A winters tale … oder eine Woche Trainersuche bei H96 mit Martin Kind.
27.11.: H96 verliert 0:4 in Karlsruhe
29.11.: Zimmermann wird freigestellt (er bekommt weiter sein Gehalt, sein Vertrag läuft bis 2023. eine Abfindung gibt es nicht), Zitat Mann: „Ein Nachfolger von Jan Zimmermann bei Hannover 96 steht noch nicht fest.“ Es erfolgt von Mann keine offizielle Aussage über den Zeitplan und Gespräche über einen Nachfolger. Eine Aussage für einen Interimstrainer (wie z.B. aus dem Bereich der Co-Trainer oder auch der Akademie) wie sonst in solchen Fällen bei anderen Bundesligisten üblich erfolgt ebenfalls nicht.
30.11.: laut Presse gibt sich H96 zunächst bis Mittwoch Zeit. Sei bis dahin kein Kandidat gefunden, wird es eine Interimslösung geben. Christoph Dabrowski (Reserve) und Stephan Schmidt (U19), die Fußballlehrer aus der Talenteakademie, wurden bis Montag nicht angesprochen. Konkret und namentlich in der Presse gehandelt werden 4 Kandidaten: Neuhaus, Funkel, Thioune, Rösler, wobei Kind/Mann in den kommenden Tagen nur Kontakt zu den drei Letztgenannten bestätigen werden. Funkel sagt ab, was Kind öffentlich kommentiert: „Wir haben Kontakt gehabt, aber er will nicht.“ und „Denen geht es allen wirtschaftlich gut. ...“ Weiter kommentiert Kind öffentlich und ausführlich, daß das Geld eine große (entscheidende) Rolle bei der Nachfolge spielt: „Wir müssen unser Risiko kalkulierbar halten. Wir müssen Herrn Zimmermann weiter bezahlen, wir bekommen wieder Spiele ohne Zuschauer – es ist ja alles ein Desaster.“ Von Mann werden öffentlich keine Namen oder sonstigen Kommentare abgegeben. Die Kandidaten sollen aber (im Gegenteil zu Zimmermann) über mehrjährige Zweitliga-Erfahrung als Cheftrainer und/oder vergleichbare Cheftrainer-Erfahrungen verfügen.
1.12., vormittags: Kind kommentiert öffentlich das Wirken von Thioune bei dem damaligen Sieg von Osnabrück gegen H96: „So wie Herr Thioune das vorbereitet und dann auch rhetorisch abgearbeitet hat, wie die Mannschaft eingestellt war – das ist mir damals deutlich aufgefallen.“ Nach Kinds Informationen soll für Thioune keine Ablöse an den HSV fällig werden. Kind geht davon aus, daß der HHSV einen Teil des Gehalts von Thioune übernimmt. Thioune ist deshalb eindeutiger Favorit. Rösler kennt der 96-Boss dagegen „noch nicht“.
1.12., vormittags: der Berater von Thioune und der Berater von Rösler senden Mann die Gehaltsvorstellungen ihrer Mandanten; Mann schluckt und ahnt, daß es nichts wird mit einer schnellen Lösung. 1.12., mittags: Dabrowski (Trainer der U23, die vor den entscheidenden zwei Spielen zur Aufstiegsrunde in der RL steht) wird öffentlich als Interimstrainer von der U23 abgezogen und ist ab sofort für das Training der 1. Mannschaft zuständig.
1.12., nachmittags: Rösler stellt sich persönlich bei Mann und Kind vor. Rösler traut es sich zu, er hat ein „gutes Gefühl“ und berichtete anschließend von einem konstruktiven Gespräch mit den 96-Vertretern: „Ich würde das sehr gerne machen, weil 96 ein attraktiver Verein ist. Hannover muss entscheiden, wer der beste Mann für sie ist.“ Kind ist beeindruckt von Röslers internationaler Erfahrung, freut sich, wenn die H96 KGaA künftig mit Manchester City verglichen wird und fragt, für wieviel Gehalt Rösler 1990 bei Dresden gespielt hat. Kind rechnet die genannte Summe von Ost- in Westmark in Euro um und ist entzückt. Mann schluckt. In der Presse steht anschließend, "daß Rösler Kind bei dem Gespräch überzeugt hat und ab sofort Favorit auf den Trainerjob ist. Mann soll mit Rösler den Vertrag aushandeln und dem Kind vorlegen. Der Manager hat „das Vorschlagsrecht“ für den Trainer, erklärt Kind. Der Profiboss stimmt dann zu.
1.12.., abends: Mann verhandelt mit den Beratern von Thioune und Rösler weitere Details
2.12., morgens: Mann: „Ziel bleibt, „dass wir am Montag einen neuen Trainer vorstellen“, sagt Mann. Die Voraussetzungen dafür, so der Manager, haben sich „über Nacht nicht verschlechtert“.
2.12., mittags: Mann öffentlich bei der Spieltags-PK: Dabrowski soll nur für 1 Spiel leiten, um die Vorbereitung gegen des HHSV nicht mit der Trainersuche zu belasten. Gespräche zur Nachfolge laufen mit externen Kandidaten und er hat die ausdrückliche Zuversicht und das Ziel, den Nachfolger am Montag (6.12.) zu präsentieren. „Wir werden jetzt nicht am Sonntagmorgen bekannt geben, wer der neue Cheftrainer wird“, betont Mann. Mann erklärt seine Verwunderung, welche Details zur Trainersuche an die Öffentlichkeit gegeben werden.
2.12., nachmittags: Der Sportbuzzer berichtet: Zwei Kandidaten sind nun übrig geblieben, Uwe Rösler (53, zuletzt Fortuna Düsseldorf) und Daniel Thioune (47, zuletzt Hamburger SV), einer von beiden wird das Duell um die Nachfolge von Jan Zimmermann gewinnen, diese Entscheidung ist intern gefallen.
3.12., vormittags: Lagebesprechung in Großburgwedel; das Kind erklärt Mann, daß ihm Röslers Präsentation deutlich gefallen habe
3.12., nachmittags: Mann legt dem Kind die verhandelten Konditionen mit Röslers Berater vor
3.12., 19 Uhr: beim Tennis mit Willeke echauffiert sich Kind über die horrenden Forderungen von Rösler, der ihn mit falschen Zahlen hinters Licht geführt habe, und sagt zu Willeke, er bräuchte einen Plan, wie er aus der Absprache wieder rauskommt und trotzdem handlungsfähig aussieht
3.12., 21:00 Uhr: Die kindische Hauspostille „Sportbuzzer“ veröffentlicht, daß man (Mann + Kind) sich auf Rösler festgelegt habe. Detailliert wird über eine Nichtabstiegsprämie von einer halben Million Euro berichtet und einer Option auf Vertragsverlängerung.
3.12., 21:30 Uhr: Rösler persönlich ruft bei Mann an und lehnt mit dem Hinweis auf die Indiskretion und das unprofessionelle Verhalten von H96 die weitere Zusammenarbeit ab. Mann schluckt und bietet an, nochmals mit dem Kind zu sprechen, um die Unstimmigkeiten zu klären. Mann ruft Kind an. Kind ruft Rehberg an.
3.12., 22:00 Uhr: Gegendarstellung auf der KGaA-Webseite. Rösler ist raus. KInd ist handlungswillig.
4.12., 10:00 Uhr: Thioune persönlich ruft Mann an und sagt mit Hinweis auf die Indiskretion und das unprofessionelle Verhalten von H96 die weitere Zusammenarbeit ab. Er wolle in der Branche nicht als öffentlich bekanntgewordene „2. Wahl“ selbst bei einem abstiegsbedrohten Zweitligisten verbrannt werden. Mann schluckt.
4.12., 12:00 Uhr: Mann ruft bei Slomka an, Slomka geht nicht ans Telefon
4.12., 15:00 Uhr: Kind zitiert Mann zur Lagebesprechung nach Großburgwedel; Kind kritisiert Mann deutlich dafür, daß Mann im Sommer erst so spät seinen Job angetreten habe, so daß dieser jetzt nicht die Verantwortung für das Desaster mit Zimmermann übernehmen könne. Außerdem macht er Mann für das Desaster mit Rösler verantwortlich und meint, einer solch radikalen Lösung würde er niemals zustimmen. Mann schlägt Dabrowski vor. Kind sagt, er kenne keinen Dabrowski. Schatzschneider kennt Dabrowski auch nicht. Mann erklärt den Sachverhalt und daß Dabrowski kein Zusatzgeld kosten würde. Kind ist hocherfreut über den deutlich professionellen Vorschlag, rät aber Mann ebenso deutlich, daß Dabrowski gewinnen solle, sonst müsse er (Kind) nochmals alle Pesonalentscheidungen überdenken und es säßen im übrigen noch Alternativen als Sportdirektor im Keller Anschließend fragt Kind, ob Schmadtke sich jüngst nach Maina erkundigt habe; ohne Transfereinnahmen könne Mann weder mit Geld für einen neuen Trainer noch einen neuen Stürmer rechnen. Mann schluckt.
4.12., 18:00 Uhr: Mann erklärt Dabrowski, dieser könne sich deutlich nachhaltige Hoffnungen auf den Job machen, wenn er Maina in die Startelf stelle, und er solle keine Fragen stellen.
5.12., 10:00 Uhr: Mann wird in der Marktkirche Hannover gesehen, wie er 96 Kerzen anzündet
5.12., 13:30 Uhr: Dabrowski stellt keine Fragen und Maina in die Startelf
5.12., 15:00 Uhr: die U23 verliert ohne Dabrowski das Spiel gegen den Lüneburger SK und muss um die Aufstiegsrunde bangen
5.12., 15:15 Uhr: H96 hat mit Hilfe von 96 Kerzen gegen den HHSV gewonnen, Torschütze Maina, Mann kürt Dabrowski vor versammelter Mannschaft und mit Kind zum "Trainer der Herzen bis auf weiteres“, die Presse wird auf der PK nach dem Spiel informiert
5.12., 15:30-24:00 Uhr: Mann erhält wütende Anrufe von mehr als 40 Beratern und Trainern, die sich auf die ausgeschriebene Trainerstelle bei H96 beworben hatten, sich jetzt verarscht fühlen und Mann solle nicht glaube, daß dieser nochmal irgendwo in der Branche einen Job außerhalb von Hannover bekommen würde. Mann schluckt.
6.12.: Kind läßt sich zitieren: „Mann war sogar so mutig, sich bereits am Tag vor dem HSV-Spiel festzulegen, dass der Trainer der Reserve auch die restlichen zwei Spiele bis zur Winterpause bekommt. Der 96-Chef trug dies mit, weiß aber: „Bei einer Niederlage wäre die Entscheidung differenzierter aufgenommen worden“, sagt Martin Kind. „Ich habe ihm (Mann, die Redaktion) gesagt, ich trage mit, was Sie vorschlagen“ bei der Trainersuche nach der Freistellung von Jan Zimmermann. „Mit dem einzigen Vorbehalt – bei ganz radikalen Lösungen (Lösungen, die Geld kosten, die Redaktion).“ Zu Thioune und Rösler: „Es hätte mit beiden gepasst“, sagt Kind zwar. Er schätzt es jedoch als „nicht ganz einfach“ ein, daran anzuknüpfen – falls Dabrowski seine Chance nicht nutzen sollte.
6.12., Lagebesprechung in Burgwedel: Kind gibt Mann den deutlichen Hinsweis, daß Zimmermann den Job von Dabrowski bei der U23 übernehmen solle, schließlich habe Zimmermann hervorragende Regionalliga-Erfahrung (habe ihm Schatzschneider erzählt) und Zimmermann bekomme schließlich noch sein Gehalt. Die Verantwortung dafür liege jetzt bei Mann: „Ich will Sie etablieren und zwingen, Entscheidungen intern zu treffen und auch nach außen zu vertreten.“ Mann schluckt.
6.12., abends: Mann zum NDR: "Von meiner Seite sind Namen nie genannt und bestätigt worden. Von daher kann ich jetzt auch keine dementieren", sagte Mann und sandte damit auch einen kleinen Gruß in Richtung Clubchef Martin Kind, der nicht davor zurückscheut, Personaldiskussionen öffentlich zu führen. "Dass wir Gespräche geführt haben, ist bekannt. Aber das gehört auch zu unseren Aufgaben", erklärte Mann, der nun aber am liebsten Ruhe hätte: "Im Moment müssen wir nicht über Namen, andere Kandidaten oder Profile sprechen, denn im Moment haben wir einen Trainer."
7.12.: Schmadtke ruft bei Kind wegen Maina an. Kind wird anschließend in der Presse wie folgt zitiert: "Kind stellt bei Mann sogar einen vorsichtigen Vergleich mit dem erfolgreichsten 96-Sportchef an. Mann sei „der erste Sportdirektor seit Jörg Schmadtke“, dem er „diesen hohen Respekt“ entgegenbringe. Schmadtke verließ 96 vor zehn Jahren. Dirk Dufner, Martin Bader, Horst Heldt, Jan Schlaudraff und Gerhard Zuber folgten. "
Ich wünsche allen eine schöne Adventszeit.
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