Kiebitzen macht immer wieder mal Spaß - damals, wie heute.
Immer noch derselbe Weg, dieselben Bäume, wenn es gallert, stehste im Regen, die Schuhe versaut, aber die Spieler haben deutlich' bessere Belege, beheizt, schöne stabile Zäune. Die Zeit scheint dort fast stehen geblieben zu sein - da, an der MKA. Ok, Fiffi und Hannes sind nicht mehr unter uns. Das kann jetzigen Trainern auch passieren - dann ist der grüne Vorhang zu - der Kiebitz hört, aber er sieht nicht viel ... im Alter, sonst eher umgekehrt ...
Wie hier in diversen Fäden zutreffend gesagt/berichtet wird, sollte man trainingstechnisch schon etwas vorbelastet sein, wenn man seine kritischen Eindrücke von der Mehrkampfanlage postet. Mindestens, dann kann man viele Dinge, die die Jungs dort fabrizieren besser einordnen.
Ich habe diese "Gabe" nicht, deshalb halte ich mich zu Taktik usw. auch zurück.
Doch - wenn man dann am Zaun steht, dort wo früher keiner war, aber wo wie gesagt sich nix verändert hat, dann wird einem etwas krümelig ums Herz. Das ist wohl Wehmut pur, weil man brutal verklickert bekommt, dass hier schon ganze "Heerscharen" von mehr-oder minder begabten Spielern langgeschlurft kamen. Dazu die vielen, vielen Trainer mit ihren Mitarbeitern, manche aufgeschlossen per Gruß, sogar mit nem forschen Spruch, andere gedankenverloren, fast schüchtern - Hauptsache schnell auf den Platz.
Ich habe mal den Kronsbein erlebt, Mitte der 70er: es war im Winter, typischer Winter in einer Stadt, der Schnee, gerade noch weiß, schon war er tiefer grauer Matsch. Dieser lag zentimeterhoch auf einem Platz, der heute sofort gesperrt würde. In dieser schweren Pampe, hat der pfeifende Fiffi, seine Mannen Torschußtraining machen lassen. Geredet hat der selten, an diesem Tag überhaupt nicht, jedenfalls nicht mit seinen bepröppelten Eleven, die sich mal wieder entmündigt vorkamen. Ich war mit ner kleinen Gruppe Spieler befreundet, daher weiß ich Dinge, die ich besser für mich behalte. Die Zeiten, ohne Handy und Internet waren aus heutiger Sicht paradisisch ... besonders zu Zeiten, wenn der Trainer seine Spieler im eigenen Bett wähnte. Pustekuchen - hätt aber auch klappen können.
Zurück zum prickelnden Schußtraining. Der Spieler mußten ca. 10 Schritte anlaufen und dann volle Pulle die Kirsche Richting Dittel/Pauly. Die beiden Keeper sahen aus wie Wildschweine, die aus der Suhle kamen. Einige Spiele setzten sich schon beim Anlauf auf den Arsch, aber bis auf Siemensmeyer hat keiner laut gemurrt. Der Rest hat wohl allenfalls innerlich den Scheibenwischer gemacht, wie man so leichtsinnig sein kann, auf so einem Boden trainieren zu lassen.
Ich habe dort viele Stunden verbracht und auch heute noch, bin ich aus alter Verbundenheit noch gerne mal dabei. Natürlich macht es einen gewaltigen Unterschied, ob man 25 ist und glühender Fan, oder 4 Jahrzehnte später doch erheblich kritischer an die Chose rangeht. Bin ich damals bei Wind und Wetter aufgetaucht, ziehe ich heute schönes Wetter vor. Es reicht, wenn Felipe und Maximin ihre langen Laukern verhuntzen ...
Früher waren dort nur Kerle - Ahnung? sicherlich auch nicht mehr als heute, aber sie guckten alle sehr erst und so bekam auch das Trainingschauen einen wichtigen Anstrich. Natürlich kam man schnell ins Gespräch, diese "Ansagen" waren schon deshalb spannender, weil man guckte sich dabei an und nicht in son dämliches Teil, was heute jeder meint, in der Hand halten zu müssen.
Auch schon ne halbe Ewigkeit her: den originellen und liebenswerten, leider kürzlich verstorbenen Fotografen Ulrich zur Nieden habe ich dort kennengelernt, der war bis zuletzt immer fürn Plausch zu haben ... es sei denn, er mußte seine bemerkenswerten Aufnahmen schießen.
Heute geht Trainingsbesuch anders. Viele Kiddies mit ihren Knipsern, Blöcken, Fußballheften/büchern. Kaum ein junger Mensch, der nicht beflockt umherwuselt. Man geht schon deshalb etwas auf Distanz, weil son Textmarker voll im Auge ? Obwohl, wer's tragen kann, heute gibt es ja bannig Möglichkeiten sich zu entstellen ... Arschgeweihe sind allerdings inzwischen megaout - sagt die Pediküre, zu der ich zur Walküre stolpere - nee, umgedreht wird ein Schuh draus. Es gibt also jede Menge Phon auf die alten Löffel, Stimmung an der MKA, da ist sone erarbeitete Schwerhörigkeit, endlich mal fast ein Segen. Dann die Mütter, die zwar wissen, was cool ist, ihnen ist es jedoch oft selbst versagt geblieben, das auch hinzukriegen - so mein Eindruck ... schad' ja nüscht, ich muß ja nicht lange in diesem Pulk stehen.. Die vielen nervenden Kinder und plappernden Müttern, dann geht man freiwillig schon ein paar Schritte weiter. Früher auch nie erlebt - Menschen, die lachend die japanische Flagge schwenken und Hiroki grinst sich einen.
Da trifft man dann erneut auf Grüppchen, das sind häufig ältere Semester. Da wird es dann so richtig interessant. Ahnung haben die jetzt nicht zwingend mehr, als der junge Bub, der mit Smartphone und Unterschriftenmappe, Souvenirs sammeln möchte.
Diese Opis, die teilweise Inventarknöpfe im Ohrläppchen stecken haben, weil sie schon seit Jahrzehnten an der MKA stehen, damals noch mit voller Hecke und ohne Rollator, aber genau mit der entschlossenen Ernsthaftigkeit, zu zeigen, wie und wo es lang geht. Da laufen einige Dauerbrenner rum, die mir deshalb angenehm auffallen, weil sie für Korkut/Fronzeck&Compagnie's Freifuftspielchen deutlich overdressed daherkommen - doch mir gefällt sowas - die sieht man anschließend bei Julians, zum "Afterfussi". In den 60/70ern, als für mich das hier begann, waren es mehr müffelnde Nyltest-Hemden, die einen fast um den Verstand brachten, wenn der Stinkstiefel, der drinnen steckte, vorher noch ein paar Halbe weggewischt hatte. Nein - es lag schlicht an den Kunstfasern. Kamen diese mit Körperwärme in Verbindung, dann setzte sich dieser appetitliche Vorgang in Bewegung - no chance.
Lernen kannste von diesen liebenswerten, oft skurillen Typen nichts - jedenfalls nix über Fußball, da kommt nur das, was vorher in der Zeitung stand und Kumpel "Erwin" auch schon immer sagt ... ich meine das nicht bös'.
Also, da sehe ich auch einige Einzelgänger, die bewußt alleine stehen, um tatsächlich genau zu verfolgen, was da hinter dem Zaun abgeht. Dieser Spezie, manchmal auch zu Zweit, traue ich durchaus zu, dass sie wirklich Ahnung von diesem Sport hat.
Aber der Rest, latscht da auch nur hin, weil es in der Gegend schön ist. Viel frische Luft, man sieht manchmal nen Star, der Rest sind eher Durchschnittsvögel. Sperling/Spatz - Motto: Hauptsache schön grau mußte sein ... Eisvogel hatten wir ja leider nur einen. Wäre nicht auszudenken, wir bekämen mal wieder sone farbenfrohe Type. Doch halt, manchmal hat man richtig Dusel: als ich noch junger Fan war und nicht der kritische Senior, da habe ich schon mal ein paar der wirklich Großen vorbeihuschen sehen. Franz, Gerd und Sepp, als man noch den einen, oder anderen Grund hatte, auch die Bayern ganz gut zu finden. Der Klinsi, Horst, das Kopfballungeheuer, Disco-Günni und der Kölsche Wolfgang. Völler, als er mir noch sympathisch war, der kleene Klose und ganz, ganz damals: "uns Uwe", der kann ja eigentlich nur noch von früher träumen, der arme Jung.
Tja es war auch damals nicht alles nur grau, manches war auch schillernd - letzteres leider nur auf Durchreise.
Aber eins, das bleibt besteh'n - weiterhin zum Training geh'n
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