So, hier also mein Bericht aus der wunderschönen Stadt Hameln.
Zum Hintergrund des Spiels sei gesagt, dass das Testspiel - Freundschaftspiele gibt es ja nicht mehr - im Rahmen der Einhundert-Jahr-Feier der Spvgg Preußen Hameln 07 stattfand.
Ab 13:30 Uhr ging es sportlich los (Einlass war bereits ab 12:30). Als erstes stand ein Spiel zweier Jugendmannschaften auf dem Programm. Anschließend gab es ein Spiel der Preußen Oldstars gegen eine Weserberglandauswahl, welches 8:7 nach Elfmeterschießen für Preußen endete. Etwa zu Beginn der zweiten Hälfte bin ich dann auch ins Stadion gegangen, nachdem ein Kumpel zwischenzeitlich endlich aufgetaucht war.
Wobei das "Rein" ins Stadion etwas schwerer war, als es sein musste - eben typisch Hamelensisch: Er hat sich an der Tageskasse eine Karte gekauft und wollte dann wieder umdrehen, um draußen noch auf einen Dritten zu warten. Allerdings kam ihm ein wohl gelangweilter Kartenabreißer in die Quere, der ihm die Karte von der Kasse weggeschnappt hat und diese entwerterte mit dem leicht genervten Kommentar: "Jetzt musst du drin bleiben!"
Als nächstes kaufte ich zwei Karten (eine für den Dritten). Zu mir meinte der Kassierer dann, dass ich jetzt doch bitte zwei Tore weiter links durchgehen solle, weil hier ja schließlich nur Karten verkauft würden, aber keine Abgerissen. Unnötig zu erwähnen, dass ich hinter meinem Kumpel in der Schlange stand...
Nachdem die erste Hürde nun also genommen war und wir uns in dem Stadion waren, in dem schon der spätere Vizeweltmeister 2006 zu trainieren pflegte, gab es erstmal eine Currywurst mit Pommes (auch Mantaplatte genannt). Preis: 3,50€. Die Currywurst etwas "vercurriet", auf den Pommes ein bisschen viel Mayo, aber wir wollen ja nicht meckern, sondern die Roten sehen.
Mittlerweile war auch der Dritte eingetroffen und wir machten uns auf den Weg zur "Gegengeraden" (ein paar Steintreppen), nachdem wir vorher einen Hamelner Spezi beim Altherrenspiel belauschen konnten: "Ich tippe auf 2:8. Wir sind so stark, dass wir mindestens zwei Buden machen!"
Auf der anderen Seite angekommen, ging das Warmmachen auch schon los. Es unterschied sich nicht wirklich von den Warmmachübungen der Bundesligaspiele, nur dass diesmal nur die erste Elf bis zum Ende dabei war. Und schon fand sich auch schon der nächste Spezi: "Bisher habe ich nur den Golz erkannt und der Schmierige da, das müsste der Brdaric sein!"
Um 17:00 war dann endlich Anpfiff. Eine Punktlandung machten auch die Gewitterwolken, die sich entschlossen, mal spontan den Himmel zu verdunkeln. Hannover trat mit folgender Elf an: Enke - Tarnat, Vinicius, Fahrenhorst, Cherundolo - Huszti, Lala, Balitsch, Bruggink, Rosenthal - Brdaric. Bei Hameln kannte ich nur zwei Spieler...
Das erste Tor gabs in der 3. Minute. Ein mehr oder weniger schön herausgespielter Flankenangriff endete mit einer Querlage auf Bruggink. Danach passierte 30 Minuten nichts. Hameln war bemüht irgendwie mitzuhalten und lief wahrscheinlich mehr als 96 im Lauftrainigslager, was sich später dann noch bemerkbar machen sollte. Das 2:0 markierte dann in der 33. Minute Rosenthal mit einem schönen Drehschuss aus gut 20m. Kurz vor der Halbzeit klingelte es dann noch dreimal - der Regen hatte mittlerweile der Sonne Platz gemacht, welche Bruggink schönen Seit-Fallrückzieher ins Torwarteck zum 4:0 so richtig zur Geltung brachte. Das 3:0 war hingegen mehr ein Zufallsprodukt, als ihm der Ball vor die Füße fiel, das 5:0 ein Kopfball aus kurzer Distanz von Vinicius.
In der Halbzeit ging es dann zum Getränkestand, wo mir die Auswechselspieler/Mannschaft für die zweite Hälfte entgegen kam - also vom benachbarten Trainingspatz nicht vom Bierstand!
Nach der Halbzeit spielten für Hannover: Golz - Halfar, Zuraw, Kleine, Schröter - Krebs, Lala, Pinto, Cherundolo, Stajner - Thorvaldsson.
Mit dem Toreschießen ging es munter weiter. Den Auftakt machte Schröter nach schönem Kombinationsspiel in der 51. Minute. Anschließend war es Stajner, der richtig stand und einen Querpass nur noch verwerten brauchte. Cherundolo traf mit einem satten Schuss von außerhalb des Strafraums, nachdem Thorvaldsson sich durch die Abwehr gewühlt hatte. Das 9:0 bereitete er ebenfalls vor und Stajner warf sich in die flache Hereingabe! Pinto traf per Doppelschlag in der 71. und 72. Minute, ehe Zuraw und Stajner per Kopf den Endstand markierten. Von Preußen war ab dem 6:0 von weniger als nichts zu sehen. Nur eine Chance hatten sie, als ein versuchter Fallrückziher per Aufsetzer ans Lattenkreuz sprang.
Direkt nach Abpfiff wurde das Spielfeld von den Kindern geflutet. So ähnlich müssen sich Preußens Torhüter auch vorgekommen sein, als immer wieder Hannoveraner auf sie zu gerannt kamen...
Zu den Einzelkritiken:
Enke: Tjoa, hat sich immerhin keine Zerrung geholt. Hatte auch rein gar nichts zu tun.
Tarnat: Nicht nur verbal auffällig ("Schnell, schnell schnell, schnell schnell!"; "Lauf, lauf... jetzt nicht mehr!") sondern zeigte sein gewohnt gutes Stellungsspiel - war sogar als Flügelflitzer im Doppelpack mit Huszti unterwegs!
Vinicius: War hinten nicht gefordert und suchte deshalb immer wieder den Weg ins Mittelfeld oder bei Standards in die Sturmspitze. Sein Offensivdrang wurde mit einem Tor belohnt.
Fahrenhorst: Sehr laufstark, schien manchmal bei den SPrints gegen die Stürmer ein Lächeln auf dem Gesicht zu haben.
Cherundolo: Quirlich, unermüdlich, überall zu finden. Spielte durch und traf satt aus der Distanz!
Huszti: Starker Auftritt. Sehr viel Drang zum Tor, nahm viele Zweikämpfe an und ging fast immer als Sieger hervor. Seine Flanken waren allerdings noch zu ungefährlich und landeten oft im Toraus.
Lala: In der ersten Halbzeit souverän, in der zweiten wieder mal übermotiviert und kassierte so kurz vor Schluss auch die einzige Gelbe der Partie.
Balitsch: Nicht ganz so auffällig wie sonst, aber er strahlte eine Dominanz aus, die ihn für seine Gegenspieler fast schon unantastbar machten.
Bruggink: Mal wieder ein starker Auftritt des Hollländers als Vollstreckers. Sehr beweglich, wenn auch bewohnt bedächtig in der Geschwindigkeit, aber es reichte locker gegen nervöse Hamelner. Traumtor zum 4:0. War in der Offensive besonders im Strafraum fast überall zu finden, wenn es gefährlich wurde. Dirigerte mit seiner Körpersprache. Man sah ihm die Beliebtheit in der Mannschaft an.
Rosenthal: Quirlig wie immer. Nahm sehr viele Zweikämpfe an, spielte aber auch einige Fehlpässe. Stets bemüht und man sah den Unterschied zu den Gleichaltrigen auf der Gegenseite sehr deutlich. Schöner Schuss zum 2:0.
Brdaric: Wirkte gehemmt. Keine Sprints, zu langsam im Abschluss, da war immer ein Bein dazwischen. Wenn die Vorbereitung gut läuft und das Knnie hält, mache ich mir aber keine Sorgen, da der Torinstinkt trotzdem unübersehbar war.
Golz: Wirkte etwas unkonzentriert, wurde aber auch bis auf den Fallrückzieher und einen Freistoß in die Arme nicht geprüft.
Halfar: Unauffällig aber viel unterwegs auf der linken Außenbahn. Tankte sich einmal gut in den Strafraum durch - die Stürmer verpassten allerdings die Hereingabe.
Zuraw: Hatte nicht viel zu tun. Machte ein Kopfballtor.
Kleine: Ihm fehlt noch die Bindung zum Spiel. Ließ seine Qualitäten zwar mehrfach aufblitzen, aber in der Folge sprang wenig dabei heraus.
Schröter: Mal als Außenverteidiger, als Flügelstürmer. Machte das 6:0, welches Hameln endgültig zusammenbrechen ließ, leistete sich aber auch einige Abspielfehler. Insgesamt sehr agil - zu alter Stärke fehlt allerdings noch einiges
Krebs: Auch ihm fehlt noch die Bindung. Dass er Fußball spielen kann, hat er trotzdem gezeigt. Gute Ballbehandlung und recht laufstark (der Vergleich zu müden Hamelnern ist aber kein Maßstab)
Pinto: Links wie rechts zu finden und auch vorm Tor, wie er mit seinem Doppelpack bewies. Technisch stark.
Stajner: Schoss drei Tore, hätte sich aber phasenweise auch ein Hamelner Trikot überziehen können, ohne großartig aufzufallen. Sehr agil auf der rechten Seite, später aber zu eigensinnig und unkonzentriert bei den Abspielen. Immierte einmal den missglückten einzigartigen Brdaric-Lupfer 50cm über der Grasnabe nahezu perfekt, was für Erheiterung sorgte.
Thorvaldsson: Eine wahre Kampfsau. Ging fast allen Bällen hinterher. Bereitete mindestens vier Tore vor (plus ein Treffer von Stajner über zwei Stationen). Hatte Pech, dass er einen Fallrückzieher nicht richtig traf und dass Stajner in der Schlussphase zaubern wollte und nicht abspielte.
Was bleibt nach dem Spiel? Insgesamt noch wenig aussagekräftig. Die "alte" Mannschaft kennt ihre Laufwege trotz Urlaub noch, bei den Neuen gab es noch Abstimmungsprobleme, die aber nicht weiter ins Gewicht fallen. Es ist Harmonie in der Mannschaft, auch beim Warmmachen wurde ausgelassen gescherzt. Es war ein interessantes Spiel mit vielen Torszenen. Hameln schlug sich erst tapfer, knickte dann aber total ein. Man sollte den Erfolg nicht überbewerten, aber dreizehn Tore muss man erstmal schießen. Ich bin jetzt mal auf die weiteren Testspiele gespannt.
Ein paar letzte Anmerkungen von mir noch:
- Positiv: Mike Hanke war mitgereist und gab nach dem Spiel Autogramme.
- Die neuen Trikots sehen auch in Bewegung sehr gut aus.
- Für das erste Testspiel gab es erstaunlich wenig Ballverluste
- Die beiden Innenverteidigungen scheinen zu harmonieren, wenngleich sie auch nicht vor Probleme gestellt wurden
- Hannover ging auf in der 90. Minute noch jedem Ball nach
Ein erstes Fazit: Schafft es Hecking, das Kombinationsspiel ohne große Abstriche auch in die Liga und gegen schwerere Gegner zu retten, mache ich mir um die untere Tabellenhälfte keinerlei Gedanken!
P.S.: Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung!
Edith meint: Der Bericht wäre auch schneller fertig gewesen, aber meine Freundin hat zwischenzeitlich nach Aufmerksamkeit gelechzt, da sie im Netz neue Schuhe gefunden hat (Das musste mal gesagt werden!

)!