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 Fanszene Hannover Moderations-Bereich
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 Betreff des Beitrags: Re: Fanszene Hannover
BeitragVerfasst: 04.11.2014 12:33 
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Die kritischen Stimmen werden kommen, keine Frage.

Ich persönliche kann den - erfreulich unaufgeregt und sachlich - beschriebenen Beitrag bzw. den Autor dahinter sehr gut verstehen. Mag sein, dass es bei den Roten nicht so extrem ausgeprägt ist, Ladykay, aber dennoch kann ich dem Grundtenor durchaus zustimmen. Das ist auch das, was mich mit am meisten stört.

Das grenzdebile Auftreten der Auswärtsfans lasse ich in diesem Kontext mal außen vor, dass sich die Anmerkungen und Eindrücke nicht allein auf Auswärtsspiele reduzieren lassen. Will heißen: Der Eindruck, dass der harte Kern gern sein eigenes Süppchen kocht und nur dieses ihm mundet, bestärkt sich - nicht nur in Hannover.

Ich habe insgesamt das Gefühl, dass es hier nur zwei Meinungen (in diversen Grautönen) gibt. Entweder man ist relativ nah an der Fanszene, dann stört einen deren Art des Supports nicht oder gefällt einem sogar - oder man tritt zwei, drei Schritte zurück und fasst sich schon manchmal an den Kopf, wo die Reise hingehen soll. Auf beiden Seiten gibt es dann aber eben wieder diverse Grautöne von tolerant bis provokant.

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It's a shoreline
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Broken Social Scene - 7/4 Shoreline


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 Betreff des Beitrags: Re: Fanszene Hannover
BeitragVerfasst: 04.11.2014 12:36 
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Es ist kein Anzeichen von seelischer Gesundheit sich an eine zutiefst gestörte Gesellschaft anpassen zu können.

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 Betreff des Beitrags: Re: Fanszene Hannover
BeitragVerfasst: 04.11.2014 12:45 
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Folgendes habe ich in Sevilla erlebt: Wir sitzen im Oberrang auf Höhe Strafraum, links unter uns ein Teil (?) der Ultras, vor mir ein junger Bengel von ca. 18 Jahren. Das extrem spannende Spiel spielt sich demnach halbrechts ab, wohin wir alle gebannt starren.
Der junge Bengel hantiert an seiner Camera und beugt sich immer wieder nach links unten, sodass es schon nervt. Vom Spiel sieht er nichts.

Ich tippe im auf die Schulter und sage höflich: "Das Spiel findet rechts statt." Darauf eine wütende Antwort: "Was willst du, Alter? Wie oft bist du auswärts dabei?"

Das sagt alles.

Ich habe dann übrignes gelogen: "Immer." Zumindest war er dann ruhig.

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 Betreff des Beitrags: Re: Fanszene Hannover
BeitragVerfasst: 04.11.2014 12:56 
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Bemeh hat geschrieben:
Ich tippe im auf die Schulter und sage höflich: "Das Spiel findet rechts statt." Darauf eine wütende Antwort: "Was willst du, Alter? Wie oft bist du auswärts dabei?"


Die Ignoranz und Dummheit der Jugend eben. Ich wette, wir beiden haben auch einigen Mist gebaut in dem Alter. :oldman:

Nichtsdestotrotz regt mich sowas immer wieder auf. Kein Kind braucht mir zu erzählen, was es bedeutet, Roter zu sein. Ich war schon im Stadion, da haben die noch nichtmal... nach ja, ihr wisst schon.

Ich kann mich allerdings schon lange des Eindrucks nicht erwehren, dass es bei der ganzen sogenannten "Fußballkultur" um alles geht, nur nicht um Fußball.

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 Betreff des Beitrags: Re: Fanszene Hannover
BeitragVerfasst: 04.11.2014 12:56 

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der rote hat geschrieben:
fosorom hat geschrieben:
mich wundert, dass dieser von Lucas verlinkte Bericht hier noch nicht in der Luft zerrissen wird.


Keine Sorge. Das wird noch kommen. Entweder als empörtes "der hat doch keine Ahnung, wovon er schreibt" oder als herablächelndes "na ja, jeder wie er denkt".

Genau sehr herablächelnd...wäre ja zu viel verlangt auch andere Ausprägungen der Fankultur neben sich zu tolerieren, auch wenn sie Fahnen schwenkt und sich im dauergesang (was ist das eigentlich? In Bezug auf hannover?) verliert...

Der Artikel ist doch nur ein Abklatsch dieser 11freunde artikel 'bitte ruhe'von vor ein paar Jahren, Leute die nicht darauf klar kommen, dass das Stadion groß genug für alle, ausser Nazis, ist.

Das sevilla Beispiel ist doch bezeichnend, was geht den Kritiker etwas an, wie ein nächster das Spiel verfolgt oder eben auch nicht? Nichts. Leben und leben lassen, fällt wohl besonders dann schwer, wenn man fast zwanghaft Begründungen suchen muss, die ultrabewegung per se doof zu finden.

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 Betreff des Beitrags: Re: Fanszene Hannover
BeitragVerfasst: 04.11.2014 13:04 

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1896er hat geschrieben:
...
Das sevilla Beispiel ist doch bezeichnend, was geht den Kritiker etwas an, wie ein nächster das Spiel verfolgt oder eben auch nicht? Nichts. ...

Naja. Das ist einem Fußballfan allerdings schwer zu vermitteln.

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 Betreff des Beitrags: Re: Fanszene Hannover
BeitragVerfasst: 04.11.2014 13:05 
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1896er hat geschrieben:
wäre ja zu viel verlangt auch andere Ausprägungen der Fankultur neben sich zu tolerieren,


Hast Du den Artikel gelesen? Da steht fest genau das gleiche drin.

1896er hat geschrieben:
Nichts. Leben und leben lassen, fällt wohl besonders dann schwer, wenn man fast zwanghaft Begründungen suchen muss, die ultrabewegung per se doof zu finden.


:laugh: Da musst Du doch selbst drüber lachen, oder?

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 Betreff des Beitrags: Re: Fanszene Hannover
BeitragVerfasst: 04.11.2014 13:33 

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Nein zum lachen ist das langsam wirklich nicht mehr. Wenn nichts gefunden wird wird was gesucht, hach und auch noch diese doofen Fahnen und überhaupt die Gesänge und ich gehe ja auch schon 100 Jahre hin und die gute alte Zeit... es wird mir besonders hier in den letzten Beiträgen zu viel verklärt und nein ich habe es nicht komplett lesen können weil ich mir nur dachte , mein Gott dann hör auf zu heulen und stell dich halt woanders hin, nochmal, es ist platz genug für alle! Wer sich nicht einerseits dem Treiben einer Fankurve hinzugezogen fühlt, sich aber gleichzeitig abgestoßen fühlt, sollte eher mal in sich gehen, ob er sich nicht selbst was vormacht, oder vielleicht auch einfach nur alt geworden ist. Ich glaube ja, darin liegt der hund begraben.

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 Betreff des Beitrags: Re: Fanszene Hannover
BeitragVerfasst: 04.11.2014 14:02 
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Also dann auch nochmal für Dich: Niemand hat etwas gegen die "Ultrabewegung" an sich. Wenn deren Mitglieder - oder Teile von deren Mitgliedschaft - aber andere Stadionbesucher verachten und auslachen, dann haben viele Menschen damit ein Problem. Das hat dann nämlich nichts mehr mit der für sich selbst immer eingeforderten Toleranz zu tun.

Ich kann nicht glauben, dass wir hier nicht auf einen Nenner kommen können.

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 Betreff des Beitrags: Re: Fanszene Hannover
BeitragVerfasst: 04.11.2014 14:03 

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@1896er "oder vielleicht auch nur alt geworden ist. .... darin liegt der Hund begraben."

Da stimme ich Dir zu. Das ist eins der großen Probleme der Fanszene H.
Die Stadionbesucher altern, wie die ganze Bevölkerung und deshalb hatte die organisierte Fanzszene jetzt mit Leuten im Reststadion zu tun, die sich Ihre
Freizeit nicht mehr kaputt machen lassen wollen und es gibt kontra.
Mir ist das besonders in Mainz aufgefallen, daß der Altersdurchschnitt recht hoch war.
Aber vllt. bin ich in H. auch ein wenig betriebsblind und empfinde das hier noch nicht so extrem "altertümlich".
Gibt es da Erhebungen ?

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 Betreff des Beitrags: Re: Fanszene Hannover
BeitragVerfasst: 04.11.2014 14:08 

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Ein Nachdenkenswerter Text zum Thema einfach nur alt geworden als Kommentar darunter:
Früher war alles anders
und ohnehin viel besser. Neulich ging ich mal wieder in meine alte Stammkneipe. In den Achtzigern waren wir immer hier und haben gefeiert und immer war es ein Erlebnis. Nur was ist aus dem Laden geworden. Mit zweien Freunden bin ich dort eingelaufen und wir wollten alles so haben wie es früher gewesen ist, doch nichts war von jenem Zauber übrig geblieben. Wir kamen rein und fühlten uns fremd. Sie sangen nicht mehr unsere Lieder und lachten nicht mehr über unsere Witze und alle sahen uns an, als seien wir von einem anderen Planeten.
Meine Freunde gingen dann auch schon nach dem dritten Bier. Zuhause warteten doch schon die wichtigen Dinge des Lebens. Und wie ich so da saß, einsam und in Selbstmitleid zerfließend, versuchte ich mich in einen dieser jungen Schnösel hineinzuversetzen und stellte mir vor, ich könnte mich durch seine Augen sehen.
Was sah ich da. Einen alten Zauderer, der am Rande saß und über alles und jedes seinen Unwillen äußert. Wie hatten wir diese Typen gehasst – diese ewig Gestrigen, für die jegliche Veränderung ein Graus war, für die das Leben in genau geplanten Bahnen verlaufen musste und die niemals nur im Moment existieren konnten. Wir hatten wir die noch jene genannt, die sich die alten Zeiten zurück gewünscht hatten? Reaktionär! War ich das jetzt selbst geworden? Reaktionär?
Wenn konnten die alles in meiner Abwesenheit verändern? Wieso ist die Zeit nicht stehen geblieben? Wieso kann ich nicht nach Jahren der Abstinenz zurückkehren und alles ist so, wie es immer war? Ist es am Ende so wie in einer Freundschaft? Wenn ich mich nicht darum kümmere und anderes wichtiger ist, wird man einander fremd?
Und ich saß da und niemand hörte mir zu. Keiner lachte über meine Witze. Niemand ließ sich von mir motivieren oder begeistern. Und das alles hat überhaupt gar nichts mit Fußball zu tun.
Aber dann gehe ich ins Stadion – in „meinen“ D Block in dem ich seit einer gefühlten Ewigkeit heimisch bin. An dieser Stange stehen immer die Remchinger Jungs und da drüben standen wir immer in der großen Gruppe. Seit dem damaligen Abstieg in dritte Liga sind wir nur noch zu zweit und stehen heute neben den Graben-Neudorfer direkt vor Daniel Schneider, dem Capo, Vorsänger oder welche Bezeichnung man auch immer finden will. Ja! Auch wenn es gar keine Platzkarten gibt, haben die Fans doch ihre Rituale, ihre Orte und festen Plätze. Und fehlt man einem Spieltag, wird man beim nächsten Spiel von eigentlich Fremden gefragt, wo man denn gewesen sei. Doch wehe man ist länger nicht da – schon stehen Andere auf dem eigenen Platz und behaupten auf einmal, schon ewig da zu stehen.
Steffen, er sei hier nur exemplarisch benannt, geht schon seit Jahren nur noch ab und an mit und wenn dann sitzt er lieber. Er könne nicht mehr so lange stehen und auch so laut mitsingen, wolle er nicht mehr. Ja früher sei er immer heiser nach Hause gegangen, aber er könne in seinem Alter nicht mehr am Montag im Geschäft so auftauchen, als hätte er das ganze Wochenende durchgezecht. Inzwischen kenne er auch nicht mehr die Lieder, hat Steffen gesagt und wenn die im Block ihn anmachen, wenn er nicht mitsingt, fände er das unangenehm. „Sitzen ist für den Arsch!“, hatte ich zu ihm gesagt und Steffen hat etwas verlegen gelächelt, hatte er doch früher stets diesen Satz postuliert, wenn junge Menschen mit Pausenpfiff ein Schwächeanfall erlitten.
Heute aber recken die Fans nicht mehr Fahnen, sondern Smartphones in die Luft. Die gute Stimmung soll festgehalten und konserviert werden. Und sozial vernetzt wie alle sind, scheint das Nacherleben heute wichtiger, als tatsächlich ein Teil der Bewegung zu sein.
Wenn man regelmäßig ins Stadion geht, kennt man seine Nachbarn, selbst wenn sie einem fremd bleiben. Man unterhält sich mit ihnen – fachsimpelt über Fußball, motiviert sich gegenseitig und feuert die Mannschaft an. Wenn ein neues Lied eingeübt wird, dann macht das Spaß; wer will schon nur die Lieder aus den Achtzigern hören, denn auch wenn es viele nicht wahr haben wollen – es gab damals auch jede Menge langweilige Scheiße. Das macht das Neue nicht per se besser, aber auch nicht schlechter – es ist eben anders – so wie ich heute anders bin, als ich mit 17 gewesen war.
Eine lebendige Fankultur gibt es nur durch Beständigkeit. Jemand der ab und an ins Stadion kommt, wird die Veränderungen letztlich nur wahrnehmen können, aber nie Teil dessen sein. Und wenn ich auf den Zaun schaue, dann denke ich… an Cobain: Here we are now – entertain us! Die Revoluzzer sind alt geworden. Also seid Daniel dankbar! Gerade Ihr, die nur kommt, um unterhalten zu werden.
Und mal sehr deutlich gesagt: Ich lasse mich als Fan des KSC nicht in eine braune Ecke stellen und schon gar nicht mit einer faschistoiden Fanszene gleichsetzen. Mag es auch in unseren Reihen wie überall und allerorts ein paar Rechtsradikale geben – zu sagen haben sie bei uns nix! Gar nix! Nicht einmal das früher alles besser war!

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 Betreff des Beitrags: Re: Fanszene Hannover
BeitragVerfasst: 04.11.2014 16:02 
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der rote hat geschrieben:
....Ich kann mich allerdings schon lange des Eindrucks nicht erwehren, dass es bei der ganzen sogenannten "Fußballkultur" um alles geht, nur nicht um Fußball.



:nuke: :nuke:


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 Betreff des Beitrags: AW: Fanszene Hannover
BeitragVerfasst: 04.11.2014 17:41 

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Sehr lesenswerter Artikel des Karlsruhers. Wie und in welchem Umfang die Vorwürfe auf die Karlsruher Ultras zutreffen kann ich nicht beurteilen, aber Hannover hab ich da kaum wiedererkannt.

Es liest sich ein bisschen so, als würde ein etwas gesetzter gewordene Fan sich an seine eigene jugendliche, wilde Zeit zu erinnern. Da war natürlich alles viel geiler. Ein Stück Verklärung gehört in allen Generationen dazu.
Würde ein heutiger Ultra in 20 Jahren ein Artikel über dasselbe Thema schreiben, wäre der Grundtenor ähnlich. Heute scheiße, früher geil. Liegt aber eher daran, das man sich selber früher geiler fand und diesbezüglich mehr erlebt hat.

Große Teile seiner Kritik treffen (trafen) in Hannover gar nicht oder nur bedingt zu.

Liedgut: Monotones Schalala, kein Bezug zum Spiel usw. gibt es in Hannover eher selten. Gab es zum Teil und hat auch öfter mal nicht mein Geschmack getroffen, aber eher selten. Ich fand immer das die Nordkurve ein gutes Gespür für die Mannschaft hatte. Wenn Teile der West/Ost langsam unruhig wurden, hat die Nord stets versucht gerade dann dies durch Anfeuerung zu überstimmen.
Gesänge die aus der Masse kamen wurden gerne übernommen um eine akzeptable Lautstärke zu erreichen. Leider kam da nur selten was. Das Leute wegen Nicht-Singen angepöbelt werden, hab ich in Hannover noch nicht erlebt. Da sind an anderen Orten die Sitten wesentlich rauer.

Wenn das Liedgut heute austauschbar und einfältig ist, was war es dann vor 20 Jahren? Mal abgesehen davon, dass da 50% der Lieder ums Saufen handelten oder welche Stadt mal wieder gerade brennt. Was wurde jegliches asoziales Verhalten verbal abgefeiert. Hatte das Bezug zum Spiel oder Verein? Eher nicht.
Auch da brauchte man nur den Vereinsnamen austauschen. Die Lieder waren überall gleich.

Ich schätze die heutige Liedervielfalt und auch das etwas Melodischere, freu mich aber auch über kurze knackige Schlachtrufe von früher.

Einzelne Spieler wurden in Hannover stets gewürdigt. Man muss auch nicht jeden Spieler für ein gutes Spiel endlos abfeiern. Da gehört mehr dazu. Allgemein ist das Verhältnis zwischen Fans und Spieler überhaupt nicht mehr mit vor 20 Jahren zu vergleichen. Oder mit wem der Profimannschaft habt ihr zuletzt in der Kneipe um die Ecke ein Bier zusammen getrunken?

Thema Uniformität:
Ja, die Ultras grenzen sich durch ihren Kleudungsstil ab und das ist auch durchaus gewollt. Das ist bei jeder Subkultur so. Ich weiß nicht wo da das Problem ist. Ein Schal in den Vereinsfarben haben die meisten trotzdem dabei.
Haben das die Kutten früher anders gemacht? Da ging es auch darum sich etwas vom Rest hervorzuheben. Und wenn ich an manchen Aufnäher-Spruch denke. Nunja, geiler war das nicht unbedingt.
Und trotzdem sind sich die schwarzen Ultras nicht zu schade für alle Fans mit ins Boot zu nehmen um diverse Mottofahrten (Alle in Rot) zu besonderen Spielen zu machen, damit ein beeindruckendes Gesamtbild entsteht. Bochum, Bielefeld oder Wob fällt mir da spontan ein.

Das er kritisiert, das der Capo ja nicht viel vom Spiel mitkriege, hat mich dann doch ziemlich erheitert. Meine Güte. Wieviel Leute lagen früher einfach rotzbesoffen im Block rum und haben nichtmal den Anpfiff erlebt?

Ich hab meine Fankarriere auch begonnen bevor es Ultras gab. Und ich möchte diese Zeit nicht missen. Aber geiler und besser als heute war es eher nicht. Trotzdem auch schön und verbunden mit tollen Erinnerungen. So scheiße der gebotene Fußball auch war. Für mich zumindest.


Zuletzt geändert von Hanswurst am 04.11.2014 17:56, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: AW: Fanszene Hannover
BeitragVerfasst: 04.11.2014 17:54 
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Hanswurst hat geschrieben:
Wenn das Liedgut heute austauschbar und einfältig ist, was war es dann vor 20 Jahren? Mal abgesehen davon, dass da 50% der Lieder ums Saufen handelten oder welche Stadt mal wieder gerade brennt. Was wurde jegliches asoziales Verhalten verbal abgefeiert.


Das stimmt, früher gab es deutlich mehr Gepöbel auf der persönlichen Schiene gegen den Gegner und dessen Fans.

Hanswurst hat geschrieben:
Wieviel Leute lagen früher einfach rotzbesoffen im Block rum und haben nichtmal den Anpfiff erlebt?


Ich kann mich besonders an einen mittelalten Typen erinnern, auf den traf das in H31 wirklich auf jedes Spiel zu.

Beides kann ich also nur bestätigen. Es war nicht alles besser nur weil es früher war. Hat aber ja auch niemand behauptet, das war eine Unterstellung.

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Das ist aber die Intention des Karlsruhers. Wenn es wieder so ist wie zu seiner geilen Zeit, macht es ihm auch wieder Spaß.

Ist im Prinzip auch nichts Verwerfliches. Man erinnert sich nunmal (zum Glück) größtenteils an die positiven Aspekte.
Wenn es aber wirklich genauso nochmal wäre, dann habe ich meine Zweifel, das er es immer noch so gut findet.
Mit 20 Jahren mehr Lebenserfahrung sieht man Vieles mit anderen Augen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Fanszene Hannover
BeitragVerfasst: 04.11.2014 20:55 

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So sieht das aus. Außerdem wird man im Alter lärmempfindlicher... :wink:

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 Betreff des Beitrags: Re:
BeitragVerfasst: 04.11.2014 21:25 
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Hanswurst hat geschrieben:
Wenn es aber wirklich genauso nochmal wäre, dann habe ich meine Zweifel, das er es immer noch so gut findet.


Vieles, was damals normal war, ginge heute gar nicht mehr. Gasdrucktrompeten, Pyro, Böller, Beleidigungen des Gegners ohne Ende... da hat sich schon einiges geändert in der Wahrnehmung, was akzeptabel ist und was nicht.

Aber ich lese den Karlsruher nicht so rein nostalgisch wie Du. Ein gemeinschaftliches Gefühl im Stadion ist ja nicht an eine bestimmte Zeit gebunden.

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BeitragVerfasst: 04.11.2014 21:40 

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Das Gefühl sicherlich nicht. Mit der Gemeinschaft ist es schon schwieriger geworden. Da die Anzahl enorm gestiegen ist und heutzutage wirklich das komplette Spektrum der Gesellschaft vertreten ist. Da ist es umso schwieriger dieses Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln.
Das hat in Hannover mal für ein paar Jahre mMn wunderbar geklappt und die Ultraszene war ein Teil davon. Und ich finde auch, das sie einen großen Anteil daran hat. Ebenso hat sie ihren Anteil, das es mittlerweile in die andere Richtung gegangen ist.

Ich finde nur, man sollte es nicht auf die Ultras runterbrechen, das der Stadionbesuch heute anders (subjektiv schlechter im Falle des Karlsruhers), als vor 20 Jahren ist.

Da spielen so enorm viele Faktoren rein. Entwicklung des Fußballs, zunehmende Kommerzialisierung des Fußballs und der Gesellschaft, völlig andere Publikumstruktur und und und.

Die Ultra - Kultur lässt sich natürlich wunderbar herausnehmen, da sie heutzutage die Einzigen sind, die im Stadion besonders hervorstechen. So wie zu seiner Zeit die Kutten beispielsweise.

Das wird aber seiner grundsätzlichen Sehnsucht nach einem guten Gefühl im Stadion nicht gerecht, wie ich finde.

Aber ich finde seinen Text trotzdem gelungen und es lohnt auch darüber mal nachzudenken.


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 Betreff des Beitrags: Re: Fanszene Hannover
BeitragVerfasst: 04.11.2014 22:26 

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Kuhburger hat geschrieben:
So sieht das aus. Außerdem wird man im Alter lärmempfindlicher... :wink:

Sicher! Allerdings hatte ich den schlimmsten Migräneanfall 1985 beim Aufstiegsspiel gegen Hertha BSC wegen der ganzen Tröten und Rasseln der 64.000 Zuschauer...

Gott sei Dank sind diese Zeiten vorbei ! :mrgreen:


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 Betreff des Beitrags: Re: Fanszene Hannover
BeitragVerfasst: 04.11.2014 23:23 

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Uups, das Europapokal-Lied stammt von KSC-Fans? Das wusste ich als Karlsruher nicht, shame on me. Tatsächlich, wenn man sich die UEFA-Cup-Saison 96/97 ansieht, wird einiges klarer:

http://de.wikipedia.org/wiki/Karlsruher_SC/Namen_und_Zahlen#UI-Cup_und_UEFA-Cup_1996.2F97

:nod:

Zum Thema: Im Unterrang ging mir der Dauersingsang von oben schon mal auf die Nerven in den letzten Spielzeiten. Aber wenn er nicht mehr da ist ... Falls das Spiel nicht so läuft, wie die Event-Fans es gerne hätten, ist Stille, und nach wenigen Minuten kommen bereits Pfiffe. Besonders krass fand ich das beim Spiel gegen Gladbach. Da hatte ich sogar das Gefühl, dass einige Spieler von diesen negativen Publikumsvibrationen verunsichert wurden und damit das Spiel noch schlechter wurde. Okay, viele denken ja, die Spieler sind im Tunnel und bekommen eh nix mit. Aber was in der ersten Halbzeit noch halbwegs geklappt hat, funktionierte immer weniger, bei Pfiffen wurde planlos fehlgepasst, um den Ball wieder los zu werden, war mein Eindruck.

Kurzum: Der völlig vom Spielgeschehen abgekoppelte Blindsuppurt der Ultras geht mir auf den Zeiger (und den gabs hier sehr wohl bei jedem Spiel). Aber sie hinterlassen ein Stimmungsvakuum, das leider von unberechtigt überkritischen Event-Fans negativ gefüllt wird gerade, finde ich.


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