Danke Eule für den informativen Bericht! Seit ich mir selber öfter mal ein Training angesehen habe, machen mir auch die Bundesliga-Spiele von 96 noch mehr Spaß. Es entgeht einem doch eine Menge, wenn man einfach nur jeden Samstag die Spiele ansieht und ansonsten etwas HAZ oder ähnliches dazu liest.
Zu den Eindrücken:
1) das Torwart-Training hatte ich in den letzten Wochen mehrfach genau beobachtet. Unsere Eindrücke scheinen sich jetzt wieder eher anzunähern.

Ich fand, daß es dabei meistens sehr konzentriert ablief. Sievers ist kein Typ, der irgendwelche Mätzchen dort abliefert, und ich glaube, Enke würde das auch nicht so gefallen. Die Übungen waren sinnvoll und auch abwechslungsreich, z.B. letzte Woche Einzeltraining mit Enke bei den Abschlägen. Es ist so, wie hier auch andere schrieben, die Arbeit als Torwart ist besonders konzentrations-intensiv. Ein bißchen geflachst wurde meist am Ende der Übungen.
Enke mußte z.B. üben, eine Flanke abzufangen, den Ball danach möglichst innerhalb von drei bis fünf Sekunden in ein Tor zu schießen, das seitwärts links auf dem Spielfeld aufgebaut war, in ungefähr 40 m Entfernung. Wenn man mal auf Enke bei den Punktspielen achtet, ist das zielgenaue weite Abschlagen per Fuß auch nicht unbedingt seine größte Stärke, das konnte man auch im Training beobachten. Sievers hat bei einer anderen Übung Aufsetzer fangen und dabei festhalten mit Enke geübt, außerdem machte mit Golz Extratraining, weil der leicht verletzt war, und ich habe bisher immer einen ordentlichen Eindruck vom Torwarttraining gehabt...
2) Hashemian (vgl. die oben diskutierte Beobachtung), das fiel mir auch auf, kommt oft als erster und allein zum Training, spricht vor Trainingsbeginn wenig mit den Mitspielern. Ich hatte allerdings den Eindruck, daß er sich auf dem Weg sehr konzentriert, er wirkte ernst und angespannt. Irgendwie kommt mir vor, er könnte eher mal etwas mehr Lockerheit gebrauchen. Er ist einfach nicht so ein Typ wie bspw. Brdaric oder auch Rosenthal, die mehr Humor ausstrahlen. Beim Training selber ist Hashemian aber durchaus integriert gewesen. Werde auch noch mal darauf achten demnächst, wie die anderen Spieler auf ihn reagieren. Ein anderer Spieler, der auch manchmal etwas "unintegriert" wirkt, ist nach meinen Beobachtungen Stajner.
3) Das Training von Standards hat, soweit ich es mitbekam, insbesondere vor drei Wochen (vor dem Spiel gegen Werder) verstärkt stattgefunden, als die Spieler wegen gefrorenem Boden eine Woche im Stadion trainierten. Sie haben dort immer wieder auf der Nordseite des Spielfeldes Eckbälle und Freistöße geübt, und zwar verschiede Varianten unter Originalbedingungen von links und rechts, meist von Huszti hereingetreten, mal auch von anderen Spielern, sehr oft mit Kopfball-Weiterverlängerung, genau so fielen dann auch endlich in den Punktspielen wieder Tore. Man könnte das noch weiter forcieren, wie ich finde, Hecking läßt jetzt in den Trainingspielen auf der MKA aber oft auch Trainingsspiele mit Einwurf, Ecke, Elfmeter, Freistoß usw. üben, was ich gut finde - dürfte aber noch ausbaufähig sein!
4) Das Technik-Training unter Kowalzcuk hat mir immer sehr gut gefallen, ich denke, es ist klasse dosiert und bringt die Spieler wirklich weiter. Unbegreiflich, daß Kowalzcuk unter Neururer so weit von der Mannschaft entfernt wurde. Bremser fiel mir mehrfach etwas streng bei diesen Bedingungen auf, also er ist keinesfalls so kumpelhaft beim Training, wie man denken könnte, und immer sehr dicht dabei (z.B. bei Sprintübungen zur Auswertung der Reihenfolge). Sehr gut die Übungen von Kowalzcuk mit Ringen, Stäben usw., in denen er viel an der Beweglichkeit und "Feinbeweglichkeit" (schnelle Raumkoordination auf engstem Raum) der Spieler arbeitet.
Für mich ist hierbei immer am besten zu sehen, was die Spieler eigentlich technisch drauf haben, wie schnell sie z.B. seitwärts springen können, wie sie einen Sprint anziehen und unterbrechen können, inwiefern sie Rückwärtsbewegungen und Vorwärtsbewegungen koppeln können. Etwas mehr füs "Grobe" fielen mir hier des öfteren auf: Tarnat, Vinicius, Zuraw, Brugging, auch Thorvaldssen und erstaunlicherweise manchmal Stajner, der bei den Sprintübungen viel langsamer war, als ich das gedacht hätte.
Sehr beweglich dagegen z.B. Cherundolo (in den Feinbewegungen sehr agil, vielleicht der "feinathletischste" Spieler der ganzen Mannschaft), Huszti, auch Andersson hat sehr schnelle Bewegungen drauf, Rosenthal ebenso, Jendrisek wirkt ebenfalls technisch sehr schnell (beweglicher als Thorvaldssen im Feinbereich).
Andere würde ich bei diesen Übungen so in der Mitte einordnen, wie Hashemian, Halfar, Schröter, Yankow, Brdaric, Balitsch, Fahrenhorst. Diese Spieler wirken dabei nicht herausragend schnell, aber noch etwas feinmotorisch schneller als die zuerst genannten bei den Übungen mit Reifen, Hütchen oder Stäben.
Kann mich aber auch irren, sind nur so spontane Eindrücke gewesen.
Außerdem gibt es noch eine andere Kategorie, die man vielleicht "körperliche Präsenz bei den Trainingsspielen" nennen könnte, hier sind manche der bei der technischen Feinarbeit langsamer wirkenden Spieler dann wieder führend, so wie Tarnat oder Thorvaldssen.
5) Noch ne Anmerkung zu dem Gammeleck-Training: ist es eigentlich normal, das dermaßen oft und lange zu trainieren? Wenn ich mal alles zusammenzähle, was ich an Training auf der MKA mitbekommen habe, war Gammeleck in der "Hitliste" absolut führend. Hecking, Bremser, auch Enke, Jensen, Sievers trainieren dabei meistens mit.
Sie nehmen das anscheinend auch sehr ernst, zählen immer die Ballkontakte mit (wobei man dabei mal den Akzent von Stajner oder Jendrisek o.a. hören kann

), schreien total, wenn ein Ball daneben geht und feuern sich total an. Mich wundert aber allmählich, wie lange und ausgiebig sie das auch in der "Haupttrainingszeit" machen, ich dachte bisher immer, das ist mehr eine Übung so zum Warmwerden oder zum Ausklang?