Ein aus dem Hanke-Thread hierher verlegter Diskussionsstrang:
Soccerfriend hat geschrieben:
Tiburon hat geschrieben:
(...)
Skandal, die Rumpfelf - angesichts der Verletzungssorgen und -lokalitäten sogar doppelt sinnhaft - lässt sich also fit spritzen, um nicht am Hungertuch zu nagen. Eine zugegebenermaßen düstere Vision. Deshalb musste jetzt auch der Doc gehen, er hat die Leute einfach zu früh für gesund erklärt. Das wird auf Dauer teuer - und tschüß!
@ Tiburon.
Ziemlich heftige Unterstellung! Meiner Wahrnehmung nach ist es eher umgekehrt. Michael Tarnat z.B. hat sich beschwert, dass Kregehr ihm ein Spiel "geklaut" hätte , weil er ihn eben
nicht für gesund erklärt hat.
Auch die öffentlichen Aussagen des Mannschaftsarztes legen eher das Gegenteil nah. Auch heute wieder äußert er sich ziemlich deutlich zu Schlaudraff und Hanke und verweist darauf, dass manche Heilungsprozesse schlicht Zeit benötigen. Einem operativen Eingriff an Hankes Knie steht Kregehr offensichtlich auch skeptisch gegenüber. Jedenfalls betont er, dass eine OP nur
eine Option sei und dass eine Operation keinesfalls eine Garantie für Schmerzfreiheit darstelle. Er verweist sogar ausdrücklich darauf, dass viele Patienten nach einer solchen OP weiterhin Beschwerden haben.
Vielleicht musste Kregehr auch gehen, weil er seine ärztliche Verantwortung über Vereins- oder Spielerinteressen gestellt hat?
Jedenfalls finde ich derartige Unterstellungen zur Rechtfertigung von Kregehrs Kündigung absolut grenzwertig. Denn wenn wir schon wild spekulieren, dann könnte es auch das ganze Gegenteil richtig sein, nämlich dann, wenn Hochstätter, Hecking und Schmadtke ihrerseits den Mannschaftsarzt bedrängt hätten, zu früh "gesund zu schreiben", um bei den Aufstellungen variabler zu sein. Die Aufstellung von offensichtlich angeschlagenen Spielern durch Hecking haben wir in der letzten Saison mehrfach hier diskutiert. Letztlich entscheidet das der Spieler selbst, ob er einer Aufstellung trotz Beschwerden zustimmt oder nicht und ob er bei Beschwerden den Mannschaftsarzt informiert oder nicht. Und selbst wenn der Mannschaftsarzt ihn krankgeschrieben hat, ist damit nicht automatisch ausgeschlossen, dass der Spieler trotzdem aufläuft. Der Arzt hat damit dann aber nichts mehr damit zu tun. Die Verantwortung für die eigene Gesundheit muss jeder Spieler schon selbst übernehmen.
Allerdings ist der Druck auf den Spieler sicher hoch, wenn der Trainer ihm den Einsatz trotz Beschwerden nahelegt. Bei einem "Nein" würden diese Spieler schnell als Mimose abgestempelt - vor allem auch hier im Forum!
Auch weitere spekulative Szenarien im Spannungsfeld zwischen Vereinsinteressen und ärztlicher Verantwortung liegen auf der Hand. Ein Spieler, der über mehrere Wochen immer mal wieder ausfällt, sporadisch am Trainingsbetrieb teilnimmt, aber für die Spiele nicht einsatzfähig ist, ist aus Sicht des Managers eine finanzielle Belastung. Ein weniger verantwortungsvoller Manager wird unter finanziellem Druck dann vielleicht auch in Versuchung geraten, den Mannschaftsarzt um eine langfristige Krankschreibung "zu bitten", um die finanzielle Belastung an die Berufsgenossenschaft abgeben zu können.
Tiburon hat geschrieben:
Ist allerdings eine insteressante Frage, wann die sechs Wochen aufhören zu zählen und wann sie weiterlaufen...
Soweit ich weiß, ist die
ununterbrochene Dauer von 6 Wochen einer Erkrankung /Verletzung entscheidend. Erst danach wird das Gehalt durch die BG übernommen. Spieler, die am Training oder an Spielen teilnehmen - auch wenn es nur ein reduziertes Training ist - bleiben auf der Gehaltsliste des Clubs oder kehren im Moment der "Arbeitsaufnahme" wieder auf die Gehaltsliste zurück.[/quote]
kerze hat geschrieben:
@soccerfriend
Zudem müßte es wohl auch die gleiche Krankheit sein. Erst Knie, dann Mandeln, dann wieder Knie dürfte wohl die Zahlungsverpflichtung der Krankenkasse ausschließen.
Kuhburger hat geschrieben:
Soccerfriend hat geschrieben:
... Und selbst wenn der Mannschaftsarzt ihn krankgeschrieben hat, ist damit nicht automatisch ausgeschlossen, dass der Spieler trotzdem aufläuft. Der Arzt hat damit dann aber nichts mehr damit zu tun. Die Verantwortung für die eigene Gesundheit muss jeder Spieler schon selbst übernehmen. ...
Doch ist es. Der Spieler
verliert ggf. seinen Versicherungsschutz (-> Vorsatz) und der Arbeitgeber macht sich haftbar, wenn er dies zuläßt. - Ohne Gesundschreibung = keine Arbeit. Eherne Regel für alle Arbeitgeber und Angestellten.
96Sachse hat geschrieben:
Lieber Kuhburger nicht böse sein, hörst Du, es tut mir so leid, aber Du hast nicht Recht!
Juristisch und medizinisch gibt es den Begriff der " Gesundschreibung " nicht! Entweder die Arbeitsunfähigkeit wird verlängert, dann bleibst Du " krank, oder es wird nicht verlängert und Du bist arbeitsfähig, also gesund!
Im Grundsatz gilt auch, das ein Mitarbeiter / Angestellter während der Krankschreibung / Arbeitsunfähigkeit arbeiten darf, auch auf eigenen Wunsch, ohne den Versicherungsschutz zu verlieren! Die Regelung sagt aber ganz klar, das die Arbeit die Krankheit nicht verschlimmern darf!
Hier bist Du der Selben Mär erlegen, wie, das ein Kranker immer Zuhause sein muss. Ein Arbeitsunfähiger kann tun und lassen was er will, sofern sein Handeln und Tun nicht seine Krankheit verschlimmert, oder die Genesung behindert!
Kuhburger hat geschrieben:
Sachse, ich weiß, das es den Begriff der "Gesundschreibung" nicht gibt. Er diente der Abgrenzung. Du schreibst sehr richtig:
"Die Regelung sagt aber ganz klar, das die Arbeit die Krankheit nicht verschlimmern darf!" Nun, was meinst Du, wie diese Regel bei [b]körperlicher Höchstbelastung auszulegen ist?[/b] Klarheit verschaffen hier die Gerichte:
1.Der Arbeitgeber ist zumindest dann, wenn die Arbeitsunfähigkeit des Arbeitnehmers objektiv feststeht, dieses beiden Arbeitsvertragsparteien bekannt ist, der Arbeitnehmer aber sehendes Auges gleichwohl arbeiten will, aus seiner Fürsorgepflicht heraus verpflichtet, den Arbeitnehmer von dieser Arbeit abzuhalten.
LG Hamm (Az. 17 Sa 605/88)2. Die Grundregel lautet: Ein erkrankter Arbeitnehmer muss sich so verhalten, dass er möglichst bald wieder gesund wird. Wer also krankgeschrieben ist, darf seiner Arbeit nicht nachgehen. Andernfalls kann ihn der Arbeitgeber abmahnen und ihm im schlimmsten Fall sogar fristlos kündigen. Das hat das
Bundesarbeitsgericht in Kassel entschieden
(4.2.1999, Az. 2 AZR 666/97).
Das ist an Klarheit nicht zu überbieten, wie ich finde...
Und hier eine Auskunft eines Fachanwalts:
Zitat:
Wenn Sie der Auffassung sind, dass Sie vor dem von Ihrem Arzt angenommenen Zeitpunkt wieder arbeitsfähig sind, bestehen keine Bedenken, wenn Sie Ihre Tätigkeit wieder aufnehmen.
Ob dieser Schritt richtig ist, hängt letztendlich von der Art der Erkrankung ab. Ein Arzt ist in der Regel besser geeignet, zu entscheiden, wann Sie wieder arbeitsfähig sind, als Sie selbst. Der Arzt berücksichtigt unter Umständen bei der Dauer der Krankschreibung, dass auch eine gewisse Phase der Erholung nach Abklingen der Krankheitssymptome notwendig ist, um einen Rückfall zu vermeiden. Von daher sollten Sie Rücksprache mit Ihrem Arzt halten. Wenn Ihr Arzt Ihnen bestätigt, dass Sie auch vor dem in der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung angegebenen Zeitpunkt wieder die Arbeit aufnehmen können, bestehen auch aus medizinischen Gesichtspunkten hiergegen keine Bedenken. Arbeitsrechtlich und versicherungsrechtlich kann Ihnen kein Nachteil entstehen, wenn Sie der Auffassung sind, dass Sie wieder arbeitsfähig sind und dementsprechend Ihre Tätigkeit wieder aufnehmen. Lediglich in den Fällen, in denen Sie trotz Fortbestehen der Arbeitsunfähigkeit die Arbeit aufnehmen und dann eine Verschlimmerung eintritt bzw. wegen der Erkrankung ein weiterer Unfall eintritt, kann es zu Problemen mit der Versicherung kommen. Hier wird man Ihnen dann sicherlich ein Mitverschulden zusprechen müssen. Diese Situation dürfte allerdings sicherlich der Ausnahmefall sein, da kaum ein Arbeitnehmer in einem arbeitsunfähigen Zustand seine Arbeit wieder aufnehmen wird.
Hier der vollständige Link dazu:
http://www.hobsons.de/de/ratgeber-servi ... chreibung/... Übrigens bin ich vor ca. 10 Jahren von der Barmer als Arbeitgeber in Anspruch genommen worden, als ich einem Mitarbeiter
einfach nur geglaubt hatte, er sei vorzeitig "gesund geschrieben" worden...
96Sachse hat geschrieben:
Praxisfremd, tut mir leid!
Wir könenn uns jetzt Aktenzeichen um die Ohren hauen, in Deutschland darf man trotz Krankschreibung arbeiten, das ist Fakt!
Kuhburger hat geschrieben:
Mensch Sachse, das ist so nicht wahr. Am Schreibtisch vielleicht (mit 'nem Schnupfen), aber bereits nicht am Band, im Bergbau oder Maschinenbau und schon gar nicht als Hochleistungssportler, da kann bereits eine nicht ausgeheilte Verletzung zu dauerhafter Invalidität führen, wie wir bei Vale sehen konnten.
Und praxisfremd ist das schon gar nicht. Unsere Gerichte befassen sich ausschließlich mit Fällen aus der Praxis!
96Sachse hat geschrieben:
Wie ich sagte wir könnten..... tue ich jetzt nicht!
Im Fall Hannover 96 sieht es sowieso anders aus, zumindest was die Spieler als Angestellte angeht, hier wird es mit Sicherheit andere Auflagen geben. Auf der Geschäftstelle, der Greenkeeper und Mile sind davon schon nicht mehr betroffen. Es gibt da auch kleinerlei Berufsgruppen bei dennen und Andere bei dennen Regelungen nicht greifen!!! Das nur am Rande.
Und jetzt zurück zu 96! Ein Spieler läuft auf, wenn er sich fit fühlt und der Arzt nicht unbedingt Bedenken hat. Da wirken im Hintergrund wohl oftmals doch andere Kräfte....

Kuhburger hat geschrieben:
*Spekulatius an
Das nebenbei könnte eine Schwachstelle sein, die Joerch identifiziert hat: Dass nicht verhindert wurde, dass Spieler zu früh zurück kehren...
*Spekulatius aus
Soccerfriend hat geschrieben:
@ Kerze. Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob die Ursache für die Krankschreibung die gleiche sein muss, um in den Augen der BG als ununterbrochene Krankschreibung zu gelten. Bei Hanke steht die Entscheidung für eine Entfernung der Mandeln laut Presse aber in einem Zusammenhang mit dem Knie. Wenn ich es richtig verstanden habe, geht man davon aus, dass entzündliche Prozesse in den Gelenken auch durch entfernt liegende Infektionsherde wie z.B. häufig entzündeten Mandeln verursacht werden können. Aber da kann 1893 uns sicher aufklären.
@ Kuhburger. Das kann schon sein, dass der Spieler seinen Versicherungsschutz aufs Spiel setzt. Hier geht es aber nicht um abstrakte Regeln, sondern darum wie im Profisport damit umgegangen wird.
Wir alle haben erst kürzlich erlebt wie Arnold Bruggink auf dem Platz zusammengebrochen ist, weil er trotz Übelkeit in der 2. HZ auflaufen wollte, um die sowieso durch viele Verletzte geschwächte Mannschaft nicht noch mehr zu beuteln. Oder erinnern wir uns an das Hinrundenspiel gegen Leverkusen in der letzten Saison als die halbe Mannschaft krank auf dem Platz stand. Oder wie Robert Enke nach einer großen Kopfplatzwunde mit Turban weiterspielte. Oder Schlaudraff, der heute in der Presse zitiert wird, dass er einen Fehler nicht wiederholen werde, nämlich zu früh wieder einzusteigen etc. etc.
Viele hier im Forum haben sich ja schon darauf festgelegt, die Ursache für die Verletztenmisere in unserem Mannschaftsarzt zu sehen. Ich bin da anderer Meinung. Der Mannschaftsarzt steht erst am Ende einer Kette von Ereignissen und Versäumnissen. Eine vorbeugende Funktion kann ein Mannschaftsarzt, der nur bei Spielen und Trainingslagern anwesend ist gar nicht haben. Er ist auch nicht automatisch Hausarzt der Spieler (insbesondere wenn er kein Allgemeinmediziner, sondern Facharzt für Orthopädie ist) und von daher nur über das informiert, was er bei den Spielen sieht und was man ihm sagt. Seine Entlassung wird an den oben beschriebenen grundsätzlichen Problemen im Profisport nichts ändern. Jeder Spieler weiß eben wie schnell sein Stammplatz weg sein kann, wenn er ausfällt und ein Konkurrent diese Chance zu seinen Gunsten nutzt. Bei Robert Enke bekommen wir es doch derzeit zum zweiten Mal exemplarisch vorgeführt.
Tiburon hat geschrieben:
Soccerfriend, danke für deine Ausführungen
Ich wollte allerdings keine Unterstellungen verbreiten, sondern habe nur einen spontanen Gedanken geschrieben. Da ich mich mit den internen Begebenheiten nicht auskenne und auch sonst keinerlei Fakten vorweisen kann, halte ich mich mit Anschuldigungen und Verschwörungstheorien zurück.
Richtig ist allerdings, dass der Druck auf die Spieler segr groß sein dürfte. Es spielen neben dem Drängen des Trainers aber auch andere Faktoren (etwa die Angst, den Stammplatz zu verlieren oder nicht für die Nationalmannschaft nominiert zu werden) eine Rolle. Das könnte ich mir zumindest denken.
Letztendlich macht es die Summe der Ausfälle auch nicht leichter. Zumal - und jetzt sind wir bei Unterstellungen

- ich denke, dass jeder Sportler darauf brennt, eingesetzt zu werden und von sich aus schon möglichst oft/immer spielen möchte.
Kuhburger hat geschrieben:
Ich hatte gerade eben mit einem Freund, seines Zeichens Arzt (Facharzt für Allgemein- und Arbeitsmedizin, einige Jahre in England tätig gewesen), ein Gespräch über die Arztfrage bei den Roten und er hatte einige interessante Anmerkungen, die ich Euch nicht vorenthalten möchte.
Vorab vertrat er den Standpunkt analog 1893, dass eine "Ferndiagnose der Zustände" bei den Roten nicht möglich sei.
Allerdings seien einige Feststellungen zu treffen, da sie auch in Medizinerkreisen in Hannover durchaus diskutiert werden:
1. Es ist auffällig, dass die Krankheits- bzw. Genesungszeiten bei den Roten ungewöhnlich lang seien. Gerade dies würde unter Kollegen häufig diskutiert.
2. Kregehr sei Orthopäde und ein "ausgeschlafener" (auch aber nicht nur im Sinne von erfahrener) Mediziner.
3. Die Zusammenarbeit mit dem Annastift im Fachbereich Orthopädie sei ein Quantensprung, weil dieses Haus das Beste sei, was der Norden zu bieten habe und national - ja sogar international zur absoluten Spitze in Sachen Orthopädie gehöre. Besser geht nicht.
4. Allerdings mache Orthopädie nur ca. 30% der Anforderungen an einen Sportmediziner aus. Von daher sei zu fragen, wer zB die überaus wichtige Leistungsdiagnostik übernehme.
Fazit: Im Fachbereich der Orthopädie eine deutliche Verbesserung, aber die wichtige Frage bleibt: Wer übernimmt die anderen Disziplinen?
Übrigens meinte er, die Verbindung mit dem Annastift koste die Roten wenig bis nix, weil es für das Annastift eine gute Werbung sei, mit einem Bundesligisten zu kooperieren. - Interessant, wie ich finde.
nilsniermann hat geschrieben:
Kuhburger hat geschrieben:
Übrigens meinte er, die Verbindung mit dem Annastift koste die Roten wenig bis nix, weil es für das Annastift eine gute Werbung sei, mit einem Bundesligisten zu kooperieren. - Interessant, wie ich finde.
Schön, wenn ich sowas schreibe werde ich immer gleich für beKLOPPt erklärt.
Liegt wohl an meiner unbequemen vita.
aber vielleicht denken auch andere jetzt erstmal bevor sie was schreiben, ich nehme mir die zeit ja auch mittlerweile.
möchte in diesem zusammenhang nur an meine aussage bzgl. des HDZ aus bad oeynhausen erinnern in kooperation mit bmg und dem dhb!!!!!!