Da tauri auf seinen alten Post verweist, ziehe ich ihn noch mal hoch. Finde ihn heute (fast) interessanter als damals.
Im Grunde habt ihr Aachener euch wohl damals den Charakter Eures Trainer-Heckings auch nicht so gut angesehen.
Ich fand in einem Forum aus Lübecker Zeiten über Hecking folgende Einschätzung:
ein damaliger Lübeck-Fan hat geschrieben:
Vom zwischenmenschlichen her eine absolute Grotte. In unserer Abstiegssaion ist unsere Mannschaft zerfallen. Es haben sich, wie schon gesagt, Grüppchen gebildet und es hat nichts mehr gestimmt im Team. Das hat Hecking nicht nur nicht zu vermeiden gewusst, sondern er hat selbst beachtlich dazu beigetragen!
Und auch der Vorworf der Treulosigkeit stimmt 100%ig. Wenn ich mich nicht irre ( habe jetzt nicht nachgeforscht ) ist er damals mitten in der Saison, oder besser kurz vor Saisonende von Verl zu uns gekommen. Hat gemerkt, dass dort nix mehr geht und hat alles fallen gelassen und ist zum VfB gewechselt, der kurz vorm Aufstieg stand ( den er nebenbei dann nicht geschafft hat ).
Solange alles gut läuft und seine Zukungft gut aussieht, hat er keinen grund euch zu verlassen. Sieht doch besser aus, mit Aachen aufzusteigen, als sich ins gemachte Nest zu setzen. Aber wartet mal ab, bis es mal wieder andere Zeiten gibt. Nicht ohne Grund fliegt ihm nach doch jetzt recht langer Zeit aus Lübeck noch immer so viel Abneigung und gradezu Hass entgegen."
Auch gab es damals in Lübeck offenbar eine erhebliche Grüppchenbildung. Dazu Lübecks damaliger Präsident Schütt im Interview:
Zitat:
LN: Wenn Sie auf die 14 Jahre zurück blicken: Hätten Sie im Nachhinein einiges anders machen sollen?
Schütt: Ja, ich kann mir eine gewisse Mitschuld am Abstieg 2004 vorwerfen. Ich habe Trainer Dieter Hecking vertraut, dass wir nicht absteigen. Später musste ich erfahren, dass es zwei Lager innerhalb der Mannschaft gab. Er hatte seine Lieblinge, die haben immer gespielt. Andere, die besser waren, saßen draußen.
LN: Wenn Sie das vorher gewusst hätten, wäre er dann rausgeflogen?
Schütt: Nein, aber ich hätte ihn mir zur Brust genommen."
Hecking hat sicher manche Stärken, aber wohl auch manche Schwächen. Ein Messias scheint er nicht zu sein. Seine Bilanz ist einfach durchwachsen. Lübeck hat er damals offenbar per Telefon aus Bad Nenndorf abgesagt.
Mehrfach hatte er als Trainer plötzliche Einbrüche, so auch mit Aachen in der einen Rückrunde. Mit Lübeck war er in der zweiten 2. Liga-Saison, wenn ich es richtig sah, die heimschwächste Mannschaft (nur vier von 17 Heimspielen gewonnen). Auswärts hatten sie aber auch viele Pleiten. Vor allem spielten sie gegen vermeintlich "Schwache" sehr schlecht. Zitat aus der Presse damals:
Zitat:
"Wieder haben die Grün-Weißen einen Abstiegskandidaten aufgebaut - nach Regensburg, Trier, Union Berlin und Osnabrück nun auch Burghausen."
"Der Existenzkampf hat begonnen", sagt jetzt auch Dieter Hecking. "Aber wir haben es selbst in der Hand, dem Abstieg zu entgehen."
Dabei wurde die Mannschaft in Lübeck eigentlich als recht stark eingeschätzt. Das sagten auch Spieler. Schließlich hat er auch noch einige Spieler dann nachträglich aus Lübeck weggeholt, bzw. wurde ihm dies vorgehlten.
Man sagte ihm sogar nach, er würde nie eigene Fehler zugeben. Hecking wetterte auch sehr gegen die Lübecker Presse (na dann man viel Spaß in Hannover-Madsack), sie würde zu negativ berichten, teils meckerte er auch sehr gegen Schiedsrichter. Weder in Lübeck noch in Aachen schaffte er in der ersten Saison den jeweiligen Aufstieg. Also trotz mancher Erfolge sollte man ihn auch nicht überschätzen.
Manche Details am Rande sind etwas kurios, so wurde er bei seinem ersten Bundesliga-Spiel als Spieler damals für wen eingewechselt? Richtig, für Ewald Lienen (sein Trainer war damals der noch etwas jüngere Jupp Heynckes).
Als Spieler ging es für ihn munter rauf und runter (mit Hessen Kassel und VFB Leipzig stieg er auch ab). Wie ein richtiger "Siegertyp" sieht die Biographie da nun wirklich nicht aus. Und bei Verl als Trainer scheint er halt ziemlich plötzlich abgesprungen zu sein zum Liga-Konkurrenten Lübeck. Also alles in allem eine sehr "gemischte Akte".
Hier noch ein paar nicht so schöne Zitate aus der Lübecker Zeit:
Zitat:
- Dieter Hecking (Trainer VfB Lübeck): "Unsere vielen Fehler zogen sich wie ein roter Faden durch die Rückrunde. Wir sind nicht heute abgestiegen, sondern das war einfach nur ein Spiegelbild der letzten 17 Spiele. Wir haben viele Chancen gehabt und einfach nicht genutzt."
- Jens Scharping (VfB Lübeck): "Das ist für mich der bitterste Augenblick meiner Karriere. Wir haben so eine starke Mannschaft, mit der man einfach nicht absteigen darf. Das müssen wir Spieler uns selbst voll ankreiden. Ich bin mit St. Pauli schon einmal von der ersten in die Zweite Liga abgestiegen, aber ein Abstieg in die Regionalliga ist viel schlimmer. "
- Carsten Wehlmann (Torwart VfB Lübeck): "Das ist einer der schlimmsten Momente meines Lebens."
Zum Schluß noch ein Stück Presse-Text zum Lübecker Abgang damals:
Zitat:
"Lübeck - Es war 11.30 Uhr, als gestern Mittag bei Geschäftsführer Jürgen Springer das Telefon klingelte. Dieter Hecking rief aus Bad Nenndorf an: "Jürgen, ich muss dir mitteilen, dass ich für eine weitere Trainer-Tätigkeit beim VfB nicht mehr zur Verfügung stehe."
Hoppla. Damit ist das Chaos auf der Lohmühle komplett. Zweitliga-Abstieg, kein einziger Spieler unter Vertrag - und jetzt fehlt auch noch die sportliche Leitung. "Der Ausstieg von Dieter Hecking ist für mich menschlich eine große Enttäuschung", sagte Springer. "Schließlich war er am Abstieg entscheidend mitbeteiligt."
Fast dreieinhalb Jahre war der 39-Jährige Chefcoach in Lübeck, führte den VfB 2002 in die Zweite Liga und stieg vor drei Tagen wieder ab. Warum geht er jetzt von Bord? "Es ist besser, einen Neuaufbau auch mit einem neuen Gesicht auf der Kommandobrücke zu beginnen", glaubt Hecking, der sich in erster Linie mit den Vorgaben nicht anfreunden konnte. "Vielleicht ist es von Vereinsseite richtig, zu sagen, dass der sofortige Wiederaufstieg kein Muss ist. Aber als ehrgeiziger Trainer kann ich das mit meinen Vorstellungen nicht vereinbaren. Außerdem wird es schwer, mit dem finanziellen Budget eine gute Mannschaft zusammen zu stellen."
Der Coach verschweigt auch nicht, dass ihm das vom VfB angebotene Gehalt "nicht gerade zum Jubilieren bringt".
So, jetzt erstmal genug dazu gegoogelt. Ich wage zu bezweifeln, ob der Mann wirklich so ein Wundermann ist. Ich tippe mal drauf, daß er mit Hannover 96
- manche Erfolge haben wird,
- aber auch erhebliche Probleme bei Heimspielen,
- einige unerwartet hohe Niederlagen gegen kleinere Teams,
- wenn wir Pech haben auch hier weitere Grüppchenbildung im Kader,
- und wenn es mal richtig gut läuft, irgendwann wieder ein plötzlicher, sehr heftiger Absturz mit Niederlagen-Serie,
- außerdem auch eine Neigung bei Hecking, Niederlagen auf andere zu schieben.
Und wer weiß, was wirklich passiert, wenn er nicht gleich zu Anfang hier Erfolg hat und die Hannover-Presse auf ihn niedergeht.
Vielleicht erleben wir irgendwann auch wieder seine flotte Wechsel-Seite, denn seine durchschnittliche Verweildauer war doch etwas schmal, die Vita ist von zahlreichen Wechseln geprägt, man kann fast schon sagen, von einigem Durcheinander. Mal sehen, was uns der "Hecking-Polizist" (das hat er ja als Beruf gelernt, sagt Wikipedia) nun beschert. Die Aachener sollten vielleicht auch nicht gar zu traurig drum sein. -
Hab' ich damals gelesen, aber nicht so sehr in meine Überlegungen einbezogen. - Wenn das mit der Grüppchenbildung und dem Aufstellen von "Lieblingen", obwohl andere - angeblich bessere - Spieler zur Verfügung standen, stimmt, dann allerdings steht uns noch einiges bevor.
Wollen wir es nicht hoffen.