El Filigrano hat geschrieben:
Was haben Utz und Neururer gemein? Beide verdienen mehr Knete über Abfindungen als über reguläres Einkommen. Nee, nee, schon gut. Waaaar ein Wiihiitz. (Obwohl – EnBW, Solar Millenium, ohoh.)
Eigenartig, Soccerfriend, dass wir in Sachen Manager-Einschätzung hin und wieder zu unterschiedlichen Befunden kommen. Jedenfalls gibt es in der Republik – zurückhaltend formuliert – sehr unterschiedliche Auffassungen darüber, ob der Utz denn tatsächlich einen „guten Ruf als Sanierer“ genießt.
Unterstreichen möchte ich aber diesen Satz, da liegen wir auf einer Wellenlänge:
„Aber nicht jeder hochbegabte Schüler ist auch alltagstauglich!“
Edit
Hinweise zu Mythen-Utz beinhalten keinen Persilschein für Mythen-Martin.
Ach ElFi, warum wußte ich schon im Vorhinein, dass du einen Beitrag ungefähr dieses Inhalts schreiben würdest?
Vielleicht, weil ich deine Abneigung gegen leicht übergewichtige, etwas eitel und arrogant auftretende Managertypen kenne?
Nein, im Ernst, ich halte nichts von mainstream-Beurteilungen. Mir ist klar, dass Utz Claassen bei den meisten nicht sympathisch rüberkommt, weil er den Konflikt sucht und gerne aneckt - übrigens sehr häufig zum eigenen Schaden.
Die Vorwürfe gegen ihn sind mir bekannt. Insbesondere der, dass er die Situation der Unternehmen die er geführt hat, schlechtgerechnet hätte, um sich anschließend als Sanierer zu profilieren. Sorry, aber dieser Vorwurf bedient doch vor allem das Klischee der breiten Masse über den "bösen" Manager an sich.
Die Zahlen und die wirtschaftliche Situation der von ihm zuvor geführten Unternehmen sprechen jedenfalls für eine seriöse Arbeit.
stern.de vom 28. September 2007 hat geschrieben:
Trotz steigender Umsätze, wachsender Überschüsse und sinkender Schulden in seiner Amtszeit: Dass einige Anteilseigner mit dem selbstbewussten Sanierer und Ex-Unternehmensberater, Karriere- Überflieger und Buchautor ein Problem hatten, ist kein Geheimnis. Schließlich ist der Goldkettchenträger und Cola-light-Trinker immer wieder gerne angeeckt.
Auch ist es natürlich etwas naiv zu glauben, dass das Sanierungskonzept großer Firmen von einem Vorstandsvorsitzenden allein erarbeitet würde. In aller Regel arbeiten da viele Fachleute - vor allem Wirtschaftsprüfer - mit.
Dass man sich als Sanierer immer Feinde macht, weil man in der Regel auch Leute entlassen muss, Privilegien beschneiden muss und ganz allgemein "aufräumen" muss, liegt in der Natur der Sache. Claassens Problem scheint mir zu sein, dass er trotzdem "geliebt" sein will und viel zu sehr die Öffentlichkeit sucht. Auf Kritik reagiert er jedenfalls nicht souverän, sondern wie ein bockiges Kind. Deshalb geht er gern auch juristisch gegen negative Presseberichterstattung oder öffentliche Vorwürfe vor.
Einige Vorwürfe gegen ihn wegen angeblicher Bilanzfälschung und Untreue haben sogar die Staatsanwälte auf den Plan gelockt. Dass sämtliche Gerichtsverfahren gegen ihn eingestellt wurden bzw. auf Wunsch von Claassen sogar bis zum Ende durchgefochten wurden und mit Freisprüchen endeten, sollte dann aber auch erwähnt werden.
Dass Claassen bei seinen diversen Engagements reichlich Geld verdient hat, ist etwas, was ihn in keiner Weise von anderen Managern unterscheidet - von A wie Ackermann bis Z wie Zetsche. Ich möchte aber doch behaupten, dass 4 Jahre an der Spitze eines der vier größten deutschen Stromkonzerne eine größere Fähigkeit und Leistung erfordern als die eines Peter Neururer.
Kurz, über die Persönlichkeit kann ich nicht viel sagen. Über seine Leistungen als Manager konnte ihm bisher jedenfalls weder juristisch noch wirtschaftlich Unfähigkeit nachgewiesen werden. Das zählt für mich, wenn ich die beruflichen Leistungen und Fähigkeiten eines Managers beurteile. Das heißt aber nicht, dass ich Utz Claassen unkritisch sehe oder all seine inhaltlichen Positionen teile. Aber ich erkenne in ihm weder einen unfähigen noch einen besonders böswilligen Manager. Sein plötzlicher Ausstieg bei Solar Millenium lässt allerdings viele Fragen offen, auf der anderen Seite muss aber auch erklärt werden, wieso die Vorstände und der Aufsichtsrat eines mittelständischen Unternehmens wie Solar Millenium darauf kommen können, eine Art Antrittsprämie in Höhe von rund 9 Mio Euro an jemanden zu zahlen, der noch keine Leistungen für diese Firma erbracht hat. Dass da auch auf Seiten der Firma einiges im Argen liegt, ist daher nicht zu übersehen.
Beim Recherchieren zum Thema Claassen und enbw bin ich auf den Artiekl bei Stern. de vom September 2007 gestoßen, wo witzigerweise Claassen ans Pein gepinkelt werden soll, indem man ihm seinen "umstrittenen Vorschlag zum Klimapakt" vorhält. Wenn man bedenkt, dass dieser (zu recht!) umstrittene Klimapakt nun die offzielle Linie unserer schwarz-gelben Regierung ist, kann man Claassen fast prophetische Qualitäten zumessen.
stern.de vom 28.9.2007 hat geschrieben:
Und sein umstrittener Vorschlag für einen Klimapakt, wonach es bei längeren Laufzeiten für Atommeiler richtig viel Geld zur Weiterentwicklung erneuerbarer Energien geben sollte, stieß bei der Atomlobby wie bei Atomkraftgegnern auf Kritik.
http://www.stern.de/wirtschaft/news/unternehmen/enbw-chef-utz-claassen-stiller-abschied-vom-rambo-mit-goldkettchen-598745.htmlDass Claassen jetzt beim hochverschuldeten Fußballclub in Mallorca einsteigt, nährt zudem den Eindruck, dass Claasen sich auch beweisen will. Da er mit eigenem Geld eingestiegen ist, darf man auch ein gewisses Eigeninteresse an einer seriösen "Sanierung" dieses Clubs voraussetzen.
Im Übrigen erscheint mir dem "Mythen-Utz" kein positiv besetzter Mythos zugrunde zu liegen, weshalb die Hinweise darauf auch nur schwerlich als "Persilschein" tauglich wären.