interview aus der mopo:
Dieter Schatzschneider: "In Hamburg wildere ich am liebsten"
Ex-HSV- & 96-Profi Dieter Schatzschneider über sich als Scout, Ess-Lust und Bergmann.
VON SIMON BRAASCH, BUTTJE ROSENFELD
Der Mann wiegt 130 Kilogramm. Kaum zu glauben, dass Dieter Schatzschneider mal ein erfolgreicher Bundesligastürmer war, für den HSV, Schalke und Hannover immerhin 28 Tore in 96 Erstligaspielen schoss. Heute ist "Schatz" bei "96" sportlicher Berater von Präsident Martin Kind und Scout für Trainer Andreas Bergmann. Vorm Nordderby heute in der AWD-Arena sprach die MOPO am Sonntag mit dem 51-Jährigen.
MOPO am Sonntag: Sie sind ein echtes Schwergewicht. Was ist Ihre größte Schwäche?
Schatzschneider: Diese Scheiß-Süßigkeiten! Am liebsten esse ich Schokolade von Lindt. Kürzlich sah ich bei Vox im TV einen Bericht über einen Laden in Hamburg, in dem Schokolade, Pralinen und Kuchen quasi noch mit der Hand gemacht werden.
MOPO am Sonntag: Wollen Sie etwa erzählen, dass Sie anschließend von Hannover nach Hamburg gefahren sind?
Schatzschneider: Genau das! Ich habe im Internet die Adresse recherchiert und bin mit meiner Frau nach Hamburg gedüst.
MOPO am Sonntag: Und - hat es sich gelohnt?
Schatzschneider: Und wie, obwohl die Sachen schon sehr teuer waren. Trotzdem ein gutes Gefühl, wenn ein kleines Stückchen Schokolade, das einen oder zwei Euro kostet, auf der Zunge zergeht ...
MOPO am Sonntag: Haben Sie denn die Hamburg-Tour mit Spielerbeobachtungen verbunden?
Schatzschneider: Nein, ich bin in diesem Falle wirklich nur wegen der Süßigkeiten gefahren. Ansonsten bin ich oft in Hamburg. Da wildere ich gern (lacht), eigentlich sogar am liebsten, weil es dort viele tolle Talente gibt.
MOPO am Sonntag: Sie haben vor dieser Saison Altonas Benny Hoose und Bergedorfs Oliver Ioannou für die U23 geholt.
Schatzschneider: Richtig, das sind gute Jungs. Ich habe auch schon einen 16-Jährigen aus Niendorf geholt. Jetzt bin ich an einem Talent dran - wenn das klappt, werden sich in Hamburg viele ärgern.
MOPO am Sonntag: Haben Sie noch Kontakt zum HSV, für den Sie 1983/84 als Nachfolger von Horst Hrubesch 15 Tore machten?
Schatzschneider: Ich habe damals unter Ernst Happel übrigens nur 90 kg gewogen. Da dachten viele, die mich kannten, ich sei magersüchtig ... Ja, der Kontakt ist noch da, ich finde die Mannschaft unheimlich klasse. Wenn ich dort im Stadion bin, werde ich sehr niveauvoll behandelt.
MOPO am Sonntag: Wie läuft's aus Ihrer Sicht bei 96?
Schatzschneider: Mit den 15 Punkten müssen wir zufrieden sein, zumal uns mit Hanke, Forssell und Schlaudraff drei Top-Stürmer fehlen. Andi Bergmann macht bislang einen guten Job, er holt alles aus der Mannschaft raus. Die spielt zwar nicht immer den tollsten Fußball, aber haut sich richtig rein.
MOPO am Sonntag: Sind Sie eigentlich fest angestellt und verdienen so Ihr Geld?
Schatzschneider (lacht): Ich und fest angestellt? Das kommt nicht in Frage! Sicherheitsfanatiker geifern danach, ich nicht. Da gibt es zum Beispiel, das haben wir auch oft in der Politik mitbekommen, Probleme mit dem Dienstwagen. So was gehe ich aus dem Weg. Durch meine Fußball-Karriere habe ich eine große finanzielle Unabhängigkeit erlangt, hier bei mir geht's bloß um Spesen.
MOPO am Sonntag: Was also treibt Sie an?
Schatzschneider: Ich mache all das mit sehr viel Herzblut für Hannover. Und ich habe eine Vision: Ich möchte, dass dieser Klub auch mal um Platz fünf mitspielen kann. Wir haben das in der vergangenen Saison auch schon mal mit viel Geld versucht - und sind gescheitert. Nun probieren wir es auch mit Nachwuchsspielern, gucken da genauer hin, auch auf den Charakter.
MOPO am Sonntag: Was ist das Ziel dieser Saison?
Schatzschneider: Ich möchte nicht absteigen. Das darf einfach nicht passieren. Deshalb sage ich: Wenn wir einen Punkt gegen den HSV holen, ist das okay für uns. Siegen müssen wir gegen Gegner, die mit uns auf Augenhöhe sind.
http://www.mopo.de/2009/20091108/sport/ ... bsten.html