Abschreckendes. Inwiefern die Balance von Lockerheit und Ernst gegeben ist, weiß ich nicht genau, im Trainingslager in Jerez scheint es aber auch manchen Ulk gegeben zu haben. Auch Bremser macht tatsächlich einen recht guten Eindruck. Hecking und Bremser scheinen sich ja schon sechs Jahre lang zu kennen und zusammenzuarbeiten. Wenn die Spieler (zuletzt Enke und Tarnat) den Zusammenhalt und den Spaßfaktor im Team so loben, kann es ja bei 96 zurzeit nicht allzu sehr daneben liegen. -
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Eule
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 24.01.2007 10:15 |
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Registriert: 01.02.2006 18:55 Beiträge: 4445 Wohnort: Schwäbisch Gmünd
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tauri, aus Aachen ist überliefert, dass der Trainer Dieter Hecking auch vereinsfremde Experten in seine Trainingsarbeit eingebunden hat. Alleiniger Grund: Verbesserung der Fitness, wobei individuell auf die Spieler eingegangen wurde. In einem Interview hat Hecking mal betont, gerne mit einem großen Trainerstab arbeiten zu wollen, um noch intensiver und individueller auf die Fitness der Spieler Einfluss nehmen zu können. Ob er sich dabei von Klinsmann hat anstecken lassen, ist mir nicht bekannt. Was er auch von Klinsmann übernommen haben könnte: Seine Profis sind in Aachen und auch in Hannover aufgefordert worden, sich auch in der Freizeit mit ihrem Beruf zu beschäftigen. Wie auch immer, der Mann geht selbstbewusst und offen für Neuerungen an seine Trainerlaufbahn ran und verlässt sich nicht nur auf die reine Trainingslehre, wie sie in Köln an der Sporthochschule gelehrt wird.
Übrigens: Komplimente hört man gerne - aber bitte nicht übertreiben. Ich lasse halt keinen Trainingsplatz aus, wenn die Gelegenheit zum Besuch besteht. Da habe ich auch keine Prioritäten. Jedes Trainingsgelände hat mein Interesse, egal wo und wer da der Coach ist. Die Leidenschaft Fußball ist (für mich) nicht teilbar.
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Guus
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 24.01.2007 10:54 |
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Registriert: 18.07.2004 20:02 Beiträge: 9890 Wohnort: Wijchen/NL
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@Tauri:
Ganz interessanter Beitrag hast du da geschrieben. Gerne reagiere ich daruaf. Persönlich halte ich viel von Training im psychologischen Bereich des Profifußballs von heutzutage. Warum? Weil die Druck auf den Fußballspielern größer ist als zig Jahre her und weil Spiele immer mehr nach Details entschieden werden. Das ist übrigens auch der Grund das ich, genauso wie Eule, etwas verärgert bin, dass Standards nicht trainiert werden.
Trainer die sagen, dass sie nichts von Psychologie halten, reden in meinen Augen quatsch. Auch ein Felix Magath verwendet Psychologie wenn er mit seiner Mannschaft arbeitet. Zumindest muss er die Spieler motivieren und etwas wie eine Einheit aus den einzelnen Spielern der Mannschaft schmieden. Alleine deswegen trainiert auch er im psychologischen Bereich.
Auch im normalen Leben, wird Psychologischer Hilfe immer ein bißchen in der Ecke der schwarzen Magie gestellt, man geht nur zu einem Psychologen wenn man psychologisch am Boden liegt. Deshalb fand ich die Aussage von Robert Enke so interessant, wo er gesagt hat er brauche zur Zeit keine Hilfe für die Verarbeitung der Tod seiner Tochter, aber er stehe dafür offen, wenn er damit nicht klar komme.
Psychologie im Profifussball kann man, so entnehme ich den Beitrag von Tauri, auf ganz unterschiedlicher Art und Weise trainieren. Man kann Konzentration trainieren oder man kann einzelne Gespräche mit den Spielern führen.
Übrigens habe ich mal während den Olympischen Spielen 2000 ein Spiel der niederländischen Herren Hockeymannschaft gesehen. Das Spiel im Finale gegen Süd-Korea musste durch Elfmeterschießen entschieden werden. Auch die Hockeyspieler hatten einen Psychologen im Team. Er hat dem Torwart empfohlen jeder gegnerische Spieler, der einen Strafstoß nehmen sollte, einmal in die Augen zu schauen.
Der Torwart war so "nett" jeder gegnerische Spieler den Ball zu überhändigen und in die Augen zu schauen. Das hat dann zu mehrere verpassten Strafstößen bei den Süd-Koreaner geführt.
Übrigens ist mein Eindruck von den Trainingsberichten, dass Hecking nicht so der Trainer ist, der ganz viel Psychologie in seiner Arbeit einfliessen lässt. Das hat vielleicht auch mit seinem Hintergrund als Polizist zu tun.
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Eule
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 24.01.2007 11:39 |
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Registriert: 01.02.2006 18:55 Beiträge: 4445 Wohnort: Schwäbisch Gmünd
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Die T-Shirt-Angelegenheit und der öffentliche Umgang mit Troest könnte die Vermutung festigen, dass es dem Trainer Dieter Hecking schwer fällt, mit psychologischen Ansätzen gezielt umgehen zu können. Leider ist es uns nicht möglich, an Einzelgesprächen oder Mannschaftssitzungen teilzunehmen. Folglich ist es schwer, eine abschließende Wertung zu formulieren. Gemessen an den Zurufen im Training und der gezeigten Körpersprache bei Einzelgesprächen auf der MKA - habe ich eher eine positive Wahrnehmung. Allgemein in der Bundesliga, ist zu beobachten, wird das Thema Psychologie mit Unbehagen angegangen. Was in dieser Hinsicht bereits von Schaaf, Neururer und Magath in die Blöcke der Pressevertreter gelangte, macht nicht gerade einen guten Eindruck. Auf die Frage nach den Einsatzmöglichkeiten eines Psychologen, antworten diese Herren hochgradig abweisend und verletzt. Ich bin sicher, Dieter Hecking lässt es zumindest zu, sich mit dem Thema professionell zu beschäftigen.
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El Filigrano
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 24.01.2007 13:10 |
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✝ Unvergessen |
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Registriert: 02.02.2003 11:22 Beiträge: 11154 Wohnort: Southside
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tauri hat sehr zu Recht darauf hingewiesen, dass die Betreuung im „mentalen und psychischen Bereich“ in vielen Clubs unterbelichtet gefahren wird.
Das ist sicherlich nicht nur in Deutschland so, aber bei uns besonders ausgeprägt. Der oftmals irrationale Widerstand gegenüber Neuerungen ist ja auch auf anderen Feldern zu beobachten. Ich nenne mal ein paar Beispiele unterschiedlicher Reichweite und Tiefe.
o Taktik.
Der Rest der modernen Fußballwelt spielte schon jahrelang mit der Viererkette, da wurde bei uns noch immer wie zu Beckenbauers Zeiten mit Libero und Manndeckern gekrökelt. Als Erich Ribbeck – sicher kein Guru der Zunft, aber einer mit offenen Augen – versuchte, bei den Bayern auf die Kette umzustellen, hat er Prügel ohne Ende gekriegt. Der Boulevard, ehemalige Nationalspieler und sonstige Experten konnten sich kaum noch einkriegen vor lauter Schwadroniererei über Fahrradketten und ähnlichen Schwachsinn. (Dass eine Kette nicht isoliert gespielt werden kann, sondern entsprechende Änderungen im Mittelfeld und in der Offensivabteilung verlangt, ist eine Erkenntnis, die dann erst viel später und gaaanz langsam zu reifen begann.)
Ergebnis: In den 90ern hat die Musik woanders gespielt und der Nachwuchs wurde nicht auf der Höhe der Zeit ausgebildet.
Unterdessen hat die neue Trainergeneration dafür gesorgt, dass in Sachen Taktik wenigstens der Anschluss an die Weltspitze wieder gesucht wird. Auch bei den Fans sind das Verständnis und das Diskussionsniveau erheblich gestiegen. Obwohl es immer noch erstaunlich viele gibt, für die Taktik hauptsächlich aus Gras fressen und dicht machen besteht.
o Einfluss des Trainers auf das Spielgeschehen.
Berti Vogts – auch der kein Guru – hat in seiner Leverkusener Zeit mitunter nicht auf der Bank, sondern auf der Tribüne Platz genommen. Begründung: Von oben siehst Du mehr und kannst entsprechend reagieren. Natürlich wurde Vogts keine Zeit eingeräumt, die Sache mal vernünftig auszuprobieren und zu variieren. Jeder Punktverlust wurde ihm zugerechnet, da der Kontakt zur Mannschaft gefehlt habe.
(Man muss wirklich nicht alles imitieren, was da in den USA zelebriert wird. Es gibt allerdings jede Menge gute Gründe dafür, dass beispielsweise die NFL-Coaches ständig in Verbindung mit professionellen Tribünentrainern stehen.)
o Standards
Zu den Freistößen in Tornähe hat es vor ein paar Jahren mal die Diskussion gegeben, warum denn eigentlich fast immer draufgeknallt werde und so selten einstudierte Aktionen zu sehen seien. Ein hochinteressanter Ansatz, denn trotz aller Freistoßspezialisten ist die Torquote ja nicht gerade berauschend. Irgendwie ist das dann alles wieder versandet und es wird munter weiter knapp drüber geschossen.
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Eule
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 24.01.2007 13:32 |
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Registriert: 01.02.2006 18:55 Beiträge: 4445 Wohnort: Schwäbisch Gmünd
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Der Trainings-Fred lebt. Ich bin begeistert! 
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Alter96er
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 24.01.2007 14:47 |
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Registriert: 11.02.2005 11:55 Beiträge: 2489 Wohnort: Hannover
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Eule hat geschrieben: Der Trainings-Fred lebt. Ich bin begeistert! 
Wer so sauber anspielt wie Bemeh, zuletzt tauri (sehr interessante Überlegungen!) und Du, muss sich nicht wundern, wenn dabei schöne Doppelpässe rauskommen.
Der Fred ist wirklich spannend.

_________________ Half of the people can be part right all of the time. Some people can be all right part of the time. But all the people can´t be all right all of the time.
I think Lincoln said that.
I let you be in my dreams if I can be in yours.
I said that. (Dylan)
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Picard96
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 24.01.2007 14:53 |
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Registriert: 07.06.2003 11:44 Beiträge: 11831 Wohnort: Südlich von Hannover
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Alter96er hat geschrieben: Der Fred ist wirklich spannend. 
Daher leider nicht zwischen der normalen Arbeit alles nachzulesen. Muss ich heute abend nochmal ran 
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derdavenstedter
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 24.01.2007 14:58 |
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Registriert: 26.04.2005 09:07 Beiträge: 1639
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ist zwar kein training, geht aber richtung pscho.
unter rangnick gabs regelmässige kinoveranstaltungen, grillfeste und weiss der geier.
von aussen hatte ich den eindruck, das das neben erfolgen auf dem platz auch zu einem geilen mannschaftsgefüge beigetragen hat.
sind solche gemeinsamen veranstaltungen überbewertet, gibts das in der regelmässigkeit bei anderen buligisten?
oder ist es doch nur mumpitz, der nix mit leistungsbereitschaft und einsatzwillen zu tun hat?
_________________ "Die fußballerische Intelligenz ist die Grundlage, um einen sportartspezifischen Intellekt aufzubauen." (Peter Grötaz Neururer)
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Discostu
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 24.01.2007 15:12 |
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Moderator |
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Registriert: 16.01.2003 21:01 Beiträge: 19845 Wohnort: Regionär Hannovers
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Es war ein schönes und präzises Passspiel (Kurzpass-Spiel konnte man aufgrund des Umfangs der Beiträge besten beim Willen nicht sagen  ) unserer eingespielten Viererkette El Filigrano - Guus - Tauri - Eule.
Danke dafür.
Interessante Aspekte gut erklärt. Weiter so!
_________________ „Kriminelle haben im Fußball nichts zu suchen!" ― Uli Hoeneß
Zuletzt geändert von Discostu am 24.01.2007 15:19, insgesamt 2-mal geändert.
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Guus
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 24.01.2007 15:15 |
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Registriert: 18.07.2004 20:02 Beiträge: 9890 Wohnort: Wijchen/NL
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derdavenstedter hat geschrieben: ist zwar kein training, geht aber richtung pscho.
unter rangnick gabs regelmässige kinoveranstaltungen, grillfeste und weiss der geier.
von aussen hatte ich den eindruck, das das neben erfolgen auf dem platz auch zu einem geilen mannschaftsgefüge beigetragen hat. sind solche gemeinsamen veranstaltungen überbewertet, gibts das in der regelmässigkeit bei anderen buligisten?
oder ist es doch nur mumpitz, der nix mit leistungsbereitschaft und einsatzwillen zu tun hat?
Die Era Rangnick war doch auch mit Kanonschüsse in der Kabine? Damals habe ich mich fast ausschließlich über HAZ und NP informiert und kannte noch nicht die insiderinfos aus dem Forum. Oder war das mal während des Schützenfestes?
Was du hier beschreibst, sind Versuche um Zusammenhalt in der Mannschaft zu schmieden. Das ist sicherlich auch wichtig, also kein Mummpitz. Die Trainingsberichte entnehme ich, dass Hecking auch ähnliche "Spielchen" macht.
@Eule
Du hast richtig verstanden, dass ich die Sache mit den Tunnelkönig-T-shirts als psychologisch nicht vom feinsten bewertet habe. Übrigens muss ich zur Entlastung des Trainers dazu schreiben, dass ich im Nachhinein irgendwo gelesen habe, dass dieser T-shirt Wettebewerb in Absprache mit der Mannschaft geschehen ist: Da hätte die Mannschaft die Gelegenheit gehabt "nein" zu sagen. Hat sie nicht gemacht, also haben die offenbar keine Probleme damit.
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Eule
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 24.01.2007 15:44 |
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Registriert: 01.02.2006 18:55 Beiträge: 4445 Wohnort: Schwäbisch Gmünd
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octo2001 hat geschrieben: ....
Die eine oder andere Frage hätte ich aber doch noch an Dich. Da ich das Training bisher nur einmal besuchen konnte...noch unter Schjönberg...bevor DH kam.
Wie siehst Du die Fortschritte in der Mannschaft jetzt nach dem Urlaub? Macht der eine oder andere einen besonders guten Eindruck? Was machen die Spieler, wenn DH das Spiel unterbricht und den Jungs die Spielsituation erklärt bzw. verbessert??? Wie nehmen Sie das auf???
Nach Jerez war ich noch nicht beim Training.
Wenn Hecking unterbricht, bekommt er hohe Aufmerksamkeit. Dieser Coach hat Anerkennung und Respekt im Spielerkreis, ohne Frage. Da gibt es keinen, der aus der Deckung heraus den Eindruck der Gleichgültigkeit vermittelt. Hecking ist sprachlich auf der Höhe und sehr direkt in der Ansage. Eine Aussage unter dem Gürtel - habe ich noch nicht vernommen.
Gemeinsame Kinobesuche und andere Veranstaltungen? Bei Auszeichnungen - wie jetzt bei der Sportlerwahl, darüber hinaus meines Wissens wohl eher nicht. Als Mentaltrainer, würde ich behaupten, kommt keiner - einschließlich Hecking - an Klopp, Daum und Rangnick ran.
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octo2001
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 24.01.2007 17:42 |
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Registriert: 04.05.2006 15:27 Beiträge: 1931
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Eule hat geschrieben: Nach Jerez war ich noch nicht beim Training.
Wenn Hecking unterbricht, bekommt er hohe Aufmerksamkeit. Dieser Coach hat Anerkennung und Respekt im Spielerkreis, ohne Frage. Da gibt es keinen, der aus der Deckung heraus den Eindruck der Gleichgültigkeit vermittelt. Hecking ist sprachlich auf der Höhe und sehr direkt in der Ansage. Eine Aussage unter dem Gürtel - habe ich noch nicht vernommen.
Gemeinsame Kinobesuche und andere Veranstaltungen? Bei Auszeichnungen - wie jetzt bei der Sportlerwahl, darüber hinaus meines Wissens wohl eher nicht. Als Mentaltrainer, würde ich behaupten, kommt keiner - einschließlich Hecking - an Klopp, Daum und Rangnick ran.
Danke Eule...
warte schon gespannt auf Deinen neuen Trainigsbesuch und Deinen Bericht 
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tauri
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 25.01.2007 03:17 |
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Registriert: 10.11.2005 01:19 Beiträge: 5178
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Wir können nun als 96-Fans sagen, daß wir in unserem Forum allmählich auch einen der deutschlandweit interessantesten Freds zum Thema Training drin haben.
Je genauer man sich mit dem Thema Training auseinandersetzt, desto mehr stößt man auf eine Vielfalt an Infos, die aber oft nur zufällig hier oder da zu finden sind. Bei Neururer z.B. hat mich das Auseinanderklaffen von Anspruch und Wirklichkeit eigentlich nach seinem Abgang am meisten interessiert. Ich glaube, Neururer hat so polarisiert, daß es auch schwer ist, ihm wirklich gerecht zu werden, und nach seinem Ausscheiden hat man (ich auch) ihn lieber geschmäht, als noch genau hinzusehen.
Aus seinem langen einstigen Interview mit der ZEIT (kann man recht schnell ergoogeln) geht z.B. hervor, daß er nach den meisten Bundesligaspielen nach eigener Aussage erst um halb sechs Uhr morgens schlafen ging (er sagt dabei so dahin, nach 15 Uhr 30-Spielen sei das bei ihm genauso wie nach Abendspielen) und er habe sich dann erst mal mehrfach das Video vom Spiel angesehen und dann noch Videos von allen anderen Spielen, soweit er sie bekommen konnte, und dabei hätte er sich Notizen über die hauptsächlich angewendeten Freistöße usw. des Gegners gemacht.
Jedenfalls stimmt es, daß er beim Morgentraining hier oft sehr übernächtigt aussah.
Es kann auch sein, daß wir unter Neururer deshalb wirklich so viele Standard-Tore geschossen hatten. Da er immer betont hat, er lese sehr viel über Fußball, Statistiken, Zeitungsberichte usw., er habe auch eine umfangreich geführte Spielerkartei, könnte ich mir das sogar vorstellen. Er äußerte auch Details wie z.B., daß er als Bochumer Trainer mal zu einem Stürmer gesagt habe, er solle den gegnerischen Torwart angehen, wenn der den Ball auf dem falschen Bein liegen habe. Genau das führte dann zu einem Bochumer Tor und zu einer folgenden Siegesserie.
Insofern ist Neururer wohl ein Trainertyp, der sich durchaus sehr auf Details einstellen konnte. Seine Versicherung, er hätte auch viel über Motivation und Arbeitspsychologie gelesen, verwundert da schon wieder mehr. Jedenfalls scheint er mit seiner impulsiven Art mental oft eher wie ein Elefant im Porzellanladen gewütet zu haben.
Insgesamt kam er mir etwas "unstrukturiert" vor, und so lief wohl auch das Training ab, mit Neigung, die Spieler ballern zu lassen oder wöchentlich das Spiel A gegen B durchführen zu lassen, allerdings plus regelmäßige Trainingsbesprechung (mit Standards?) meist Freitags original im Stadion. Genau erinnere ich mich noch an Maßnahmen von ihm auf der MKA wie "Drei Tore in einem Dreieck aufstellen, so daß man von außen drauf schießen kann", und die Spieler dann rundherum zum Draufschießen zu animieren. Schjönberg stand daneben und hat immer "gut, weiter" gerufen. Juric war am besten, sobald etwas zu lasch kam, hat er sich regelmäßig beschwert bei den Spielern ("das ist Training hier und nicht Freizeit" oder so ähnlich).
Der strukturierte Aufbau bei Hecking mit sehr gut definierten Spielformen, mehreren Kleinmannschaften, Ergänzungsspielern die eingreifen können usw., und mit Unterbrechungen, Wiederholungen usw., war dann von Anfang an ganz anders gestrickt. Hecking scheint dabei Spiel-Automatismen einüben zu wollen. Das ergibt auch vom Mentalen her Sinn, denn es bleibt dann mehr Kapazität für einen Spieler, die anderen Bewegungen der Spieler mitzubekommen. Angeregt durch diesen Fred hier habe ich dazu auch noch etwas weiter gegoogelt. Z.B. ein langes Interview mit Hans-Dieter Hermann. Dazu noch ein paar Eindrücke:
Das Schwierigste bei der ganzen mentalen Geschichte scheinen die vielen Vorurteile zu sein. So gerieten Spieler, sobald sie psychologische Hilfe annahmen, sofort in der Boulevard-Presse in den Ruf, irgendwie fertig zu sein oder Pflegefall. Kahn soll in einem Interview mal gesagt haben, bei Problemen würde er durchaus zu Hermann gehen. Prompt titelte die BILD am nächsten Tag riesig auf Seite 1: "Kahn zum Psychodoc?"
Man sieht, wie schnell sowas nach hinten los geht, deswegen wohl auch die Versicherungen vieler Spieler, sowas nicht nötig zu haben. Es wird öffentlich wohl auch wenig zwischen "Therapeut" einerseits und auf der anderen Seite mentalem Coaching (z.B. zur Konzentration) unterschieden. Außerdem tummeln sich auch viele unseriöse schwarze Schafe in der Branche. Diese sogenannten "Reiss-Profile", die Schalke verwendet hatten, kommen mir z.B. eher unseriös vor. Die Frage wäre, wie viel Spielraum eigentlich noch zur Leistungssteigerung besteht, wenn man mehr mentales Training anwenden würde.
Dies scheint umstritten. Beim Googeln dazu ist mir aufgefallen, daß die meisten Untersuchungen im Spannungsfeld Fußball und Psychologie nur sehr isolierte Aspekte untersuchen. So richtig vom Hocker gerissen hat mich kaum eine der Studien. Die Ergebnisse sind teils eher gegenläufig zur vorherigen Vermutung, z.B.: Heimvorteil oder nicht? (manches spricht eher gegen den Heimvorteil), Trainerentlassung erfolgreich oder nicht? (sieht so aus, als ob sich statistisch im Durchschnitt kein Effekt feststellen läßt, wenn man mit Mannschaften vergleicht, die am Trainer festhalten), Einwechslungen im Spiel mit Taktikveränderung bringen Erfolg? (offenbar im Durchschnitt nicht, eher im Gegenteil), Mannschaftszusammenhalt sehr wichtig? (wurde von Profispielern offenbar als weniger wichtig eingeschätzt als von Hobbyspielern), Kritik am Schiedsrichter gut oder schlecht? (solche Kritik half offenbar, damit an den Mitspielern weniger Kritik geäußert wurde), oder Aufmerksamkeit auf sich selber eher nützlich für Spieler oder nicht? (bin ich nicht ganz schlau draus geworden, manches sprach aber gegen zu viel Aufmerksamkeit).
Man sieht aus solchen Beispielen, wie viele Faktoren beim Fußball eine Rolle spielen. Manches spricht dafür, daß Mannschaften mit einem Trainer, der viel Wert auf Mentales gelegt hat, besonders erfolgreich sind. So richtig erforscht scheint das Thema aber noch nicht zu sein. Welche Rolle hier unser Hecking spielt, ist auch noch nicht ganz klar. So ein glühender Motivator wie Daum scheint er nicht zu sein. Wenn er auf die Eigenverantwortung der Spieler hinweist und diese fördert, dürfte das aber recht günstig sein. Klinsmann hatte ja einen ähnlichen Ansatz. Vieles ist hier nur mal angerissen und könnte man wahrscheinlich noch lange drüber handeln 
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