Viele Anhänger haben 96-bezogen ja so ihre Rituale, Marotten und Standards.
Bei dem einen Fan ist es der Stammplatz, der andere zieht immer dieselbe Kutte an,
die er mit Senf besudelt, weil er zu seinen 3 Beruhigungsbieren immer ne' halbgare Bratwurscht zutzelt.
Manche trinken ihr Start-me-up-Bier in absoluter Stadionnähe, im Julian's,
viele laufen vor dem Spiel durch die Markthalle, oder jagen sich in der Klickmühle
schnell noch ein Pils in die Blutbahn - gut gezapft und oral - versteht sich ...
und manche lassen es spartanisch, nur bei dem reinen Kick bewenden.
Solche und ähnliche Macken kenne ich von mir auch, teilweise sind das lustige Klöpse,
die seit Jahrzehnten Bestand haben/hatten.
Ein hübsch-häßlich, von Omma selbst gestricktes 96-Sitzkissen,
hat mich weit über ein Jahrzehnt ins NDS begleitet und mir den Oarsch gewärmt ...
Dieses Teil hatte einen Reissverschluß, da hatte ich meine Dauerkarte drin,
manchmal auch die Tüte Fruchtbonbons,
die man zum halben Preis nach Spielschluß bekam, sorry ist ja längst bekannt.
Der Woll-Schal, Ton in Ton dazu, versteht sich.
Was diese beiden Teile so erlebt haben im Laufe der vielen Jahre.
... und die Bundesligakuriere habe ich akribisch gesammelt, ich wurde fast krank,
wenn mir ein Heft entging.
So weit, so gut, doch vor wenigen Wochen habe ich mir ein nie für mögliches no go,
eine absolute Frechheit erlaubt.
Vorausgegangen war wieder ein blutleerer Auswärtskick unserer Sorgenkinder,
und obwohl sich das Spiel noch in der ersten Halbzeit befand,
jedoch zunehmend zur körperlichen Qual wurde,
habe ich erstmalig, ja wirklich, die Konferenzschaltung gewählt,
obwohl meine Roten selber spielten.
Da bekommt man diese Sportart so geboten,
wie sie eigentlich gedacht ist und praktiziert werden soll.
Ok, es sind immer die Highlights zu besichtigen, aber bei diesen Kicks gibt es sie wenigstens.
Einen weiteren Vorteil hat die chose ebenfalls:
man sieht wie sich die Mitstreiter so anstellen - augenblicklich tun das viele Clubs
erheblich besser/erfolgreicher, als unsere Roten aus der norddeutschen Tiefebene.
Konferenzen bieten noch ein weiteres Plus:
man beugt einer gewissen Betriebsblindheit vor, soll heißen, der Vorwurf,
man schaue nicht über den Tellerrand, ist vom Tisch.
Leider bekommt man dort aktuell auch den deutlich besseren Sport geboten - isso!
Hoffentlich war diese Schalte ein einmaliger Ausrutscher.
Das könnte am kommenden Sonntag schon wieder korrigiert werden ...
denn grundsätzlich bleibe ich ein nur schwer zu erschütternder Optimist,
der 96-Krisen eher stoisch aussitzt - sonst hätte ich es längst am Magen.
Warum ich das jetzt und hier so episch lang erzähle?
Ich versuch' mit Nachdruck den 96-Blues zu bekämpfen, der mich tatsächlich
deutlich erfasst hat - ich glaub' es wirkt schon ...
und nach Hamburch, bin ich vielleicht schon übern Berg.
