50+1: Den deutschen Fußball dem Kapitalmarkt öffnen? Moderations-Bereich |
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Kuhburger
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 08.12.2007 04:21 |
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@soccerfriend
Ich stimme Dir in Vielem grundsätzlich zu. Auch wenn es nicht unbedingt den Eindruck machte: Ich persönlich sehe die anstehende Entwicklung mindestens mit einem weinenden Auge... Zu meiner grundsätzlichen Einstellung erlaubt mir bitte einen kleinen Exkurs:
Als die Conti mitteilte, die Reifenproduktion in Hannover zu schliessen (Hintergrund: Standort dafür zu klein mit rund 340 Mitarbeitern - soll nach Rumänien verlagert werden, allerdings haben diese 340 Leute mit rund 20 Mio. € zum Konzerngewinn beigetragen), sandte ich eine Email an die Conti des Inhalts, dass ich nie wieder Conti-Reifen kaufen und in meiner Kundschaft (ca. 4.500) entsprechende Negativwerbung machen würde. 2 Tagen später erhielt ich - ebenfalls per Email - eine aufgeregte Antwort eines Dr. Cajo Soundso, Referent für Öffentlichkeitsarbeit, mit dem Grundtenor "so dürfe ich das nicht sehen, Conti würde rund 2,5 Mill. in Deutschland und 2,5 Mill. im Ausland investieren, Arbeitsplätze schaffen" etc.- Ich sandte eine Email zurück: Unser Land, unsere Region, unsere Sozialversicherung finanziert sich aus dem Steueraufkommen der Menschen, die hier leben und arbeiten. Eine Auslagerung von Arbeitsplätzen, die zugegebenermaßen gutes Geld für Conti erwirtschaftet haben, sei in hohem Maße unmoralisch und für das Gemeinwesen schädlich. Und überhaupt könne die Konzernspitze samt Familien dann ja ebenfalls nach Rumänien übersiedeln und dort ihre Kinder ausbilden lassen... Ferner wäre ich nicht bereit mit 240 auf deutschen ABs mit rumänischen Reifen zu fahren... Darauf kam keine Antwort mehr... - Die Conti ist in meinen Augen ein unmoralisch geführtes Unternehmen (zeigt sich auch dieser Tage wieder).
Was ich damit sagen will: Meine Mail hatte natürlich gar keinen Effekt. Wahrscheinlich haben sie auch nur 1 bis 100 Emails erhalten. Was wäre jedoch gewesen, wenn sie 100.000 bis 500.000 Mails erhalten hätten? Mails von Kunden, die sagen: Leute wir beobachten Euch. Wir werden euer Handeln mit Kaufen oder nicht Kaufen belohnen oder nicht belohnen!
Ich glaube also schon, dass der Kunde Macht hat. - Er muss sie allerdings auch anwenden!
Bezogen auf den Fußball haben wir doch eine recht merkwürdige Entwicklung. Der Fan soll zum Kunden umgewandelt werden. Dies ist hier schon häufig thematisiert worden. Viele Forummitglieder hassen die Bezeichnung Kunde, weil damit Vieles einfach weggewischt wird; - Herzblut, Leidenschaft und Gefühle, ehrenamtliche Tätigkeiten usw. soll plötzlich nix mehr wert sein? Alles nur noch Kunden? Genau. Aus Sicht der "Macher" ist es so am einfachsten. Alles was nicht berechenbar ist, sollte verschwinden und am liebsten durch Zahlen ersetzt werden. - Meine Meinung dazu: Das wird nicht funktionieren, weil Fußball im Kleinen wie im Großen genau davon lebt. - Und weil wir zu viele sind!
Der Vergleich mit Eishockey ist zwar interessant und lehrreich. Wir sollten das wissen. Aber Eishockey, sorry, ist in Deutschland und Europa nur eine Randsportart und keine Massenbewegung! Die Scorpions sind ja auch ursprünglich aus Mellendorf gekommen und so richtig aufgeregt hat sich dann keiner, als die verkauft wurden... Das wäre im Fußball sehr wohl anders, weil unmöglich, meine ich zumindest.
Auch könnte der DfB und die DFL dieses ganz einfach verhindern: Der Lizenzverkauf muss weiterhin untersagt sein. - So sind wir sicher, dass nicht irgendwann der FCB der Heimatclub im schönen Niedersachsenstadion wird.
Nun wissen alle, dass ich zu denjenigen gehöre, die eine "Globalisierung" (Sch***wort, hinter dem sich nur allzu zu oft ehrloses und unmoralisches, wirtschaftliches Handeln verbirgt) des Fußballs auch hier in Deutschland erwarten und dass ich davor eher weniger Angst habe. Warum eigentlich keine Angst? Ich habe keine Angst, weil ich überzeugt davon bin, dass der Fan als Kunde (sorry  ) Macht hat! Der Fan, die Fankultur, die Einschaltquote, ja auch wir hier im Forum und in den Foren der anderen Clubs sind das Ziel des Vermarktungszwecks oder besser: Wir bilden die Basis! Kein vernünftiges Unternehmen (*pling) wird seine Stammkundschaft vergraulen! Und da Fußball sehr viel mehr von Emotionen lebt als Reifen, bin ich guter Dinge, dass es nicht nur beim Schreiben von 1 bis 100 Emails bleibt, wenn hier etwas schief läuft. 
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Kuhburger
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 08.12.2007 04:33 |
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redfred hat geschrieben: Soccerfriend hat geschrieben: Aber vielleicht kannst du mir ja erklären, was Kind finanziell davon hat, wenn die 50+1 Regel kippt?
Möchte er lieber selbst alles zahlen und die Mehrheitsanteile übernehmen, damit er auch allein bestimmen kann oder möchte er seine Anteile an einen Investor verkaufen, um seine Schäfchen ins Trockene zu bekommen. Dann würden aber auch andere entscheiden. Dass er damit nicht gut leben kann, hat sein Rücktritt vom Rücktritt bewiesen. Ich glaube, das Kind wenn, nur wenig davon hat. Vielleicht verkauft er seine Anteile, wenn er denn welche besitzt. Das finde ich nicht unseriös. Ich glaube nicht, dass er der neue Mehrheitsanteilseigner wird. Belegen kann ich das nicht.
Vielleicht plant MK ja in allen seinen Filialen (sind es derzeit nicht über 700?) 96-Fanshops (so ähnlich wie Tschibo) einzurichten. Da wäre die Entwicklung der Marke 96 sicher sehr hilfreich... 
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redfred
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 08.12.2007 14:18 |
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Registriert: 08.09.2006 19:01 Beiträge: 2003
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Kuhburger hat geschrieben: redfred hat geschrieben: Soccerfriend hat geschrieben: Aber vielleicht kannst du mir ja erklären, was Kind finanziell davon hat, wenn die 50+1 Regel kippt?
Möchte er lieber selbst alles zahlen und die Mehrheitsanteile übernehmen, damit er auch allein bestimmen kann oder möchte er seine Anteile an einen Investor verkaufen, um seine Schäfchen ins Trockene zu bekommen. Dann würden aber auch andere entscheiden. Dass er damit nicht gut leben kann, hat sein Rücktritt vom Rücktritt bewiesen. Ich glaube, das Kind wenn, nur wenig davon hat. Vielleicht verkauft er seine Anteile, wenn er denn welche besitzt. Das finde ich nicht unseriös. Ich glaube nicht, dass er der neue Mehrheitsanteilseigner wird. Belegen kann ich das nicht. Vielleicht plant MK ja in allen seinen Filialen (sind es derzeit nicht über 700?) 96-Fanshops (so ähnlich wie Tschibo) einzurichten. Da wäre die Entwicklung der Marke 96 sicher sehr hilfreich... 
Und in jedem Hörgerät wird alle volle Stunde das 96 Lied gespielt. Abschalten geht nur bei Dauerkartenkauf. Kinds neuster Guerillamarketing-Coup. 
_________________ Von Hoffenheim/Stuttgart lernen, heißt siegen lernen.
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Kuhburger
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 08.12.2007 19:09 |
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Schneppe
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 10.12.2007 13:29 |
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Registriert: 14.03.2007 10:42 Beiträge: 49 Wohnort: Kgr. Hannover
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Kuhburger hat geschrieben: Nun wissen alle, dass ich zu denjenigen gehöre, die eine "Globalisierung" (Sch***wort, hinter dem sich nur allzu zu oft ehrloses und unmoralisches, wirtschaftliches Handeln verbirgt) des Fußballs auch hier in Deutschland erwarten und dass ich davor eher weniger Angst habe. Warum eigentlich keine Angst? Ich habe keine Angst, weil ich überzeugt davon bin, dass der Fan als Kunde (sorry  ) Macht hat! Der Fan, die Fankultur, die Einschaltquote, ja auch wir hier im Forum und in den Foren der anderen Clubs sind das Ziel des Vermarktungszwecks oder besser: Wir bilden die Basis! Kein vernünftiges Unternehmen (*pling) wird seine Stammkundschaft vergraulen! Und da Fußball sehr viel mehr von Emotionen lebt als Reifen, bin ich guter Dinge, dass es nicht nur beim Schreiben von 1 bis 100 Emails bleibt, wenn hier etwas schief läuft. 
Wenn man diese Treuesten der Treuen ersetzen kann, vielleicht gar durch zahlungskräftigeres Publikum, wird man nicht gezwungen sein den altgedienten Fans irgendwie gerecht zu werden. Red Bull Salzburg sei mal als Beispiel genannt. Ein Gros der treuen Fans wurde vertrieben mit der Auslöschung der alten Austria-Tradition zu Gunsten des Red Bull Marketings und das Stadion ist trotzdem gut gefüllt mit Kunden die genauso zahlen oder eben sogar tiefer in die Tasche greifen.
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Kuhburger
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 10.12.2007 20:51 |
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Verzeihung, Salzburg? Östereich? Ist das nicht die überlegene Ski-Nation? Wird dort Fußball gespielt? 
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Kuhburger
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 10.12.2007 20:56 |
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Und Gegenfrage: Stell' Dir mal vor ein Investor kauft Manu und macht den Laden dicht. Kannst Du Dir vorstellen, was dann passiert? Dasgleiche in Italien, Spanien? Das würde in diesen Ländern Bürgerkrieg bedeuten  In Deutschland vermutlich (Gott sei Dank) nicht. Aber marketingmäßig? Ein Desaster! Widerspricht jeglicher wirtschaftlicher (*pling) Vernunft. 
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Schneppe
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 11.12.2007 10:08 |
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Registriert: 14.03.2007 10:42 Beiträge: 49 Wohnort: Kgr. Hannover
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Warum sollte jemand für viel Geld etwas kaufen, um es dicht zu machen? Natürlich verstösst das gegen die Gesetze der Vernunft und wird nie passieren.
Ich sehe im Wesentlichen zwei Motive für ein Investment. Zum einen Mäzene die ihren Lieblingsverein gönnerhaft mit Geld vollpumpen und dabei auch das Sagen haben wollen und es deshalb nicht bei Sponsoring belassen und zum anderen an Rendite interessierte Investoren. Dubiose Geldwäscher oder sowas lassen wir mal außen vor.
Erstere könnten für den Fußball weniger gefährlich sein, wenn sie sich selbst als große Fans verstehen und eben nicht an Profit interessiert sind. Sollten diejenigen mal den Spaß verlieren, hinterlassen sie allerdings oft einen Scherbenhaufen.
Gattung zwei dagegen kommt schon gefährlicher daher. Jene werden den Weg gehen der die besten Erträge verspricht. Sollte ein Weg ohne die Wahrung der Interessen gewisser Altkunden (traditionsbewusste Fans) mehr Profit versprechen als der Weg der Traditionen wahrt und vermarktet, wird dieser auch gegangen.
Warum es nörgelnden Altkunden recht machen, wenn mein neues Konzept Tausende Neukunden verspricht?
Red Bull hätte in Salzburg auch Kompromisse eingehen können, aber man war daran nicht interessiert, weil man eigentlich nur die Bundesligalizenz wollte für sein Marketingtool. Auf die Vergangenheit des Vereins wurde geschissen (Gründungsdatum von 1933 auf 2005 geändert, Vereinshistorie von der Homepage gestrichen, Farben und Wappen gnadenlos ausgetauscht zu Gunsten der Red Bull Corporate Identity und den Namen natürlich sowieso in Red Bull geändert). Man hätte sicher irgendwo den Spagat zwischen Tradition und Moderne finden können, aber das wollte man gar nicht, unter anderem weil die klassischen Fans gar nicht ins Eventkonzept einer bunten Disko mit Animateuren, Lichtshows, Red Bull Bestellungen per SMS an den Sitzplatz, Live Musik und nebenbei noch etwas Fußball passten. Das Konzept dieser hippen Show in Kombination mit einer erfolgreichen Mannschaft zieht eben mehr Leute an (wenn auch wirklich nur Kunden, die sich schnell neue Trends suchen können) und passt viel besser als Konzept zu Red Bull wie klassische Fans in Kutte.
Hier wurde ein Verein ausgelöscht (aber nicht ersatzlos, was dein Post suggerieren will, um meine Darstellung ins Absurde zu führen)! Und ab Bayern oder Schalke abwärts steigt die Wahrscheinlichkeit eines solchen radikalen Modells an. Bei Vereinen in Großstädten die lange Erfolgsdurststrecken hinter sich haben ist dieses Modell sogar schon konkrete Gefahr (in Düsseldorf oder Leipzig stehen die Geier parat und warten nur auf das Kippen der Schutzmechanismen).
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redfred
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 11.12.2007 13:09 |
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Registriert: 08.09.2006 19:01 Beiträge: 2003
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Schneppe hat geschrieben: Bei Vereinen in Großstädten die lange Erfolgsdurststrecken hinter sich haben ist dieses Modell sogar schon konkrete Gefahr (in Düsseldorf oder Leipzig stehen die Geier parat und warten nur auf das Kippen der Schutzmechanismen).
Ich kann Deine Argumentation nicht nachvollziehen. Du weißt nicht, ob der Schutzmechanismus kippt, kennst keine evtl. neue Regelung, werkelst aber wie die anderen Schwarzmaler an dem Horrorszenario. Ich lasse mich gerne von Euch schelten, wenn das HZ eintreffen sollte, aber ich glaube nicht daran. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Kind so etwas will. Esliegt an der DFL und an den Vereinen Schutzmechanismen einzubauen. Und erst dann kann man, wenn es denn zutrifft, solche Meinungen wie Eure äußern.
@ An alle
Was ich bei der ganzen Diskussion vermisse ist, sind Gegenvorschläge. Man kann eine Meinung, wie die Eurige vertreten, aber dann solltet Ihr auch mal schreiben, wie Ihr Euch die Finanzierung des Vereins auf dem Weg in die internationalen Ränge vorstellt. Immer nur dagegen sein reicht nicht.
Oder glauben jetzt hier wieder einige, dass Sie sich rechtfertigen müssen? Ich denke, dass es zu einer Diskussionskultur gehört, wenn man Meinungen hinterfragt und sich austauscht.
_________________ Von Hoffenheim/Stuttgart lernen, heißt siegen lernen.
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redfred
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 11.12.2007 14:00 |
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Registriert: 08.09.2006 19:01 Beiträge: 2003
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Kuhburger hat geschrieben: Ich habe keine Angst, weil ich überzeugt davon bin, dass der Fan als Kunde (sorry  ) Macht hat! Der Fan, die Fankultur, die Einschaltquote, ja auch wir hier im Forum und in den Foren der anderen Clubs sind das Ziel des Vermarktungszwecks oder besser: Wir bilden die Basis! Kein vernünftiges Unternehmen (*pling) wird seine Stammkundschaft vergraulen! Und da Fußball sehr viel mehr von Emotionen lebt als Reifen, bin ich guter Dinge, dass es nicht nur beim Schreiben von 1 bis 100 Emails bleibt, wenn hier etwas schief läuft. 
Kuhburger, Dein Kommentar war sehr durchdacht. Trotzdem stimme ich Deiner Schlussfolgerung nicht zu.
Du hast Recht, der Kunde oder Fan hat oftmals die Macht, genauso nimmt er aber auch oftmals sein Recht nicht wahr. Zunächst müssen wir unterscheiden zwischen Fans und Kunden. Das die Fans der fortschreitenden Kommerzialisierzung nicht sehr positiv gegenüber stehen ist bekannt. Der Kunde / Eventzuschauer ist anders zu betrachten. Da zählt das Erlebnis im Stadion. Solche Spiele wie gegen Bremen werden die Zuschauerzahlen in die Höhe treiben. Dabei ist es natürlich auch wichtig, dass die Roten gewonnen haben, aber auch mit einem 3:3 wäre der Zuschauer aufgrund der Dramatik zufriedengewesen. Grottenkicks, die mit einem 1:0 enden, locken niemand hinter dem Ofen hervor, egal ob mit oder ohne Investor.
Der Kunde kommt wegen des Erlebnisfaktors und ist bereit für das Erlebnis zu zahlen. Wenn sich das Verhalten eines Investors in Grenzen hält und die Mannschaft Erfolg hat, stört das möglicherweise die Fans´, die Kunden sicher nicht. Sollte der Investor sein Engagement übertreiben, werden einige der Eventzuschauer möglichwerweise wegbleiben, aber werden das alle tun? Ich denke nicht. Der entscheidende Faktor bleibt das Stadionerlebnis.
Ich erinnere mich noch sehr genau, als das Stadion in AWD-Arena umgetauft wurde. Das ist auf wenig Gegenliebe gestoßen. Und heute? Es ist mir schon mehrmals passiert, dass mich Menschen verbessert haben, wenn ich gesasgt habe, dass ich ins Niedersachsen-Stadion gehe. Das Stadion heiße AWD-Arena. Zeit heilt alle Wunden.
Ich verweise auf den Wähler, der es in der Hand hat, seine eigene Regierung wählen kann. Wenn ich die Politkomiker vor Wahlen immer höre, der Souverän bestimmt die Regierung, dann glaube ich von mal zu mal mehr, dass ich mir gerade eine Satire-Sendung anschaue.
Die Macht des Kunden, der Fans, des Wählers halte ich in den meísten Fällen für eine Wunschvorstellung.
_________________ Von Hoffenheim/Stuttgart lernen, heißt siegen lernen.
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Schneppe
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 11.12.2007 14:05 |
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Registriert: 14.03.2007 10:42 Beiträge: 49 Wohnort: Kgr. Hannover
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Also ich finde etwaige Horrorszenarien kein Stück unrealistischer als die Traumszenarien die uns dank der Kapitalerhöhung bei Bewahrung aller Tradition dauerhaft zum Topclub werden lassen. Mit anderen Worten, ich halte beide Richtungen für realistisch, aber mir kommt die "dunkle Seite" zu kurz, so dass ich vermehrt auf die Gefahren hinweisen möchte.
Bisher ist die 50+1-Regel ein probater Schutzmechanismus, besser geht es eigentlich gar nicht und der soll schon mal fallen. Wenn nicht im Konsens, dann eben gerichtlich und ich frage mich ob neue Schutzmechanismen nicht das gleiche Schicksal ereilen kann.
Sinnig kann darüber aber erst diskutiert werden, wenn die Geschichte etwas mehr Gestalt angenommen hat. Ich habe bereits geschrieben, dass sobald neue Informationen bekannt werden, ich meine Meinung entsprechend hinterfrage und meine derzeitige Haltung auf dem derzeitigen Kenntnisstand fußt, der eben viel Spielraum in alle Richtungen lässt. Der eine malt nun seine Traumszenarien und der andere eben seine Horrorszenarien.
Die Modelle aus anderen Ländern schrecken mich jedenfalls ab und sie sind bisher der einzige brauchbare Maßstab, solange Deutschlands Funktionäre noch hinter verschlossenen Türen an ihrem alternativen Modell basteln.
Alternative Wege nach oben zeige ich gerne auf, aber die erfordern eben Geduld und professionelles Arbeiten in allen Bereichen. Wenn Geld wirklich alles wäre, könnte man die Tabelle jedes Jahr anhand der Etats voraussagen, aber so ist Fußball nun mal nicht (auch wenn arme Kirchenmäuse nicht drei mal hintereinander Meister werden dürften). Man kann auch ohne über 50% Veräußerung Etats sukzessive erhöhen und sich kontinuierlich verbessern. Hannover 96 hat es innerhalb von zehn Jahren aus der Regionalliga ins erste Drittel der Bundesliga geschafft (wohlwollend gemäß der derzeitigen Momentaufnahme) oder vorsichtiger formuliert zu einem etablierten Team der Bundesliga. Mit mehr Kapital als uns zur Verfügung stand, wäre das ganze vielleicht noch flotter gegangen, aber ich bin ein geduldiger Mensch. Mit herausragender Jugendarbeit, sehr gutem Scouting, kompetenter sportlicher Leitung und guter infrastruktur schafft man ein nachhaltiges Fundament für sportlichen Erfolg. Früchte dieser Arbeit wie die Teilnahme am internationalen Wettbewerb oder eben die bessere Tabellenplatzierung bedeuten auch mehr Einnahmen, die vernünftig investiert zur Konsolidierung und schließlich zur Weiterentwicklung beitragen. Der Verein wird attraktiver, lockt mehr Fans ins Stadion, erzielt bei den Sponsoren bessere Erträge und setzt generell mehr Geld um. Man kann ganz andere Kaliber von Spielern verpflichten und seine Topstars halten. In den Grundzügen sehe ich diese Entwicklung bereits bei uns.
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Soccerfriend
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 11.12.2007 14:21 |
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Registriert: 05.04.2006 11:23 Beiträge: 2253
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@ Schneppe. Sehr guter Beitrag! Der von dir beschriebene Weg ist auch der von mir favorisierte Weg, den 96 seit dem Wiederaufstieg ja auch kontinuierlich und erfolgreich gegangen ist. Das "Vorbild" Bremen zeigt ja auch, dass es gelingen kann.
Die meisten Vereine, die von Investoren übernommen wurden, sind übrigens nicht wirklich erfolgreich. Selbst das vielzitierte chelsea ist gemessen an der Investition von einer halben Milliarde € nicht erfolgreich genug, um eine solche Investition wirtschaflich zu rechtfertigen. Sollte die 50+1-Regel kippen und 96 von einem Investor übernommen werden, werde ich meine Konsequenz ziehen, da es keinen Sinn macht, Mitglied im FC Kind (oder Abramivitsch oder sonstwie zu sein). Ich bin mir sicher, dass die Identifikation der Fans mit Hannover 96 eher kurz als mittelfristig einbrechen würde.
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Kuhburger
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 11.12.2007 14:41 |
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Schneppe hat geschrieben: Hier wurde ein Verein ausgelöscht (aber nicht ersatzlos, was dein Post suggerieren will, um meine Darstellung ins Absurde zu führen)!
Sorry, ich wollte diesen Eindruck nicht erwecken. Ich respektiere Deine Meinung und halte sie auch für fundiert.
Aber vielleicht beschäftigen wir uns mal mit der Frage, wie ein Investor ein "return-of-investment" (Verzeihung für das Wort  ) hinbekommen könnte. Erinnert Ihr Euch an den Wechsel von Beckham zu Real? Ein Jahr später las ich, dass Real mehrere Millionen Beckham-Trikots in alle Welt verkauft hätte. Damals stellte ich eine Überschlagsrechnung an und kam zu dem Ergebnis, dass Real mindestens das doppelte der Transfersumme als Reingewinn eingestrichen haben muss! Das bitte schön wäre doch ein Feld für Investoren, dass hier bei den Roten noch ziemlich brach liegt. Und den Gewinn aus so einer Aktion gönne ich den Investoren ohne weiteres...
Mal angenommen jemand ruft bei Kind an und sagt: "Ich kaufe Euch Ronaldinho für sagen wir 50 Mio €. Das Gehalt zahlt ihr. Ich will dafür 3/4 vom Gewinn aus Vermarktung und die Transferrechte. Während der Vertragslaufzeit liegt die sportliche Entscheidung bei Euch (allerdings müßt ihr mir garantieren, dass Ronaldinho Stammspieler wird... gut, das könnte schwer werden  ). Ich garantiere, dass R. während des Vertrages unverkäuflich ist, damit ihr planen könnt oder falls doch Chelsea kommen sollte und 100 Mio. € bietet, kriegt ihr einen Anteil am Gewinn." - Was bitte wäre an so einem Deal falsch? Klar wir sind nicht Real. Von einem Deal dieser Größenordnung sind wir Lichtjahre entfernt. Ging mir ja auch nur darum, mal in groben Zügen ein Bild zu entwickeln... Meine aber, Geschäfte auf dieser Basis sind machbar. Und gegen solche Geschäfte habe ich gar nichts, wenn die sportliche Leitung weiterhin Herr über das Geschehen auf dem Platz ist!
Natürlich wird derzeit kein Investor auf die Idee kommen, ausgerechnet 96 als Plattform für so einen Deal zu wählen... Gerade hier sehe ich jedoch die Aussage von Kind angesiedelt: 96 als Marke entwickeln... - Ist doch klar, dass derzeit ausschließlich regionale Investoren in Frage kommen und selbst die dürften derzeit noch erhebliche Zweifel daran haben, dass ein Deal wie oben geschildert Ertrag verspricht.
Was wir bei unserer bisherigen Diskussion ausgeblendet haben, ist die Tatsache, dass es den Einfluss der reinen Zahlenmenschen bereits bei fast allen Vereinen gibt: Die Banken. Drehen die den Geldhahn im (sportlich) falschen Moment zu, kann ein Verein ganz schnell über die "Wupper gehen". Im Falle von Krediten gehören denen nämlich bereits grosse Teile des Vereinsvermögens; und das sind in der Regel Liegenschaften und Transferrechte an den Profis. Das Einwerben von Risikokapital kann den wünschenswerten Effekt haben, sich aus der Abhängigkeit von den Banken zu befreien. Die ist ein Aspekt, den wir keinesfalls ausser acht lassen sollten!
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marVin
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 11.12.2007 16:15 |
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Registriert: 28.08.2003 15:33 Beiträge: 5173
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Soccerfriend hat geschrieben: @ Schneppe. Sehr guter Beitrag! Der von dir beschriebene Weg ist auch der von mir favorisierte Weg, den 96 seit dem Wiederaufstieg ja auch kontinuierlich und erfolgreich gegangen ist. ...
Wobei es nicht einer gewissen Ironie entbehrt, dass ausgerechnet Ilja Kaenzig, dem Du einen Anteil an Deinem favorisierten Weg zuschreibst, mit seiner Gesellschaft jetzt ganz andere Ziele verfolgt:
Boutique Football GmbH
(Bezweckt die grenzüberschreitende Erbringung von Dienstleistungen im In- und Ausland in folgenden Bereichen: 1) Betreuung von Investoren beim Erwerb und Handel von Besitzrechten an Fussballklubs; 2) Strategische Beratung von Investoren und Besitzern im Fussball; 3) Betreuung von Investoren beim Erwerb und Handel mit fussballgeborenen Besitzrechten. Die Gesellschaft kann sich an anderen Gesellschaften des In- und Auslandes beteiligen, Zweigniederlassungen errichten, gleichartige oder verwandte Unternehmen erwerben oder sich mit solchen zusammenschliessen. Zudem kann sie Grundstücke erwerben oder weiter veräussern. Sie kann alle Geschäfte eingehen und Verträge abschliessen, welche direkt oder indirekt geeignet sind, den Zweck der Gesellschaft zu fördern, oder damit im Zusammenhang stehen. Quelle: http://www.moneyhouse.ch/
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Soccerfriend
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 12.12.2007 13:11 |
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Registriert: 05.04.2006 11:23 Beiträge: 2253
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marVin hat geschrieben: (...) Wobei es nicht einer gewissen Ironie entbehrt, dass ausgerechnet Ilja Kaenzig, dem Du einen Anteil an Deinem favorisierten Weg zuschreibst, mit seiner Gesellschaft jetzt ganz andere Ziele verfolgt: (...)
@ marvin. Auf diese Ironie habe ich vor einem Monat selbst schon hingewiesen ( Discostu hat meinen Beitrag in diesen thread geschoben, auf S. 3 : Zitat: Ironischerweise sind sich bezüglich der Zukunft der 50 + 1 -Regel die ehemaligen Kontrahenten Kind und Kaenzig einig. Denn Kaenzig steht ja schon mit seiner neu gegründeten Firma in den Startlöchern, die reiche Anleger und Fußballclubs zusammenbringen will. Da Kaenzig aber wahrscheinlich weder mit Bahlsen noch mit Conti aufwarten kann, dürfte die Ausbeute an Anlegern aus der Region finanziell nicht sehr tragfähig sein.
Lassen wir uns überraschen!
Es ist nicht so, dass ich alles, was Kaenzig tut, gutheißen würde. In dieser Sache wünsche ich ihm aus ganzem Herzen einen Mißerfolg!
Kaenzig ist ein kluger und strategisch denkender Kopf. Seine betriebswirtschaftlichen Qualitäten und sein Verhandlunsgeschick hat er auch hier bei 96 bewiesen. Hier waren seine Fähigkeiten nicht mehr erwünscht, also sucht er sich ein anderes Betätigungsfeld, wo er offensichtlich Erfolgschancen sieht.
Eine moralische Diskussion darüber würde allerdings zu schwersten Verwerfungen in diesem Forum führen, weil sich völlig ungeahnte Koalitionen ergeben würden. An der Stelle, wo ich in Opposition zu Kaenzigs Ansicht trete,ergibt sich ein inhaltlicher Schulterschluss mit seinen schärfsten Gegnern - wie Kind und redfred. Ist das nun Ironie der Geschichte?
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marVin
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 12.12.2007 13:30 |
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Registriert: 28.08.2003 15:33 Beiträge: 5173
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Es war wirklich nur ein kleiner Seitenknuffer meinerseits. Das du darauf bereits hingewiesen hast, ist mir durchgegangen.
Du weist ja wie ich zu Kaenzig und seiner Zeit bei uns stehe. Was er jetzt macht, passt meines Erachtens wie Ar sch auf Eimer.
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redfred
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 12.12.2007 13:33 |
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Registriert: 08.09.2006 19:01 Beiträge: 2003
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Soccerfriend hat geschrieben: Eine moralische Diskussion darüber würde allerdings zu schwersten Verwerfungen in diesem Forum führen, weil sich völlig ungeahnte Koalitionen ergeben würden. An der Stelle, wo ich in Opposition zu Kaenzigs Ansicht trete,ergibt sich ein inhaltlicher Schulterschluss mit seinen schärfsten Gegnern - wie Kind und redfred. Ist das nun Ironie der Geschichte?.
Es ist einen Schmunzler wert. Aber keinen Schmunzler über Dich, sondern mit Dir. 
_________________ Von Hoffenheim/Stuttgart lernen, heißt siegen lernen.
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Schneppe
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 13.12.2007 10:42 |
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Registriert: 14.03.2007 10:42 Beiträge: 49 Wohnort: Kgr. Hannover
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Interview mit Herrn Rauball zu den möglichen Reformen:
Link
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Alter96er
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 13.12.2007 11:57 |
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Registriert: 11.02.2005 11:55 Beiträge: 2489 Wohnort: Hannover
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Danke Schneppe. Sehr interessantes Interview.
Wir sind schon gut. Doch. Denn viele von Rauballs Aussagen wurden hier auch schon gebracht.
Und wir hier scheinen in gewissem Maße sogar repräsentativ. Denn nahezu alle hier vertretenen Strömungen sind auch in der Diskussion zwischen Vereinen und Verbandsgremien zu erwarten. Von der nahezu unüberwindlichen Verbandsbürokratie mal ganz zu schweigen.
Wir – und augenscheinlich auch Kind – wissen, dass es (vorerst) keine Mehrheiten für seinen Weg geben wird, weder in den Gremien unseres Vereins noch überregional. Den Ausgang der Publikumsbefragung während seines Interviews bei Moni Lierhaus im TV wusste er ja auch schon zutreffend vorherzusagen.
Der eingeschlagene Weg scheint mir indes ein vertretbarer Kompromiss. Bevor man einen Staudamm sprengt, sollte man ganz genau wissen, wohin das Wasser strömt. Schnell wieder aufbauen, das geht im Zweifel nicht mehr.
Dass sich deshalb über die Konsequenzen des Verhökerns gewachsener Vereinsstrukturen an Spekulativ-Investoren (Kind selbst hat eingeräumt, dass Fußballclubs Risikoinvestments sind) erstmal Fachjuristen und Wirtschaftsleute die Köppe zerbrechen müssen, liegt auf der Hand.
Es ist interessant, ob unser Kind aus berufenerem Munde als dem der Skeptiker unter uns gesagt bekommt, dass sein Traum von einem romantischen Kapital-Flüsschen um eine regionale Insel der Seligen im Zeitalter reißender globaler Kapitalströme ziemlich unrealistisch ist.
Fürs Erste werden die Clubs in Deutschland auch weiterhin selbst Ideen entwickeln müssen, wie sie auch mit - im Vergleich zu England, Spanien oder Italien - weniger Geld nach vorn gebracht werden können. Die Besseren sollen gewinnen – nicht immer nur die Reicheren.
_________________ Half of the people can be part right all of the time. Some people can be all right part of the time. But all the people can´t be all right all of the time.
I think Lincoln said that.
I let you be in my dreams if I can be in yours.
I said that. (Dylan)
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Kuhburger
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Betreff des Beitrags: Verfasst: 13.12.2007 14:04 |
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Alter96er hat geschrieben: Es ist interessant, ob unser Kind aus berufenerem Munde als dem der Skeptiker unter uns gesagt bekommt, dass sein Traum von einem romantischen Kapital-Flüsschen um eine regionale Insel der Seligen im Zeitalter reißender globaler Kapitalströme ziemlich unrealistisch ist. Fürs Erste werden die Clubs in Deutschland auch weiterhin selbst Ideen entwickeln müssen, wie sie auch mit - im Vergleich zu England, Spanien oder Italien - weniger Geld nach vorn gebracht werden können. Die Besseren sollen gewinnen – nicht immer nur die Reicheren.
Ein superschönes Bild - wie gemalt! Und dass ist keine Ironie; das meine ich wirklich.
Zum 2. Absatz des Zitats:
Das Dumme ist leider, dass derzeit die Reichen auch die Besseren sind. Und ich sehe nicht, wie man mit sportlicher Entwicklung diesen Rückstand aufholen kann, weil die Reichen im wieder "Nachrüsten" können... Allerdings sehe ich die bisherige Entwicklung von 96 durchaus auch als Gegenentwurf und da hat Alter96er ja durchaus Recht: Mit gutem Wirtschaften bei gleichzeitigem Vorantreiben der sportlichen Entwicklung, der ganz offensichtlich ein erfolgreiches Konzept zugrunde liegt, ist es gelungen, die Roten aus dem alljährlichen Abstiegskampf heraus zu führen und reichere Clubs (derzeit) hinter uns zu lassen. Das ist toll. Und wir sind alle sehr zufrieden damit. Doch die Fragen bleiben: Wie lange trägt das? Was pssiert, wenn wir plötzlich eine Verletztenmisere à la Werder ertragen müssen? Und wie befriedigt man zukünftig die steigenden Ansprüche der Kunden?
Ein romantisches Kapitalflüsschen - um im Bild zu bleiben  , kann dann doch sehr hilfreich sein...
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