ewiger96er hat geschrieben:
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Ich weiss nicht ob ich wirklich geschrieben habe das Support überflüssig ist, aber du suchst ja gerne. Zeig es mir mal. Dieser erzwungene Support von einer Gruppe mit einem Vortänzer mit Megaphone, das braucht die Welt nicht wirklich.
ewiger96er hat geschrieben:
Vielleicht ist es aber ganz einfach so das sich Teile "der Fanszene" völlig überschätzen was ihre Wichtigkeit für die Mannschaft bedeutet (vom Verein garnicht zu sprechen).
Man kann Fußball sogar komplett ohne Zuschauer spielen.
Und der Sinn und Zweck eines Vorsängers mit Megaphone hat sich mir ebenfalls noch nicht erschlossen.
Bitteschön, gern geschehen.
IQ1000 hat geschrieben:
Allerdings ist mir aufgefallen das du die berechtigten Einwände von Orange und anderen Usern gerne mit der gesamt Situation vermischt.
Orange hat z.b. geschrieben das er auf Fans die der Mannschaft den Kehlenschnitt als dank andeuten gerne verzichten kann ( geht mir im übrigen auch so).
Oder die eigenen Spieler zu beschimpfen und zu bedrohen oder sogar mit Raketen und Böllern zu bewerfen.
Das sind keine Fans für mich sonder ganz Primitive Randalierer.
Ich habe Null Verständnis für solche Besucher und von mir aus können die eher Heute als Morgen wegbleiben.
Ja, ich versuche die Geschehnisse in einen Kontext zu setzen. Dies ist notwendig um sie einzuordnen um nach Ursachen und Lösungen zu forschen.
An dieser Stelle muss ich wohl noch mal wiederholen, dass auch ich Drohszenarien gegenüber dem Team oder sonst wem, wie sie bei der Busankunft oder nach dem Hamburg Spiel ablehne und nach Wegen suche, dass solche Handlungen nicht mehr passieren.Genau diese Auswüchse sind das Ergebnis der total verfehlten Vereinspolitik, die die Vernünftigen verdrängt und sowie die Postion der Störer gestärkt hat, als auch weniger Gefestigte in dieses Lager drängt. Genau diesen Prozess habe ich im Vorfeld, und auch jetzt immer wieder angemahnt.
Ein Sicherheitskonzept, welches eine solche Entwicklung hervorruft, betrachte ich als falsch. Das ganze war absehbar, doch die mahnenden Stimmen der Kritiker fanden kein Gehör.Ich habe schon öfter vergebens nachgefragt, was sich denn euer Meinung verändert hat in diesem Abstiegskampf im Vergleich zu dem vor 4 Jahren? Die Situation war wesentlich brisanter und unsere Fanszene hat sich damals vergleichbar zur der von Bremen und Nürnberg heute verhalten. Das das heute anders ist, ist meiner Meinung nach nachweislich dem Paradigmenwechsel unser Vereinsführung zu zuschreiben. Wer eine andere Erklärung hat, darf mich gerne an dieser Stelle erleuchten.
Ebenso halte ich den Boykott für strategisch falsch, mit dem eigenen Selbstverständnis der Ultras nicht vereinbar und bei allem Verständnis gegenüber der Resignation vieler von ihnen, für eine Contraproduktive Maßnahme. Sollte sich die Gelegenheit ergeben, werde ich auch den Handelnden meine Krititik und Bedenken artikulieren, und versuchen gangbare Alternativen einzubringen. Dazu ist allerdings der direkte Kontakt mit Betroffenen unumgänglich und dieses Forum nun mal der falsche Ort.
Zu einer Lösung beitragen würde meiner Meinung nach:
1.) Eine Abkehr von der restriktiven und pauschalen Vereinspolitik gegen die eigene Fanszene. Sollten die Handelnden nicht in der Lage sein in diesem Punkt eine 180° Drehung hinzulegen haben sie in ihrer Funktion versagt und müssen ausgetauscht werden.
2.) Ein Zusammenrücken der vernünftigen Kräfte innerhalb der Fanszene. Sie müssen ihre Resignation überwinden und die Ideale, für die sie so viel investiert haben, gegen all die verteidigen, die auf ihren Rücken unlautere Ziele verfolgen. Sonst ist alles was sie in den letzten Jahren erreicht haben verloren.
3.) Ein Umfeld welches
konstruktiv an Punkt 1 + 2 mitwirkt. Der Vereinsführung muss klar signalisiert werden, dass man die von ihr praktizierte Rechtsbeugung und verfehlte Fanpolitik auch außerhalb der Kurve nicht akzeptiert.
Die aktive Fanszene muss ihre Verteidigungshaltung überwinden. Das geht am besten, wenn sie von wohlwollenden Außenstehenden Solidarität in ihren berechtigten Anliegen erfahren. Dann ist es auch viel leichter Kritik an den unberechtigten geltend zu machen.
Die Medien und Behörden könnten ebenfalls zumindest aufhören aus eigennützigen Motive die Eskalation weiter zu befeuern. Da wir als Fanfamilie von Hannover 96 darauf allerdings nur marginalen Einfluss haben, werde ich Punkte die dieses Feld betreffen aus meiner Aufzählung außen vor lassen.
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Ein kleiner OT Nachtrag zu den 80zigern.
Hier wurde ja nach dem Zusammenhang zwischen den Fememorden an Nils Krückeberg und Roger Bornemann und der hannoverschen Fanszene gefragt. Ersterer Fall wurde juristisch niemals abschliessend aufgeklärt, steht aber durch ein Notizbuch, welches der damals inhaftierte Neonazi und FAP Kader aus dem Umfeld Michael Kühnens Bernd Futter im Vorfeld seines eigenen Prozesses den Behörden zu spielte, im Kontext zu dem zweiten.
Dieses Indiz legte damals nahe, dass die beiden Morde von gleicher Stelle aus angeordnet wurden. Nils war Schüler meiner Schule und spielte im gleichen Verein Rugby wie ich. Er gehörte bevor er in die rechte Skinheadszene abdrifftete zum engsten Freundeskreis meines Bruders. Im Zuge diverser Vorfälle rund um die damals in der rechten Szene federführenden FAP kam er zu Sinnen und hat versucht seinen Ausstieg zu vollziehen. Er wurde auf dem Heimweg nach einem Abend in unser "Schülerkneipe" in Anwesenheit seiner Freundin und zwei weiteren Mitschülern auf offener Straße von "Unbekannten" erschossen.
Der Mord an Roger Bornemann hingegen wurde weitest gehend aufgeklärt. Er wurde im Zuge eines Einbruchs mit Waffenraub beim Jagdgeschäft Franconia von der Polizei als tatverdächtig eingestuft und verhört. Um weitere Erkenntnisse über das Täterumfeld aus der Neonaziszene und ihren Bewaffnungsbestrebungen zu erlangen, entschieden die zuständigen Beamten den Minderjährigen, ohne seinen Vater zu informieren, wieder auf freien Fuß zu setzen und ihn zu observieren. Da er von den Drahtziehern des Waffenraubs aufgrund seiner Labilität als Risiko eingestuft wurde, werteten sie diese unverhoffte Freilassung als Indiz für einen wahrscheinlichen Verrat und ordneten seine Tötung an. Zwei Tage nach seiner Vernehmung wurde er von 4 seiner "Kameraden" im Zuge eines Saufgelages in die Eilenriede gelockt und auf bestialische Weise tot geschlagen. Der Haupttäter Tom Kuss gehörten zur gleichen Fan Gruppe wie ich selbst und stand in der Kurve zwei Plätze neben mir. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass ich den rechten Strukturen als "Abweichler" bekannt war, und hat somit den von mir beschriebenen Überfall auf mich, im hohen Maße mit zu verantworten.
Durch diese sehr persönlichen Verquickungen bin ich in meiner Jugend zum bekennenden und handelnde Antifaschist geworden. Unter anderen habe ich in meiner Funktion als Leiter des Arbeitskreis Antirassismus des Stadtschülerrat zusammen mit Gerd Bornemann, dem Vater von Roger, an diversen Podiumsdiskussionen zum Themenkomplex rechte Strukturen in Hannovers Schulen teilgenommen. Somit war ich selbst jahrelang im Fokus rechter Gewalt und kann aus eigener Erfahrung sehr genau einschätzen, in wie weit es den Rechten damals gelungen ist, in der Fankurve zu rekrutieren. Fast alle bekannten Schläger dieser Zeit waren mehr oder weniger regelmäßig "Gäste" sowie Bestandteil der damaligen Fanszene. Auf dem Höhepunkt dieser Verquickung Anfang der 90ziger rotteten sich, medial begleitet, mehrere 100 Hooligans und Rechte aus der Fanszene eine Zeit lang jedes Wochenende in der Innenstadt zusammen, und lieferter sich Massenschlägereien mit türkischen Jugendlichen am Steintor.
Die inzwischen recht bekannte damalige ARD Regisseurin Andrea Morgenthaler widmete diesem Themenkomplex zwei sehr informative Filme. Ihre Titel lauteten meiner Erinnerung nach "Roger Bornemann - Tod eines Skinheads" und "Es ist einfach nur Hass". Leider war das alles vor youtube und ich habe diese beiden Filme zumindest auf die Schnelle nicht im Netz finden können. Vielleicht hat ja jemand anders mehr Erfolg.
Vielleicht ist nun deutlich geworden, warum ich derart sensibilisiert bin beim Thema: Rechte in der Fankurve, und warum ich niemals die Finger still halten werde, wenn Menschen versuchen (meist unwissentlich) solche Gefahren klein zu reden.
Zuletzt möchte ich noch klar stellen, wenn ich davon spreche, dass die Ultras diese Umstände beseitigt haben, ich nicht meine, dass diese die Nazis direkt vertrieben haben, sondern das sie labilen Erlebnis und Gemeinschaft suchende Jugendlichen eine attraktive und vor allem kontruktive Alternative zu dem rechten Rattenfänger geboten haben. Wer jetzt ihre Struktur aus dem Stadion drängt, anstatt sie positiv beeinflussend zu begleiten, zerstört diese Alternative. Problemjugendliche, die nach Orientierung suchen, wird es nämlich nach wie vor geben. Und ich habe Angst vor denjenigen, die versuchen werden, diese vor ihren Karren zu spannen.
Wer es geschafft hat bis hier hin zu lesen kriegt von mir ein

für sein Interesse.