Poker um Fernsehrechte
Bekommt die Fußball-Bundesliga einen neuen Namen?
--------------------------------------------------------------------------------
veröffentlicht am 10.10.03 - 12:40
Schon bald könnte Premiere über die "Premiere Fußball-Bundesliga" berichten. Das würde die Münchner bestimmt freuen. Foto: Premiere
München (rpo). Die Fußball-Bundeliga ist schon seit längerem auf der Suche nach einem Namenssponsor. Jetzt könnte man fündig geworden sein. Demnach würden die 18 deutschen Top-Clubs bald in der "Premiere Fußball-Bundesliga" spielen.
Trotz der jüngsten Kritik von Ligachef Werner Hackmann ist im Rahmen der laufenden Vertragsverhandlungen ein entsprechendes Engagement des Pay-TV-Senders Premiere im Gespräch. Während dies nach Informationen des Sport-Informations-Dienstes (sid) in Fachkreisen für realistisch und meist auch für begrüßenswert gehalten wird, heißt es bei Premiere dazu offiziell nur "kein Kommentar". Ein Dementi hört sich anders an.
Das Szenario ist durchaus einleuchtend. Der Abo-Kanal, der per Option bis zum 31. Oktober seinen Vertrag mit der Rechte-Agentur Infront um zwei Jahre bis 2006 verlängern kann, möchte ab der kommenden Saison direkter Geschäftspartner der Deutschen Fußball Liga (DFL) werden, um so größeren Einfluss nehmen zu können.
Netzer müsste verzichten
Schon bald könnte die Sportschau über die "Premiere Fußball-Bundesliga" berichten. Das würde die ARD bestimmt nicht freuen. Foto: WDR
Dies geht aber nur, falls das Netzer-Unternehmen Infront, das zum 31. Dezember eine Option für zwei weitere Spielzeiten besitzt und derzeit 280 Millionen Euro zahlt, aussteigt. Die entstehende Finanzierungslücke der DFL von rund 20 Millionen Euro könnte Premiere mit einem Engagement als Namenssponsor ausgleichen - und womöglich sogar noch ein paar Euro drauflegen.
Die deutsche Eliteliga hieße fortan "Premiere Fußball-Bundesliga", der Geldgeber könnte im Logo auftauchen und damit auch auf sämtlichen Spielertrikots. Damit hätte Premiere-Geschäftsführer Georg Kofler, dessen Firma schon mit 145 Millionen Euro mehr als die Hälfte der jährlichen DFL-Einnahmen aus dem TV-Bereich überweist, wohl auch das aus seiner Sicht derzeit größte Ärgernis in Sachen Bundesliga endlich beseitigt.
Mangelnde "wahrgenommene Exklusivität"
Angesichts der ausführlichen Berichterstattung über das Comeback der ARD-Sportschau hatte sich der Senderchef zuletzt immer wieder über mangelnde "wahrgenommene Exklusivität" beklagt und hinzugefügt: "Für mehr Exklusivität sind wir willens und jetzt auch in der Lage, deutlich mehr zu bezahlen."
Die Vereine hören die neuesten Spekulationen mit Interesse. "Das ist ein mögliches Szenario", meint dazu Hertha-BSC-Präsident Bernd Schiphorst, als einstiger Ufa-Geschäftsführer ein Medienprofi und zudem Vorstand der renommierten Unternehmensberatung WMP: "Das Pay-TV ist mittlerweile der größte Geldgeber der Liga, und er wird noch wichtiger werden. Dem müssen wir Rechnung tragen."
Liga-Präsident und DFL-Aufsichtsratschef Hackmann, der zuletzt auf Konfrontationskurs zu Premiere gegangen war ("Wenn Herr Kofler nicht mitzieht, kann er ohne die Bundesliga den Laden nicht machen"), hält sich dagegen bedeckt und verweist auf den laufenden Vertrag mit Infront.
Jede Idee zur Geld-Gewinnung hilfreich
Sollte aber das Schweizer Unternehmen mit Sitz in Zug angesichts von vereinbarten Preissteigerungen auf 295 Millionen Euro in der kommenden und 300 Millionen Euro in der übernächsten Saison abspringen, dann muss sich auch die DFL Gedanken machen. Und dabei wäre sicherlich jede Idee zur Geld-Gewinnung hilfreich. Zumal die DFL seit Jahren nach einem Namenssponsor sucht, bisher aber noch keinen präsentieren konnte.
So scheiterte im Sommer ein Engagement des Mobilfunk-Anbieters Vodafone am Veto von Rekordmeister Bayern München, der mit Konkurrent Telekom verbandelt ist. Während neuerdings schon die Bundesliga-Schiedsrichter mit Werbung auf dem Ärmel auflaufen, gibt es aber nach Angaben von Hackmann derzeit in Sachen Namenssponsor keine neuerlichen Verhandlungen.
Zwar dürften die möglichen Zahlungen von Premiere unter den zuletzt im Raum stehenden 50 bis 80 Millionen Euro liegen und auch deutlich geringer sein als das Sponsorship von Barclaycard in England (angeblich rund 54 Millionen Euro), aber in Zeiten knapper Kassen gilt auch für die Bundesliga: Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.
Nur in einer Richtung wäre bei einem Engagement des Pay-TV-Senders Ärger programmiert. Damit ausgerechnet die öffentlich-rechtliche ARD als Erstverwerter im Free-TV die "Premiere Bundesliga" präsentiert, scheint noch viel Überzeugungsarbeit nötig.
http://www.bbv-net.de/public/article/mu ... a/tv/22851
Ein nicht ganz uninteressantes Thema, dem ich ähnlich "skeptisch" gegenüberstehe, wie der Umbennung von Stadien.