Ein wenig kalt war es ja schon, aber was nimmt man nicht alles in Kauf, um die Roten siegen zu sehen.

Wäre es aber nicht so kalt gewesen, hätte ich schreiben können, dass es ein lauer Sommerkick war. Die Aufstellung steht ja, bis auf die Doppelnennung von Vinicius auf der HP.
Auch wenn es sich bei einem Testspiel nicht lohnt, auf den Einzelnen einzugehen, hier doch einmal ein, zwei Sätze zu den Akteuren, ohne sie jedoch richtig bewerten zu wollen.
Enke: In der ersten Halbzeit kaum geprüft, durfte sich einmal auszeichnen, auch wenn das Spiel abgepfiffen war. Ansonsten sah er über weite Strecken Chaos vor sich.
Golz: Kam in der zweiten Hälfte und hatte seine einzigen Ballkontakte nach Rückspielen oder Abseitspositionen...
Cherundolo: Aktivposten auf der rechten Seite, viel unterwegs, mit gefährlichen Vorstößen und Dribblings in Halbzeit eins; sicherte bei Ecken hinten ab.
Vinicius: Insgesamt recht unauffällig, was ja bei Verteidigern eigentlich ein gutes Zeichen ist. Bei Ecken mit Vorne aber ohne Glück.
Fahrenhorst: Ebenfalls unauffällig, aber beim Klären nicht immer souverän - einige Bälle gingen ohne große Gefahr ins eigene Toraus.
Tarnat: In den ersten 20 Minuten der einzige, der annähernd Normalform hatte und was fürs Spiel tat, wirkte erstaunlich fit und lief (für seine Verhältnisse) viel.
Kleine: Hatte in der zweiten Hälfte nichts zu tun, einmal rettete er einen Ball gewohnt hüftsteif vor dem Toraus und spielte ihn im Drehfall zurück zu Golz.
Zuraw: Wurde auch nicht sonderlich beansprucht, insgesamt unauffällig.
Rausch: Schaltete sich gelegentlich in den Angriff mit ein, wenn es ihm hinten zu langweilig wurde, meckerte einmal über eine Schiedsrichterentscheidung wie ein Großer...
Huszti: Technisch sehr stark und ungemein laufbereit; seine Standards waren allerdings bis auf die Ecke, die zum 2:1 führte, und das Elfmetertor allesamt zu flach und harmlos.
Balitsch: Kämpferisch wie immer, rannte einmal fast den Balljungen über den Haufen und zeigte im Abschluss Defizite, besser gesagt kam er nicht dazu, da der sich vorher stets festdribbelte anstatt den Ball schnell zu machen.
Lala: Unwohnt unauffällig, soll heißen: keine unnötigen Fouls, deine Diskussionen, aber dennoch fast immer auf Ballhöhe.
Rosenthal: Ließ ab und an sein technisches Können aufblitzen und spielte auch den ein oder anderen klugen Pass - die Angriffe blieben aber meist harmlos. Machte ein Tor selbst und holte den Eltmeter heraus, nachdem 800 Zuschauer aufschrien (sonst hätte der Schiri wohl nicht gepfiffen...)
Pinto: Machte das Spiel teilweise überraschend schnell, vergaß aber dabei auch zweimal den Ball mitzunehmen. War der einzige, der es mal aus der Distanz versuchte, blieb dabei aber am siebten oder achten Bein der tiefstehenden Abwehr hängen...
Krebs: Laufstark, aber noch zu leicht abzudrängen; hatte einige starke Szenen, nur ein Tor blieb ihm verwehrt.
Hashemian: laufstark und mit Biss, aber leider zeigte er auch wieder viel davon in der eigenen Hälfte, behauptete die Bälle auf den Außenbahnen, nur war dann niemand im Sturmzentrum...
Lauth: leistete viel Laufarbeit, vergab sich durch sein körperloses Spiel aber selbst gute Chancen.
Stajner: als einziger mit Rollkragen, kurzen Ärmeln und kurzer Trainingshose (hatte er etwa seine Trikothose vergessen?), war überall zu finden, dribbelstark, aber auch zu eigensinnig, wollte unbedingt ein Tor machen
Abwehr: Von Eingespieltheit war nichts zu erkennen, obwohl Neuzugang Ismael gar nicht dabei war. In den ersten 20 Minuten war sie von einer Kreisligamannschaft nicht zu unterscheiden. Der Ball lief zwar sicher durch die eigenen Reihen, aber wenn der Gegner in Ballbesitz war, klafften meterweite Lücken, die eine Mannschaft wie Hamburg sicher mit Kusshand annehmen wird.
Mittelfeld: Mit Pinto als ZM bzw. OM gab es wieder keinen richtigen Spielmacher, allerdings machte er das Spiel schnell. Gegen einen besseren Gegner, dürfte das aber nichts nutzen, da auch hierbei wenig zählbares raussprang. Die Flügel rochierten wieder wie die Weltmeister und waren alles in allem nach leichten Startschwierigkeiten auf einem durchschnittlichen Niveau.
Sturm: Hashemian ist kein Spieler für einen Ein-Mann-Sturm! Er hängte sich aber rein und hätte vielleicht die Pässe eines Bruggink gebraucht... In der zweiten Hälfte dann der 1,5-Mann-Sturm mit Lauth und Stajner (wer die 0,5 ist, darf jeder selbst entscheiden). Stajner wechselte zudem oft auf Rechtsaußen und kam über den Flügel. Das Zusammenspiel der beiden klappte aber überhaupt nicht. Entweder waren Jiris Pässe zu schwach und sie blieben hängen oder Lauth war einen Schritt zu spät bzw. ließ einen Abwehspieler dazwischen laufen.
Insgesamt war es ein unspektakuläres Spiel, einen richtigen Siegeswillen konnte ich nicht erkennen, eine klare taktische Marschroute auch nicht. Oft half der Zufall oder die ein oder andere Fußspitze, bis sich eine Chance ergab. Gegen Hamburg dürfte es ganz schwer werden, wenn die Roten so auftreten... hinten unsicher und nach vorne ohne planlos, zumal Hamburg sicher ähnlich kompakt steht hinten, dazu aber weniger Spieler als Paderborn bracht, die teilweise ein 8-0-2 spielten.
Der Schiedrichter hatte eine leichte Aufgabe, musste auch keine Karten verteilen. Allerdings schickte er den Paderborner Trainer auf die Tribüne und glänzte sonst nur durch seine roten Schuhe.
Die Verpflegung hatte übrigens ihr typisches Niveau. Mitte der Halbzeit waren die Bratwürstchen alle weg und die neuen mussten erst aufgelegt werden - dafür lagen da um die 20 Schinkengriller und verkohlten. Dann war en Brot und Brötchen noch alle - auf einmal gab es dann wieder welche, aber nur halbe, was bei Würstchen
im Brötchen aber etwas blöd ist. Die Getränkepreise hatten es auch wieder in sich, so dass eine Cola etc. teuerer wasren als der ermäßigte Eintritt.
Der "Stadonsprecher" wollte einem u. a. einen gewissen "Huschti" als Torschützen oder einen "Gaetän Kreeebs" als Einwechselspieler verkaufen. Eigentlich peinlich, wenn es selbst die eigenen Leute nicht hinkriegen, die Namen richtig auszusprechen.
Fazit: Für Hannover nicht mehr als ein Testspiel, bei dem das Ergebnis nebensächlich ist und Dieter Hecking hoffentlich mehr Erkenntnisse gewonnen hat, als es für mich ersichtlich war. Wäre ich nicht, sowieso in Hannover gewesen, hätte ich mir das Spiel auch schenken können.
P.S.: Vielleicht sei noch erwähnt, dass Hannover erstaunlich ruhig war. Nur ab und zu waren Kommandos zu hören (meistens durch Tarnat oder Vinicius). Paderborn hingegen war mündlich sehr aktiv und verschoben folglich richtig und machten die Räume eng. Wird da etwa zu wenig miteinander gesporchen???